- @ Kosh, zum Pol(en)sprung, weiter unten. - prinz_eisenherz, 25.06.2007, 09:52
- @ Kosh, kleine tagespolitische Ergänzung dazu - prinz_eisenherz, 25.06.2007, 13:02
- unsere Politker spielen weder Skat, noch.... - le chat, 25.06.2007, 15:01
- Re: unsere Politker spielen weder Skat, noch.... - prinz_eisenherz, 25.06.2007, 15:18
- Re: @ Kosh, kleine tagespolitische Ergänzung dazu - kosh, 26.06.2007, 13:06
- unsere Politker spielen weder Skat, noch.... - le chat, 25.06.2007, 15:01
- Re:.. zum Pol(en)sprung, weiter unten - Prinz - nereus, 25.06.2007, 15:12
- Polen im Lichte von EUSrael und dem asiatischen Zeitalter - kosh, 26.06.2007, 12:35
- @ Kosh, kleine tagespolitische Ergänzung dazu - prinz_eisenherz, 25.06.2007, 13:02
Polen im Lichte von EUSrael und dem asiatischen Zeitalter
-->Hallo prinz
Eine Deutung in die Richtung, wie Du sie vorlegst:
aus http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/222/120072/print.html
- Sein Zwillingsbruder, Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski, zeigte sich ebenfalls hoch zufrieden."Polen hat praktisch alles erreicht", lobte er die Verhandlungsführung des Bruders. Das Land gehe mit einer gestärkten Position in Europa aus dem Gipfel hervor.
... Die Schockwellen der Warschauer Veto-Ankündigung waren kaum abgeebbt, da sorgte Ratspräsidentin Angela Merkel mit der Drohung, die Reform der EU auch ohne Mandat Polens durchführen zu wollen, für Aufregung in der polnischen Delegation.
Doch auch die mitteleuropäischen Nachbarn solidarisierten sich mit Polen - kein
Land dürfe ausgeschlossen werden."Polen hat nicht die Absicht zu vergessen, welche Staaten sich solidarisch verhalten haben", sagte Lech Kaczynski.
Solidarität mit Polen begnügte also mit dem Zugeständnis, Polen nicht auszuschliessen. Welche mitteleuropäischen Länder können das wohl gewesen sein? Tschechien, Slowakei, Ungarn und als einziger Nicht-EX-Warschau-Pakt-Staat Ã-sterreich?Deutschland jedenfalls gehörte laut Kanzlergebaren nicht zu den Soldargenossen. Was hat also dieser Gipfel für Polen gebracht, ausser ein paar fadenscheinigen Siegen?
- So beschloss der Gipfel zwar nicht die von Polen zunächst geforderte Stimmengewichtung nach der"Quadratwurzel-Formel", dafür aber wurde Polen erlaubt, die für das Land außerordentlich günstige Stimmengewicht nach dem Vertrag von Nizza bis 2017 beizubehalten.
Ein Schuss vor den Bug jedes kleineren Mitglieds. Das kann und wird nur als Affront gegen alle Kleineren aufgefasst werden können. Vor allem die vielbeschworenen gesamteuropäischen"Michels" werden diesen Schritt als Erpressung von Seiten Polens auffassen und nichts lässt sich einfacher propagandistisch vermarkten, als ein tatsächliches Ungleichgewicht das sich auf simpelste Weise darstellt: unfair. Jetzt kann wonniglich mit Gefühlen gegen Polen gearbeitet werden. Was die deutsche Presse unverhohlen bereits getan hat.
Eine weitere polnische Antwort auf die Spirale, siehe Bild auf Folgendem Link:
http://www.vol.at/news/welt/artikel/polen-merkel-als-stiefmutter-europas/cn/news-20070625-04371171
Alp- oder traumhafter Sieg?
- Auf dem Titelbild zeigte es als Foto-Montage eine barbusige Kanzlerin Angela Merkel, die die Zwillinge Lech und Jaroslaw Kaczynski an ihrem Busen nährt. „Die Stiefmutter Europas“ stand auf dem Titel. In dem dazu gehörenden Bericht wurden Deutschland „postkoloniale Reflexe“ vorgeworfen.
60 Jahre nach Kriegsende seien „die Deutschen immer noch nicht in der Lage, Polen partnerschaftlich zu behandeln“.
Das ist es, was Polen unter Partnerschaft versteht: Partnerschaft definieren wir, Partner ist, wer auf Kompromisse verzichtet. Und weiter:
- Deutsche Politiker und deutsche Medien hätten einen „Frontal-Angriff“ gegen Polen geführt, lautete der Tenor. Deutschland sei „von unserem Anwalt zu unserem Ankläger“ geworden. Das Magazin „Wprost“ - für seinen nicht ausgewogenen Blick auf den westlichen Nachbarn bekannt - steht mit dieser Auffassung inzwischen nicht mehr allein.
Wie aus dem Hut zaubert man jetzt noch den Anwalt, der Deutschland nun doch gewesen sein darf, hinterher. Nu ja, vielleicht sucht sich dieser Anwalt erstmal andere Klienten.
- „Man gewinnt den Eindruck, dass (die deutschen Politiker) die Fähigkeit verloren haben, das Interesse Deutschlands vom Interesse Europas zu unterscheiden“, kommentierte die Zeitung „Rzeczpospolita“ am Montag den Gipfelverlauf.
Als ob der Zombievorschlag bei Lichte betrachtet jemals im Interesse Europas hätte sein können.
- Kritische Stimmen an die eigene Adresse gab es aber auch. „Passt Polen nach Europa?“ fragte „Newsweek Polska“. Experten warnten hier vor einer Selbstisolierung des Landes.
Aha, Selbstisolierung.
Als nächstes möchte ich den Fall Polen mal in einem etwas globaleren Rahmen aufarbeiten.
Auftakt bildet ein hervorgehobener Satz aus Deiner Antwort:
> Europa und die EU, klar und deutlich, die Länder werden alle von den USA dominiert. Danke, ende der Durchsage.
Ja, unter alarmierenden Vorbehalten.
aus http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/:Russland%20BP%20Gasfeld/217301.html
- Der Ã-lkonzern BP muss ein lukratives Gasfeld in Sibirien auf Druck der russischen Regierung mit Abschlag an den Energiekonzern Gazprom verkaufen. Damit weicht nach Shell der zweite westliche Ã-lkonzern dem Willen des Kreml, der die Ausbeutung russischer Bodenschätze unter die Kontrolle heimischer Firmen bringen will.
Auch der US-Konzern Exxon Mobil könnte nun laut Experten zu drastischen Konzessionen in seinem Russlandgeschäft gezwungen werden.
... Exxon Mobil betreibt Sachalin-1, das einzige verbleibende Energieerschließungsprojekt, das in Russland noch von einem ausländischen Konzern kontrolliert wird. Gazprom hatte sich vergangene Woche gegen das Projekt gestellt und verlangt, das dort geförderte Gas nicht nach China zu verkaufen.
Dominator USA, wie lange noch? Sind doch alles nette kleine Anekdoten, der Hinweis im letzten Satz hat es mir besonders angetan: Geschäfte mit China nur via Moskau. Der Achse Moskau-Peking sind weder die USA noch die EU für sich allein genommen, noch USA und EU als Partner, noch die USA inklusive EU gewachsen. Moskau und Peking bieten sich als natürliche Wirtschaftspartner geradezu an und da lässt man sich nicht länger dreinschwatzen. Was um Himmels Willen hat das mit Polen und der BRDDR zu tun?
-"Alle ausländischen Ã-lfirmen müssen derzeit ihre Bedingungen neu verhandeln. Der Kreml hält alle Trümpfe in der Hand", sagte...
