- Irak: Bürgerkrieg, Bush sei Dank - kosh, 01.12.2006, 16:55
- Re: Irak: Bürgerkrieg / Besserwissereien und Brillengläser - zureich, 01.12.2006, 19:11
- Re: Irak: Bürgerkrieg / Besserwissereien und Brillengläser - kosh, 01.12.2006, 21:01
- Re: Irak: Bürgerkrieg / Allmend... - zureich, 03.12.2006, 14:08
- Re:"Intraday Kreuze" - wat´n dat nu???? - 000, 03.12.2006, 00:43
- Re:"Intraday Kreuze" - wat´n dat nu???? - zureich, 03.12.2006, 14:39
- Re: Irak: Bürgerkrieg / Besserwissereien und Brillengläser - kosh, 01.12.2006, 21:01
- Re: Irak: Bürgerkrieg / Besserwissereien und Brillengläser - zureich, 01.12.2006, 19:11
Re: Irak: Bürgerkrieg / Besserwissereien und Brillengläser
-->"Scholars agree Iraq meets definition of 'civil war'
...
The common scholarly definition has two main criteria. The first says that the warring groups must be from the same country and fighting for control of the political center, control over a separatist state or to force a major change in policy. The second says that at least 1,000 people must have been killed, with at least 100 from each side....
Fearon and a colleague at Stanford, David Laitin, say the deaths per year in Iraq, with at least 50,000 reportedly killed since March 2003, place this conflict among the worst 20 civil wars of the past 60 years, on par with wars in Burundi and Bosnia."
http://www.iht.com/articles/2006/11/26/news/civil.php
Die Definition ist zwar nicht wirklich 'the common scholary definition', wird aber oft verwendet, beispielsweise in den unteren beiden Papers von Fearon/Laitin. Die beiden Papers sind empfehlenswert. Die Aussagen beziehen sich auf empirische Ergebnisse von 160 Ländern zweischen 1945 - 2002.
Fearon, James D. und David D. Laitin. 2003. “Ethnicity, Insurgency, and Civil War.” American Political Science Review 97(1):1-17.
Viele Forscher messen einen Zusammenhang zwischen Bürgerkriegen und der ethnischen Diversität. Fearon und Laitin knüpfen daran an und messen, inwiefern dieser Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung (GDP p.c.) und anderen Variablen zusammenhängt.
Ergebnisse: Wenn wirtschaftliche Entwicklung in das Erklärungsmodell einbezogen wird, verlieren ethnische Faktoren an Bedeutung. Konkret: Der Ausbruch von Bürgerkriegen kann durch die wirtschaftliche Entwicklung, vorangegangene Konflikte und zum Teil durch die Art der Landschaft (Berge sind gut für Guerilla) erklärt werden. Ethnische Aspekte spielen keine Rolle. -> Die Wirtschaft bestimmt das Konfliktpotential, ethnische Aspekte sind wichtig für die Erklärung wo entlang die Konfliktlinien verlaufen, ethnische Aspekte allein können den Ausbruch von Bürgerkriegen aber (jedenfalls statistisch) nicht erklären.
Fearon, James D. und David D. Laitin. 2004. “Neotrusteeship and the Problem of Weak States.” International Security 28(4):5-43.
'Neotrusteeship' als neue Art des Imperialismus. Neotrusteeeship unterscheidet sich vom Imperialismus darin, dass nicht einzelne Kollonialmächte Kontrolle über Territorien ausüben, sondern Kollektive von Staaten. Im Gegensatz zum Imperialismus geht es auch nicht darum sich in einem besetzten Gebiet breit zu machen, sondern so schnell wie möglich wieder raus zu gehen. Das Neotrusteeship manifestiert sich in den UN-peacekeeping-missions.
"There are at least two striking differences, however. First, today’s rule by and with foreigners is largely multilateral, whereas in classical imperialism the great powers jealously monopolized control of their imperial domains. Second, whereas nineteenth-century imperial ventures were conceived as indeanite in duration, postmodern imperialists want to rebuild self-supporting but politically and economically acceptable state structures and then leave as quickly as feasible."(S.12)
Soweit ein Teil der theoretischen Annahmen, wie die Bürgerkriegssituationen nach '45 erklärt werden. Das ganze wird dann als ein 'collectiv action' Problem dargestellt.... Bürgerkriege verursachen diffuse Kosten, also Kosten verteilt auf alle Länder. Gelöst werden die Bürgerkriege deshalb durch kollektive Instrumente, wie UNO. Diese kollektiven Instrumente (oder besser Organisationen und Istitutionen) funktionieren schlecht, weil ihnen die Mitgliedsländer wenig Unterstützung zukommen lassen - niemand gibt viel, weil es ihm nicht mehr bringt, der Vorteil eines beendeten Bürgerkrieges nützt allen gleich viel. Soweit das Dilemma. Aber ziemlich ausschnittartig.
Die Presse geht auf diese die Ergebnisse (im Gegensatz zur wissenschaftlichen Literatur) nicht ein, Bürgerkriege werden vor allem durch ethnische und religiöse Spaltung erklärt.
Vielleicht kann ja jemand diese beiden Gläser für seine politische Sonnenbrille gebrauchen.
Gruss.
p.s. Zocker aufpassen, Amiland hat gestern Intraday Kreuze gemacht.
<ul> ~ iht</ul>

gesamter Thread: