- Höchstpersönliche Jugend-Erinnerungen ans Kreissackbefummelungsamt - Baldur der Ketzer, 03.02.2007, 02:07
- Re: Haben sie gedient? - Zardoz, 03.02.2007, 02:46
- Re: Haben sie gedient? Ja, klar, und tu es noch, ich bin ja verheiratet... - Baldur der Ketzer, 03.02.2007, 03:34
- Re: Haben sie gedient? Ja, klar, und tu es noch, ich bin ja verheiratet... - Cujo, 03.02.2007, 10:31
- Re: Aus der Not heraus eine Tugend abgelehnt - Tassie Devil, 03.02.2007, 10:57
- Re: 2,5 Std Aufwand und da wars, das angestrebte Ergebnis - Worldwatcher, 03.02.2007, 12:19
- Re: Was, Sie haben gedient? - Kicker, 04.02.2007, 00:22
- Re: Haben sie gedient? Ja, klar, und tu es noch, ich bin ja verheiratet... - Baldur der Ketzer, 03.02.2007, 03:34
- Re: Höchstpersönliche Jugend-Erinnerungen ans Kreissackbefummelungsamt - GutWettertrader, 03.02.2007, 14:28
- Re: Höchstpersönliche Jugend-Erinnerungen ans Kreissackbefummelungsamt - albert, 04.02.2007, 00:20
- Nach all den Leidensgeschichten hier... - bernor, 04.02.2007, 02:18
- Wie machen es eigentlich Berufssportler? - fridolin, 04.02.2007, 10:05
- Re: Wie machen es eigentlich Berufssportler? - Hyperion, 04.02.2007, 11:53
- Re: Wie machen es eigentlich Berufssportler? - Cujo, 04.02.2007, 12:23
- Re: Versteh ich nicht! - Hyperion, 04.02.2007, 17:06
- Re: Versteh ich nicht! Ganz einfach - Baldur der Ketzer, 04.02.2007, 17:41
- Re: Versteh ich nicht! - Hyperion, 04.02.2007, 17:06
- Re: Wie machen es eigentlich Berufssportler? - Kicker, 04.02.2007, 16:25
- Re: ach Baldur............. - ottoasta, 04.02.2007, 13:34
- Re: ach Baldur............. - Baldur der Ketzer, 04.02.2007, 17:56
- Re: Haben sie gedient? - Zardoz, 03.02.2007, 02:46
Höchstpersönliche Jugend-Erinnerungen ans Kreissackbefummelungsamt
-->Hallo,
es liegt nun schon eine Generation zurück. Wie doch die Zeit vergeht. Die Erinnerungen verblassen, die Karawane zog weiter, die Hunde bellten vergeblich, aber manche Einzelheiten haben sich ins Gedächtnis gleichsam festgebrannt.
So möchte ich Euch heute, solange der Fehler noch wenige und die Eindrücke noch halbwegs lebendig sind, die Geschichte erzählen, wie das damals war, als man den kleinen Ketzer mustern wollte.....
Natürlich hatte ich vorher im Freundeskreis herumgefragt, wie ist das denn dort so. Aber viel brauchbares hatte ich nicht herausbekommen, wenn ich ehrlich sein sollte. Klar, wie soll man auch einem frisch angekommenen Außerirdischen theoretisch erklären, wie eine Stinkmorchel riecht, eine Erdbeere schmeckt, sich **Sex** anfühlt, oder **Zahnarzt**....
Genau genommen ging alles schon etwas früher los, bei der sogenannten Wehrerfassung. Die traf alle, wenn sie beim Amt ihren Führerscheinantrag abgaben.....ah, gut, Herr, nennen wir ihn am besten den Herrn Dödel, also, Herr Dödel, wo Sie nun schon mal da sind, machen wir doch gleich die Wehrerfassung mit........upps, guck.......und gleich wurden diese lieben Schnellen schneller gemustert als die Langsamen.......