... naja, irgendwer eben, den ich eh nicht kenne, aber er bringt endlich die Trümpfe mit ins Spiel, die Dir so ans Herz gewachsen sind. In Russland spielt man scheinbar Durak:
aus http://de.wikipedia.org/wiki/Durak_%28Kartenspiel%29
- Durak ist das traditionelle russische Kartenspiel. Der Name bedeutet Dummkopf (russisch дурак); so wird der Verlierer des Spiels bezeichnet. Das Ziel ist es, möglichst früh ohne Karten da zu stehen.
... Es wird mit einem französischem Blatt mit 36 Karten (6-10, Bube, Dame, König, Ass) gespielt, es ist allerdings auch möglich, mit 32 Karten (ohne die Sechser) zu spielen. Außerdem ist auch ein Spiel mit deutschem Blatt möglich (6-10 Unter, Ober, König, Sau). Durak kann mit 2 bis 6 Teilnehmern gespielt werden.
Ja ja, die Russen, können sich einfach nicht an die Norm halten, aber die EU kommt eigentlich nur mit Normen zurecht. Intermezzo...
... aus Deiner Antwort:
>... aber was ich sehe ist, das die beiden Laufenten aus Polen, in einer demokratischen Wahl, beim nächsten mal von der Mehrheit der Polen nicht wiedergewählt werden, die beiden, die wegen ihrer Ansichten zu den Rechtsextremisten gezählt werden. Lassen wir diese Einordnung einfach mal so stehen. Es kommt ein anderer Polen - Führer, vielleicht sogar aus der linksextremen Ecke, zu solchen Hau - Ruck - Entscheidungen scheinen die Polen immer noch zu neigen.
Dein Wort in Polens Ohr, ist aber eher Roulette, was Du das beschreibst, braun oder rot (das Dir wenn ich Dich recht verstanden habe ebensowenig behagt), also, mal angenommen:
> Es kommt ein anderer Polen - Führer.... Der gleiche Rüpel aus dem einfachen Grund, weil der nicht im Traum daran denkt die erstrittenen Sonderregelungen von Polen wieder rückgängig zu machen, keineswegs..... Und wer soll angesichts dieses Winselns von Polen denen das erreichte Optimum streitig machen? Im Gegenteil, von überall wird das Land für seine Einsicht gelobt und von einigen sogar bewundert.
Die Worte sogenannt führender Publizisten und politischer Beobachter in Polen, aus dem Tages-Anzeiger von 25. Juni:
>..."Gazeta Wybiorcza", ob Polen überhaupt in der Lage sein werde, den Erfolg tatsächlich zu nutzen."Gut, wir haben jetzt das für uns günstige Nizza-System bis 2017 verlängern können: 27 Stimmen im EU-Ministerrat für uns, 29 Stimmen für die Deutschen, obwohl dort doppelt so viele Menschen leben wie in Polen." In den letzten Jahren habe Polen aber aus diesem Vorteil kein Kapital schlagen können."Obwohl wir so viele Stimmen im EU-Rat haben, sind wir ein relativ unbedeutender EU-Staat geblieben." Es reiche eben nicht, nur viele Stimmen zu haben. Man brauche auch Verbündete in der EU."Ohne die geht gar nichts in der EU. Dazu aber ist Polen anscheinend unfähig. Auch für das Quadratwurzelsystem, das doch angeblich viel gerechter ist als das Nizza-System oder das der doppelten Mehrheit, konnten wir keinen einzigen Verbündeten gewinnen."
Demnach wurde schon vorher spürbar geklemmt und gebremst was ging, auch mit deutschem Anwalt, aber ohne kommt der Zug erst richtig ins Rollen. Übrigens sind gerade Stimmen lauter geworden, GB und Polen aus der EU zu rauszuwerfen.
