- Bemerkenswerter Mainstream-Artikel mit ersten Zweifeln am allgemeinen Opferkult - Taktiker, 12.01.2007, 10:30
- Re: Bemerkenswerter Mainstream-Artikel mit ersten Zweifeln am allgemeinen Opferkult - GutWettertrader, 12.01.2007, 12:19
Bemerkenswerter Mainstream-Artikel mit ersten Zweifeln am allgemeinen Opferkult
-->Auszug:
<font color=#0000FF>"...seit Jahrzehnten pflegen wir eine Kultur der Anerkennung, die es gut mit Opfern meint....sie alle können, jedenfalls in der Beletage des moralischen Diskurses, auf Verständnis für ihre Nöte rechnen. Der Opferstatus verspricht Identität, Prestigegewinn, Unangreifbarkeit. Opfer zu sein, entlastet von Verantwortung, fordert Aufmerksamkeit und setzt jene unter Rechtfertigungsdruck, die ihr Mitleid verweigern.
Es passt zur liberalen, postheroischen, individualistischen Gesellschaft, vom Einzelnen nicht Duldsamkeit oder gar Aufopferung für höhere und allgemeine Zwecken zu verlangen, sondern ihn bei Bedarf zu bedauern. Darin steckt gewiss auch ein zivilisatorischer Gewinn, ein Zuwachs an Empathie und Zartheit. In dem Maße freilich, wie das Profitieren vom Opferstatus zu einer forcierten Ausweitung von Opfergruppen führt, Opferkonkurrenzen schafft und"Opferanwälte" sowie als"Opfermacher" wirkende Therapeuten auf den Plan ruft, droht eine Korruption zivilisatorischer Vorzüge."</font>
Für einen tiefbürgerlichen Radiosender wie DeutschlandRadio ist das ein bemerkenswerter Artikel. Führt man die Opferkulturkritik weiter, stößt man in derzeit noch schwer tabuisierte Regionen vor. Lockt der Text den bürgerlich-liberalen Leser anfangs noch mit kommoder Jugendzeitgeistschmähung, so argumentiert er danach den Verdruß über die inflationäre Opferkultivierung ziemlich gut, wenn auch nicht ohne den Verweis auf den notorischen Oppositionsdrang neuer intellektueller"Opferzweifler". Es folgt leider ein etwas multikultischwelgerischer Absatz und ein ziemlich ratloser Schluß.
Aber gute Ansätze allemal! Die"liberalen, postheroischen, individualistischen" Fanatiker werden offenbar nachdenklich. Einige Dogmen scheinen abgeworfen zu werden müssen, damit der Ballon nicht zu Boden sinkt - moralische Zessionen typisch für eine sich im Rückzug befindende Ideologie.
<ul> ~ POLITISCHES FEUILLETON im DRadio Kultur: Die Opferkultur und ihre Verächter</ul>

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