- OT: Republik Ã-sterreich verlangt von Ärzten Verletzung des hippokratischen Eides - sensortimecom, 06.09.2006, 18:20
- Re: Wieso Skandal? - MI, 06.09.2006, 21:14
- Re: Wieso Skandal? - sensortimecom, 06.09.2006, 21:20
- Re: Erfahrung im Familenumfeld - Baldur der Ketzer, 06.09.2006, 21:35
- Ich frage hier noch mal. Wer kann mir Auskunft geben? - sensortimecom, 07.09.2006, 11:55
- Re: Ich frage hier noch mal. Wer kann mir Auskunft geben? - Baldur der Ketzer, 07.09.2006, 12:31
- Re: Ich frage hier noch mal. Wer kann mir Auskunft geben? Vielen Dank an Baldur - sensortimecom, 07.09.2006, 12:46
- Re: Ich frage hier noch mal. Wer kann mir Auskunft geben? - Baldur der Ketzer, 07.09.2006, 12:31
- Re: Wieso Skandal? - MI, 06.09.2006, 21:14
Re: Erfahrung im Familenumfeld
-->Hallo,
ich kann mal einen authentischen Fall zum besten geben:
meine Oma war durch verschiedene Gründe altersdement und pflegebedürftig.
Ein Krankenhaus ist für solche chronischen Zustände nicht die richtige Einrichtung, dazu gibts da die Alten- bzw. Pflegeheime. Beiläufig Einrichtungen des apokalyptischen Schreckens aus meiner Sicht, solange ich noch 4 kg halten und einen Finger krümmen kann, mach ich lieber vorher etwas Lärm und Sauerei im Zimmer, aber ziehe einen Schlußstrich in restlicher Würde. Das ist einmal etwas unansehnliches, aber nicht jahrelang.
Jedenfalls, manchesmal hatte Oma einen lichten Moment, und da beklagte sie sich (nachvollziehbarerweise), sie war katholisch und gläubig, Herrgott, warum hast Du mich vergessen (hinüberzuholen) .
Das war durchaus markerschütternd. Sie war chronische Schmerzpatientin, weil sie sich laufend verschluckte und über Schmerzen in der Brust klagte, aber da sie nicht artikulieren konnte, was denn fehlte, ließ man sie halt - zwangsweise, und verständlicherweise - sitzen und jammern.
Frau X., Sie stöhnen? Tut Ihnen was weh?
Nein.
Aber Sie stöhnen doch...
Nein, tu ich nicht (stöhn, jammer)
Was tut Ihnen denn weh?
Es tut weh.
Wo denn?
Schweigen
Was tut Ihnen denn weh?
Nichts.
usw.
Was soll man da machen, außer Gänsehaut zu kriegen......ärztlicherseits war keine Diagnose zu bekommen, weil sie, Murphy und Zahnarztphänomen sei Dank, in der Klinik nie faßbare Beschwerden hatte.
Gut. Manchesmal bekam sie ihre hoffnungslose Situation mit (das Stöhnen der mit im Zimmer liegenden Nachbarin krieg ich schon gar nicht mehr mit, ich weiß, es nervt mich auch, aber was soll ich denn machen), und fünf Minuten später fragte sie, mit fast 90, wie es denn ihren Eltern daheim ginge.....ihre Familenangehörigen erkannte sie auch nicht mehr.
In solchen Momenten schüttelt man sich (von den Vorkommnissen, als sie ihren Windelinhalt in Zimmer und Gang herumwarf, will ich jetzt nicht ausführlich anfangen zu berichten), und frägt sich allen Ernstes schon, was das noch für einen Sinn macht. Beiläufig 6.000 Mark pro Monat im Doppelzimmer.
Ein paar Mal ging es zu Ende, sie hatte einen solchen Tiefschlaf, daß man sie nicht mehr wecken konnte, trank und aß nichts mehr. Woraquf man sie mit Blaulicht und Sirene in die Klinik karrte, und dort an den Tropf hängte, bis sie nach ein paar Tagen wieder zurück in ihrem Elend war.
Sinn? Den gibts nicht. Nicht so.
Wer pflegebedürftige Angehörige hat, wird mir beipflichten, das ist ein Thema, daß nur im Tabubereich erörtert werden kann. Und nicht außerhalb. Denn da findet es nicht statt.
Oma war also sechs Jahre lang in diesem Zombiezustand. Besuchte man sie, brauchte man hinterher einen Schnaps, oder auch mehrere, und eine halbe Stunde, um wieder in die Gegenwart zurückzufinden.
Nochwas privates: Omas Schwester war Pfarrersköchin. Im alter ebenfalls Pflegebedürftig, aber nicht hospitalisiert, nicht im Pflegeheim. Das ging ambulant, aber den Geruch von altem, lang schon zersetztem und reichlichen Urin in allen möglichen Einrichtungsgegenständen mußte man abkönnen, um dort einen Besuch auszuhalten.
Als es dem Ende entgegen ging, kam sie ins Krankenhaus, und die Ärzte vermuteten, es könne zu einer längeren Pflegebedürftigkeit führen.
Was tat die liebe christlich-brav-katholische Großtante? Sie vermachte einen Großteil ihrer Barschaft noch schnell der Kirche, bevor........denn Rest hätten dann ja die doofen Steuerzahler sozialtransferrend beigesteuert. Da die Ärzte ihren Geisteszustand in Zweifel zogen, war es möglich, einen Teil davon anzufechten und die Kosten noch aus ihrem Vermögen zu decken. Aber im Kirchenblatt wurde das mißbilligend-.abschätzig kommentiert, und der Schwarzkittel vermied es bei der beisetzung, den nächsten Angehörigen zu kondolieren. Gut, konnten wir alle gerne drauf verzichten.
Leute, das ist der Irrsinn pur.
Und wenn sich die wirtschaftliche Lage weiter verschärfen sollte, ist das niemandem mehr vermittelbar, wieso sie zur Aufrechterhaltung der lebensfunktionen von Untoten zahlen sollen, die weder ihre Umwelt noch erkennen, noch sonst in irgendeiner Weise selbst mehr überlebensfähig sind.
Grausam? Nein - ehrlich.
Beste Grüße vom Baldur
P.S.: die Stories, als Oma aus dem Heim abhaute und im Dorf desorientiert mit ihrem Rollstuhl umhergurkte, oder ihre Aufzugfahrt in den Keller, der Sturz die Treppe runter mit Beckenbruch, der problemlos ohne Komplikationen verheilte, das sind nur kleine, zusätzliche Episoden, die den tangierten Personen noch heute Bluthochdruck verursachen, wenn sie bloß dran denken......ihre Tochter, nein, die erkannte sie nicht mehr, wer ist das?.....
uuuaaaaahhhhhhh

gesamter Thread: