- Die Geschichte von Herrn Müller aus Bayern - Eddie09, 29.11.2006, 14:21
- Re: Die Geschichte von Herrn Müller aus Bayern - Emerald, 29.11.2006, 14:29
- Die Geschichte von Herrn Müller aus Bayern - Ecki1, 29.11.2006, 15:21
- Re: Die Geschichte von Herrn Müller aus Bayern - Tassie Devil, 30.11.2006, 01:10
- Die Geschichte von Herrn Müller aus Bayern - Ecki1, 29.11.2006, 15:21
- Re: Ein Fake? - Zardoz, 29.11.2006, 15:18
- Re: Nein - Korruption - Tassie Devil, 30.11.2006, 00:24
- Tasmanische Charakterinsel - Ecki1, 30.11.2006, 14:38
- Re: Tasmanische Charakterinsel - Tassie Devil, 01.12.2006, 01:18
- Tasmanische Charakterinsel - Ecki1, 30.11.2006, 14:38
- Re: Nein - Korruption - Tassie Devil, 30.11.2006, 00:24
- Re: Die Geschichte von Herrn Müller aus Bayern - Emerald, 29.11.2006, 14:29
Die Geschichte von Herrn Müller aus Bayern
-->Zur Wochenmitte eine kleine Nachhilfestunde in Sachen Wirtschaft.
Die Geschichte von Herrn Müller
Das hier, das ist der Herr Müller. Der Herr Müller kommt aus Aretsried, das
liegt in Bayern, also ganz im Süden. Der Herr Müller ist ein Unternehmer.
Und das, was in den Fabriken von Herrn Müller hergestellt wird, habt ihr
sicher alle schon mal gesehen, wenn ihr im Supermarkt wart.
Der Herr Müller stellt nämlich lauter Sachen her, die aus Milch gemacht
werden. Naja, eigentlich stellen die Kühe die Milch her, aber der Herr
Müller verpackt sie schön und sorgt dafür, dass sie in den Supermarkt
kommen, wo ihr sie dann kaufen könnt. Die Sachen, die der Herr Müller
herstellt sind so gut, dass sogar der Herr Bohlen dafür Werbung gemacht
hat. Weil der Herr Müller ein Unternehmer ist, hat er sich gedacht, er
unternimmt mal was und baut eine neue Fabrik.
Und zwar baut er sie in Sachsen, das ist ganz im Osten.
Eigentlich braucht niemand eine neue Milchfabrik, weil es schon viel zu
viele davon gibt, und diese viel zu viele Milchprodukte produzieren, aber
der Herr Müller hat sie trotzdem gebaut. Und weil die Leute in Sachsen ganz
arm sind und keine Arbeitsplätze haben, unterstützt der Staat den Bau neuer
Fabriken mit Geld. Arbeitsplätze hat man nämlich im Gegensatz zu
Milchprodukten nie genug.
Also hat der Herr Müller einen Antrag ausgefüllt, ihn zur Post gebracht und
abgeschickt. Ein paar Tage später haben ihm dann das Land Sachsen und die
Herren von der Europäischen Union in Brüssel einen Scheck über 70 Millionen
Euro geschickt. 70 Millionen, das ist eine Zahl mit sieben Nullen, also
ganz viel Geld. Viel mehr, als in euer Sparschwein passt.
Der Herr Müller hat also seine neue Fabrik gebaut und 158 Leute
eingestellt. Hurra, Herr Müller!
Nachdem die neue Fabrik von Herrn Müller nun ganz viele Milchprodukte
hergestellt hat, hat er gemerkt, dass er sie gar nicht verkaufen kann, denn
es gibt ja viel zu viele Fabriken und Milchprodukte.
Naja, eigentlich hat er das schon vorher gewusst, auch die Herren vom Land
Sachsen und der Europäischen Union haben das Gewusst, es ist nämlich kein
Geheimnis. Das Geld haben sie ihm trotzdem gegeben. Ist ja nicht ihr Geld,
sondern eures. Klingt komisch, ist aber so.
Also was hat er gemacht, der Herr Müller?
In Niedersachsen, das ist ziemlich weit im Norden, hat der Herr Müller auch
eine Fabrik. Die steht da schon seit 85 Jahren und irgendwann hatte der
Herr Müller sie gekauft. Weil er jetzt die schöne neue Fabrik in Sachsen
hatte, hat der Herr Müller die alte Fabrik in Niedersachsen nicht mehr
gebraucht, er hat sie geschlossen und 175 Menschen haben ihre Arbeit
verloren. Wenn ihr in der Schule gut aufgepasst habt, dann habt ihr sicher
schon gemerkt, dass der Herr Müller 17 Arbeitsplätze weniger geschaffen
hat, als er abgebaut hat. Dafür hat er 70 Millionen Euro bekommen.
Wenn ihr jetzt die 70 Millionen durch 17 teilt, dafür könnt ihr ruhig einen
Taschenrechner nehmen, dann wisst ihr, dass der Herr Müller für jeden
vernichteten Arbeitsplatz über 4 Millionen Euro bekommen hat. Da lacht er,
der Herr Müller - natürlich nur, wenn niemand hinsieht. Ansonsten guckt er
ganz traurig und erzählt jedem, wie schlecht es ihm geht. Aber der Herr
Müller sitzt nicht nur rum, sondern er sorgt auch dafür, dass es ihm besser
geht.
Er ist nämlich sparsam, der Herr Müller... Sicher kennt ihr die Becher,
in denen früher die Milch von Herrn Müller verkauft wurde. Die schmeckt gut
und es passten 500 ml rein, das ist ein halber Liter. Seit einiger Zeit
verkauft der Herr Müller seine Milch aber in lustigen Flaschen, nicht mehr
in Bechern. Die sind praktisch, weil man sie wieder verschließen kann und
sehen hübsch aus. Allerdings sind nur noch 400 ml drin, sie kosten aber
dasselbe. Da spart er was, der Herr Müller - und sparen ist eine Tugend,
das wissen wir alle.
Wenn ihr jetzt fragt, warum solche Leute wie der Herr Müller nicht einfach
an den nächsten Baum gehängt werden, dann muss ich euch sagen, dass man so
etwas einfach nicht tut. Wenn ihr aber das nächste Mal im Supermarkt seid,
dann lasst doch einfach die Sachen vom Herrn Müller im Regal stehen und
kauft die Sachen, die daneben stehen. Die schmecken genauso gut, sind
meistens billiger und werden vielleicht von einem Unternehmer hergestellt,
für den der Begriff"soziale Verantwortung" noch eine Bedeutung hat.
Ach übrigens, da fällt mir ja ein, der Herr Müller will auch
Erbschaftsteuer sparen und hat daher beschlossen, seinen Wohnsitz nach
Ã-sterreich zu verlegen.
Wenn Ihr der gleichen Meinung seid, schickt diese Mail doch ein wenig durch
die Republik, damit alle Leute sehen, wo ihre mühsam erarbeiteten
Steuergroschen bleiben.
Und auf eines sollte uns einigen: Nichts mehr von Müller-Milch auf den
Tisch!!!
Prof. Dr. Rainer Praetorius
Helmut Schmidt Universität/ Universität der Bundeswehr Hamburg
Institut für Verwaltungswissenschaft
D 22039 Hamburg
Fax: +49/40/65413755
w_Praeto@hsu-hh.de

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