- Harsche Warnung des SNB-Chefs zu Carry Trades - dottore, 30.11.2006, 12:45
Harsche Warnung des SNB-Chefs zu Carry Trades
-->Hi,
SNB-Chef Jean-Pierre Roth hat im Tessiner Mini-Städtchen Vezia einen Vortrag gehalten und dabei die Frage gestellt, ob die (Wirtchafts-)Welt für immer auf Rosen gebettet sei.
Vortrag über
anzuklicken (Französisch)
Wie für einen Notenbanker üblich waren seine Ausführungen ziemlich milde und fast schon Larifari. Im unteren Teil findet sich allerdings etwas zur minimen Volatilität und vor allem einige kryptischen Anmerkungen zu"signaux troublants". Man dürfe die Beschleunigungen bei Gewinnen usw. nicht so ohne weiteres extrapolieren, es sei eine Illusion zu glauben, dass sich die früheren Probleme ein für allemal verlüchtigt hätten, usw.
Beim anschließenden Essen im kleinen Kreis wurde es dann deutlicher."Euphorie" habe die Märkte verblendet. Es könne durchaus zu einer überraschenden"Straffung" der Geldpolitik kommen. Vor allem Carry Trader könnten dabei auf dem falschen Bein erwischt werden. Neben Japan gilt die Schweiz wegen ihrer niedrigen Sätze - die SNB hatte von 0,5 bisher nur auf ca. 1,75/1,95 (Overnight/Libor) angezogen - als unerschöpfliche Quelle, aus der Geld abgesaugt und in höher verzinsliche andere Ã-konomien geschickt wird. Für PEler, die ihre gigantischen Take-overs, z.B. derzeit im Euroraum, zu Mini-Sätzen re-finanzieren, gilt Dasselbe. Für Hedger genauso.
Auch der Schock von 1998 (Russlandkrise) ist nicht vergessen. Damals zog der Yen in nur zwei Tagen von 130 auf 110 zum USD an. Es muss dabei auch kein fettes Event sein. Es reicht, wenn die Märkte irgendetwas"wittern", was kurz im Mai dieses Jahres aufgeblitzt war.
Roth ziemlich harsch: Die Schweiz arbeite mit Vollbeschäftigung, weitere SNB-Satz-Erhöhungen seien"daher notwendig." Die 10-jährigen Eidgenossen, die im Juli fast bei 3 % lagen, sind inzwischen wieder auf 2,28 runter.
Wie die Kurven zusammenlaufen, bitte hier:
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Blau: Rendite (Kassa - Achtung: lagen schon mal unter 2 %), rot: Repo-Overnight; grün: 3-Monats-Libor; die Pünktchen geben das Zielband der SNB an (1,25/2,25) - man sieht, dass die oberen Pünktchen schon die Eidgenossen fast erreichen. Am Ende könnte als Gag eine inverse Zinskurve stehen, was bekanntlich nicht die bekömmlichste aller Konstellationen wäre.
Muss alles (noch) nichts heißen. Sollte aber in der Mappe"early warnings" abgelegt werden, die sich - siehe frühere Postings - doch so langsam füllt.
Gruß!

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