- Neu hier mit Bitte - Lizzy, 19.01.2001, 15:06
- Re: Neu hier mit Bitte - JüKü, 19.01.2001, 15:18
- Der Schatten des Jahres 1929 (früheres Posting) - eferis, 19.01.2001, 15:31
- Gold oder Schallplatten und Schnaps? - Lizzy, 20.01.2001, 20:47
- Re: über Lernfähigkeit und die Erde als Scheibe..... - Baldur der Ketzer, 20.01.2001, 22:01
- Gold oder Schallplatten und Schnaps? - Lizzy, 20.01.2001, 20:47
- Re: Neu hier mit Bitte - Baldur der Ketzer, 19.01.2001, 16:30
Gold oder Schallplatten und Schnaps?
Erst mal vielen Dank eferis für den wirklich gründlichen Verglich. Ich galube es ist gutsich sowas immer wieder mal in kompakter Form anzuschauen um nicht in der aktuellen Hektik/Angst/Euphorie den Boden zu verlieren.
Die realwirtschaftlichen Größen können mit diesem stürmischen Wachstum längst nicht mehr mithalten. Geht man beispielsweise davon aus, dass der
amerikanische Aktienmarkt in den nächsten fünf Jahren auf dem aktuellen Kurslevel stagniert, so müssten die Unternehmensgewinne mit durchschnittlich
13,75% per annum wachsen, um die bereits entstandene Lücke zu schließen.
.........
Sollte die Wachstumsrate der Gewinne börsennotierter US-Aktiengesellschaften letztlich wieder auf ihren langjährigen Durchschnittswert (1973 bis
1999) von 8,65% zurückfallen, dann müsste der amerikanische Aktienmarkt in den nächsten fünf Jahren um insgesamt 20,5% bzw. 4,5% pro Jahr
fallen, um die Schere zwischen fundamentalen Größen und Aktienkursentwicklung wieder zu schließen.
Ein Großteil der Übertreibung kommt doch von den High-Techs. Nachdem die Nasdaq in 2000 40% korrigiert hat und der Dow quasi stagniert, ist jjetzt ein Großteil der Übertreibung real abgebaut.
. Eine verbesserte technische Infrastruktur und elektronische Brokerhäuser erlauben auch dem privaten
Anleger den zeitnahen An- und Verkauf von Wertpapieren innerhalb eines Tages (Intraday Trading). Die jährlichen Dollar-Umsätze haben 1999 rund
250% des BSP erreicht und in den ersten Monaten des Jahres 2000 wurde dieser fantastische Wert noch bei weitem übertroffen.
Darin steckt doch auch die Chance. Ungleichgewichte werden schneller abgebaut und die Gesamtheit aller Informationen spiegeln sich schneller in den Kursen wieder. Zudem sind Informationen schneller verfügbar als zu Zeiten des Tickers. Aufs Wetter übertragen könnte man sagen: Wenn ein riesiger Quirl hoch und Tiefs egalisiert ist den wirklich schweren Stürmen die Basis entzogen.
betrieb die amerikanische Notenbank eine akomodierende Geldpolitik, in der
der Diskontsatz von 6% im Jahre 1921 bis Mitte 1927 auf 3,5% gesenkt wurde. Die eigentliche Inflation und Kreditschöpfung spielte sich im
Wertpapierbereich ab, aber die Überwachung der Kapitalmarktpreise gehörte nicht zu den expliziten Zielvariablen der amerikanischen Notenbank. Als
es einigen Mitgliedern des amerikanischen Geldwesens dämmerte, dass die Verbindung von Wertpapierkrediten und Börsenboom Sprengkraft birgt,
war es bereits zu spät, um das Spekulationskarussell zu stoppen.
