- Posse um Kurt Beck's"persoenlichen" Arbeitslosen: Dessen"Pressesprecherin"... - certina, 20.12.2006, 19:59
- Re: Posse um Kurt Beck's"persoenlichen" Arbeitslosen: Dessen"Pressesprecherin"... - Inge, 20.12.2006, 20:05
- Re: Posse - Doomsday, 20.12.2006, 20:49
- Posse? Wie nach einem schlechten Drehbuch abgespult. - prinz_eisenherz, 20.12.2006, 21:12
- Ebend, auf dem Bau wird gesucht und keiner findet einen... - LenzHannover, 21.12.2006, 00:29
- Wirkungsgrad beim Mensch - Tabuthema riesiger Leistungsunterschiede - Milly, 21.12.2006, 00:53
- Re: Volle Zustimmung (oT) - Todd, 21.12.2006, 08:14
- Re: Wirkungsgrad beim Mensch - Tabuthema riesiger Leistungsunterschiede - Tassie Devil, 21.12.2006, 08:58
- Oder, wer ist wirklich der der Dumme? - prinz_eisenherz, 21.12.2006, 10:02
- Re: Oder, wer ist wirklich der der Dumme? - Inge, 21.12.2006, 14:38
- Wirkungsgrad beim Mensch - Tabuthema riesiger Leistungsunterschiede - Milly, 21.12.2006, 00:53
- Re: Posse? Wie nach einem schlechten Drehbuch abgespult. - Inge, 21.12.2006, 14:34
- Ebend, auf dem Bau wird gesucht und keiner findet einen... - LenzHannover, 21.12.2006, 00:29
- Posse? Wie nach einem schlechten Drehbuch abgespult. - prinz_eisenherz, 20.12.2006, 21:12
- Es hat eine merkwürdige Richtung bekommen - Spartakus, 21.12.2006, 10:01
- Re: Posse - Doomsday, 20.12.2006, 20:49
- Danke für die schöne Aufbereitung (o.Text) - Stephan, 20.12.2006, 23:16
- Alles wieder Pressegesäue - von allem stimmt wohl 5% - Boulevardscheiße - Taktiker, 21.12.2006, 00:46
- Re: Posse um Kurt Beck's"persoenlichen" Arbeitslosen: Dessen"Pressesprecherin"... - Inge, 20.12.2006, 20:05
Es hat eine merkwürdige Richtung bekommen
-->>immer weiter mit der medialen H4-Hetze - vor der nächsten Kürzung!
>dieser Alkoholiker ist doch wirklich nicht typisch!
>typisch wäre ein Arbeiter über 50, der 35 - 40 gearbeitet hat,
>Typisch wäre eine alleinerziehenden Mutter
>typisch wären deren Kinder....
Es ist schon interessant wie aus dieser Posse ein Politikum wurde. Zunächst wie aus Becks Mücke ein Elefant wurde und dann der skurile Auftritt des Henrico F., der ja jedes bestehende Klischee über Langzeitarbeitslose mit links bedient. Vom"Punk is not dead"-Shirt, über den"Arbeit-ist-Scheisse" Meinungsknopf, vom"faulen Ossi" bis hin zum"ungewaschenen" Alkoholismus. Doch ob hier ein zweiter medialer"Florida-Rolf" aus dem Hut gezaubert wurde, oder ob diese Posse einfach eine Eigendynamik angenommen hat, die alle Beteiligten überrollte, dass wird sich wohl nicht mehr klären lassen. In jedem Fall ein Desaster für beide Seiten, schade eigentlich, hätte doch ein Wintermärchen werden können. Ich frage mich auch ernsthaft, wer Beck medial berät. Entweder ist dort kuriose Inkompetenz am Werk, oder die ganze Geschichte läuft doch nach einem verborgenen Drehbuch ab.
Zunächst mal hat Beck ja vollkommen recht mit seiner Aussage. Henrico F. wird bei seiner Einstellung und seinem Äußeren keine Arbeit finden. Daran ist auch nicht Herr Beck, Peter Hartz oder die liebe Gott schuld, sondern er selbst höchstpersönlich. Herr Beck hat hier also schlicht die Wahrheit gesagt, wenn er sich nicht wäscht, rasiert, also grundlegende äußere Formen einhält, dann hat er keine Chance. Nun kommen die Medien ins Spiel und machen aus dieser banalen Wahrheit eine Verallgemeinerung:"Waschen, rasieren und dann klappt es auch mit dem Job", im Umkehrschluß, Arbeitslose sind also selbst schuld an ihrer Arbeitslosigkeit, sie lassen sich lieber gehen und liegen der Allgemeinheit auf der Tasche. Nun wäre es ein leichtes für Beck gewesen, dieser Auslegung entgegen zu treten. Ein einfaches nein, diese Verallgemeinerung ist nicht gültig, es geht einzig und allein um Henrico F. Gern hätte Beck auch zu seiner Meinung stehen können, wer Tranferleistungen bezieht, ist verpflichtet, alles zu tun um wieder auf eigenen Füßen zu stehen und dazu gehört nun einmal die Einhaltung gewisser Konventionen. Dafür hätte Herr Beck aber Charakter haben müssen, etwas wo zumindest nach dieser Geschichte ein Fragezeichen im Raum bleibt.
Statt dessen passierte etwas anderes, Henrico F. wurde für sein Verhalten belohnt. Gleich acht(!) Stellen für den armen Henrico. Nun stellt sich die Frage warum? Sollen Arbeitslose sich demnächst vergammeln lassen und besoffen auf Marktplätzen Politiker anpöbeln, damit sie mal Jobangebote bekommen? Und was sind das für Stellen, wieso finden sich mitten im Winter plötzlich acht Stellen auf dem Bau? Wieso wurden die nicht mit seriosen Bewerbern besetzt? Und welchen Sinn macht es, ihm Stellen anzubieten, die er nie im Leben wird besetzen können? Und welche Motivation haben Arbeitgeber so einen Mann einzustellen? Als langzeitarbeitsloser Alkoholiker fällt der Mann doch am zweiten Tag um, nach sieben Jahren Nichtstun wird er kaum in der Lage sein, 40h knochenharte Arbeit zu leisten. Die angebliche Motivation dem armen Mann aus seinem Schicksal zu helfen, ihm wieder eine Chance zu geben, bekommt einen sehr faden Beigeschmack. Könnte es nicht vielleicht viel eher darum gehen ihn vorzuführen? Den Nachweis zu bringen, der besoffene Punk will ja gar nicht arbeiten? Und das Ganze auch noch medial auszuschlachten?
Doch das so gutsherrenartig hingerotzte Arbeitsangebot impliziert ja noch einige andere Dinge. Henrico ist rückfälliger Alkoholiker, welchen Sinn macht es, ihm etwas anzubieten, was er nicht erfüllen kann? Wonach sich andere alle 10 Finger lecken würden? Braucht man inzwischen tatsächlich PR mit Kranken?
Man hätte ihm z.B. auch einen 1€-Job anbieten können. Damit der Mann überhaupt erstmal wieder daran gewöhnt wird zu arbeiten. Dazu eine begleitende ambulante Therapie, denn solange der Mann säuft, wird er immer scheitern. Diese Binsenweisheiten werden auch bei Beck bekannt sein. Es hätte auch ein Teilzeit oder wenigstens Geringverdienerjob sein können. Man hätte auch einfach mal seinen Sachbearbeiter fragen können, was überhaupt Sinn macht. Vielleicht lügt er über seine Bandscheiben, vielleicht nicht. Ich kenne mehrere Bauleute die mit 30 fertig waren, deren Rücken einfach kaputt war. Aber die tatsächliche, differenzierte Hilfe scheint nicht das Ziel gewesen zu sein. Sehr aufschlußreich auch die Peitsche die Henrico ämterseitig sofort zu schmecken bekam. Eilvorladungen, Amtarztuntersuchungen, etcpp. Seine Leiden und Krankheitsprobleme hätten einen oder zwei Anrufe gekostet, warum unterblieb das?
So bleibt ein sehr seltsamer Beigeschmack in dieser Geschichte, als würde man gezielt ein Klischee-Assi mißbrauchen um noch einmal nach ganz unten zu treten.
Auf der anderen Seite der kuriose Henrico F. Plötzlich im Scheinwerferlicht des Medieninteresses. Ratzfatz gewaschen und rasiert, weg mit der alten Attitude, her mit der Arbeit! Aber bitte auf dem Silbertablett, von Herrn Beck persönlich kredenzt. Ein Termin für die Arbeitsangebotsübergabe ohne Beck, nein, dass kommt nicht in die Tüte. Schließlich ist man Kämpfer für die Sache der Arbeitslosen, es geht nicht um ihn, es geht um die Sache! Aus einem saufenden, pöbelnden Punk wird über Nacht der Politaktivist. Mit eigener"Pressesprecherin". Hallo? Alles klar?
Hier ist dann der zweite Punkt, wo ich mich frage, ob die Geschichte so wie sie erzählt wird, ganz koscher ist. Er paßt sich plötzlich an, also Hochverrat an seiner nach Außen präsentieren Punkideologie, powert los und besorgt sich als erstes eine Pressesprecherin? Jeder"normale" Arbeitslose, hätte wohl eher die Chance erkannt. Auf'm Bau geht nicht mehr? Ja und? Jeder"normale" Arbeitslose hätte wohl erstmal mit den potenziellen Arbeitgebern gesprochen. Wann hat man schon einmal die Auswahl acht Angebote unter den Augen der Medien checken zu können? Klar, vielleicht geht das Eine oder Andere körperlich nicht mehr, aber der Fuß ist in der Tür und das öffentliche Interesse schreit nach einer reelen Chance. Statt dessen läßt man Termine platzen, lamentiert über gesundheitliche Probleme und trotzt mit politischen Phrasen. Und hier hört für mich die Glaubwürdigkeit auf. Keiner, der derartig im Dreck liegt, führt solche Spielchen auf. Das kaufe ich ihm schlicht nicht ab.

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