- Einige interessante Details der Berliner Wahl - Spartakus, 18.09.2006, 07:19
- Deine vergessenen Details zu der Berliner Wahl! - prinz_eisenherz, 18.09.2006, 08:59
- Frage an den Wahlhelfer - fridolin, 18.09.2006, 09:21
- Antwort an den Kunden, mit einem Bein in der Wohnungstür, zum Garten unterwegs:) - prinz_eisenherz, 18.09.2006, 09:51
- nun ja - Amstrand, 18.09.2006, 09:28
- Mensch Amstrand... - prinz_eisenherz, 18.09.2006, 09:59
- Re: Mensch Eisenherz... - Amstrand, 18.09.2006, 10:47
- Mensch Amstrand... - prinz_eisenherz, 18.09.2006, 09:59
- Re: Deine vergessenen Details zu der Berliner Wahl! - Spartakus, 18.09.2006, 10:18
- Hier noch der Nachschlag, von dir so gewollt. - prinz_eisenherz, 18.09.2006, 17:40
- Frage an den Wahlhelfer - fridolin, 18.09.2006, 09:21
- McPom: NPD 38% in Postlow - Taktiker, 18.09.2006, 12:33
- Wow, die 55 Postlower Outsider... - Kasi, 18.09.2006, 13:41
- Re: McPom: NPD 38% in Postlow - Spartakus, 18.09.2006, 14:06
- Re: @Spartakus - Baldur der Ketzer, 18.09.2006, 14:38
- Danke (k.T) - Spartakus, 18.09.2006, 14:52
- Vielleicht sollte ich doch nicht Schweigen - Spartakus, 18.09.2006, 15:34
- Re: Vielleicht sollte ich doch nicht Schweigen - Baldur der Ketzer, 18.09.2006, 16:58
- @Baldur: Gut, dass du nicht schweigst! - Josef, 18.09.2006, 20:50
- Re: Spartakus - - Elli -, 18.09.2006, 18:36
- Re: Vielleicht sollte ich doch nicht Schweigen - katzama, 19.09.2006, 01:19
- Re: Vielleicht sollte ich doch nicht Schweigen - Baldur der Ketzer, 18.09.2006, 16:58
- Re: @Spartakus - Baldur der Ketzer, 18.09.2006, 14:38
- Re: McPom: NPD 38% in Postlow - Abstimmung an der Urne = Volkes Wille - Nachtigel, 18.09.2006, 14:19
- Re: McPom: NPD 38% in Postlow - Inge, 18.09.2006, 14:47
- Re: So schliesst sich der Kreis - Tassie Devil, 19.09.2006, 17:33
- Deine vergessenen Details zu der Berliner Wahl! - prinz_eisenherz, 18.09.2006, 08:59
Re: Deine vergessenen Details zu der Berliner Wahl!
-->Lieber Prinz Eisenherz, ich muß Dir leider Widersprechen und natürlich auch Respekt für Deine ehrenamtliche Tätigkeit zollen.
Ich versuche mal meine Antwort lesbar zu strukturieren, auf jeden Satz zu antworten ergibt imho nur unleserliches Zeug.
ich bin noch aktiver Berliner und auch dieses Jahr wieder, aus Überzeugung, als Wahlhelfer bei der Wahl tätig gewesen. Ich bin stolz! darauf bei einer solchen Wahl mein Ehrenamt ausüben zu dürfen. Es gab Zeiten, da habe ich mich auch so selbstgefällig über eine demokratische Wahl geäußert, wie du und die meisten anderen hier im Forum auch. Die Selbstgefälligkeit kommt immer nur indirekt in das Gehschreibe mit herein. In der letzten Zeit über das Problem der Nichtwähler, so als ob eine geheimnisvolle Macht die Wahlberechtigten hier in der Stadt gewaltsam am Wählen hindern würde.
