- Zur Geschichte der NS-Konzentrationslager - Buchenberg, 10.10.2006, 07:31
- Re: Zur Geschichte der NS-Konzentrationslager - wal - nereus, 10.10.2006, 11:10
- Re: Bild stammt aus den Dokumenten des Nürnberger Prozesses. (o.Text) - Buchenberg, 10.10.2006, 13:02
- Re: IMT sagt von sich selbst, daß es an Beweisregeln nicht gebunden war (o.Text) - Tempranillo, 10.10.2006, 13:59
- Re: Bild stammt aus den Dokumenten des Nürnberger Prozesses. - Wal - nereus, 10.10.2006, 14:41
- Re: Bilder - nereus - Baldur der Ketzer, 10.10.2006, 14:56
- Re: Bildfaelschung - Tassie Devil, 10.10.2006, 17:03
- Re: Bilder - nereus - apoll, 10.10.2006, 23:55
- Re: Tragödie des Krieges - Holmes, 11.10.2006, 10:04
- Re: Auch 'Dokumente' haben so ihre Tücken - dottore, 11.10.2006, 14:17
- Re: Auch 'Dokumente' haben so ihre Tücken - dottore - nereus, 11.10.2006, 15:51
- Ich finde es erstaunlich - XERXES, 11.10.2006, 15:55
- Re: Ich finde es erstaunlich - dottore, 11.10.2006, 16:53
- Re: Auch 'Dokumente' haben so ihre Tücken - dottore - Holmes, 11.10.2006, 18:51
- Re: Bilder - nereus - Baldur der Ketzer, 10.10.2006, 14:56
- Re: Bild stammt aus den Dokumenten des Nürnberger Prozesses. (o.Text) - apoll, 10.10.2006, 23:50
- Re: Bergen-Belsen (o.Text) - dottore, 10.10.2006, 17:43
- Re: Bergen-Belsen (o.Text) - dottore - nereus, 10.10.2006, 22:12
- Re: Bergen-Belsen (o.Text) - dottore - apoll, 10.10.2006, 23:48
- Re: Bergen-Belsen (o.Text) - apoll - nereus, 11.10.2006, 07:49
- Re: Bergen-Belsen (o.Text) - dottore - apoll, 10.10.2006, 23:48
- Re: Bergen-Belsen (o.Text) - dottore - nereus, 10.10.2006, 22:12
- Re: Bild stammt aus den Dokumenten des Nürnberger Prozesses. (o.Text) - Buchenberg, 10.10.2006, 13:02
- Re: @Wal: Findest du die Quelle nicht etwas einseitig? (o.Text) - - Elli -, 10.10.2006, 12:37
- Re: @Elli: Was kommt dir an der Quelle einseitig vor? (o.Text) - Buchenberg, 10.10.2006, 12:59
- Re: @Wal: Was erwartest du von vom Staat bezahlten Gutachtern? (o.Text) - - Elli -, 10.10.2006, 14:04
- @Elli. Bezahlte Gutachten. Das ergibt vielleicht einen Verdacht, keinen Beleg (o.Text) - Buchenberg, 10.10.2006, 14:14
- Re: @Wal: Eben! (o.Text) - - Elli -, 10.10.2006, 14:51
- Re: @Elli: Eben? - Buchenberg, 10.10.2006, 15:28
- Re: @Wal: Eben? - Tassie Devil, 10.10.2006, 17:27
- Re: @Elli: Eben? - apoll, 10.10.2006, 23:34
- Re: @Elli: Eben? - Buchenberg, 10.10.2006, 15:28
- Re: @Wal - 1 Beleg - Tassie Devil, 10.10.2006, 15:13
- Re:"ethische Beziehung zwischen Staatsführung und Volksgenossen" - kosh, 10.10.2006, 16:49
- Re: @Wal: Eben! (o.Text) - - Elli -, 10.10.2006, 14:51
- @Elli. Bezahlte Gutachten. Das ergibt vielleicht einen Verdacht, keinen Beleg (o.Text) - Buchenberg, 10.10.2006, 14:14
- Re: @Wal: Was erwartest du von vom Staat bezahlten Gutachtern? (o.Text) - - Elli -, 10.10.2006, 14:04
- Re: Und vor allem, er hat ja Redefreiheit! (o.Text) - Theo Stuss, 10.10.2006, 14:04
- Re: @Elli: Was kommt dir an der Quelle einseitig vor? (o.Text) - Buchenberg, 10.10.2006, 12:59
- Re: Der Führergedanke - Tarantoga, 10.10.2006, 16:52
- Re: Zur Geschichte der NS-Konzentrationslager - wal - nereus, 10.10.2006, 11:10
Zur Geschichte der NS-Konzentrationslager
-->[b]Zur Geschichte der NS-Konzentrationslager
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Am 20. Dezember 1963 wurde der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess gegen 22 Angeklagte eröffnet. Bis zur Schließung der Beweisaufnahme 1965 hörte das Schwurgericht 357 Zeugen an, von denen 211 Überlebende des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz waren. Dem Gericht lagen historische Sachverständigen-Gutachten über die Nationalsozialistischen Konzentrationslager und die"Anatomie des SS-Staates" vor, die 1967 bei dtv München (462 u. 2916) auch als Taschenbuch erschienen.
