- Warum der Papst ins Gefängnis soll - Cujo, 17.03.2007, 22:13
Warum der Papst ins Gefängnis soll
-->Der CSU-Generalsekretär Markus Söder hat wieder einmal ein Interview gegeben. Und der verurteilte Terrorist Christian Klar, der in spätestens zwei Jahren freikommt, hat wieder einmal eine antikapitalistische Brandrede geschrieben.
Christian Klar ist der Jan Ullrich der Kriminalgeschichte. Statt die Fakten seines eigenen Falles zu nennen, statt über eigene Schuld nachzudenken oder zumindest zu schweigen, prangert er auch noch andere an. Natürlich ist, wie in dieser Zeitung bereits zu lesen war, Antikapitalismus keine verbotene Geisteshaltung. Nicht das, was Klar sagt, ist so verurteilenswert, sondern dass ausgerechnet er es sagt, einer, der aus antikapitalistischem Hass zum Mörder wurde.
Söder fordert, dass Klar, wegen seiner antikapitalistischen Tiraden, „bis ans Ende seines Lebens“ in Haft bleiben müsse, so einer dürfe „nie auf freien Fuß“ kommen. Nie wieder! Haft bis zum letzten Lebenstag bei einem Täter, von dem keine Gefahr mehr ausgeht - so etwas sieht unsere Rechtsordnung allerdings nicht vor. Mit anderen Worten, Söder fordert zum Rechtsbruch auf, zu einer Art CSU-Lynchjustiz. Überraschenderweise fordert er ebenfalls dazu auf, sich vom Christentum abzukehren, in dem ja der Gedanke der Barmherzigkeit und Vergebung eine zentrale Rolle spielt, auch, was Verbrecher angeht. Wer redet wie Söder, kann folglich alles Mögliche sein, nur kein Christ.
Söder kann man kaum anders verstehen, als dass er Haftstrafen für Kapitalismuskritiker fordert. Einer der Klassiker der Kapitalismuskritik aber ist ausgerechnet der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler („Wirtschaftsordnung, die über Leichen geht … unsittlich … genauso falsch wie der Kommunismus“). In letzter Zeit hat sich auch der CSU-Vorsitz-Kandidat Horst Seehofer als Kapitalismuskritiker einen Namen gemacht („Die Reichen wurden reicher und die Armen ärmer“). Besonders radikal pflegte sich der verstorbene Papst Johannes Paul II. zum Thema Kapitalismus zu äußern:
„Die menschlichen Defizite dieses Wirtschaftssystems, das die Herrschaft der Dinge über die Menschen festigt, heißen Ausgrenzung, Ausbeutung und Entfremdung.“
Söder ist der erste CSU-Politiker, der verlangt, dass man seine ehemaligen Kollegen, seinen möglichen Parteivorsitzenden sowie den Papst ins Gefängnis sperrt. Von Christian Klar geht vermutlich keine Gefahr für diese Gesellschaft mehr aus, bei Markus Söder kann man sich da nicht sicher sein.
GruĂź
Cujo
ps"Von hier aus rollt weiter dieses imperiale Bündnis, das sich ermächtigt, jedes Land der Erde, das sich seiner Zurichtung für die aktuelle Neuverteilung der Profite widersetzt, aus dem Himmel herab zu züchtigen und seine ganze gesellschaftliche Daseinsform in einen Trümmerhaufen zu verwandeln." (Christian Klar)
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Fiktives Interview Kerner-Klar-Mohnhaupt
Juni 2007
Johannes B. Kerner: Im sogenannten „Deutschen Herbst“ fallen 34 Menschen dem Terror der RAF zum Opfer. Heinrich Böll spricht vom Krieg der sechs gegen sechzig Millionen. Sie waren daran beteiligt. Und haben deshalb über zwanzig Jahre im Gefängnis gesessen. Meine Damen und Herren, ich begrüße mit Ihnen Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar.
Das Publikum applaudiert höflich. Die Kamera schwenkt auf Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar. Mohnhaupt schaut wirr, weiß nicht, wo die Kamera ist, Klar zwinkert nervös mit den Augenlidern.