Der Ketzer gab seinen Antrag erst seeeehhhhr spät ab und nahm in Kauf, noch ein paar Monate länger als unbedingt nötig herumchauffiert zu werden. Was ja nicht bedeutete, daß man nicht hätte am Straßenverkehr teilnehmen können, können tat man ja, man durfte ja nur offiziell nicht, strenggenommen....irgendwie.....wobei wir wieder bei der Analogie mit Sex wären, denn auch da sollte man halt aufpassen, die im Verkehr erforderliche Sorgfalt walten lassen.......doch zurück zum Damoklesschwert der Kriegsdienstheranziehung.......
So begab es sich, daß nicht unerwartet ein Einschreiben hereinflatterte, mit der Anordnung, sich an irgendeinem Tag an angegebener Adresse doch einfinden zu wollen.
Na, mal sehen, noch ist es ja nicht um einen geschehen....
Es muß wohl so gegen neun Uhr gewesen sein, als in einem alten Gebäude, optisch noch der Kaiserzeit entstammend, ein Backsteinbau im typischen Stile der K+K- Zeit bzw. der Vorkriegeszeit (1.WK!), wie man sie auch noch an Bahnhöfen findet, die medizinische Untersuchung stattfinden sollte.
Eine unfeine Gegend, ein altes Industrierevier unserer nächstgelegenen Großstadt.
Die Einzelheiten haben sich ins Nirwana der gelösten Fälle und der belanglosen Nichtigkeiten verabschiedet, ich konzentriere mich auf die wesentlichen Details, die im Schwamm der Hirnventrikel überdauert haben.
Der erste Eindruck war.........kalt, öde, und unglaublich dreckig. Kahle, nackte Wände, Linoleumboden, meiner Erinnerung nach war er grün, dann mit gelblicher Ã-lfarbe oder so schulterhoch gestrichene Wände, hohe Gänge, einem Finanzamt nicht unähnlich, oder einer ebenso alten Klinik, unheilschwanger und abstoßend, wie Requisiten aus einem Psycho-Thriller.........
Nein, es waren keine Pfützen am Boden, und es lagen keine Essensreste herum, aber es war trotzdem in einem erschreckenden Ausmaß versifft. Ich erinnere mich, daß ich, bevor ich nach Hause fuhr, und das ist jetzt KEIN Witz, erst in einer Apotheke Halt machte, und Sagrotanspray kaufte, womit ich nicht nur meine Fußsohlen einsprühte, sondern auch meine Schuhsohlen!
Ich denke, das mag meine Eindrücke ins rechte Licht setzen und die Brisanz des Kulturschocks greifbar machen.
Soweit ich mich erinnere, hatten wir uns zuvor bis auf die Unterwäsche zu entkleiden, und, was das schlimmste war, und daran erinnere ich mich definitiv, wir mußten barfuß sein....igittigitt, äääähh! wie gruusig......
Der üblichen Aufnahme der Rahmendaten (Größe, Gewicht, Befragung zu Ernährungsgewohnheiten, Vorerkrankungen, Medikamentenpflicht, rauchen Sie, trinken Sie Alkohol, wieviel, wie oft, was, Einschränkungen usw.) folgte ein Belastungstest, man sollte ein paar Kniebeugen machen, hernach wurde der Belastungsblutdruck gemessen.
Nicht ganz so altertümlich wie im Film **Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull**, denn im Unterschied zum Film wurde man den Begutachtenden einzeln vorgeführt, es gab also keine Ärztekommission aus mehreren gleichzeitig, vor die man zu treten hatte, sondern verschiedene Räume nacheinander. Das wars aber auch schon mit den Unterschieden. Die skurrilen Wahnsinnstypen da auf der anderen Seite, die waren real so grenzwertig, wie die Figuren aus dem Film von Krull...
