- Die Spur führt nach Russland... oder? auf jeden Fall östlich von London - André, 29.11.2006, 15:05
- Re: Die Spur führt nach Russland... oder? auch die Italiener haben Sorgen - André, 29.11.2006, 15:17
- Re: Die Spur führt nach Russland... oder? Apropos Spuren... - Nullmark, 29.11.2006, 16:24
- Re: Die Spur führt nach Russland... oder? Apropos Spuren... - Inge, 29.11.2006, 18:12
- Re: Alles noch viel schlimmer! Ganz Europa verseucht!! - Doomsday, 29.11.2006, 21:55
- Re: Die Spur führt nach Russland... oder? Apropos Spuren... - Inge, 29.11.2006, 18:12
- Re: Die Spur führt nach Russland... oder? Apropos Spuren... - Nullmark, 29.11.2006, 16:24
- Oder sind die Juden schuld? - Spartakus, 29.11.2006, 16:41
- Alle Juden sind gleich, nur einige sind gleicher... (o.Text) - kosh, 29.11.2006, 20:19
- Occam's Razor - ein Netz aus Intrigen - Plutarch, 29.11.2006, 20:57
- Re:.... und hier noch etwas Fortsetzung ; business as usual? - Emerald, 29.11.2006, 22:58
- Re: Die Spur führt nach Russland... oder? auch die Italiener haben Sorgen - André, 29.11.2006, 15:17
Occam's Razor - ein Netz aus Intrigen
-->Hier auch ein interessanter Beitrag im Heise Forum http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read=1&msg_id=11689920&forum_id=108848
Wer hat Alexander Litwinenko umgebracht?
Für die westlichen Medien ist der Fall klar - Putin wollte einen
Kritiker mundtot machen. Eine recht schwache These - was gibt es noch
für mögliche Motive, bzw. wer könnte an einer Demontage Putins am
ehesten Interesse haben?
Um eine Aussage über die möglichen Gründe für den Mord an Alexander
Litwinenko (L.) zu machen sollte man sich am besten zunächst sein
näheres Umfeld betrachten:
- Alexander Goldfarb
L.s engster Vertauter. Ein gebürtiger Sowjet, der 1975 nach Israel
emmigrierte, später in die USA ging und mittlerweile amerikanischer
Staatsbürger ist. Sie lernten sich während L.s Gefängnisaufhalt in
den späten 90ern kennen. Goldfarb war damals Direktor für die
Auslandsoperationen einer von George Soros mit hunderten Millionen
Dollar finanzierten Stiftung(1). Ziel dieser Stiftungen war es
Russland bzw. die GUS dem westlichen System gegenüber zu öffnen
("Demokratie","freier Markt").
Er heuerte bei Boris Berezowski, desen Vertauter er seit 1995 ist, an
und wurde dort 2000 leitender Direktor einer Stiftung, die
hauptsächlich Putin-Kritiker finanziell unterstützt.(2)(3)
Er wird als die rechte Hand von Boris Berezowski bezeichnet.
- Boris Berezowski
B. war der erste russische Milliardär und unter den Oligarchen der
Jelzin-Ära ein primus inter pares. Sein Vermögen"erwarb" er sich am
Anfang mit Hilfe tschetschenischer Mafiakreise.(4)
In einem schwer durschschaubaren Intrigenspiel aus Mafia,
Drogenhandel, dem Tschschenine-Krieg, der Plünderung Russlands unter
Jelzin, Medienübernahmen und Morden wurde er mächtigster russischer
Medientycoon, Förderer der Jelzin-Politik und Multi-Milliardär.
Zusammen mit Roman Abrahmowitsch riss er sich auch Sibneft unter die
Nägel und ist darüber auch in Causa"Yukos" involviert.(4)
Er war die Person, die den Friedensprozeß mit Tscheschenien
torperdierte (gegen Alexander Lebed, der"natürlich" auch keines
normalen Todes starb).
Die Machtübernahme Putins setzte seinem Treiben ein Ende und er fand
in GB Asyl, einem Land, daß schon immer Verständnis für Piraten
hatte.
In der Schweiz und Frankreich wird übrigens gg. ihn wg. Geldwäsche
ermittelt.
Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Mord an Wlad
Listjew, einem popluären TV-Journalisten, der bei einem Sender
arbeitete, den B. übernommen hatte. Die Spur wurde in Richtung
Gussinski (B.s Konkurrent) und Luchkov (OB von Moskau,
Gussinski-Freund und B.-Gegner) gelegt. Verdächtiger und Profiteur
war auch B. - Die Ermittlungen gg. ihn wurden natürlich unter Jelzin
eingestellt.