Johannes B. Kerner: Frau Mohnhaupt, Herr Klar, wie fĂĽhlen Sie sich?
Klar: Ich freue mich, hier sein zu können.
Mohnhaupt, gleichzeitig: Gut, danke.
Johannes B. Kerner, schaut fragend: Viele sagen ja, nach einer so langen Zeit im Gefängnis, da wäre man nicht mehr derselbe.
Mohnhaupt, teure Sendezeit verstreichen lassend, bläst eine Backe auf: Mhmtja.
Klar, heftiger zwinkernd: Das geht schon an die Substanz.
Johannes B. Kerner: Verstehe, verstehe. Ich will da auch gar nicht zu tief in Sie dringen. Kommt es vor, dass man Selbstmordgedanken hat?
Mohnhaupt, immer noch nach der Kamera suchend: Es gibt da so Momente, da kann, da kann man.
Klar: Das geht schon an die Substanz.
Johannes B. Kerner, Papiere studierend, dann glattstreichend: Herr Klar, Sie waren dreißig Jahre alt, als Sie verurteilt wurden. Nun waren das wilde Zeiten damals, von mir gibt es auch Fotos (schaut ins Publikum, lacht), die dürften Sie nie zu sehen bekommen (deutet auf seinen verlängerten Rücken) Haare bis da und in den Zigaretten war auch nicht immer nur Tabak. Wobei, das war auch nicht so ein Teufelszeug wie heute, das Gras, sagt man ja, das ist heute bis zu zehnmal stärker in seiner „Wirkung“ (macht Anführungszeichen mit den Händen) sag ich jetzt mal so.
Klar: Heute ist das bestimmt stärker, ja.
Mohnhaupt: Wo muss ich eigentlich hinschauen?
Johannes B. Kerner: Schauen Sie einfach mich an, wir sind hier ja unter uns (legt den Zeigefinger einer Hand auf die Lippen, deutet ein Zögern an). Nun gab es ja durchaus kritische Stimmen, was Ihre Entlassung anging. Die Witwe von Hanns-Martin Schleyer beispielsweise hat beklagt, sie hätten sich nie von ihren - nennen wir sie ruhig so -“Taten“ distanziert.
Klar: Ach, wissen Sie, bei einem etwas anderen Lauf der Ereignisse, da wäre ich jetzt vielleicht Professor in den USA.
Das Publikum versteht die Anspielung nicht. Kerner springt helfend zur Seite.
Johannes B. Kerner: Sie meinen, nachdem Sie AuĂźenminister waren?
Lautes Gelächter im Publikum.
Klar, nun entspannter: Das weiß man nie so genau. (Zu Brigitte Mohnhaupt) Und du? Hättest du dich von einem General erschießen lassen?
Kerner, erläuternd zum Publikum: Wie Petra Kelly.
Mohnhaupt: Ich hätte zuerst geschossen.
Das Publikum lacht mit einer Stimme. Aus vollem Hals.
Johannes B. Kerner, nach außen in sich hinein lachend: Starke Frauen braucht das Land ja, das hört man ja jetzt immer wieder. (Wieder ernster werdend) Ich wäre ja kein investigativer Journalist, wenn ich nicht fragen würde: Was sind denn nun ihre Pläne für die Zukunft?
Mohnhaupt, Kerner in die Augen schauend: Ich habe einen Vertrag bei einem großen westdeutschen Verlag, da werde ich meine Erinnerungen veröffentlichen.
Klar: Das wird sich zeigen, erstmal ausspannen, alte Freunde treffen, das geht schon sehr an die Substanz.
Johannes B. Kerner: Frau Mohnhaupt, Herr Klar, ich bedanke mich sehr für die offenen Worte und wünsche Ihnen alles Gute im neuen Leben. Mein nächster Gast ist ein Allrounder, Sänger, Entertainer, Schauspieler, Comedian …
Mike KrĂĽger, ihm ins Wort fallend: Das mit dem Schauspieler darfste nicht sagen, hinterher verklagt man mich noch wegen AmtsanmaĂźung.
<ul> ~ http://akuehn.blog.de/2007/03/02/warum_der_papst_ins_gefangnis_soll_zitat~183199</ul>

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