- Detlef Ouart vom 03.12.2006 sowie Gastkommentar - Golden Boy, 08.12.2006, 21:50
Detlef Ouart vom 03.12.2006 sowie Gastkommentar
-->Glaube an keinen Aufschwung bevor du nicht in die Geldbörse geschaut hast
Was war das für eine vorgezogene Weihnachtsbescherung Ende November 2006 in den gekauften Medien anlässlich der allmonatlichen Volksverarschung mit der Präsentation der neusten frisierten Arbeitslosenzahlen. Die bunten M&M`s unserer Republik Münthe und Merkel strahlten wie die Honigkuchenpferdchen und sahen sich im allgemeinen Kürzungs- und Streichungskurs bestätigt. Die Zahl der ausgewiesenen Arbeitslosen sank dank vieler unermüdlicher Mitarbeiter der Arbeitsagentur unter die Vier-Millionen-Marke. Natürlich konnte man auch handfeste Gründe für diesen vorgetäuschten Aufschwung vorweisen:
Es gibt tatsächlich eine sehr erfreuliche Entwicklung bei unserer Jugend zu beobachten. Bei den sog. Unter-Fünfundzwanzig-Jährigen gibt es nämlich immer weniger gemeldete Arbeitslose. Die haben offenbar begriffen, dass man seinen Staat auch ohne Arbeit nicht auf der sozialen Tasche liegen sollte. So wurden zwar nicht besonders viele neue Jobs an diese Gruppe verteilt, nein, diese erhielt eine besondere Förderung der Arbeitsagentur. Die besteht darin, dass bei der kleinsten Verweigerung eine Zwangsarbeit anzunehmen, sofort das gesamte Arbeitslosengeld gestrichen wird. So wird notgedrungen Unterschlupf im Hotel-Mama gesucht und man verschwindet aus der Statistik, vorläufig jedenfalls. Tja, so einfach haben es die Angestellten der Arbeitsagentur leider nicht mit jedem Arbeitslosen. Um trotzdem einen Abschwung als Aufschwung verkaufen zu können, muss man notgedrungen immer mehr Gruppierungen aus den monatlich in fetischistischer Manier präsentierten Zahlen herausmogeln, wie z.B.:
- Arbeitslose in beruflicher Weiterbildung,
- Arbeitslose in Eignungsfeststellungsmaßnahmen,
- Arbeitslose in Trainingsmaßnahmen,
- Arbeitslose in Deutsch-Sprachlehrgänge,
- Arbeitslose in Strukturanpassungsmaßnahmen,
- Arbeitslose in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen,
- Arbeitslose in sog. Ich-AG`s,
- Arbeitslose in Personal-Service-Agenturen,
- Arbeitslose als Empfänger von Überbrückungsgeld,
- Arbeitslose als Empfänger von Eingliederungszuschüssen,
- Arbeitslose die sich krank melden,
- Arbeitslose die keine Unterstützung bekommen, weil bspw. der Partner ein zu hohes Einkommen bezieht,
- Arbeitslose die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht bei der Agentur anmelden oder sich abmelden ohne einer Erwerbsarbeit nachzugehen (wie die Jugendlichen, die im Hotel-Mama Unterschlupf suchen).
Zusammengezählt läge die wirkliche Arbeitslosigkeit bei etwa 10 Millionen erwerbsfähigen Menschen! Kein Wunder also, dass trotz der Aufschwungspropaganda die Armut in Deutschland zunimmt. Das ist wahrlich ein Wachstumsfaktor!
Aber der neue Aufschwung hat noch weitere Väter: Petrus, mit seinem ungewohnt milden Novemberwetter, schenkte der Baubranche ungeahnte Aufschwunghilfe. Endlich kann das ganze Jahr gebuddelt und betoniert werden. Na also, der Klimawandel hat doch seine positiven Seiten. Dieser strukturelle Wandel wurde durch eine neuartige Branche zusätzlich gestützt, nämlich der Zeitarbeits-Branche. Bisher kannte ich eine Bau-, Chemie-, Elektro-, Automobil- oder Textilbranche. Was wird eigentlich in der Zeitarbeits-Branche hergestellt? Zeit? Beim freiheitlichen Jobnomadentum"Zeitarbeit" werden Arbeitssklaven in immer kürzeren Zeitabschnitten - etwa wie Baumaschinen - im Zickzack durch das ganze Bundesgebiet verliehen. Denken Sie jetzt etwa an fehlende funktionierende Familien? Das ist ein Thema für die Sonntagsreden unserer Politiker, also Schwamm drüber. Bestimmt gibt es bei diesem organisierten Schwachsinn höhere Gehälter. Ganz sicher, denn die Leute sollen doch kaufen, kaufen, kaufen...
