- Den Traum einer Weltreise möchte ich 2007 realisieren - eure Erfahrungen? - Prosciutto, 26.10.2006, 22:29
- Re: Den Traum einer Weltreise möchte ich 2007 realisieren - eure Erfahrungen? - Cujo, 26.10.2006, 22:49
- Re: Den Traum einer Weltreise möchte ich 2007 realisieren - eure Erfahrungen? - Spartakus, 27.10.2006, 03:31
- Re: Den Traum einer Weltreise möchte ich 2007 realisieren - eure Erfahrungen? - Cujo, 27.10.2006, 17:12
- Re: Den Traum einer Weltreise möchte ich 2007 realisieren - eure Erfahrungen? - Spartakus, 27.10.2006, 03:31
- Re: Den Traum einer Weltreise möchte ich 2007 realisieren - eure Erfahrungen? - Spartakus, 27.10.2006, 02:56
- Sehr gut Spartakus!!! - Ventura, 27.10.2006, 08:23
- Re: Den Traum einer Weltreise möchte ich 2007 realisieren - ein Vorschlag? - Emerald, 27.10.2006, 08:39
- Ein sehr guter Vorschlag - Prosciutto, 27.10.2006, 21:41
- Hier... - Helmut, 27.10.2006, 22:29
- Tipp für alle, die (fast) weltweit online sein wollen: - Helmut, 27.10.2006, 23:04
- Hier... - Helmut, 27.10.2006, 22:29
- Ein sehr guter Vorschlag - Prosciutto, 27.10.2006, 21:41
- sorry, du willst viel zu viel - Toby0909, 27.10.2006, 13:41
- Mein Tip in Asien - JN++, 27.10.2006, 17:29
- Wie funktioniert Japan? Sehr guter Link dazu. - Prosciutto, 27.10.2006, 19:18
- Habe zwei Motorrad-Weltreisen hinter mir... - FOX-NEWS, 27.10.2006, 20:39
- Re: Den Traum einer Weltreise möchte ich 2007 realisieren - eure Erfahrungen? - Cujo, 26.10.2006, 22:49
Re: Den Traum einer Weltreise möchte ich 2007 realisieren - eure Erfahrungen?
-->Hallo Prosciutto,
schön Dich mal wieder zu lesen. Mir gefällt Deine Idee ausgezeichnet, solche Gelegenheiten sollte man nutzen solange man das kann. Wichtig ist dabei nur, dass Du Deinen eigenen Weg findest. Die Erfahrungen von Anderen können zwar hilfreich sein, aber Du solltest das tun, wozu Du Dich am meisten hingezogen fühlst. Ich bin nach einer schweren Lebenskrise selbst einmal mehrere Monate herumgereist und bin dann in Portugal hängen geblieben. Ich wäre sogar fast dort geblieben. Es gehört zu den Erfahrungen, die ich um keinen Preis missen möchte. Es kommt auch öfters vor, dass diese Erinnerung juckt, wie eine Stelle die man nicht kratzen kann und dann reizt die Vorstellung einfach wieder seine Tasche zu packen und sich ohne Ziel auf die Reise zu begeben.
Mein bester Freund wiederum, ist wohl das was man als Teilzeit-Aussteiger bezeichnen könnte. Alle paar Jahre bekommt er seinen"Rappel" und sobald er es beruflich einrichten kann, zieht er für einige Monate los. Manchmal sechs Monate durch Neuseeland wandern, mal sechs Monate durch Skandinavien, samt solcher Kuriositäten wie Zelten am Polarkreis und wochenlang kein Wort zu reden. Eine Ex-Freundin von mir, gehörte auch zu dieser seltenen Spezies, spätestens nach zwei, drei Jahren mußte wieder eine mehrmonatige Reise als Backpacker her und die unternahm sie grundsätzlich allein. Durch Länder wie Indien oder kreuz und quer durch Südamerika. Eines mußte ich ihr immer zugestehen, die Frau hatte wirklich Mumm, denn sie war auch noch ausgesprochen attraktiv, gebürtige Schweizerin nebenbei ;)
Zu Deinen Provisorien noch ein paar Worte, alles Orte weit außerhalb des westlichen 'Kulturkreises', dazu Spannungsgebiete. Beides Problematisch. Dazu muß ich allerdings etwas länger ausholen. Bei Indien z.B. muß ich an einen guten Freund von mir denken. Ein begnadeter Musiker und sehr sensibler Mensch, damals war es in unserem Freundeskreis recht populär für einige Wochen oder Monate durch Indien zu reisen und so plante auch er für ein halbes Jahr seine Indien-Auszeit. Nach wenigen Wochen kam er ziemlich fertig zurück. Er war in einem recht vermögendem Biotop aufgewachsen und das Schlimmste was er in seinem Leben erlebt hatte, war vermutlich der Besuch beim Zahnarzt. In Mumbai war er dann konfrontiert mit dem Elend dieser Welt. Hungernde Alte am Straßenrand, bettelnde Kinder die von Trinkgeldern wochenlang überleben könnten, Leprakranke die echte Aussätzige waren und um die sich keiner gekümmert hat. Viele können über soetwas hinwegsehen oder flüchten sich in Touristenghettos, wo sie vor solchen Dingen geschützt werden. Er nicht, er hat sich im Gegenteil die Slums angesehen, sein Geld verschenkt und ist wieder nach Hause gefahren, erschüttert bis auf die Knochen.
In Krisengebieten wiederum lauern ganz andere Gefahren. Meine Ex ist beispielsweise monatelang durch Kolumbien gereist. Auch durch Gebiete der FARC, bei einer Straßenkontrolle der Rebellen wanderten die Freaks mit MP durch den Bus und haben Fahrgäste"mitgenommen". Auch wenn sie zu der Type gehört, die dann nach 3 Monaten die Geliebte des Rebellenchefs wäre, sie hätte ebensogut als Geisel enden können. Und eine Vergewaltigung gehört dann noch zu den geringeren Problemen. Ebenso problematisch sind oft die 'Westler' in solchen Spannungsgebieten, oft hängengebliebene Freaks die nicht selten gefährlicher sind als durchgeknallte Todesschwadrone. Speziell in Kolumbien gibt es nicht wenige völlig psychotische Kokser, die nicht damit klarkommen das Zeug für 5$ das Gramm zur Verfügung zu haben und dementsprechend zugeknallt sind. In Südostasien, dann eher die Junks. In Indien ist Opium wiederum ein Thema. Außerhalb der Refugien wie Goa, nicht unproblematisch.
Aber diese Anekdoten beiseite, alle drei genannten Provisorien sind Spannungsgebiete, Kaschmir steht auf der Liste der Auslöser für den nächsten Atomkrieg sicherlich in der Top3, dort bedeutet Terror keineswegs eine Medienblase. In Nepal kämpfen maoistische(!) Rebellen recht blutig gegen die Regierung, dazu bettelarmes Land, selbst im Vergleich zu Indien. Tibet ist seit jahrzehnten von den Chinesen besetzt, die eine ethnische Vertreibung praktiziert haben, die ihresgleichen sucht. Kurz, alle drei Ziele gehören zu den 'schwierigsten' Zielen die man sich derzeit so aussuchen kann. Fehlt vielleicht noch der Sudan, Jemen oder die Elfenbeinküste. Solche Länder würde ich nur besuchen, wenn ich die Konflikte sehr gründlich kenne, vielleicht bereits Kontakte besitze oder der Landessprache mächtig bin. Ansonsten halte ich das Risiko für nicht kalkulierbar. Es sei denn, Du willst Deine Zeit in irgendwelchen Touri-Ghettos verbringen, aber das scheint mir nicht die Intension Deiner Reise zu sein.
Grundsätzlich würde ich auch über Reisen in bettelarme Länder nachdenken, Du bist dort ein wandelnder Geldsack. Deine Uhr kann ein Jahreseinkommen bedeuten, Dein Handgeld im Portmonnaie, ein Grund Dich umzubringen. Lernst Du Einheimische kennen, kannst Du nie sicher sein, welche Intension hinter der Freundlichkeit steckt. Selbst wenn das Elend Dich kaltläßt, für Dein Gegenüber bist Du unergründlich wohlhabend. Ausnahmen bilden hier einzig die arabischen Staaten, auf der Einen Seite, wegen der fast absurden Gastfreundschaft, auf der Anderen Seite, weil die Rechtssprechung so martialisch ist, dass kaum jemand wagt Dich aufs Kreuz zu legen. In 3/4'en der restlichen Welt, ist man da nicht so zimperlich. In Brasilien wurden biometrische Systeme gegen Autodiebstahl wieder unattraktiv, weil man dem Besitzer einfach den Finger abgeschnitten hat. In Kapstadt ist man da nicht so rücksichtsvoll, da wird das Auto einfach samt Fahrer geklaut. In Teilen Südamerikas bist Du selbst Objekt der Begierde, Entführungen sind ein sehr lukratives Geschäft. Natürlich sind das alles extreme Beispiele, aber Dinge die man bei der Wahl des Zieles bedenken sollte.
Ein anderer Punkt ist die Landessprache. Ich gehe mal davon aus, dass Du neben deutsch und englisch noch französisch sprichst. Mit der Kombination ist es zum spanischen auch nicht mehr weit, wenn es geht, würde ich mir einen Kulturraum suchen, wo zumindest eine dieser Sprachen wenigstens Zweitsprache ist. Nonverbale Kommunikation ist eine zeitlang sehr lustig und es ist auch erstaunlich wie weit man damit kommen kann. Aber für einen Aufenthalt von mehreren Monaten wäre mir das entschieden zu wenig. Ohne halbwegs flüssige Kommunikation kann man wiederum nicht ansatzweise so viel aus einer Reise ziehen, wie mit der Option einer Verständigung. Und indische Dialekte oder gar chinesisch zu lernen gehört schon zu den härteren Aufgaben. Ein Bekannter von mir, seines Zeichens Sinologe, ist trotz seiner Vorkenntnisse und 9 monatigem Aufenthalt in Taiwan schier verzweifelt.
Bei der Wahl würde ich mehr oder minder also alle diese Details berücksichtigen. Der nächste Punkt wäre eine Affinität, ein Beispiel, ein Freund von mir ist vernarrt in Irland. Er ist ziemlich weit herumgekommen, liebt aber die Iren, das Land, die Leute, er wäre hingezogen, wenn seine Freundin nicht schwanger geworden wäre. Als Oracle-Spezialist zwar mit Gehaltseinbußen verbunden, aber dort fühlt er sich einfach zu Hause. Dort leben kann er zwar nicht mehr, aber die Reisen dorthin sind immer noch die Zeiten, in denen er am glücklichsten ist.
Ich selbst habe z.B. eine Affinität zu den Portugiesen, keine Ahnung warum, ich mag diesen Menschenschlag. Bei Niederländern genauso. Ebenso zu Westafrikanern, wobei ich sehr genau weiß warum, ich bin mit einem nigerianischen Stiefvater aufgewachsen, hatte einen Mentor aus Sierra-Leone und bin selbst Halb-Südafrikaner. Insofern wäre eines meiner potenziellen Ziele, trotz der 3.Welt-Problematik, vermutlich irgendwas zwischen Ghana und Kamerun. Aber nur, weil ich weiß, dass ich mit der Menalität der Leute klar komme, kommunizieren kann und Kontakte hätte. Ich wäre kein Safari-Tourist.
Doch letztlich hängt die Wahl ja auch noch von anderen Faktoren ab. Afrika wäre z.B. eine Reise um meinen Horizont zu erweitern, würde ich einen Flecken suchen um mich selbst zu finden, würde ich etwas unstressigeres bevorzugen. Vernünftiges Klima, eine kleine 'european community', kein absurd niedrigerer Lebensstandard. Mein Wahl fiele auf irgendeine europäische Insel, vielleicht griechisch, spanisch, portugiesisch, nicht zu überlaufen, nicht völlig ab vom Schuß. Aber dies sind Beispiele meiner Affinitäten, Deine werden ganz andere sein. Der Eine will Raum und bevorzugt USA, Kanada oder Australien, der Andere will Menschen und bevorzugt Amsterdam, London oder Tokyo. Laß Dir Zeit bei der Wahl Deines Zieles, oder wenn Du ausreichend Geld hast, fliege herum und bleib da, wo Dein Bauch Dir sagt, hier paßt es.
Es kann auch psychisch schwierig sein. Allein und ziellos in einer gemieteten Unterkunft zu sitzen und planlos für die Zukunft zu sein, keinen Menschen zu kennen und vielleicht nicht mal die Sprache zu verstehen, es gehört einige Stabilität dazu, sowas längere Zeit durchzuhalten. Nicht umsonst gibt es unter Auswanderern oder Touristen des gleichen Kulturraumes einen verblüffenden Zusammenhalt. Dinge, die man hierzulande nicht mehr für möglich halten würde, sind dann völlig selbstverständlich. Speziell wenn man zwischenmenschliches für problematisch hält, kann man im Ausland mit Landsleuten oder verwandten Geistern wahre Wunder erleben.
Oh fuck, ich habe mich ja richtig festgeschrieben. Ich bin auf jeden Fall gespannt, in welche Richtung Du Dich entscheiden wirst. Und allen Risiken zum Trotz, Du kannst mehr gewinnen, als man materiell aufwiegen könnte. Und jetzt muß ich noch was zum Kommentar von Cujo schreiben ;)

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