Aus diesen Gutachten habe ich einen Überblick (Short Reader) erstellt als Materialsammlung für die Diskussion über den Nationalsozialismus.
<center>1. Terrorgewalt und Staatsgewalt</center>
"Man kann... die nationalsozialistische Herrschaft im Ganzen wie in ihren einzelnen Manifestationen nicht verstehen, wenn man in ihr nichts anderes sieht als eine äußerste Steigerung und Konzentration staatlicher Macht. Vielmehr muss man begreifen, dass hier im Machtanspruch wie in der Regierungspraxis über das Prinzip der Staatlichkeit ein völlig andersartiges Prinzip gesetzt worden war, das im eigentlichen Sinne des Wortes totalitär ist: Die Führergewalt..." Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 21.
Den Grundgedanken dieser Führergewalt hat seinerzeit in treffender Weise Ernst Rudolf Huber in seinem 'Verfassungsrecht des Großdeutschen Reiches' formuliert:[i] 'Das Amt des Führers hat sich aus der nationalsozialistischen Bewegung entwickelt. Es ist in seinem Ursprung kein staatliches Amt.... Die Führergewalt ist umfassend und total; sie vereinigt in sich alle Mittel der politischen Gestaltung; sie erstreckt sich auf alle Sachgebiete des völkischen Lebens; sie erfasst alle Volksgenossen, die dem Führer zu Treue und Gehorsam verpflichtet sind.... In seinem Willen tritt der Volkswille in Erscheinung. Er wandelt das bloße Gefühl des Volkes in einen bewussten Willen; er schafft aus einem vielstrebigen Ganzen die einheitliche, einsatzbereite Gefolgschaft. Er bildet sich den wahrhaften Willen des Volkes, der von den subjektiven Überzeugungen der jeweils lebenden Volksglieder zu unterscheiden ist....
[/i][i]Er bildet in sich den völkischen Gemeinwillen und verkörpert gegenüber allen Einzelwünschen die politische Einheit und Ganzheit des Volkes; er setzt gegenüber den Einzelinteressen die geschichtliche Sendung der ganzen Nation durch.[/i]'" Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 16f.
Die Verwirklichung des umfassenden Herrschaftsanspruches der Führergewalt war allerdings nicht zuletzt eine Frage der politischen Macht, und Hitler war in den ersten Jahren nach 1933 nicht mächtig genug, um das neue Prinzip einfach revolutionär zur Geltung zu bringen. Er musste auf Bürokratie, Wehrmacht und Wirtschaft Rücksicht nehmen,... und war gezwungen, sich zunächst weitgehend den vorgegebenen Formen staatlicher Ordnung und Verwaltung anzupassen.
Der erste entscheidende Akt der Suspendierung dieser Ordnung, die erste Breche für den Einbruch der Führergewalt in die Staatlichkeit, war der Erlass der sogenannten [i]'Verordnung zum Schutz von Volk und Staat'[/i] vom 28. Februar 1933. Denn durch sie wurde am Tag nach dem Reichstagsbrand ein partieller Ausnahmezustand verhängt, der bis zum Ende der nationalsozialistischen Zeit bestehen blieb." Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 22f.
"Und zwar wurde für die Durchsetzung und Verwirklichung des außernormativen Führerwillens aus Teilen der SS eine neue, von der staatlichen Verwaltung völlig unabhängige, von der Bindung an die staatlichen Normen im Prinzip befreite Exekutive errichtet. Diese Führerexekutive wurden nicht nach dem Prinzip der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung tätig, sondern ihre Maxime war allein der Wille des Führers. Ihr wurden die eigentlichen politischen Aufgaben übertragen, auf die es Hitler ankam, insbesondere die Sicherung der Macht, Bevölkerungspolitik, Besatzungspolitik, Verfolgung aller tatsächlichen und angeblichen Gegnern des Regimes." Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 28f.
