- Vorsicht Börse: Jahreszeiten-Strategien alles „fauler Zauber“ - certina, 02.11.2006, 20:10
- zumal solche Dinge rein statistische Bedeutung haben, fürs wahre Leben eher..mkT - igelei, 03.11.2006, 06:48
Vorsicht Börse: Jahreszeiten-Strategien alles „fauler Zauber“
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In der Zeit von August bis Oktober, besagt eine Börsenregel, sollten Anleger Aktien meiden. August und September seien, zusammen mit dem Mai, die Monate mit der schlechtesten Durchschnittsperformance im Jahr. Und der Oktober gilt ohnehin als düsterer Crash-Monat. Diese Jahr aber war alles anders, ist heute in der Tagespresse zu lesen.
Wer dieses Jahr jedoch in den drei (Crash)-Monaten auf Cash statt Dividendenpapiere gesetzt habe, habe beim Dax auf ein Wertplus von zwölf Prozent verzichtet. So sei es zum Beispiel Investoren ergangen, die mit dem Dax Best Seasons Zertifikat von ABN Amro (WKN: 559282) der Benchmark hätten austricksen wollen. Wegen der versäumten Performance von August bis Oktober hinke das Saison-Produkt dem Index auf Jahressicht immer noch um 9,5 Prozentpunkte hinterher. Auch mit einem ähnlichen Derivat des gleichen Emittenten, dem Endlos-Zertifikat auf den Dax Seasonal Strategy Index (ABN8ML), das im August und im September pausiere, seien Investoren hinter dem Börsenbarometer zurückgeblieben: Statt 15 Prozent fuhren sie 2006 bisher nur 9,4 Prozent ein.
Auch verwandte Produkte auf den europäischen Blue-Chip-Index EuroStoxx-50 hätten dieses Jahr enttäuscht. Dem Sell-in-May-Zertifikat der Commerzbank (CB5492) sei es ebenso wenig gelungen, besser abzuschneiden als die Benchmark, wie dem Sofia-Saison-Strategie-Zertifikat der Landesbank Berlin (LBB0WV). Allerdings seien diese zwei Saison-Produkte nur bedingt mit den ersten beiden zu vergleichen, da sie komplizierte Wertschutz-Konstruktionen aufwiesen, was den Kursverlauf glätte.
Auffällig sei: Bereits in den vergangen Jahren hätten Saison-Strategie-Produkte selten besser ab als der Index abgeschnitten. Lag das Dax Best Seasons Zertifikat 2005 immerhin gleichauf mit dem Dax, habe es 2004 um 2,1 Prozent und 2003 sogar um 4,5 Prozent hinterher gehinkt.
Allein in den Bärenmarkt-Jahren 2001 und 2002 sei - was Wunder in Zeiten sinkender Notierungen - eine Outperformance zu erzielen gewesen.
Manche Marktbeobachter sähnen Indizien dafür, dass der ehedem stabile Jahreszeiten-Effekt an den Finanzmärkten an Bedeutung verliere. Sie lege ihr Geld heute nicht mehr nach saisonalen Mustern an, sage Gertrud Traud, Chefvolkswirtin bei der Helaba. Verglichen mit frühren Dekaden habe die Verlässlichkeit des Effekts insgesamt nachgelassen. Ferner seien die Muster einem schwer einschätzbaren Wandel unterworfen. So habe in den siebziger Jahren der Juni noch zu den drei schwächsten Börsenmonaten gehört, während er in den Achtzigern zum Besten avanciert sei.
Ähnlich verhalte es sich mit dem Dezember, der erst nach 1990 der bekannte Rallye-Monat wurde.
Auch Markus Kaiser, Dachfondsmanager bei Veritas SG moniert, auf dem Parkett würden Jahreszeitentrends überschätzt: Die schlechte Durchschnitts-Performance von September und Oktober rühre zum Beispiel daher, dass in diesen Monaten in der Vergangenheit zufällig dramatische Einbrüche stattgefunden haben. So hätten der Oktober 1987 mit 21,5 Prozent minus und der September 2002 mit minus 25,4 Prozent die größten Crashs der Nachkriegszeit erlebt.
Das habe den Ruf dieser Monate gründlich verdorben, auch wenn die Performance in anderen Jahren - wie auch 2006 mit plus 2,2 Prozent - ordentlich gewesen sei. Dieses Jahr belege einmal mehr, dass die Historie allein keine Basis für die konkrete Anlageentscheidung sei.
Während Kaiser für seine Dachfonds auf Computer-basierte Trendfolge-Modelle setze, empfehleTraud Anlegern, sich in erster Linie an Fundamentaldaten wie dem Ã-lpreis, der Konsumneigung oder der Gewinnentwicklung zu orientieren.
Eines allerdings sei nicht zu bestreiten: Anleger, die sich 2006 an die abgedroschenste aller Börsianerweisheiten"Sell in May an go away" hielten und auch den zweiten Teil ("But remember to come back in September") beherzigt hätten, wären in der Tat besser gefahren als der Markt: Wer sich Anfang Mai, also vor dem Frühjahrs-Krach, aus dem Dax verabschiedet habe und pünktlich zur Herbstrallye Anfang September wieder eingestiegen habe, stehe heute mit einem Plus von 18,2 Prozent da, drei Prozentpunkte besser als der Leitindex.
Diese Saison-Arbitrage habe nur einen Haken: Zumindest bei Privatanlegern mit kleinen oder mittleren Volumina knabbtern die Orderkosten einen Gutteil der schönen Outperformance weg. Darüber hinaus fielen weiter Spekulationssteuern an, sofern die Kursgewinne innerhalb der Zwölf-Monats-Frist versilbert würden. Papier sei also geduldig...

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