Bei aller Aufschwungeuphorie bläst man - bereits traditionell zum 1.Advent - über die gekauften Medien zur Shoppingtour. Millionen Verbraucher stürmen angeblich in die Einkaufstempel und sind in bester Kauflaune. So sollen Sie lieber Leser zum Kaufen animiert werden. Nicht das Sie vor lauter Schufterei das Einkaufen noch vergessen. Klar, wer die Wirtschaftsleistung jedes Jahr steigert, kann sich auch immer mehr leisten. Nebenbei gibt es aber auch Meldungen, wonach sich Deutsche dieses Jahr zu Weihnachten weniger kaufen können und die Zahl der Privatinsolvenzen zugenommen habe. Immer mehr arbeiten und dafür immer weniger Geld verdienen, so sieht für die meisten Menschen der alte und der neue Aufschwung aus!
Wem wundert's, denn immer neue Kürzungen und Streichungen bei Rente oder Gesundheit, durch Steuererhöhungen und immer weniger Arbeitslohn bedeuten eben immer weniger Pinunzen im Geldbeutel zu haben. Und das bedeutet weniger einkaufen zu können, bedeutet im Einzelhandel immer weniger verkaufen zu können, bedeutet immer weniger zu produzieren (oder mehr zu exportieren), bedeutet immer mehr Arbeitslosigkeit, bedeutet weniger Sozialleistungen für mehr Bedürftige, bedeutet mehr Armut, bedeutet immer mehr die Statistik beschönigen zu müssen um einen Abschwung als einen Aufschwung verkaufen zu können. Doch woher stammt dieser Geldmangel?
Da die Kapitaleinkommen allein durch den Zinseszinseffekt expotential steigen und dadurch die Reichen immer reicher werden, muss dadurch - wenn das Wirtschaftswachstum aufgrund von Marktsättigung hinter diesen Steigerungen zurückbleibt - zwangsläufig immer weniger Geld für die Einkommen aus Arbeit übrigbleiben. Lassen Sie sich nicht verulken! Einen wirklichen Aufschwung gibt es erst, wenn bei Ihnen ganz persönlich und den meisten Menschen in Ihrem Umfeld das Geld in der Geldbörse nicht weniger, sondern mehr wird. Nur wenn sich die Menschen etwas leisten können, kann die Wirtschaft etwas leisten! Da aber unser Wirtschaftsystem strukturell so funktioniert, kann sich dieser Trend nicht umkehren, es keinen echten Aufschwung geben. Da helfen weder Petrus und auch keine Statistik-Fälschereien!
Ein Gast-Kommentar von Wolfgang Breitenseher, Wien
Aufschwung
Aufschwung: Der Begriff kommt aus dem Skisport und bezeichnet einen kurvenhaften Schwung, welcher die Skispitzen Richtung Berggipfel zeigen lässt. Dabei wird die in Summe nach unten gerichtete Bewegung aber nicht in eine Bewegung nach oben verwandelt, sondern die Bewegung nach unten lediglich verzögert. Also entspricht dieser Begriff genau dem was wir vor uns sehen. Es hat den Anschein als würden wir nach oben fahren während wir weiter talwärts brettern. Dort herrscht das Missverständnis.
Die Bürger sollten verstehen, dass ein Wirtschaftsaufschwung nicht mit einem gesteigerten Realeinkommen einher geht. Vielmehr bedeutet"Wirtschaftsaufschwung", dass es den"Wirtschaftstreibenden", zu denen der Konsument nicht gezählt wird, gelungen ist, ihre finanzielle Situation zu verbessern. Eine Verbesserung auf dieser Seite ist natürlich gleichbedeutend mit einer Verschlechterung auf einer anderen. Die andere Seite in einem Geschäft sind die"Kostenverursacher". Also Lieferanten wie z.B. Angestellte. Geht es denen schlecht, geht es der"Wirtschaft" gut, denn sie misst sich nicht an Gehältern, sondern an den Renditen der Kapitalmärkte im Vergleich zum Vorjahr. Das künstliche Kapital ist nur eine Illusion und der Glaube daran eine Religion.