Die Börsen nahmen gerade dann markant Fahrt auf, als sich die Notenbank entschlossen hatte, mit drei Diskontsatzerhöhungen um insgesamt 1,5% bis
auf das Niveau von 5% im Sommer 1928 die spekulative Bewegung abzubremsen. Als der Aktienmarkt auch die Warnung des Notenbankpräsidenten
Roy Young, dass Zentralbankgeld nicht für kreditfinanzierte Spekulation missbraucht werden darf, sondern nur für produktive Zwecke zur Verfügung
stehe, über ein halbes Jahr ignorierte, wurde der Diskontsatz schließlich am 9. August 1929 noch einmal von 5% auf 6% angehoben. Der
entscheidende Schlag, wie sich jedoch erst zwei Monate später herausstellen sollte.
Diesmal wurde von A.G. und seiner FED rechtzeitig gebremst. Dafür hat er aber die Intensität und den Zeitversatz der Wirkung unterschätzt. Aber das Instrumentarium hat funktioniert.
Alan Greenspan hat sich mit seinem undogmatischen Krisenmanagement im Herbst 1998 in den Augen einiger Kritiker den fragwürdigen Ruf des
Retters erworben, der auch in Zukunft nicht zulassen würde, dass die Kapitalmärkte drastisch unter ihr gegenwärtiges Niveau fallen würden. Damit
könnten die Investoren eine implizite Bail Out-Garantie verbinden.
Hier sehe ich in der Tat eines der größten Probleme. Der Glaube an den Schutzengel oder die Allmacht der eigenen Stärke (z.B. USA -> Vietnam) hat schon viele nach einem Crash aus verbeultem Blech steigen lassen (soweit das noch möglich war).
Die Fed hat mit dem jüngsten Übergang zu einer restriktiveren Politik den Märkten signalisiert, dass sie diese
indirekte Bedrohung der Preisniveaustabilität nicht hinzunehmen bereit ist.
Dieses Signal war das eigentlich wichtige an der ganzen Aktion. Der Beweis, das die Fed jederzeit die Luft herauslassen kann und es dann teuer wird. Allerdings führt das auch dazu, niemals gegen die Fed zu spekulieren. Die Gefahr bei einer Zinssenkungsrunde auf fallende Kurse zu setzten oder nur außen vor zu bleiben wird so auch verringert. Demnach müßten die Kurse anziehen und dann auch die Pferde der Investoren in Produktivmittel wieder saufen.
Ich könnte mir vorstellen das kreditfinanzierte Aktienkäufe besonders die Werte der Neuen Märkte betrafen. Wer nimmt schon einen Kredit auf um BASF oder RWE zu kaufen wenn er so schnell wie möglich einen Porsche wie der Nachbar will? Und genau diese Klientel hat jetzt die besonders blutige Nase (Urlaub im bayerischen Wald ist ja eh schöner als auf den Malediven). Aber damit sind die Investoren in den Dow-und Dax Titeln ja noch mit Ihrer Rente versorgt.
Selektiv wurde also denen das Mütchen gekühlt die besonders auf dem Eis stampften.
Wie Du/Ihr schon schreibt, anders ist außerdem der fehlende Goldstandard/feste Wechselkurse.
Außerdem gibt es heute die Einlagensicherungsfonds und den hohen Anteil an Dienstleistungen am Bruttosozialprodukt (wieviel Prozent des Internets sind eigentlich nicht Dienstleistung?).
Aber für mich spricht mit am meisten gegen eine Wiederholung des 29er-Szenarios, dass es schon mal da war. Bei aller Dummheit Gier und Ignoranz von uns Menschen sind wir doch lernfähig. Und wenn es nur deshalb ist um uns vor Schaden zu bewahren. Deshalb glaube ich immer noch, die Regierungen werden den Banken vor letzter Konsequenz unter die Arme greifen. Das wird zwar denen weh tun, die Ihr Vermögen in Wertpapieren angelegt haben und es wird wohl auch einige Banken killen aber eben nicht das System. Denn dann gewinnt keiner. Und bisher hat es immer Gewinner gegeben.
Oder wie weit glaubt geht der Zusammenbruch wenn er denn kommt?
Und was für eine Rolle Spielt dann das Gold? Zurück zum Gold weil es als einziges Wert hat oder doch lieber Schallplatten und Alkohol als Psychofarmaka des armen Schluckers?
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