"Im Frühjahr 1933 (bildete die SS)... mit über 50.000 Mitgliedern schon längst weniger eine Kadertruppe als vielmehr eine etwas feinere Variante der SA..." Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 32.
"Da es überdies Himmler und Heydrich in sehr kurzer Zeit gelang, die Verfügungsgewalt über die politische Polizei aller deutschen Länder zu bekommen, wurde die SD im Grunde überflüssig..." Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 60.
"Als nach 1933 SS und politische Polizei die Schranken gesetzlicher Bestimmungen grundsätzlich überschreiten durften, waren den möglichen Sicherheitsvorkehrungen keine rechtlichen Grenzen mehr gesetzt." Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 96.
"Die verfassungsorganisatorische Stellung der bewaffneten SS-Verbände blieb zunächst undefiniert. Tatsächlich hatten sie durch den auf den Führer persönlich geleisteten Eid ihren Platz im Bereich der unmittelbaren Führergewalt jenseits von Partei und Staat." Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 168.
"Der Führer des NS-Rechtswahrerbundes und Präsident der Akademie für Deutsches Recht, Dr. Hans Frank... schrieb in einer persönlichen Aufzeichnung vom 28. August 1942: '[i]In fortschreitendem Maß hat sich leider auch in den Reihen der nationalsozialistischen Staatsführer der Gesichtspunkt vorherrschend gezeigt, dass die Autorität desto gesicherter sei, je unbedingter die Rechtsunsicherheit auf seiten der machtunterworfenen Staatsbürger sich darstelle. Die Ausweitung des willkürlichster Anwendung ausgelieferten Vollmachtsbereichs der polizeilichen Exekutivorgane hat zur Zeit ein solches Maß erreicht, dass man von einer völligen Rechtlosmachung des einzelnen Volksgenossen sprechen kann. Freilich wird dieser Umstand begründet mit der Notwendigkeit der völligen Zusammenballung aller nationalen Energien auf ein Ziel und vor allem der völligen Unterbindung jeder Möglichkeit oppositioneller Störungen...
[/i][i]Wenn es so wie heute möglich ist, dass jeder Volksgenosse ohne jede Verteidigungsmöglichkeit auf jede Zeitdauer in ein Konzentrationslager gebracht werden kann, wenn es so ist, dass jede Sicherstellung von Leben, Freiheit, Ehre, anständig erworbenem Vermögen usw. entfällt, dann entfällt damit nach meiner festen Überzeugung auch die ethische Beziehung zwischen Staatsführung und Volksgenossen völlig.[/i]'" Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 95.
<center>2. Schaffung der 'Volksgemeinschaft' durch Vernichtung der 'Volksschädlinge'
2.1. Die ersten Terrormaßnahmen münden in Errichtung von Konzentrationslagern</center>
"Die Bezeichnung Schutzhaft, die zum Inbegriff der politischen Gegnerbekämpfung im Dritten Reich werden sollte, ist sogleich nach der Notverordnung vom 28. Februar 1933 auf die damals vor allem gegen kommunistische Funktionäre gerichteten Verhaftungen angewandt worden." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 13.
"Einen Tag nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler schrieb Goebbels in sein Tagebuch: [i]'In einer Unterredung mit dem Führer legten wir die Richtlinien im Kampf gegen den roten Terror fest. Vorläufig wollen wir von direkten Gegenmaßnahmen absehen. Der bolschewistische Revolutionsversuch muss zuerst aufflammen. Im geeigneten Moment werden wir dann zuschlagen'.[/i]" Shirer, W.L. Aufstieg und Fall des Dritten Reiches. Sonderausgabe Gondrom 1990: 187.
"Schon sieben Jahre vorher hatte Hitler in einer nichtöffentlichen Rede in Hamburg erklärt: [i]'Wenn eine Bewegung den Kampf gegen den Marxismus durchführen will, hat sie genauso intolerant zu sein wie es der Marxismus selber ist. Sie darf keinen Zweifel darüber lassen... wenn wir siegen, wird der Marxismus vernichtet, und zwar restlos; auch wir kennen keine Toleranz. Wir haben nicht eher Ruhe, bis die letzte Zeitung vernichtet ist, die letzte Organisation erledigt ist, die letzte Bildungsstätte beseitigt ist und der letzte Marxist bekehrt oder ausgerottet ist. Es gibt kein Mittelding.[/i]'" Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 16.
