- Umgekehrte Aussprache von zweistelligen Zahlen? - Todd, 28.10.2006, 13:32
- Re: Umgekehrte Aussprache von zweistelligen Zahlen? - SchlauFuchs, 28.10.2006, 13:56
- Re: Umgekehrte Aussprache von zweistelligen Zahlen? - Todd, 28.10.2006, 14:20
- Re: Umgekehrte Aussprache von zweistelligen Zahlen? - Pegasus, 28.10.2006, 15:39
- Re: Umgekehrte Aussprache von zweistelligen Zahlen? - Todd, 28.10.2006, 17:12
- Re: Umgekehrte Aussprache von zweistelligen Zahlen? - Pegasus, 28.10.2006, 15:39
- Re: Umgekehrte Aussprache von zweistelligen Zahlen? - Todd, 28.10.2006, 14:20
- Link zum Thema - SchlauFuchs, 28.10.2006, 14:01
- Re: Widersinn wird Methode - André, 28.10.2006, 17:12
- Re: Umgekehrte Aussprache von zweistelligen Zahlen - bernor, 28.10.2006, 22:06
- Re: Umgekehrte Aussprache von zweistelligen Zahlen:Danke fĂŒr die ErklĂ€rung (oT) - Todd, 29.10.2006, 08:39
- Re: Umgekehrte Aussprache von zweistelligen Zahlen? - SchlauFuchs, 28.10.2006, 13:56
Re: Umgekehrte Aussprache von zweistelligen Zahlen
-->Hi,
diese âfalscheâ ZĂ€hlweise scheint eine SpezialitĂ€t der germanischen Sprachen (gewesen) zu sein, siehe z.B.:
Altenglisch: Ăąn en twentig = 21.
Auch Altnordisch kannte neben tuttugu ok einn = 21 die Form einn ok tuttugu.
Nur im Gotischen gibt es fĂŒr die Voranstellung der Einer ab 20 keine Belege, dort heiĂt 21 (im Nominativ): twai tigus jah ains. Die Zahlen 11 bis 19 wurden jedoch wie in allen anderen germanischen Sprachen gebildet, z.B.: twa-lif = 12, fimf-taihun = 15.
Der Grund, warum sich dieses PhĂ€nomen, soweit bekannt, auf die germanischen Sprachen beschrĂ€nkt, dĂŒrfte folgender sein: FrĂŒher wurden Zahlen meistens in der Weise benutzt, daĂ etwas abgezĂ€hlt wurde, also â1, 2, 3...â. Dabei lag im (spĂ€teren) Germanischen die Betonung (stĂ€rkere SchallfĂŒlle) auf der ersten Silbe eines Wortes, so daĂ sich automatisch eine Voranstellung des abgezĂ€hlten Einers ergab (in Sprachen mit anderen Betonungen - Tonhöhe statt SchallfĂŒlle, nicht auf eine Silbe festgelegt - ergab sich eine solche ZwangslĂ€ufigkeit offenbar nicht).
DaĂ sich dies heute auf auf das Sprachgebiet des Deutschen (einschlieĂlich des Niederdeutschen, siehe eenântwintig) und NiederlĂ€ndischen beschrĂ€nkt, mag daran liegen, daĂ die obige germanische Betonung hier am deutlichsten ausgeprĂ€gt ist (in Skandinavien dagegen ist die Betonung differenzierter und âmusikalischerâ) und sich möglicherweise erst von hier ansĂ€ssigen, ursprĂŒnglich nichtgermanischen StĂ€mmen (sog.âNordwestgruppeâ, etwa in NL, Niedersachsen, Westfalen, Hessen) aus im Germanischen verbreitet hat.
Und zur MerkwĂŒrdigkeit der französichen Zehnerbildung ab 70:
Einst, ab der Stein-/Bronzezeit, gab es in Europa sog. 20er- und 60er-Zahlensysteme, d. h. es wurde entweder in 20er-Abschnitten bis 120 gezĂ€hlt (der Zehner markierte hier die âHalbzeitâ) oder die Zehner ab 70 (ursprĂŒnglich bis 120, spĂ€ter bis 100) anders gebildet.
Ein paar Beispiele:
Im Altnordischen begannen die Zahlen ab hundrað erst mit 120 (spÀter mit 100).
Im Altenglischen trat ab 70 oft ein hund- vor den Zehner: von hund-seofontig (70) bis hund-twelftig (120, neben hund-twentig).
Und in unseren hiesigen Dialekt (MĂŒnsterlĂ€ndisch) werden heute die Zehner ab 70 mit der Endung sig statt tig gebildet: twin-tig,... ses-tig, aber siĂ«bm-sig, acht-sig, niĂ«gn-sig, was ebenfalls auf ein frĂŒheres 60er-System hinweist, bevor die Zehner ab 70 mit sig (abgeleitet von hochdeutsch -zig) neugebildet wurden (vermutlich erst ab dem 17. Jh, als Hochdeutsch das Niederdeutsche als Amtssprache ablöste und eben Geld u.a. vorrangig in der Hochsprache abzuzĂ€hlen war; siehe auch die Ablösung des Altenglischen durch das normannische Französich, welches den der Folgezeit die Umstellung der ZĂ€hlweise - Einer nach Zehner - bewirkt haben dĂŒrfte).
In der französischen Hochsprache lauteten ĂŒbrigens 70, 80 und 90 frĂŒher septante, huitante, nonante; erst nach 1789 (frz. Rev.) setzte sich die weitverbreitete âVolksversionâ durch: ein 60er-System (20 - 60), kombiniert mit dem 20er-System (ab 70), begrenzt auf Zahlen unter 100.
Ja, die spinnen, die Gallier...;-)
GruĂ bernor

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