- Nettolohn und Sozialstaat - eine Modellrechnung - Buchenberg, 14.09.2006, 15:33
- Fehler in der Modellrechnung - Merlin, 14.09.2006, 16:24
- Re: Sorry, hab ich verkürzt/unklar ausgedrückt - Buchenberg, 14.09.2006, 17:15
- Danke (o.Text) - Merlin, 14.09.2006, 18:33
- Re: Sorry, hab ich verkürzt/unklar ausgedrückt - Buchenberg, 14.09.2006, 17:15
- Danke auch für die interessanten Links! (o.Text) - Golden Boy, 14.09.2006, 18:49
- Re: Nettolohn und Sozialstaat - eine Modellrechnung - Inge, 14.09.2006, 20:18
- Das deckt sich soweit mit der Steuer- und Abgabenlast - FOX-NEWS, 15.09.2006, 06:54
- Fehler in der Modellrechnung - Merlin, 14.09.2006, 16:24
Nettolohn und Sozialstaat - eine Modellrechnung
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<font color=green>Im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war ein Lohnbezieher pro Familie normal. Der Durchschnittslohn musste also für drei, vier oder mehr Menschen reichen. In dieser Zeit wurde der Lohn mehr oder minder brutto = netto ausgezahlt. Diese Gesamtlohnsumme gelangte (fast) ohne Abzüge in die Hände der Lohnarbeiter, die eigenständig dieses Geld unter die Familienmitglieder verteilten. Inzwischen ist an die Stelle des früheren"Familienlohns" ein"Individuallohn" getreten, der durch staatlich-bürokratische Transfers ergänzt wird. Welche Wirkungen das auf die Lohnhöhe/Lohnkosten und auf das Einkommen der Menschen außerhalb des Lohnverhältnisses hatte, wird hier modellhaft skizziert.
</font>
<center>Lohnmodell 1) - 18. Jh. u. 1. Hälfte 19.Jh.</center>
<center>Alleinverdiener ohne Bruttolohnaufschlag. Ein Lohn muss für die Familie reichen.</center>
Angenommen es gibt 50 aktive Lohnarbeiter mit 150 Familienmitgliedern.
Der Lohn für die 50 aktiven Lohnarbeiter muss reichen für den Unterhalt von 200 Personen. Es gibt keine staatlichen Transfers.
Eine Gesamt-Lohnsumme von meinetwegen 200 Euro wird brutto = netto an die 50 aktiven Lohnarbeiter ausgezahlt. Der Tageslohn ist 4 Euro.
Die gesamte Lohnsumme gelangt in die Hände der Lohnarbeiterklasse und wird von ihr selber verwaltet. Jedes Mitglieder der (aktiven plus inaktiven) Lohnarbeiterklasse hat durchschnittlich 1 Euro pro Tag.
Die Tages-Lohnkosten der Kapitalisten sind 200 Euro. Sie erhalten dafür 50 Arbeitstage. Ein Arbeitstag kostet die Kapitalisten 4 Euro.
<center>Lohnmodell 2) zweite Hälfte 19. Jh.</center>
<center>Frauen (und anfangs auch Kinder) werden in die Lohnarbeit gezwungen.</center>
Es gibt nun 100 aktive Lohnarbeiter mit 100 Familienmitgliedern. Es gibt keine staatlichen Transfers.
Durch die Mitarbeit von Frauen und Kindern sinkt der Durchschnittslohn. Der Durchschnittslohn beträgt nun 3 Euro. Die Tageslohnsumme steigt von 200 auf 300.
Die Lohnsumme von 300 wird brutto = netto an die 100 aktiven Lohnarbeiter ausgezahlt. Die gesamte Lohnsumme gelangt in die Hände der Lohnarbeiterklasse und wird von ihr selber verwaltet.
Jedes der 200 Mitglieder hat nun 1,5 Euro pro Tag zu leben, 50 Prozent mehr als im Modell 1).
Die Kapitalisten erhalten für eine gestiegene Lohnsumme von 300 Euro 100 Arbeitstage statt wie bisher 50 Arbeitstage. Bei einem eventuellen Abzug für niedrigere Produktivität von Frauen/Kindern bleiben vielleicht noch 90 Arbeitstage der bisherigen Produktivität.
Jeder Arbeitstag kostet die Kapitalisten jetzt 3,33 Euro statt wie bisher 4 Euro.
<center>Lohnmodell 3) zweite Hälfte 20. Jh. bis heute.</center>
<center>Sozialstaat, Trennung von Brutto und Netto.</center>
Wie im Modell 2 gibt es 100 aktive Lohnarbeiter und 100 inaktive Mitglieder.
Im Modell 2 hatte jedes der 200 Mitglieder 1,5 Euro pro Tag zu leben. Nun wird der Lohn der aktiven Lohnarbeiter auf 2 Euro pro Tag erhöht. Diese Lohnsumme von 200 Euro wird als Nettolohn an die aktiven Lohnarbeiter ausgezahlt. Außerdem zahlen die Kapitalisten noch 50 Euro als"Bruttolohn" in den"Sozialstaats-Fonds" der Staatsbürokraten, die dieses Geld an die 100 Mitglieder ohne Lohneinkommen verteilen.
Im Lohnmodell 2) hatten alle Mitglieder 1,5 Euro pro Tag zur Verfügung. Nun ist der Lohn für aktive Lohnarbeiter um ein Drittel auf 2 Euro gestiegen. Der Tagessatz für die inaktiven Mitglieder ist aber von 1,5 Euro auf 0,5 Euro gefallen. Die Gesamtlohnkosten der Kapitalisten ist ebenfalls von 300 auf 250 Euro gefallen. Ein Arbeitstag kostet die Kapitalisten statt 4 Euro im Modell 1) und 3,33 Euro im Modell 2) nur noch 2,5 Euro.
Die staatliche Verwaltung der Einkommen für Mitglieder außerhalb des Lohnverhältnisses kommt die Kapitalisten billiger. So hartleibig und geizig wie die Sozialbürokraten gegenüber akuten Notlagen auftreten, so geizig und hartleibig könnten Lohnarbeiter in der Masse unmöglich gegenüber Mitglieder der eigenen Familie/Verwandtschaft/Bekannten sein.
Das ist die Wirkungsweise des Sozialstaats: Er senkt durch Verknappung von Transfers außerhalb des Lohnverhältnisses und durch Spreizung der Lohn- und Sozialeinkommen die Lohnkosten der Kapitalisten und zwingt immer mehr Menschen in Lohnverhältnisse.
Auf diese Sozialleistungen sollen wir stolz sein?
Für diesen Sozialleistungen sollen wir dankbar sein?
<center>Links:[/b]
Die Sozialstaatslüge. Zur Politischen Ã-konomie des Sozialstaats
<a href=http://www.marx-forum.de/geschichte/deutschland/staatskritik.html>Wem dient unser Staat?</a>
<a href=http://www.marx-forum.de/geschichte/deutschland/arbeitsamt.html>Fallbeispiel Arbeitsamt</a>
<a href=http://www.marx-forum.de/geschichte/deutschland/jobmisere.html> Jobmisere: Politische Ã-konomie des Jobangebots</a>
<a href=http://www.marx-forum.de/geschichte/deutschland/bankrott.html> Bankrott des Sozialstaats</a>
<a href=http://www.marx-forum.de/geschichte/deutschland/klassen.html> Rückkehr der Klassengesellschaft </a></center>[/b]
Gruß Wal Buchenberg, 14.09.2006.

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