"Erst die nach dem Reichstagsbrand erlassene Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat hob neben anderen Grundrechten der Weimarer Verfassung auch die Unverletzlichkeit der persönlichen Freiheit auf und schuf damit die Grundlage zur polizeilichen Verhaftung von politischen Gegnern (im weitesten Sinne)..." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 14.
"Während der vertraulichen Sitzung des Reichskabinetts, das nach dem Reichstagsbrand am Vormittag des 28. Februar 1933 die geplante Vorordnung beriet, äußerte Hitler (laut Protokoll), [i]'dass jetzt eine rücksichtslose Auseinandersetzung mit der KPD dringend geboten sei. Der psychologisch richtige Moment für diese Auseinandersetzung sei jetzt gekommen' [/i]und dürfe[i] 'nicht von juristischen Erwägungen abhängig gemacht werden.' [/i]Und weiter äußerte er: [i]'Nachdem die Brandstiftung im Reichstagsgebäude sich ereignet habe, zweifle er nicht mehr daran, dass die Reichsregierung nunmehr bei den Wahlen 51 Prozent erobern werde.'[/i]
"In Berlin gab Göring noch in der Nacht zum 28. Februar Anweisung zur Verhaftung sämtlicher kommunistischer Reichstags- und Landtagsabgeordneter sowie einiger Tausend sonstiger kommunistischer Funktionäre." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 17.
NS01
<center> </center>
"Der zeitliche Schwerpunkt der ersten, vornehmlich gegen kommunistische Funktionäre gerichteten Welle von Schutzhaftanordnungen durch die preußische Polizei fiel in die Monate März und April 1933. Für einen großen Teil der insgesamt 34 preußischen Regierungsbezirke liegen genaue Angaben über die in beiden Monaten... in Schutzhaft genommenen Personen vor.... Zahl der in den gemeldeten preuß. Regierungsbezirken in Schutzhaft genommenen Personen: 16.354.
Diese Teilzahl, die sich auf rund 60 Prozent der preußischen Regierungsbezirke beziehen, ergeben mit großer Wahrscheinlichkeit, dass die Gesamtzahl der in Preußen in den Monaten März/April 1933 von der Polizei in Schutzhaft genommenen Personen mindestens 25.000 (wahrscheinlich etwas höher) gelegen haben muss, zumal die beträchtlichen Verhaftungen in der Reichshauptstadt Berlin in den verwendeten Unterlagen nicht enthalten sind.
Es handelt sich bei diesen rund 25.000 Verhafteten in Preußen nur um die von der Polizei gemeldeten Schutzhaftfälle. Die vor allem in den Großstädten von SA und SS durchgeführten 'wilden' Verhaftungen von politischen Gegnern sind darin nicht enthalten." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 20.
"Trotz allen Terrors und aller Einschüchterung stimmte die Mehrheit des deutsches Volkes am 5. März 1933, dem Tage der letzten demokratischen Wahl, gegen Hitler. Zwar stand die NSDAP mit 17.277.180 für sie abgegebenen Stimmen, 5,5 Millionen mehr als bei der letzten Wahl, an der Spitze, doch stellten diese Stimmen nur 44 Prozent der Gesamtzahl dar. Eine eindeutige Majorität fehlte Hitler immer noch.... Immerhin hatte die Regierung mit den 288 Mandaten der Nationalsozialisten und den 52 der Deutschnationalen im Reichstag eine Mehrheit von 18 Sitzen. Das mochte genügen für die Erledigung der täglichen Regierungsgeschäfte, war aber noch weit entfernt von der Zweidrittelmehrheit, die Hitler benötigte, um einen neuen, kühnen Plan durchzuführen, nämlich die Errichtung seiner Diktatur mit Zustimmung des Parlaments." Shirer, W.L. Aufstieg und Fall des Dritten Reiches. Sonderausgabe Gondrom 1990: 192.