> Nun ist es gerade England, wo der Pragmatismus in der Politik im Durchsetzen ihrer nationalen Ziele erfunden worden ist. Wenn es dem Ziel nützt, z. b. Deutschland in Schach zu halten, dann spielen kleine Ungehörigkeiten im Umgang mit ihren nationalen Kleinoden gerade für England keine Violine.
GB als Weltmacht in einem seit über einem Jahrhundert fortwährenden Niedergang sich befindend, wohingegen Polen in den letzten Jahrhunderten bestenfalls die Wurst in einem Sandwich spielte. Ich wiederhole mich gerne mit etwas mehr Worten: GB kann sich den Alleingang aufgrund seiner Wirtschaftsmacht und seiner geografischen Lage (Insel) und Nähe zu den USA (noch) leisten, Polen ist Armenhaus, Bittsteller, eingekeilt und weit entfernt von den USA. Egal was vornerum gespielt wird, hinter den Kulissen werden sich Abgründe auf tun, ich kenne das zur Genüge aus der Schweiz. Wer Zwängerei betreibt, für den gibt's nichts zu lachen wenn er nicht über eine eigene Hausmacht verfügt. Politik ist Geben und Nehmen, Nehmen und Geben. Wenn man das nicht kapiert, spielt man zeitlebens Kasperle.
> Von deren Nützlichkeitsdenken, über alle Ideologien und wohlfeinen Utopien hinweg, von denen könnten sich die deutschen Politiker eine dicke Scheibe abschneiden. Wenn England in der Hinsicht der Erfinder ist, im Zweckdenken, dann sind die USA die ungekrönten Könige dazu. Freiheit, Demokratie und Menschenwürde unbedingt, allerdings nur wenn es dem eignen aggressiven Zielen förderlich ist.
Verstehe ich das richtig? Du forderst Deutschland auf, eigene, aggressive Ziel zu verfolgen? Wohl bekomm's. Wenn das Schule macht, ist die EU bald so überflüssig wie ein Kropf und ihre einzige wirklich sinnvolle Funktion ebenfalls Schnee von gestern: Friede unter den streitsüchtigen Europäern. Dann wäre das Feld tatsächlich wieder offen für die USA, aber zum 3. Mal auf europäischem Boden und niemand sollte darauf wetten, dass die USA ein 3. Mal siegen. Dann wird auch ein Wohnsitz in Südspanien keinen ausreichenden Schutz gewähren können.
> Siehe oben, schlaue oder tollwütige Füchse kommen und gehen in einer Demokratie. Schon der Nächste aus Polen kann ein gefeierter Star in Europa werden, wenn er zwar nicht nachgibt, aber auch nicht frech wird und sich geschickt, wie diesesmal, die notwendigen Allianzen sucht.
Schau ebenfalls oben, Polen wird seit geraumer Zeit geschnitten, egal welche Regierungen. Meine bescheidene Meinung: Der einzige polnische Star war der Karol und er wird es auf lange Sicht bleiben.
> Bitte dabei nicht aus den Augen verlieren, du hast es selbst oben geschrieben, die anderen murren und knurren, so richtig vorgewagt hat sich keiner von denen, die haben es als einen Kleinkrieg von Polen gegen Deutschland aufgefasst, gegen einen der wirtschaftlich Großen in der EU.
Warum sollte sich ein lachender Dritter der polnischen Lächerlichkeit preisgeben?
> Vielleicht hatte die polnische Laufente mehr Sympathisanten als wir es wahr haben wollen.
Aber sicher doch, wenn sich einer opfert gegen einen Grossen ohne dass man dabei selbst was tun muss. Insofern ja, allerdings werden auch die Alarmglocken geläutet haben, denn der Kleine von heute will ein Grosser von morgen sein, der kaum gegen sich selbst antreten wird.
Wiederum Situation Schweiz, dieses Mal in Beziehung zur EU: Traditionell weiss die Schweiz, dass sie klein ist und man schämt sich auch nicht, dass es so ist. Man macht im Gegenteil aus der Not eine Tugend und versucht sein bestes, sich mit den Grossen zu arrangieren. Langfristig ist das die einzig stabile Beziehung.
Polen hingegen schadet der EU mehr als dieser lieb sein kann, damit auch mehr als den USA lieb sein kann, und deshalb schadet sich Polen letztlich selbst. Warum sehe ich das so?
Ich wiederhole auch das gerne. Für Putin und Russland ist das ein Aufgelegter, er kann seine 2-3 Schachzüge Vorsprung aufrechterhalten und kriegt sogar die Chance für einen weiteren Vorsprung. Nach diesem Gipfel ist für Russland so klar wie noch nie, auf welche Wunde es den Daumen zu drücken hat. Konstruktive diplomatische Beziehungen dürfen die Polen für längere Zeiten vergessen, denn wer Polen reizt, der kann sicher sein, dass Warschau den Streit um des Streits Willen nach Brüssel trägt, indem er Berlin torpediert und die Sache auf EU-Stufe anhebt. Das interessiert aber die meisten Mitglieder überhaupt nicht, zudem nimmt der Ruf der EU weiteren Schaden.
> Dummerweise gerät Deutschland zunehmend in die Rolle eines Führungsstaates in der EU, ob gewollt oder auch nicht.
Natürlich ist das gewollt, Deutschland hat seine Kriegskanzlerin nicht bewusstlos gewählt.
> Ich würde mir wünschen, daß wir ein kleiner, unbeachteter Normalstaat wären, so wie Ã-sterreich, wie Belgien oder Dänemark. Was dort in diesen Ländern passiert ist viel mehr deren innere Angelegenheit, viel mehr unbeachtet als deren Innenpolitik, als in Deutschland.
Richtig, aber eben nur darum, weil diese Länder als Kleine kaum in Versuchung geraten, Grossmannssucht zu pflegen, noch dazu im Schlepptau von niedergehenden Partnern.
## Ein kleiner Ausflug in Kaczynkis World: Warum soll Polen für den Holocaust nicht anteilig mitblechen, immerhin waren beträchtliche Teile seiner heutigen Gebiete reichsdeutsch? Zur Kasse bitte, dort ist der Ausgang!##
> Die rein logischen Kern dieses Argumentes erschließt sich mir nicht,...
Kaum verwunderlich, in Kaczynkis World figuriert Logik unter der Kategorie Trostpreis, sonst hätte er kaum seine Zombiediplomatie aufgestellt.
> Wer den Schwarzen Peter gezogen hat und den nicht weitereichen will oder darf, das ist Deutschland. Dabei spielen Feinbetrachtungen von Schuld, Mitschuld, von Hinterlist überhaupt keine Rolle.
Erst Skat und jetzt Schwarzer Peter?
> ## Wer sind denn die Polen? Neu, gierig, aber keineswegs neugierig, fundamentalkatholisch, grössenwahnsinnig, Polen gegen alle. Wenn die Polen sich heute als eines der Armenhäuser Europas schon so aufführen, wie gebärden die sich erst, wenn sie einen wirtschaftlichen Ausweis vorlegen können?##
> Im Augenblick, bei den beiden polnischen Zecken stimme ich dir vorbehaltlos zu aber, wieder meine Betrachtung von oben, kommt ein neuer polnische Führer und der wird kommen und der ist artig, dann sind alle Flüche schnell vergessen und alle gehen zur Tagesordnung über. Das ist aus meiner Sicht der große Vorteil einer Demokratie.
Ebenfalls meine Betrachtung von oben, wenn da nicht der Russe wäre, der gezielt den Daumen in die polnische Verwundbarkeit drückt. Timing ist viel in diesem Spiel, im Augenblick stehen die Russen gegen Polen ohne Karten da und Polen ist der Dummkopf (Durak), erst recht weil Polen meint, die Karten in seiner Hand seien Trümpfe. Während dessen zeigt Russland mit einem Unschuldsgesicht seine leeren Hände und die Europäer stehen irritiert in der Gegend rum.