Da schätzt Du mich vollkommen falsch ein, ich halte demokratische Wahlen für eine der größen Errungenschaften der letzten 400 Jahre und die Zeiten wo ich nicht mehr wählte, weil ich der Meinung war sie ändern eh nichts, die sind lange vorbei. Wenn ich selbstgefällig klinge, so liegt dies in meinem Naturell, es ist keine Absicht. Was ich allerdings anprangere, eine Wahlbeteiligung von 60% kann ich als demokratischen Meinungsprozeß nicht akzeptieren. Hier sehe ich jedoch bei den Parteien weniger"Schuld" als bei den Medien, aber das auszuführen, führt sicher zu weit.
Ich sage dir, nicht die Einflüsse von Außen sind der Grund der niedrigen Wahlbeteiligung, sondern die gleichgültigen, die desinteressierten, die aus selbstverschulden dumm gebliebenen Bürger, die verbreitete Rummelplatzmentalität bei einer anderen, eiiner neuen Generation an Bürgern, das schnelle, das anstrengungslose Freizeitvergnügen, das sind die Gründe und noch viele andere fadenscheinige bei den Bürgern in dieser Stadt. Die Nichtwähler haben ihren Fehler selbst gemacht.
Ich habe Dich da etwas gekürzt, weil Du imho auch zu weit gehst. Letztlich betrachte ich persönlich eine Wahl wie vieles andere, wer sich wie ein Schaf verhält, darf sich nicht wundern wie ein Schaf behandelt zu werden. Wem das Spektrum nicht reicht, der kann eine eigene Partei gründen und sei es die Piratenpartei oder die APPD. Ich sehe das durchaus mit Wohlwollen, denn alles ist besser als die von Dir zu Recht angeprangerte Gleichgültigkeit. Ich stimme Dir da in vielem zu, anderes ist mir etwas zu radikal, nichtsdestotrotz gefällt mir mein Vorschlag die entsprechenden Sitze leer zu lassen ungemein. Denn es bliebe der symbolhafte Vorwurf, warum erreicht man diese Menschen nicht mehr. Für den Alltag hätte es eh keine Bedeutung, aber mir wäre es durchaus wichtig, denn Demut ist eine fast vergessene Tugend. Einzig auf die Medien könnte ich Tag und Nacht dreinschlagen, aber als Chomsky-Adept ist das vermutlich normales Verhalten und ich habe kein Problem damit eine 1% Minderheit zu sein und den Mehrheitswillen zu akzeptieren.
Und sich einen solchen gesellschaftspolitischen Fortschritt durch Nichtbeteiligung selbst zu zerstoren und dieses passiven Ruinieren auch noch mit einer Neuverteilung in den Parlamenten belohnen zu wollen, wie du es vorschlägst, für diese gefährlich Faulheit der Nichtwähler, das wäre tatsächlich der Weg in die Selbstabschaffung der letzten bürgerlichen Freiheiten in Deutschland.
Es gibt keine bürgerlichen Freiheiten mehr in Deutschland. Ich bin ein relativ unpolitischer Mensch, zumindest die Innenpolitik interessiert mich gegen Null. Was jedoch Freiheiten angeht, damit ist Schluß. Eine Entwicklung die meiner Meinung nach, keine 5% der Gesellschaft derzeit verstehen, weil die Materie komplex ist. Wir stehen vor einem Überwachungsstaat gegen den Orwells Visionen oder die bisherigen Auswüchse einfach Kinderkram sind.
Vorratsdatenspeicherung, TCPA, DRM, Mautdaten, Handyüberwachung, Gesundheits-chip, Abgleich von Datenbanken, für die meisten Leute Bücher mit 7 Siegeln. Wenn das real wird, die Konsequenzen kann ich mir nicht mal als Informatiker ausmalen, ich weiß nur, dass es eine Welt sein wird in der ich nicht mehr leben möchte. Aber ich bin auch kein Aufklärer, da bin ich egozentrisch, wenn die Masse ihren Überwacher wählt, soll sie ihn bekommen. Mein Verdacht geht dahin, dass die meisten Menschen einfach spüren was vor sich geht, auch wenn sie es nicht artikulieren können und sich abgeschottet haben. Daher rührt sicherlich auch teilweise die hohe Nichtwählerquote, neben der banalen Erkenntnis von der realen Politik nicht mehr vertreten zu werden. Aber letztlich ist es müßig in den Motiven von Nichtwählern herumzustochern, zur Kenntnis, auch in den Parlamenten sollte man dies imho jedoch nehmen. Alles andere ist Selbstlüge.
