- Die asiatischen"Devisenreserven" - wer schläft da schlecht? - dottore, 09.11.2006, 18:26
- Re: Die asiatischen Exportnationen müssen diesen Hebel doch finanzieren - Theo Stuss, 09.11.2006, 18:52
- Re: Währungsreserven = Resultat von WK-Manipulationen - dottore, 10.11.2006, 12:39
- Re: Die asiatischen"Devisenreserven" - wer schläft da schlecht? - klingonenjoerg, 09.11.2006, 19:12
- Re: Kann nicht gelingen - Theo Stuss, 09.11.2006, 19:53
- Gelingt doch schon. - eesti, 09.11.2006, 22:53
- optimistisch?! - Elmarion, 10.11.2006, 08:47
- Die pessimistische Version wollte ich nicht schreiben. (o.Text) - eesti, 10.11.2006, 10:12
- Bürgerkrieg - kosh, 10.11.2006, 11:40
- optimistisch?! - Elmarion, 10.11.2006, 08:47
- Gelingt doch schon. - eesti, 09.11.2006, 22:53
- China - der taumelnde Riese - bernor, 09.11.2006, 22:53
- Re: China - der taumelnde Riese - klingonenjoerg, 10.11.2006, 04:58
- Re: China - der taumelnde Riese - kosh, 10.11.2006, 11:59
- Re: Kann nicht gelingen - Theo Stuss, 09.11.2006, 19:53
- Re: Die asiatischen Exportnationen müssen diesen Hebel doch finanzieren - Theo Stuss, 09.11.2006, 18:52
Re: Währungsreserven = Resultat von WK-Manipulationen
-->Hi Theo,
>Letztendlich kann das noch nur so laufen, daß sie durch dieses Spiel die Inlandsverschuldung hochtreiben. Geraten die Privaten in eine Schuldensaturation, dann muß der Staat einspringen und auch in Thailand läuft das japanische Szenario: staatliche Rettungsfonds für alles mögliche.
Richtig. Zu Japan: Anstieg der Gov-securities in USD gerechnet von 1995 = 2.073 auf 6.531 Mrd 2005, darunter unter einem Jahr Lauf- oder Restlaufzeit = 2.153. Das Rating ist auf AA- runter. Bei Thailand haben als letzte Zahlen (2004) in heimischer Währung einen Anstieg der Public Debts seit 2001/02 von unter 1.000 auf inzwischen ca. 1.800 Mrd, also in gut zwei Jahren um 80 Prozent.
Sollten die Debts der ZBs (entweder nicht vermarktbar oder mittels Laufzeiten, in denen sie eingefroren sind, da nicht an die ZB verkauf- oder verpfändbar) könnte sich der Markt für Gov-Bonds so steigern:
Indonesien: 137 % von heute, Korea: 222, Malaysia: 171, Taiwan: 212, Thailand: 151. Schnitt aus diesen: 188 %.
>Es wird also so enden, wie wir es vor einem Jahr schon einmal diskutiert hatten:
>Erst dann, wenn die der Steuerdurchgriff der großen Exportnationen nicht mehr zufassen kann, wird auch der Dollar als Weltreservewährung gefährdet.
>Aber was soll in so einem Augenblick an die Stelle treten?
Braucht die Welt eine Weltreservewährung? Diese Reserven sind entstanden, weil die Wechselkurse manipuliert wurden. Wie sonst?
Die Reserve-Holdings hatten sich zwischen 1978 und 1990 nur unwesentlich verändert. Bezogen auf das Welt-GDP von 3 auf 3,7 %. Inzwischen liegen sie bei ca. 11 bis 12 Prozent. Klartext: Ein entsprechend gestiegener Teil des Welt-GDP ist gefaked. Ohne die Anhäufung der Reserven in den ZBs (und damit den entsprechenden WK-Manipulationen, seit den 90ern eindeutig ex Asien) - wäre es
nicht zu diesem GDP-Zuwachs gekommen.
Zur prozentualen Aufteilung:
USD. 1978 74 %, dann scharfer Abfall bis 1990 auf 45 Prozent. Jetzt wieder bei 67 Prozent.
Euro (rückgerechnet, also aus den Vor-Euro-Währungen und seit Euro-Einführung plain). 1978 17 %. Dann steiler Anstieg bis 1990 auf knapp 40 %. Jetzt wieder bei ca. 25 %. Von den Euro-"Reserven" halten die Industriestaaten knapp 20 %, die Entwicklungsländer knapp 30 %.
