- PE - das KSK des Kapitalismus - dottore, 22.11.2006, 13:30
- Re: PE - das KSK des Kapitalismus - weissgarnix, 22.11.2006, 13:57
- Weltkonjunktur - Golden Boy, 22.11.2006, 15:26
- Re: Weltkonjunktur - SchlauFuchs, 22.11.2006, 17:15
- Re: Weltkonjunktur - dottore, 22.11.2006, 18:15
- Re: Zusatz: AN in der EU - dottore, 22.11.2006, 19:02
- Re: Zusatz: AN in der EU - weissgarnix, 22.11.2006, 19:31
- Re: Weltkonjunktur kippt, wenn... - André, 22.11.2006, 19:43
- Re: Zusatz: AN in der EU - dottore, 22.11.2006, 19:02
PE - das KSK des Kapitalismus
-->Hi,
die PEler ruhen nie!
Gerade hat BC Partners das Kaufangebot der australischen Macquarie-Bank für Techem von 44 auf 52 gelupft. Beifall von allen Seiten und großes Kursplus auf über 54.
BCP hat inzwischen in Europa 60 Geschäfte im Umfang von 43 Mrd Euro abgewickelt. In den nächsten 5 Jahren will man 15 bis 20 weitere EUROler (AGs) krallen, dabei 15 Mrd spendieren (Gelder, die ihrerseits bei ihnen hereinbranden, das entsprechende Leveraging versteht sich von selbst).
Derweil ruhen die Australier auch nicht, die zwar als „Bank“ firmieren aber dieselben Geschäfte betreiben wie die reinen PEler. Ihnen wurde heute das Gerücht unterschoben, sie wollten Quantas kapern. Was die LH-Aktie entsprechend lupfte.
Jetzt mal zum Grundsätzlichen:
1. Die bisher übliche Kausalkette, Anleger kaufen Aktien direkt oder indirekt über Fonds hat sich erledigt. Die können nur am Kursgewinn selbst partizipieren.
2. Treiber im Spiel werden mehr und mehr die PEler. Die Gewinne dabei sind erheblich höher, weil sie ihr EK per Leveraging hebeln und ihren „Anlegern“ entsprechend höhere Gewinne einspielen oder zumindest verhaißen können.
3. Letztlich läuft das - über Umwegen, bei denen sich die Zwischenfinanzierer die Pfoten fett machen (Banken usw.) - also nicht mehr wie"früher", als Anleger ihre Papiere beliehen und so zu hebeln versuchten.
4. Im Kern aber ist die Methode dieselbe geblieben, nur ist sie a) komplett unübersichtlich und b) komplett unreguliert (keine Börsenaufsicht o.ä. kann etwas zur Hebelung im"freien Bereich" sagen oder gar eingreifen).
5. So nährt die Hausse die Hausse. Wie lange das funktioniert, weiß niemand. Kein Unternehmen der Welt ist mehr gegen Angriffe von PElern gefeit, zumal, wenn diese sich zusammenschließen, man denke an ein Kombi von KKR (zuletzt Linde Stapler), Blackstone, BCP usw.
6. Dass es kein gutes Ende nehmen wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Aber es gibt Hochämter, die erheblich länger dauern, als jemals gedacht, von Papstmessen ganz zu schweigen.
Das Dumme ist nun, den Anlegern kann man in die Karten gucken (Orderbuch, IB-Smalltalk). Fondsmanger geben, eitel wie sie sind, (etwa über Bloomberg) regelmäßig in etwa an, was ihre"Strategie" ist. Von PElern erfährt man keinen Mucks. Das sind kleine Truppen, quasi das KSK des Kapitalismus.
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Was sie an Bewaffnung haben (= Geld"vermögender Privatanleger") entzieht sich aller Kenntnis. Was sie auf ihren Hompages publizieren, mag stimmen oder nicht.
Die letzten verfügbaren Publikationen haben langen Bart wie diese BIZ-Analyse (die Fed hat sich aus diesem Thema, ausweislich dessen, was zu PE dort zu finden ist, praktisch seit 4 Jahren verabschiedet):
hier
oder sind mit im internationalen Vergleich lächerlich geringen Zahlen bestückt:
<a href=http://www.bvk-ev.de/bvk.php/cat/86/aid/253>hier</a>
Die US-Gesetze wie Gramm-Leach-Bliley (GLB von 2000) sagen zwar eine Menge über Financial Holding Companies
<a href=http://www.federalreserve.gov/generalinfo/fhc/>Liste</a>
aber dort finden wir keine PEler. Außerdem ist der Sinn des GLB der Schutz von Depositaren und von Versicherten. Die Finanzierung der PE-Geschäfte ist aber nur kurzfristig (man schaue sich diese"Fonds-Modelle" nochmals auf der FSA-Seite an) und die Kredite werden ohnehin rasch an den Markt weitergegeben, womit jeder, der diese zeichnet, auf eigenes Risiko handelt und nicht unter die Kategorie der schützenswerten"Kleinanleger" fällt. Überdies haben wir in diesem Segment die CDS, von denen bereits ausführlich die Rede war.
Fed-Governor Kevin M. Warsh hat an der NYSE gerade (21. 11.) ein Statement abgeliefert, das haarscharf am Problem vorbeigeht, da es als"asset prices" offizielle Notierungen nimmt, mit denen die PEler nach Abschluss ihrer Deals nichts am Hut haben. Immerhin sind diese Sätze, die Banken als solche betreffend, bemerkenswert:
"Asset prices, however, will reflect risks only if uninsured creditors perceive that they are at risk of loss. Thus, investors should understand that the resolution procedure for bank failures does not require that all uninsured creditors be made whole. Rather, resolution requires only that uninsured creditors be made no worse off than they would have been if the bank had been liquidated in the marketplace.
The ten largest U.S. banking organizations fund less than half their worldwide banking assets with deposits--insured, uninsured, and foreign. Thus, the role for market discipline is substantial: Uninsured creditors must do their own homework because protecting them is not the bank supervisor's job."
<a href=http://www.federalreserve.gov/boarddocs/speeches/2006/20061121/default.htm>Ganze Rede</a>
Die Geschäfte und deren Umfang der PEler bleibt eine"dark matter", von der man nur weiß, dass sie sich - wie immer wieder zu lesen -"explosionsartig" ausbreitet.
Tröstlich erscheint einstweilen nur, dass sich alle Aktivitäten letztlich auf die Gewinne richten, worauf auch Warsh hingewiesen hat:
"Profits--the critical underpinning of all markets..."
Bei den Profits geht’s letztlich um ihre Steigerung. Woraus mal ganz bescheiden formuliert werden könnte:
Solange diese steigen (oder eine Steigerung als möglich oder aussichtsreicht erscheint), geht die Aufblähung der dark matter weiter. Dabei gilt, dass die PE-Aktivitäten überproportional zum Gewinnwachstum zunehmen, weil dies mehr Spielraum fürs Leveragen öffnet.
Was geschieht, sobald die Gewinne stagnieren oder sich gar senken, kann nur vermutet werden. Dabei spricht einiges dafür, dass es anschließend zur Implosion bzw. einem Meltdown kommt. Aber vielleicht schmiert die Weltkonjunktur auch nie mehr ab und die amerikanische schon garnicht?
Gern will ich versuchen, mehr zu eruieren. Mit meinem traditionellen Latein bin ich am Ende. Höre ich Kurse und/oder Preise höre ich leider nur noch weißes Rauschen. Aber vielleicht gibt’s neue Hörhilfen? Wäre nett, wenn mich jemand informieren könnte.
Gruß!

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