- offtopic: Menschenopfer - Zandow - nereus, 18.10.2006, 20:20
- Azteken und Tsunami - Zandow, 19.10.2006, 16:36
- Re: Azteken und Tsunami - Zandow - nereus, 19.10.2006, 22:04
- Re: Azteken und Tribut - dottore, 22.10.2006, 16:47
- Re: Azteken und Tribut - Nachtrag - dottore, 22.10.2006, 17:12
- Re: Azteken und Tribut - dottore - nereus, 22.10.2006, 20:14
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- Re: Azteken und Tsunami - Zandow - nereus, 19.10.2006, 22:04
- Azteken und Tsunami - Zandow, 19.10.2006, 16:36
Azteken und Tsunami
-->Hallo nereus,
>Wegen der Menschenopfer habe ich kürzlich einmal in dem Buch „Mythen der Welt“
> von Roy Willis (ISBN 3-572-1009-7) nachgeschlagen und ein paar interessante
> Einträge gefunden, welche ich Dir nicht vorenthalten möchte.
Besten Dank und einige Anmerkungen dazu:
> Nordeuropa: Odin, Herrscher über Asgard, S.196
> Man opferte ihm Kriegsgefangene, die erstochen oder erhängt wurden.
> Derartige Opfer waren häufig eine Form der Weissagung, denn man glaubte, die
> letzten Zuckungen des Opfers würden Auskunft über Sieg oder Niederlage geben.
Die Show gehört halt dazu und das, was dann aus irgendwas"herausgelesen" wird, ist natürlich im Sinne der Priester.
> Mittelamerika: S.234
> Die Azteken waren nicht die ersten, die die Götter mit Menschenopfern zu
> besänftigen suchten. Die Religion der Tolteken.. war ähnlich blutrünstig, wie
> die Chacmool-Skulpturen zeigen...
> Die Praktiken der Azteken sind jedoch am besten dokumentiert.
Hierbei gibt es ein Problem:
Bei den Menschenopfern der Azteken können wir nur auf Berichte christlicher Auroren und bildliche Darstellungen in Bilderhandschriften, auf Malereien und Fresken verweisen.
Während die bildlichen Darstellungen natürlich einer unterschiedlichen Interpretation unterliegen können, so werden auch die Berichte christlicher Autoren in ihrem Wahrheitsgehalt unterschiedlich beurteilt.
M.M. nach können die bildlichen Darstellungen nicht anders als im Sinne eines Menschenopfers interpretiert werden. Die Meinung, daß es sich bei diesen bildlichen Darstellungen nur um Symbole handelt, die das Menschenopfer aus früheren Kulturen nur nachstellt, bedarf einer viel komplexeren oekonomischen und religiösen Struktur, die mir allerdings bei den Azteken nicht gegeben zu sein scheint.
Die schriftlichen Berichte über Menschenopfer bei den Azteken stammen von
(Quelle: meciko-lexikon):
- spanischen Missionaren in Mexiko zur Zeit der Conquista
- Bernal Diaz del Castillo, seine in Spanien verfasste Chronik"Wahrhafte Geschichte der Entdeckung und Eroberung"
- Berichte des spanischen Eroberers Hernan Cortes an Kaiser Karl V
- Bericht des Franziskanermönches Diego de Landa ("Bericht über die Angelegenheiten von Yucatan"), der 1563 in Spanien wegen Massenmordes an der einheimischen Bevölkerung angeklagt wurde
Christliche Augenzeugen für Menschenopfer bei den Azteken gab es nicht.
> Um dem Gott Huitzilopochtli, der Sonne, bei seinem täglichen Kampf der Mächte
> gegen die Nacht zu helfen, war es notwendig, ihn mit Menschenherzen und
> Menschenblut zu füttern. Der Bedarf an Menschenopfern wurde durch die
> Gefangenen der zahlreichen Kriegszüge gedeckt.
> Mittelamerika: S.243
> Huitzilopochtlis Rolle als Verkörperung der aztekischen Opferideologie wurde
> durch den Herrscher Ahuitzotl auf unheimliche Weise umgesetzt, als dieser dem
> Gott im Jahre 1486 dem Temlo Mayor (Großer Tempel) in der
> InselstadtTenochtitlan widmete und bei dieser Gelegenheit möglicherweise an
> die 60.000 Menschen hinrichten ließ...
Diese Zahl stammt aus einem der schriftlichen Berichte und ist hemmungslos übertrieben. Einigermaßen realistische Schätzungen liegen bei so ca. Tausend Geopferten pro Jahr.
>.. Die Azteken betrachteten sich als ein auserwähltes Volk, dessen göttlicher
> Auftrag darin bestand, Kriege zu führen und das Blut der Gefangenen Tonatiuh
> zu opfern, um so die fünfte Sonne in Bewegung zu halten.
Die Azteken teilten die Vergangenheit in Erdzeitalter ("Sonne") ein (dies auch in vielen anderen Religionen zu sehen). Jedes dieser Zeitalter wurde durch eine Katastrophe beendet (Feuer, Erdbeben, Sturm, Flut). Das fünfte Zeitalter nun (die fünfte Sonne) ist das aktuelle Zeitalter. Die Angst der Azteken, die (reale) Sonne könnte stehenbleiben, bezieht sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf ein real erlebtes Ereignis (siehe dazu Velikowski). Gleichlautende (!!!) Mythen kennen wir aus der Bibel und anderen Religione rund um den Erdball.
Der Katastrophismustheorie entsprechend hat es in der Erdgeschichte mehrere große kosmische Katastrophen gegeben. Eine dieser Katastrophen hat ca. 3.000 BC zur Entstehung der Plantenkulte (zunächst Mars), ja der erstmaligen Entstehung von Religionen überhaupt, geführt. Ich stimme nicht mit Heinsohn überein, der meint, die Ausübung der Religion sei eine Bewältigung der rasenden Angst der Menschen vor weiteren Katastrophen. Indem die Menschen die vergangene Katastrophe nachspielen, nehmen sie lt. Heinsohn die kommende Katastrophe vorweg und bewältigen damit das kollektive Trauma. M.M. nach ist der Planeten- und der damit einhergehende Opferkult kein Mittel zur Bewältigung der rasenden Angst oder zur Therapie des kollektiven Traumas, sondern dient der Aufrechterhaltung (!!!) der Erinnerung an die kosmische Katastrophe und ihrer Folgen. Das damit angestrebte ständige Wachhalten (!) der Angst wird nun im Sinne der Machterhaltung durch die Priester genutzt.
Als aktuelles Beispiel, welches meine These stützt, sei die Tsunami-Katastrophe genannt. Dazu eine Zeitungsmeldung ("Die Welt" vom 9.3.06):
>>>Indonesiens Frauen gegen Kußverbot
Jakarta - Rund 150 Frauen haben in der indonesischen Hauptstadt Jakarta gegen ein geplantes Sittengesetz demonstriert. Der Entwurf sieht vor, Küssen in der Ã-ffrentlichkeit sowie das Zeigen nackter Schultern und Beine mit Geldstrafen oder bis zu zehn Jahren Gefängnis zu ahnden. Der bereits 1999 von mehreren muslimischen Parteien eingebrachte Entwurf wird derzeit von einem Parlamentsausschuß beraten. Dessen Vorsitzender Balkan Kaplale erklärte, Indonesien stecke in einer moralischen Krise. Der Tsunami im Dezember 2004, der auf der indonesischen Insel Sumatra mehr als 130.000 Menschen das Leben kostete, sei eine göttliche Warnung gewesen.<<<
In fünfzig Jahren wird es auf Sumatra kaum noch jemanden geben, der sich an den Tsunami erinnern kann. Aber mit religiösen Riten (Kußverbot, Kleidungsvorschriften usw.) wird die Erinnerung an"Gottes Strafe" wachgehalten. Die Bewahrung der Erinnerung dient somit den Priestern deren eigenem Machterhalt. Da kommt doch eine Naturkatastrophe gerade recht.
> Mittelamerika: Tlaloc, der Regengott, S.245
> Tlaloc spielte vor allem im Kult - weniger im Mythos - eine herausragende
> Rolle und wurde als oberster Gott vor allem bei den rituellen Festen in den
> Monaten Atlahualo und Tozoztontli geehrt, bei denen man auf den Berggipfeln
> junge Kinder opferte. Wenn die Opfer weinten, so galt dies als besonders gutes
> Zeichen, denn die Tränen symbolisierten bereits Regen und Fruchtbarkeit.
Es muß keineswegs der (säumige) Steuerpflichtige selbst sein, der geopfert wird. Die Abschlachtung von Kindern oder anderen eher unbeteiligten stellt eine reine Demonstration von Macht dar. Dabei muß das Gegebene (zu Opfernde) einen den Göttern angemessenen Wert haben (makellose Kinder z.B.).
> Südamerika: Viracocha, der höchste Schöpfer, S.257
> Bei den Opferriten, die nur zu äußerst wichtigen Gelegenheiten wie der Krönung
> eines Herrschers praktiziert wurden, opferte man Viracocha und anderen
> Hauptgottheiten auch Menschen. Kinderopfer, sogenannte capacochas, waren
> besonders geschätzt, und die Inka-Priester sprachen vorher ein Gebet zu
> Viracocha.
> Interessant sind hier vor allem die Hinweise auf die vorwiegend praktizierte
> Opferung von Gefangenen und Kindern.
> Ob dies allerdings die These von den „maskierten“ Steuerbestrafungen stützt,
> bleibt freilich dahingestellt.
Meine Argumentation wird sich auch auf die bisherige Unauffindbarkeit des Ursprungs der Religionen stützen. Eine Abstraktionsleistung, wie die Verantwortlichkeit oder Mächtigkeit von nie gesehenen Göttern, muß einen Ausgangspunkt haben. Diesen gilt es zu finden.
Dank und Gruß, <font color=#008000>Zandow</font>

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