Yen. 1978 unter 4 %. 1990/95 Anstieg auf 10 %, heute knapp über 3 %.
GBP. Durchgehend leichter Anstieg von 2,2 auf ca. 4,5, wo man auch in der ersten Hälfte der 90er war.
CHF. Durchgehende Abnahme von 3 % auf praktisch Null.
An den Forex-Märkten herrscht der USD mit 45 %, leicht angestiegen seit den 90ern. Euro bei 18 %, Abnahme durchgängig von 25 % (eingangs 90er). Angestiegen ist sonst nur das GBP von 6 auf ca. 9 % sowie die sonstigen Währungen von 6 auf 11 %.
Herr im Hause bleibt der USD, dessen Bid-Ask-Spread (USD/GBP und USD/EUR) sich seit den 90ern von 0,05 auf 0,025 halbiert hat. Die anderen Spreads liegen um die 0,05 %. Klartext: Die schiere Größe entscheidet und diese wiederum ist abhängig von der Summe der ausstehenden Gov-Titel.
Das Problem bei der Finanzierung durch die Asiaten in heimischer Währung ist solange keins, als sie die Möglichkeit haben, den Banken deren bei ihnen liegenden sofortigen Fälligkeiten lautend auf USD (eben aus Exportgeschäften der Bankkunden) in spätere Fälligkeiten lautend auf heimische Währung aufzwingen zu können, was über die Zinssätze der späteren Fälligkeiten geht.
Die volle Summe, die man eigentlich in heimischer Währung erhalten müsste (mit entsprechendem Kursauftrieb dieser), wird also prolongiert und jedes Jahr nur in Höhe der Zinsen wirksam und dies eben auch nur in heimischer Währung. Damit sitzen die ZBs immer am längeren Hebel.
Sie bekommen aber ein Problem, jedenfalls ein bilanzielles, sollten ihre Aktivseiten, wo die"Reserven" sitzen (USD vor allem) einen Meltdown erleben (durch Abverkäufe der Bestände) oder via Fed (wie beschrieben).
Ein weiteres Problem entsteht, wenn thesauriert wird. Singapur z.B. fährt Budgetüberschüsse, begibt aber dennoch Bonds usw., eben um überhaupt"Masse" für WK-Manipulationen zu haben. Da diese Bonds Coupons tragen, schlägt das immer stärker aufs Budget durch. Die Menschen in Singapur geraten so in die missliche Lage, so etwas wie eine"Export(niveau)-Erhaltungssteuer" zu bezahlen. Also eine Variante der"Beschäftigungspolitik": Man gibt Geld her, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Logisch, dass solche asiatischen Spiele Unternehmer aus aller Welt anlocken, die ihre Investitionen entsprechend"verlagern", was die weltweite Fehlallokation der Ressourcen (Desinvestitionen in den traditionellen Industrienationen) weiter vorantreibt.
Die Kiste ist komplett verfahren. Und ich teile @bernors Ansicht, dass bei dem unvermeidlichen Backlash die Industrienationen zur Erhaltung ihrer Binnenkonjunkturen (Alternative: soziale Unruhen) die asiatischen Spiele konterkarieren werden. Was dann bedeutet: Die per WK-Manipulationen gedopten Asiaten werden grandiose Entzugserscheinungen erleben. Und wenn erst mal die Chinesen entzugsbedingt um sich schlagen, wird sich die KP kaum im Sattel halten können.
Wir werden ja sehen, was passiert, wenn die US-Konjunktur und wenig später die im Euroraum abschmieren sollte.
Es geht auch nicht um Optimismus oder Pessimismus (siehe @eesti), sondern darum, dass sich Markt-Manipulationen (hier WK-Manipulationen) über kurz oder lang furchtbar rächen werden. Ist doch in D genauso. Die Manipulationen am Arbeitsmarkt (Gewerkschaftskartell,"Tarifverträge", Hartz IV, usw.) bieten Anschauungsmaterial genug. Nur eine Fußnote: In Berlin wird (jugendlichen) Hartz-IV-Empfängern das Geld gestrichen, falls sie keine Arbeit annehmen. Damit ist das Tor zur Herabschleusung des Lohnniveaus schon mal geöffnet.
Falls die Leute unruhig werden (dauert vielleicht nicht mehr so lange, siehe US-Konjunktur) wird man sich die per WK-Manipulationen floriernden asiatischen Billigheimer vorknöpfen, wie beschrieben.
Dank + Gruß!

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