Vielleicht erinnern sich einige unter der geneigten Leserschaft noch an den Fußballnationalspieler Ulli Stieleke, der immer so herumlief, als habe er einen Stecken im Kreuz, so aufrecht, wie er seinen Oberkörper geradezu in einer Zwangshaltung hielt.
Nun, Stieleke mußte quasi einen Bruder haben, denn einer der Musterungsfuzzies, der da über den Gang kam, hatte eben so einen Stecken im Kreuz. Nur, daß er nicht aufrecht lief, zu aufrecht, so, wie Stieleke, sondern, er war so vielleicht an die 30 Grad nach vorne übergebeugt. So lief er da herum. Zielstrebig zwar, aber wie aus einem Panoptikum entsprungen, irgendwie irreal eben. Lebendig gewordene Witzfiguren.
Da ich, natürlich nur vor lauter Aufregung, versteht sich, beim Kniebeugen das Atmen glatt vergessen hatte, erreichte der Blutdruck höchst erfreuliche Ausmaße. Was dem Weißgekleideten allerdings nur ein hämisches Grinsen anforderte, und die lapidare Bemerkung, ja, ja, bei der Musterung, da ist man aufgeregt, da ist ein etwas höherer Blutdruck ganz normal. Ich weiß heute nicht mehr, wie hoch er mitmachte, aber über 180 war er locker:-)......nur, wie gesagt, ich hätte auch 320 haben können, oder nur noch 20, es war scheißegal.
Am Gang lief nicht nur besagter Starrkrummkreuzler herum, im weißen Mantel versteht sich, sonst hätte man ihn sicher für eine Vogelscheuche gehalten, sondern auch.....aha......eine etwas mollige Ärtzin.....blond.......vielleicht anfangs fünfzig......ob die beim EKG Dienst haben würde?
Fragen über Fragen, wie sie nicht nur Hauser an Kienzle stellte....
Tja, dann der EKG. Nein, nicht das EKG, sondern der. DER: Der EKG, der Eierkontrollgriff........seit Jahren DAS Gesprächsthema unter den Schülern und einfach jenseits aller Vorstellungskraft.
Soll ich das jetzt auch........äh.......darlegen?
Also, gut.
Man stelle sich einen schüchternen Fuzzy vor, es war nicht die Blonde Mollige, tja, also, ein Fuzzy, der zwar nichts anderes macht, als das, und zwar jeden Tag, außer Wochenende und Urlaub, aber es scheint ihm deswegen nicht wohler zu sein. Irgendwie lag über dem ganzen eine peinliche Atmosphäre, so, wie über nächtlichen Friedhöfen eine unheimlich gruselige Atmosphäre zu liegen pflegt.
Man hatte die Unterhose herabzulassen, er zog sich einen Gummihandschuh über, und dann griff er....dann griff er einem tatsächlich ans......na, an den Sack halt. Mich wurmt es heute noch, wenn ich nur daran denke. Mann, das gibts doch nicht.
Er drückte und fummelte, vielleicht hoffte er auf den Nobelpreis, wenn er mal einen mit drei oder vier Kugeln gefunden hätte, was weiß ich, aber so, wie der aussah, hatte der selber mindestens sechs oder acht. Oder noch besser, eher gar keine. Denn wer etwas getaugt hätte, wäre doch nicht hauptamtlicher Berufs-Sackbefummler beim Bund geworden, oder?
Nachdem er wieder nur die wohl üblichen zwei gefunden hatte, war es das, nein, man mußte nur so husten, während er einen in gezwungen unbeweglicher Position quasi gefangen hielt, in seinen Händen hatte, in der Hand, genauergesagt.............umdrehen, sich bücken und dann husten mußte man nicht.
Es gab Gerüchte, wonach bei anderen Sackbefummelämtern auch das nahegelegene schützende Etwas, was die Auserwählten und Wüstenglaubengläubigen nicht mehr haben, Gegenstand der Untersuchung war, und das, was es schützte, ebenso, aber das blieb mir zumindest erspart.
Dann gings weiter zur Urinabgabe......auch etwas ganz tolles.
Am schmutzigen Boden hatte sich natürlich nichts geändert, der war versifft wie zuvor, sandig, staubig, gräßlich. Nur, daß man jetzt im, wie soll ich sagen, eher sanitären Bereich gezwungenermaßen durchbarfüßte.........ääähhhh!
Der Untersuchungsraum entpuppte sich als im wesentlichen aus einer alten Küchenspüle bestehend, und auf dem Abtropfrost standen umgestülpt einige Gläser. Gläser? Nun ja. Sagen wir, Behältnisse aus Glas, die schon lange keinen Kalkreiniger mehr gesehen hatten, denn wenn man sie im Winter an die Autobahn gestellt hätte, wären sie von der herumspritzenden Streusalzlake sicher genauso eindrucksvoll weiß gesprenkelt gewesen, wie diese da......von denen man eines in die Hand gedrückt bekam....
Als das Tagwerk verrichtet war, hielt der dortige Urinfuzzy kurz einen Teststreifen in die milde Gabe, zog ihn heraus, ohne das Ergebnis einer allfälligen Verfärbung abzuwarten, schmiß ihn weg, kippte die Probe in den Ausguß, und schickte einen wieder raus......das wars.....auch hier, völlig egal, welche Werte ermittelt hätten werden können, denn darauf kam es nie an.........worauf es ankam, war folgendes...
Im Umkleideraum wurde so manch einer, darunter auch meine wohlbehütet aufgewachsene Wenigkeit, mit einer anderen Realität konfrontiert.....der Realität einer anderen, bis dato ungekannten sozialen Schichtung.....
Das ist jetzt kein Witz, es hatte unter den an diesem Tag dort Gemusterten einige sehr, wie soll ich sagen, eindrucksvolle Gestalten. Einer davon, es hatte aber mehrere dieses Schlages, blieb mir in besonderer Erinnerung.
Er möchte vielleicht 1,70 groß gewesen sein, hatte eine drahtig-sportliche Figur, aber das verschlagene, gewaltdominierte Antlitz eines, ich übertreibe nicht, Berufsverbrechers. Das war zumindest mein erster Eindruck. Er verströmte etwas absolut gewaltbereites. Als er sein Unterhemd auszog, wurde eine lange Narbe an der vorderen Bauchwand sichtbar, nach Art und Verlauf war es eher keine Operationsnarbe, sondern sah wie der Rest einer Messerstecherei aus. Nach erfolgter medizinischer Notoperation. So jemandem möchte man nicht des Nachts auf einem einsamen Weg begegnen, nicht mal mit Rottweiler dabei. Ich habe nie erfahren, ob das stimmte mit der Messerstecherei, aber er hatte noch einige andere offenkundige vernarbte Kampfesspuren am Körper, ein etwas hängendes Augenlid unterstrich den Gesamteindruck seiner derben Persönlichkeit, und anhand der Gespräche während der Wartezeit stellte sich tatsächlich heraus, daß er, nicht gerade überraschend, bereits eine Haftstrafe hinter sich hatte......und er war nicht der einzige. Vielleicht mochte er etwas älter gewesen sein als wir Neulinge, aber älter als maximal 21 war er sicher nicht.
Es wird auch niemanden verwundern, daß ich tauglich gemustert wurde, der Grobklotz wurde ausgemustert, medizinisch untauglich, hieß es.
So, so, medizinisch also.
Ich würde darauf wetten, vor dem hätten auch die Spieße Angst bekommen. Was wollte er sich angesichts seines Strafregisters auch noch vor Disziplinareinträgen fürchten....er hatte doch nichts zu verlieren, aber alle Zutaten, um in einer Auseinandersetzung des Kürzeren nicht zu ziehen....so einer beim Bund, in einer evtl. tätlichen Auseinandersetzung? Nein, das ging nicht....sie brauchten, und sie fanden die harmlosen, seichten, braven Otto Normalnos, wie Dich und mich. Die brauchen sie, und die lassen sich alles gefallen.
Übrigens denke ich nicht, daß dies aus Fürsorgemotiven für die späteren Mitkameraden heraus so erfolgt(e), ich bin überzeugt, diese Belange sind den Kriegszwingherren völlig egal. Es geht denen nur um die bedingungslose Aufrechterhaltung der Disziplin, und vor allem darum, im Konfliktfall nicht selbst einen Satz Flügel zu bekommen, wenn sie sich mal umdrehen....
So waren also auch die offensichtlich wehrunfähigen als tauglich beurkundet und verkündet, schüchterne, scheue Bübchen von der Statur eines bleichen Spaghetti-Tarzans, extrembebrillte, normale, unauffällige, Leute wie Du und ich eben.
Die anderen vom Typus eines Rambo, also die idealen Krieger, schickte man mit einem großen Befreiungs-Los nach Hause zurück.
Und wie sich später ebenfalls erweisen sollte, auch die Supersportler, bei denen sich angeblich ein Tennisarm oder eine pöhse Kniescheibe gefunden hätten - die Gründe hierfür werden mir ewig ein Rätsel bleiben.
Im Vergleich dazu war dann der Eignungstest nicht groß erwähnenswert, denn die ganz wilden waren ja zuvor schon medizinisch ausgemustert worden. Auch hier verfing sich der Eindruck, daß die übergroße Mehrzahl auf einer Wehrhaftigkeitsskala eher im unteren bis untersten Bereich angesiedelt werden mußten, der Durchschnittstyp war die personifizierte Schüchternheit, körperlich unauffällig, vom Wesen her passiv und gefügig.
Da der Ketzer, auch als er noch klein war, schon immer alles genau wissen wollte, knüpfte er während der Wartezeit Kontakt zu dortigen Bediensteten. Es stellte sich heraus, sie suchten gezielt vergleichsweise intelligente Leute, der Rest wie Gesundheit und Co. war mehr oder weniger egal. Blendwerk. Worauf es ankam, war die Führungsfähigkeit, aber nicht die Führungsqualität, sondern die Unterordnungsbereitschaft, sich führen zu lassen.
Aufmucken war unerwünscht, aber das kam etwas später.
Die Tests waren Seh- und Hörtests, es wurde geprüft, ob man Morsesignale richtig notieren konnte, und lauter solcher Quatsch. Bestimmt waren auch logische Tests dabei, daran erinnere ich mich heute gar nicht mehr. Auch nach Hobbies und gesprochenen Fremdsprachen wurde gefragt........wie gut, daß damals noch kein Orwellscher Quervergleich vorhanden war, meine damaligen russischen Basissprachkenntnisse fanden selbstverständlich keine Erwähnung. Es wußte jeder, sie suchten Leute, die russisch konnten oder es zumindest schnell hätten ausbauen können, für die Funkabhöranlagen.
So könnte man das Thema hier abschließen, wäre mir nicht noch ein Juwel an Lebenserfahrung in den Schoß gefallen, ich durfte ein paar Oberindianer der Wehrverwaltung kennenlernen, da ich ein Einberufungshindernis geltend machte.
Wieder war es ein anderer Bau aus der Kaiserzeit, ebenso abstoßend, aber nicht mehr so dreckig. Gut, es war dort ja auch nur die Verwaltung. Die Türkontrolle war schärfer als bei den ersten beiden Einrichtungen, offenbar hatte man Angst. Die heutigen Räumlichkeiten gleichen übrigens einem Hochsicherheitstrakt, mit Panzerglas und Eingangsschleuse....offenbar hat man wenig Vertrauen in die generelle Einsicht von sogenannten Staatsbürgern in Uniform in wehrpolitische Erfordernisse......