> Demokratien fahren in der Regel nur sehr langsam, geradezu aufreizend träge durch die Gegend, schaffen es aber gerade deswegen immer wieder die Fahrt des Zuges in eine falsche Richtung zu stoppen, den Rückwärtsgang einzulegen und auf einem anderen Gleis ihr Glück zu versuchen, der Pragmatismus von oben. Natürlich, ohne die vorher eingeheimsten Pfründe wieder herzugeben und ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Es dauert so nur ein wenig länger. England und die USA die machen es entlang ihrer Geschichte doch pausenlos vor
Intuitiv teile ich Deine Ansicht, allerdings sind die USA gerade mal 200 Jahre alt, ein Imperium an dieser kurzen Zeitspanne messen zu wollen halte ich für ver-messen. GB als Spezialfall der Demokratieentwicklung dürfte schwerlich an Deiner Messlatte zu beurteilen sein. Überhaupt hat die Demokratie die Bewährungsprobe noch nicht bestanden, insbesondere da z.B. das römische Reich viel eher den umgekehrten Weg Grossbritanniens gegangen ist und dennoch, je nach Betrachtungsweise rund 0,5 oder 1,5 weitere Jahrtausende überdauert hat. Grossbritannien war mal gross, heute ist es eher mit Konstantinopel zu vergleichen als mit den Zeiten des Kolonialismus.
> ## Kann es den polnischen Bürgern recht sein, wenn ihr Regierungschef keine Möglichkeit auslässt, bestehende Klischees auf Zombie komm raus zu befeuern?##
> Siehe oben, die Kaczynkis kommen und gehen, aber Polen bleibt bestehen.
Nun greife ich zu einem an den Haaren herbeigezogenen Vergleich: Die Hitlers kommen und gehen, aber Deutschland bleibt bestehen. Aber zu welchem Preis?
> Dazu bin ich viel zu sehr in Marxismus in meiner Jugend geschult worden. Wenn die aufstrebende, die reiche Klasse der Wirtschaftskombinate, der Finanzkolosse es so will, den Zusammenschluss aller europäischen Länder, um sich so mehr Spielraum für ihre Pläne, für die immer größer werdende Wachstumsdynamik ohne nationale Grenzen zu verschaffen, dann wird das Volk der Schweizer sich noch so entgegenstemmen können,...
Da kennst Du aber"die Schweizer" schlecht. Die Gefahren waren im Laufe der Geschichte mehrmals wesentlich grösser. Gerade auch der stupide Feldzug der reichen Klasse hat den Beitritt zum EWR verhindert, und dafür bin ich den Wirtschaftkombinaten und Finanzkolossen dankbar. Viele Kantone mit Mehrheitseinfluss auf die Stände (2 Stimmen pro Kanton) treiben ihren Widerstand gegen die Grossen (siehe oben) geradezu als Volkssport. Wenn Du denen nicht plausibel machen kannst, dass Du nicht der Gessler des 21. Jh. bist, hast Du schon verloren. Dennoch erleben wir...
>... die Einbindung in die eben genannten Machtstrukturen,...