Der"Aufschwung" besteht aus Gewinnen durch die Veräußerungen von"Produktionsanlagen" - soll heißen, den Verkauf von Arbeitskräften und Maschinen - und durch Kündigung von Arbeitskräften, Neudeutsch"Kostensenkung" genannt. Nicht dort, wo der kleine Bürger sein Recht auf bessere Lebensbedingungen anmeldet floriert die Wirtschaft. Dort florieren zwar Gesundheitswesen und Versorgung von sozial Schwachen, nicht aber die Renditen. Also kein"Aufschwung".
Es ist den Club-Mitgliedern dieser Eliten nicht entgangen, dass sie sich damit ihre eigenen Einkommen absägen. Aber mal ganz ehrlich, wer schon ein paar hundert Millionen EUR sein Eigen nennt, schert sich einen Dreck um die Zukunft Anderer. Es ist eine fassbare, wenngleich wenig ermunternde Tatsache, dass das Geschick der"kleinen" Menschen in den Händen derer liegt, denen am allgemeinen Wohlergehen der Bürger in keiner Weise gelegen ist. Die Selbstbedienungskultur von Managern ist sprichwörtlich. Ihre miese Humanbildung und das völlige Fehlen von Verantwortungsbewusstsein macht Raubtiere wie Ackermann zu"Top-Managern".
Was ein Aktionär aus moralischen Gründen niemals selber tun würde, kann er getrost skrupellosen Leuten überlassen, deren Dienste er nicht mal selbst bezahlen muss. Das erledigen diejenigen, die wirklich etwas leisten: Die Unternehmensmitarbeiter. Nachdem die Wirtschaftstreibenden Kräfte, also die Raubtiere, die Politik infiltriert, indoktriniert und ggf. diskreditiert haben, können sie unsere Staaten nach ihrem Ermessen gestalten. Die Steuern, die Umweltpolitik, die Gehälter und die öffentlichen Schuldzuweisungen.
Viele Menschen ertragen still ihre Ängste. Haben sie genug Geld, so bleiben sie ruhig, weil sie hoffen auch mal ein nadelbestreifter Halsabschneider zu werden. Haben sie zuwenig Geld halten sie still um ihre Situation nicht zu verschlechtern. Was wir gelernt haben ist also still zu halten. Und das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass wir in einem totalitären Staat leben, der sich sirenenhaft unseres Lebens bemächtigt hat. Wir sollen vor der Glotze sitzend die Vorgaben gutbürgerlicher Familienzustände in uns aufnehmen. Wir sollen bei Horrorfilmen unsere Angst auf Dinge verschwenden, die lächerlich sind um ja keine Angst dort aufkommen zu lassen, wo sie wirklich begründet wäre.
Es könnte den Eliten gegebenenfalls auch gelingen, das Fehlen von Brandanschlägen auf ihr Eigentum als Aufschwung zu sehen. Ich kann mich gut erinnern welche Panik die ins Fadenkreuz geratenen Halsabschneider unter den kleinen Bürgern verbreitet haben, als die RAF oder die Baader-Meinhofs damit begonnen hat, die Ruhe ihrer Luxusvillen zu stören. Solche Gruppierungen wurden zu"Volksfeinden" gemacht obwohl sie das genaue Gegenteil waren.
Die"großen" Kinder der Marktwirtschaft sind asoziale Schmarotzer. Diese Sichtweise dürfte sich beim kleinen Bürger wegen der vererbten Reichtumsunterwürfigkeit nicht einfach durchsetzen. Menschen fürchten Macht. Und sie lassen sich einreden, dass Geld und Macht äquivalent sind. Das ist in Wirklichkeit aber nicht der Fall, wie unsere Geschichte zeigt.
<ul> ~ http://www.detlef-ouart.de/Kommentare.htm#031206</ul>

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