"Die gewaltsame Ausschaltung der Kommunisten, die in dem am 5. März gewählten Reichstag ihre Sitze nicht mehr einnehmen konnten, befreite Hitler von diesem am meisten gehassten Gegner und schuf die entscheidende Voraussetzung durch Durchführung des mit Zweidrittel-Mehrheit zu beschließenden Ermächtigungsgesetzes (23. März 1933), das Hitler ein wesentliches Stück näher an die absolute Staatsführung heranbrachte." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 23.
"Von der neuen Position aus konnte eine Reihe weiterer Gegner eliminiert werden: Am 2. Mai fand die Aktion zur Zerschlagung der Freien Gewerkschaften statt, am 9. Mai wurde das Vermögen des Reichsbanners und der SPD beschlagnahmt, am 22. Juni die Sozialdemokratische Partei offiziell verboten und am 7. Juli ihre Mandate im Reichstag, den Landtagen und Kommunalvertretungen kassiert." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 23.
"In Preußen wuchs die Zahl der Schutzhaftgefangenen nach leichtem Absinken im Mai und Juni wieder auf 14.000 an. Im Juni 1933 hatte das Preußische Innenministerium insgesamt sechs Lager offiziell als staatliche (und aus der preußischen Staatskasse finanzierte) Konzentrationslager anerkannt..." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 24.
"Man plante eine Konzentration der preußischen Schutzhäftlinge in den Moorgebieten des Emslandes, wodurch zugleich ein produktiver Einsatz erreicht werden sollte. Durch Ausbau der dort schon errichteten Konzentrationslager (Esterwegen, Börgermoor) sollte eine Gesamtkapazität für 10.000 Gefangene geschaffen werden, da [i]'für die nächsten Jahre mit einer Dauerzahl von 10.000 Häftlingen zu rechnen' [/i]sei. Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 24.
"Nach einer internen Aufstellung des Reichsministeriums des Innern befanden sich am 31. Juli 1933 im Reichsgebiet insgesamt 26.789 Personen in Schutzhaft." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 24.
"Der preußische Justizminister verkündete am 25. Juli 1933 in einer allgemeinen Verfügung an die Staatsanwaltschaften [i]'aus Anlass der Beendigung der nationalsozialistischen Revolution'[/i] eine Amnestierung der Strafen oder Niederschlagung der Strafverfolgung in den meisten zurückliegenden Fällen, in denen SS- und SA-Angehörige sich bei der Verfolgung von Gegner straffällig gemacht hatten." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 25f.
<center>2.2. Zweite Phase (1934 - 1937):
Konzentrationslager werden zum allgegenwärtigen Herrschaftsinstrument</center>
"Die Jahre 1934 bis 1937 bildeten in der Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager in zweifacher Hinsicht eine Übergangsphase: In dieser Zeit wurden die meisten der in der revolutionären Phase nationalsozialistischer Machtergreifung namentlich von der SA gegründeten Sammelstätten und mehr oder weniger 'wilden' Lager für politische Gefangene geschlossen, die Zahl der Schutzhäftlinge im ganzen stark reduziert... Ausgehend von Dachau... kam es in der gleichen Zeit aber zu einer Monopolisierung und Vereinheitlichung der wenigen noch bestehenden Lager in der Hand der SS, zur Herausbildung eines Modells der inneren Lagerordnung und allgemeinen Regeln hinsichtlich der Kompetenzen, Bewachungsmannschaften usw., ferner auch zu einer Ausdehnung der Konzentrationslager auf andere nichtpolitische Personengruppen." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 46.
Es war"vor allem auch das Bestreben Himmlers, die Lager als Bezirke eigenen Rechts außerhalb der Strafgesetze und der ordentlichen Strafjustiz zu organisieren." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 48.
"Als Eicke 1934 von Himmler die Übernahme der Konzentrationslager in die Hand der SS und ihrer Neuorganisation beauftragt war, bestand ein wesentlicher Teil seiner Aufgabe darin, die zum Teil noch in kleinen örtlichen Lagern über das Reichsgebiet verstreuten Schutzhäftlinge in einigen größeren Lagern zusammenzufassen und in diesen eine einheitliche Leitung und Bewachung durch SS-Führer und -Mannschaften durchzusetzen. Im März 1935 war dieser Prozess so weit gediehen, dass der Aufsicht Eickes sieben Lager (Dachau, Esterwegen, Lichtenburg, Sachsenburg, Columbia-Haus, Oranienburg, Fuhlsbüttel bei Hamburg) unterstanden, in denen sich insgesamt 7.000 bis 9.000 Häftlinge befunden haben dürften.
Bei sämtlichen dieser Lager waren kasernierte SS-Wachmannschaften stationiert. Sie gehörten seit Ende 1934 nicht mehr zum Gesamtverband der allgemeinen SS, sondern wurden als 'SS-Wachverbände' oder - nach ihrem in Dachau schon 1933 eingeführten Totenkopfabzeichen auf dem Kragenspiegel - als 'SS-Totenkopfverbände' bezeichnet..." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 61.
NS03
<center> </center>
"Nach der sogenannten Reichskristallnacht vom 9. November 1938 (wurden) im Reichsgebiet ca. 35.000 Juden zusammengetrieben und auf besonderen Befehl Hitlers vorübergehend in die Konzentrationslager eingewiesen...
In die Lager Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen wurden im November 1938 je ca. 10.000 Juden eingeliefert, die nur äußerst notdürftig untergebracht werden konnten.... Dr. Best (Vertreter des Reichsführers-SS)... wies daraufhin, dass 'die Ereignisse in den letzten Tagen eine Steigerung der Häftlingszahl von 24.000 auf rund 60.000 gebracht hätten."" Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 79f.
"Die nach der 'Kristallnacht' festgenommenen Juden, meist wohlhabende Bürger, blieben nur einige Wochen in den Lagern und wurden entlassen, nachdem sie sich verpflichtet hatten, aus Deutschland auszuwandern." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 80.
"Im Frühjahr und Sommer 1939 gingen die Häftlingszahlen in den drei großen Lagern Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald auf je 5.000 bis 6.000 zurück.... Die Gesamtzahl der Häftlinge betrug bei Kriegsbeginn rund 25.000." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 81.
"Seit 1937 hatten auch die Totenkopfverbände eine starke Vermehrung erfahren." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 81.
<center>2.4. Die letzte Phase (Kriegsjahre 1939 - 1945):
KZs als Arbeits- und Vernichtungslager</center>
"Der Beginn des Krieges stellt die eigentliche Zäsur in der Entwicklung der Konzentrationslager dar.... Höß schrieb in seinen Erinnerungen: 'Es kam der Krieg und mit ihm die große Wende im Leben der Konzentrationslager.' Erst in den Kriegsjahren schwoll die Zahl der Lager und Häftlinge ins Riesenhafte an. Jetzt veränderte sich aber auch der Personenkreis der Häftlinge wesentlich. Bei Kriegsende befand sich in den Lagern im Durchschnitt nur noch eine Minderheit von 5 - 10 Prozent deutscher Häftlinge. Die übergroße Mehrheit bestand aus Angehörigen fremder Nationalität... Und unter ihnen war wiederum die Zahl der jüdischen Häftlinge besonders umfangreich." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 82.
NS04
<center> </center>
"In Treblinka, Belzec, Sobibor, Chelmo wurden die mit Bahn- und Lastwagentransporten eintreffenden Juden regelmäßig kurz nach der Ankunft so gut wie ausnahmslos vernichtet.... Nur in Auschwitz, wo die beiden Zwecke (Vernichtung und Arbeitseinsatz der Juden) an einem Ort konkurrierten, entstand jenes Ausleseverfahren der sogenannten Selektion, dem jeder ankommende Judentransport unterworfen wurde: aus der Masse der deportierten jüdischen Männer, Frauen und Kinder sonderten SS-Ärzte und SS-Führer auf der sogenannten 'Rampe' von Birkenau... ein größere oder kleinere Anzahl von Arbeitsfähigen (bevorzugt Jugendliche, Männer mittleren Alters und arbeitsfähige Frauen ohne Kinder) aus, die von der Vernichtung ausgenommen, als Häftlinge registriert und in das angrenzende Lager überwiesen wurden, wo sie eine Chance des Überlebens hatten, solange sie arbeitsfähig blieben." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 109.
"Eine Stärkemeldung von WVHA vom 15. August 1944 beziffert die damalige Gesamtzahl der KL-Häftlinge mit 524.286 Personen, davon 379.167 Männer und 145.119 Frauen." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 132.
"Laut Aufstellung vom 15. Januar 1945 gab es damals im Reichsgebiet 714.211 Konzentrationslager-Häftlinge (511.537 Männer und 202.674 Frauen). Zur gleichen Zeit betrug die Stärke der SS-Wachmannschaften rund 40.000 Mann." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 132.
NS05
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Wal Buchenberg 09.10.2006

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