Ein zweites:
Ich kann es dir natürlich nicht verbieten, nur ich weise deine andressierte OST - West- Scheinerklärung zurück. Besonders die ehemaligen aus der SBZ in der Stadt, die haben einen verhängnisvollen Hang sich als eigenständige Einheit zu solidarisieren. Ich könnte jetzt dazu lange spekulieren, aber auch dazu sage ich dir, dein Verstand sollte es dir melden, das es keine zwei Stadtteile mehr gibt.
Verzeih mir, dass ich Dich wieder einmal kürze, Spekulationen und Mutmaßungen streiche ich um der Leserlichkeit einfach mal heraus, wenn ein Punkt wichtig sein sollte, kannst Du ihn ja wieder hervorholen.
Du liegst auf mich bezogen wieder einmal so falsch, es ist direkt erschütternd. Aber zum Glück kann man sowas ja klären ;)
Ich bin West-Berliner (aus Charlottenburg) Bj70 und bin mit 21 Richtung West-Deutschland abgezogen, nach einigen Jahren West-Deutschland und Portugal bin ich nach Ost-Berlin gezogen. Dort habe ich 5-6 Jahre gelebt und vor allem gearbeitet, ich habe ein Ausbildungssystem für Automatisierungstechnik programmiert und vor Ort vertrieben und kenne daher Ost-Deutschland so genau wie wenig mir bekannte Menschen. Obwohl ich seit Jahren in Bayern wohne, ist meine Frau auch waschechte Brandenburgerin aus der Lausitz. Mir zu erzählen ich könnte das Ost/West-Verhältnis nicht einschätzen ist ein Hohn, ich kenne bis auf sehr, sehr wenige Ausnahmen niemanden der meinen Erfahrungsschatz besitzt. Lücken habe ich in der Peripherie von Thüringen und Sachsen.
Nebenbei verlege, bzw. Schreibe und Redigiere ich derzeit mehrere Bücher, darunter die Autobiographie meines sehr ungewöhnlichen Schwiegervaters, der die DDR aus sehr interessanten Perspektiven kennt. Ebenso war der Vater meiner Ex-Mitbewohnerin Mitglied des ZK der SED und ich hatte lange überlegt ein Buch über ihn zu schreiben. Nebenbei schreibe auch die Autobiographie einer 85-jährigen Frau der Münchener"Gesellschaft", als Kontrapunkt und westlicher Ergänzung zu den geschichtlichen Vorgängen.
Es mag sein, dass ich den Kontakt zu West-Berliner Befindlichkeiten verloren habe, meine Mutter und alte Freunde sind immer noch meine beste Informationsquelle, doch mein Leben hat sich in den letzten Jahren abgesehen von meiner neuen bayrischen Heimat doch durchgehend in Ostdeutschland abgespielt. Zu leugnen, dass es nach wie vor ein getrenntes Berlin gibt, ist für mich schlicht Realitätsverweigerung. Und das beschränke ich keineswegs auf die Hauptstadt, dass betrifft die Provinz fast noch stärker.
Ich habe in Westphalen, in Baden oder Bayern gewohnt, die Unterschiede sind marginal im Verhältnis zu den Unterschieden zwischen Brandenburg und jedem beliebigen Westland. Oder den Unterschieden zwischen Ost und Westberlin. Das zu leugnen, zeugt für mich nur von blanker Unkenntnis. Um keine Zeit zu verschwenden, ich glaube Du hast keinerlei Ahnung vom Denken der Menschen im Osten.
So, ansonsten kann ich nur sagen, wer von den Berliner Bürgern bei dieser Wahl nicht die richtige Partei auf den Frühstückstisch serviert bekommen hat, bei den Zweitstimmen, geschätzt ca. zwanzig Parteien, dem ist nicht mehr zu helfen und der darf sich nicht wundern, wenn er eines nicht so fernen Tages entweder nur noch eine Partei ankreuzen muss oder gar keine Partei mehr wählen darf.
*Amen*, das halte ich für ein passendes Schlußwort.

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