- Lord Bell of Belgravia
Ein PR-Profi ersten Ranges. Er war Magraret Thatchers PR-Mann und
leitete damals die Kampagnen der Konservativen. 1998 von Blair zum
Lord of Belgravia geschlagen berät er bis heute diverse Personen und
Gruppen u.a. die irakische Regierung bei der"promotion of
democracy", Rupert Murdoch, Conrad Black, Boris Yeltsin. Seit vier
Jahren arbeitet er für Boris Berezowski.(5)
Man könnte ihn also mit Fug und Recht als den PR-Mann bezeichnen, der
mit"Freier-Markt"/"Demokratie"-Kampagnen gegen Russland sehr vertaut
ist und allerbeste Beziehungen zu den westlichen Medien hat.
"Natürlich" hat er sich des L.-Falles angenommen und steuert die
PR-Politik in diesem Fall.(3)
- John Henry
Henry ist ein Londoner Toxikologe, der bereits als"Whistleblower" im
Rahmen der vermeindlichen Juschenko-Vergiftung in Erscheinung
getreten ist. Nachdem er von Goldfarb gebrieft wurde gab er
bereitwillig Thesen zum Besten, die die Spekulationen um die
L.-Vergiftung anheizten.(3)
Diese"falschen" Spekulationen wurden natürlich von den Medien (v.a.
von Murdochs Medien (siehe Lord Bell) bereitwillig aufgegriffen und
mit den"richtigen" Schuldigen verknüpft. (8)
und schliesslich noch die Personen, mit denen L. zuletzt Kontakt
hatte:
- Andrej Lugowoi
Freund von L. und enger Vertrauter B.´s. Er war früher Leibwächter
B.´s und Sicherheits eines von B.´s Fernsehsendern (bei dem der
ermordete Wlad Listjew arbeitete). Zusammen mit zwei Bekannten traf
er L. kurz vor dessen Erkrankung.(6)
- Marco Scaramello
Italienischer Professor, der für den CIA arbeitet(e). So wertete er
1992 das persönliche Archiv des KGB-Überläufers Wassili Mitrochin
aus.(6)
Bei so vielen"illustren" Personen im näheren Umfeld, die Erfahrung
mit Morden und politischen Ränkespielen haben, ist es da
wahrscheinlich, daß der Mord von Putin in Auftrag gegeben wurde?
Warum sollte Putins dies tun?
Klar ist, daß sowohl beim Politowskaja-Mord als auch beim L.-Mord,
dass beide kurz vor für Russland wichtigen internationalen Treffen
stattfanden, daß westliche Medien sehr schnell den Finger auf den
Kreml ausstreckten und dass beide Morde international Empörung
auslösten.
Politkowskaja wurde zu Putins Geburtstag, kurz vor dem Petersburger
Dialog und einem Europagipfel umgebracht. L.´s Tod überschattete den
EU-Russland-Gipfel.
Es ist äußert unwahrscheinlich, dass der Kreml so gegen sich selbst
arbeitet. Außerdem hätten russische Geheimdienstkreise sicher
wesentlich weniger spektakuläre Mordinstrumente eingesetzt.
In diesem Netz aus Mafia, Tscheschenien,"freier Presse","freiem
Markt", russischer Innenpolitik und kriminiellen Oligarchen scheint
vor allem ein Akteur Vorteile zu haben und das ist Boris Berezowski.
Er sitzt als"fette" Spinne mittem in Netz der Akteure. Er hat Macht,
die Mittel und einen Handlanger, der kurz zuvor mit L. gesehen wurde.
Seine Medienmaschine springt in Schnelle an und schiebt die Schuld
auf Putin - ein Schelm, wer...
Alexander Litwinenko war wohl der Mohr der seine Schuldigkeit getan
hatte.
Er konnte B. in seiner regulären Aufgabe kaum mehr nützlich sein - um
so nützlicher war er als Bauern-Opfer, daß ohne Wissen in einem
makabren Intrigenspiel geopfert wurde... umgeben von seinen Mördern,
die als beste Vertaute die PR-Arbeit organisierten.
Auch Zusammenhänge mit der Yukos-Affäre kommen in Frage.(7)
Natürlich haben auch die USA und Israel gute Gründe Putin zu
demontieren und beide haben Geheimdienste, denen ein solches
"Täuschmanöver" zuzutrauen wäre - in diesem Falle wären Berezowski
und Co."nur" Trittbrettfahrer bzw. Instrumente, die i.S. der Akteure
handeln.
Am wenigsten Vorteile hätte jedenfalls Putin, so daß es grotesk
scheint, er stecke hinter diesem Mord.
°GE°
(1)
http://www.nettime.org/Lists-Archives/nettime-l-9702/msg00018.html
(2) http://for-ua.com/online/41/
(3) http://www.guardian.co.uk/russia/article/0,,1955863,00.html
(4) http://www.voltairenet.org/article30030.html
(5) http://www.ft.com/cms/s/a8cc1da4-7bf7-11db-b1c6-0000779e2340.html
(6)
http://www.aktuell.ru/russland/kommentar/litwinenko_politkowskaja_der
_cia_der_fsb_und_putin_293print.html
(7) http://www.haaretz.com/hasen/spages/792436.html
(8) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24067/1.html
(9) http://www.solidaritaet.com/neuesol/2001/37/russland.htm#G1

gesamter Thread: