- ... und noch 'en Crash: Der Rohstoff-Crash - certina, 28.09.2006, 14:18
... und noch 'en Crash: Der Rohstoff-Crash
--> Crash - Angst am Rohstoffmarkt
<font size="4">Rätselraten um Rohstoff-Rallye </font>
Nach esorbitanten Kursverlusten bei Ã-l- und Minentiteln ging' nun die Angst vor einem Crash um. Manche Beobachter zögen bereits Parallelen zum Platzen der New-Economy-Blase. Viele Experten glauben aber weiter an den Superzyklus, weiss die Tagespresse zu berichten.
Gibt es eine gigantische Spekulationsblase an den Energie- und Metallmärkten? Und wenn ja, sei diese im Begriff zu platzen? Niemand ohne prophetische Gaben könne diese Fragen mit Sicherheit beantworten. Fest stehe, dass Rohstoffenthusiasten in den vergangenen Wochen sehr viel Geld verloren haben. Fest stehe auch, dass in der Finanzwelt die Angst vor einem Rohstoff-Crash um sich greife. Seit der Amaranth-Pleite würden die Risiken, sich auf diesem Markt zu verspekulieren, wieder verstärkt wahrgenommen", führe beispielsweise Sandra Ebner von der Deka Bank aus. Der US-Hedgefonds hatte durch eine missglückte Spekulation auf Erdgas binnen kurzer Zeit sechs Mrd. Dollar in den Sand gesetzt.
Doch nicht nur große Akteure hätten schmerzliche Verluste eingefahren, sondern auch Privatanleger, die oft erst spät auf den Rohstoffzug aufgesprungen seien. Wer sich Anfang August ein eher unverfängliches Index-Zertifikat auf den Goldman Sachs Commodity Index ins Depot gelegt hätte, hätte bis heute ein Fünftel des eingesetzten Kapitals verloren - plus Transaktionskosten. Auch mit Ressourcenfonds seien Investoren schlecht gefahren:
Das renommierteste Portfolio, der 5,7 Mrd. Dollar schwere Merrill Lynch World Mining, hat Besitzern in den vergangen zwei Monaten ein Minus von 9,3 Prozent eingefahren, der Schwesterfonds Merrill Lynch World Energy (seinerseits 4,8 Mrd. Dollar schwer) habe sogar 16,5 Prozent eingebüsst.
Und manche Beobachter zögen bereits Parallelen zum Platzen der New-Economy-Blase. Auf dem Rohstoffmarkt sähe man derzeit ein ganz ähnliches Herdenverhalten wie damals bei Technologiewerten, stelle Andreas Hürkamp von der Landesbank Rheinland-Pfalz fest. Vor allem zwei Faktoren machten den Strategen zum Skeptiker: Zum einen sei bei verschiedenen Metallen und Energieträgern viel spekulatives Kapital unterwegs, welches - losgelöst von den Fundamentaldaten - die gleichen Übertreibungen mit sich bringe wie damals. Zum anderen betrügen die Marktpreise vieler Rohstoffe das Zwei- bis Dreifache der Herstellungskosten, was auf eine Überbewertung hindeute.
Das liessen die Verfechter des"Superzyklus" natürlich nicht auf sich sitzen. Die jüngste Korrektur habe die Preise für Industriemetalle gar nicht so stark betroffen, betone so Merrill-Lynch-Fondsmanager Evy Hambro. Nur die Aktienkurse der zyklischen Minenunternehmen seien aus Angst vor einer stärkeren konjunkturellen Abkühlung unter Druck gekommen. Letztlich werde der Markt erkennen, dass die Nachfrage nach Metallen und so die Gewinne der Bergwerkskonzerne hoch bleiben werden, sei er überzeugt. Dann würden sich auch die Notierungen von BHP Billiton, Rio Tinto & Co. erholen. Der Meinung sei auch Goldman-Sachs-Stratege James Gutman, für den kein Ende des Metallboom abzusehen sei: Die Produktion könne mit der Nachfrage langfristig nicht mithalten. Andere Beobachter argumentierten, die Gold- und Silber-Notierungen hätten bereits einen Boden gefunden.
Deka-Expertin Ebner halte auch den jüngsten Preisverfall beim Rohöl nur für einen Ausreißer: Aktuell erlebten wir eine Gegenreaktion zu den Preisspitzen vom Sommer. Die Korrektur würde durch eine saisonale Nachfrageschwäche verstärkt. Noch Mitte Juli hatte der Ã-lpreis bei 78,40 Dollar pro Fass ein Rekordhoch markiert. Damals wäre nahezu jedes Negativszenario von weiteren Förderausfällen durch Hurrikans bis zu einer Zuspitzung des Iran-Konflikts eingepreist gewesen Aktuell sei hingegen das Gegenteil zu beobachten. Den Ausfallrisiken bei der Ã-lförderung werde nicht genug Beachtung geschenkt.
Auffällig sei indes, dass gerade Strategen, die den Rohstoffboom frühzeitig vorhergesagt hätten, eine defensivere Erwartungshaltung eingenommen hätten: So prognostiziere zum Beispiel Michael Lewis von der Deutschen Bank, dass sich der Ã-lpreis in den nächsten Jahren Richtung 45 Dollar pro Barrel bewegen könne: Eine Abkühlung der Weltkonjunktur würde vor dem Hintergrund einer Ausweitung der Ã-lproduktion genau diesen Effekt haben, und die noch vor Wochen von vielen Rohstoff-Gurus beschworenen 100 Dollar pro Fass scheinen indes momentan in weite Ferne gerückt.

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