Die Kommission glich nun auch personell der Szenerie aus Felix Krull. Allerdings saß man als Delinquent tiefer, die drei Quasirichter saßen erhöht hinter einer Art Empore, offenbar, um als Schutz zu dienen, falls mal jemand tatkräftige Gelüste verspüren sollte, vielleicht auch nur zur psychischen Einschüchterung, was weiß ich.
Der Oberindianer, ein alter Mann, der seine besten Zeiten schon Jahrzehnte hinter sich hatte, er hatte auch keinen deutschen Namen, nebenbei bemerkt, führte den Vorsitz, er vollführte eine inhaltsleere Floskelveranstaltung, ohne auch auf nur irgendein Argument einzugehen, außer, es zurückzuweisen.
Seinem Beisitzer zur Rechten standen die Haare seiner strubbeligen Frisur zu Berge, als hätte er sich an diesem Morgen nicht gekämmt, und sei *so* einfach vom Bett aufgestanden. Dieser Eindruck wurde unterstrichen von der Tatsache, daß er entweder mit diffusem Blick zum Fenster hinausstarrte, oder in sich gesunken, mit geschlossenen Augen, vor sich hindöste.
Ich brauche nicht extra zu erwähnen, daß die ganze Witzveranstaltung keinerlei Ergebnisse erbrachte, außer einer ersten Lebenserfahrung, was man von der Obrigkeit im allgemeinen und der gerichtsbarkeit im besonderen zu erwarten, oder besser, nicht zu erwarten hätte. Dieser Eindruck hat sich dann in einigen nachfolgenden Verfahren, wenn auch nicht im Wehrbereich, eindrucksvoll verfestigt.
Erwähnenswert bleibt nur der Frust über meine Unverfrorenheit, den wertvollen Oberherrenmenschen mehr als die anberaumten zehn Minuten gekostet zu haben, denn ich hatte es doch tatsächlich gewagt, nicht klein beizugeben, sondern inhaltlich dagegen zu argumentieren. Offenbar hatten sie noch nie einen Wurmknecht vor sich, der wußte, was ein Buchholz war (die gesammelte Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts in Wehrangelegenheiten) - den kannte ich quasi auswendig, eine mächtige Loseblattsammlung in dunkelroten Ordnern, genauso wie den Hahnenfeld, oder wie der Kommentar zum WPflG hieß.
Tja. Sich inhaltlich im Recht zu wähnen, heißt nicht, auch Recht, bzw. die Rechtsfolgen aus den Tatbestandsmerkmalen und einschlägigen Anspruchsgrundlagen zugestanden zu bekommen.
Aus vielerlei Gründen endet meine Geschichte an dieser Stelle. Wie es der Gang der übergeordneten, weltgeschichtlichen Ereignisse so wollte, hatte die Erbsentarntruppe auf einmal keine Verwendung mehr für so viele unter die Knute zwangsverpflichtete Landsknechte. Und es gibt glücklicherweise keine Fortsetzungsgeschichte vom Ketzer am Kasernenhof......
Was ich von meinen Freunden hörte, war zwischen -so doof wie erwartet und - absolut scheiße.
Einer kam bei einer Mandel-OP fast ums Leben, weil er Nachblutungen hatte, die nicht bemerkt wurden, andere wurden durch die Berge geschunden, wieder andere schlugen halt die Zeit nutzlos tot. Es gab nur Tee als Verpflegung, weil Kaffee zu teuer war. Man sagt, der damalige Verpflegungssatz sei pro Mann und Tag beim Bund bei 4,70 DEM gewesen, während die Asylantenverpflegung rund 10 Mark kosten durfte.
Was soll man zu einem Regime sagen, daß den angeblichen Bürgern das Recht auf Waffenbesitz grundsätzlich verwehrt, sie aber im Kriegsfall unter Führung fremder Mächte und unter Oberbefehl einer vermutlichen Witzfigurenmarionette zum Kriegsdienst eben an der Waffe zwingt.........besser nichts.
Beste Grüße vom Baldur

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