... via bilaterale Verträge, quasi der Zermürbungskrieg hinter den Türen gegen DEN Grossen (EU). Überleg Dir mal, was der UNO-Beitritt für ein Beinbruch war, obwohl wir in Genf einen wichtigen UNO-Sitz zur Verfügung halten. Nach 5 Anläufen erreichten die Initianten lediglich knapp 55%, bei einer Stimmbeteiligung von gut 58%, bei 12 (11 plus 2 Halbkantone) gegen 11 (9 plus 4 Halbkantone) ein äusserst knappes Ständemehr für den Beitritt ergab http://www.admin.ch/ch/d/pore/va/20020303/can485.html. Und heute, das klar ist, dass wir weder den EWR jemals gebraucht hätten, und mit der EU auch bilateral zurecht kommen, dürfte es äusserst schwierig werden, uns vom Gegenteil zu überzeugen:
... die wird im Inneren der Schweiz von gekauften Medienvertretern vorbereitet und durch massiven Druck von Außen die Mitgliedschaft der Schweiz erreicht werden - erst mit einem gewissen Sonderstatus - und bald mischen sie dann mit ihrer speziellen nationalen Färbung überall mit, um auch überall ihre Interessen zu vertreten und Entscheidungen mit beeinflussen zu können.
Nur dass Du mit massivem Druck von aussen nicht mit Demokratie hebelst, sondern in von Dir weniger favorisierter Weise. Dennoch, alles ist in Bewegung, eines Tages kommt der EU-Beitritt, das denke ich auch, allerdings wird mit zunehmender Erweiterung die Bedeutung der EU abgewertet und die Schweiz wird EU-Mitglied so wie sie immer schon Bestandteil Europas war.
> Die Stimmungslage im Volk, im Augenblick, die ist mittelfristig leicht manipulierbar und zu besänftigen.
Eben gerade in der Schweiz nicht. Wir haben kein Regierungs-Oppositionssystem, wie man es in den so genannten anderen Demokratien kennt, unser Kanzler / Präsident ist eine 7-köpfige Hydra aus 4 Parteien, die nur aus Erfahrung und auch nur widerwillig miteinander auskommen. Polarisierung via Propaganda ist ein äusserst diffiziles Unterfangen bei uns, das ausgerechnet die Anti-EU-Front am besten beherrscht. So jetzt aber wieder in grössere Dimensionen:
> Wenn den Bestimmern das Handlungskorsett zu eng, zu kompliziert ist, dann müssen klare überschaubare Machtstrukturen her, die man viel besser in seinem Sinne beeinflussen kann.
Will man uns weismachen. Wo pressierts' denn in der EU? Abgesehen von faulen Kompromissen wird vor allem eines stets reichlich zelebriert: Zeit verplempern. Du hast weiter oben geschrieben "Demokratien fahren in der Regel nur sehr langsam". Nun sehe ich hier einen Widerspruch zu "müssen klare überschaubare Machtstrukturen her". Z.B. dort, wo sich die einzelnen Exekutiven als supranationale Legislativen aufspielen und Verfassung steissgebären um der Gewaltentrennung zu entrinnen? Mit Demokratie hat es aber eher weniger zu tun, oder? EU und Demokratie, das war schon immer ein zweischneidiges Schwert. Wer EU wählt, baut Demokratie ab, gerade weil viele Leute meinen, es müssten "klare überschaubare Machtstrukturen her".
> Polen hält den Hintern freiwillig den USA entgegen für ihren neuen vorgeschobenen Schutzwall in Richtung Osten.
... Eine vergleichbare Rolle hatte die Bundesrepublik, einschließlich Berlin - West, jahrzehntelang auch und die wird nun von Polen übernommen. Und genauso wie für die Dekoration in Westdeutschland viel Geld gegeben wurde, genauso wird es jetzt mit Polen gemacht und vielleicht tritt der polnische MP aus genau diesem Grunde so selbstsicher auf, auch mit Blick in die glänzende Zukunft Polens als aufgepäppelter Frontstaat des Westens in Richtung Russland.
Eine einleuchtende Überlegung. Das letzte mal, als sich Polen damit die Finger verbrannte, gingen jene Bürger in ihre Gräber nieder, die der Pole heute bei der EU als Stimmzombies anmeldet. Die Frage stellt sich ein weiteres Mal, ob es die Position der Verzweifelten Staaten unter den gegebenen, neuen Umständen stärkt, wenn die sie die Polen gegen die Deutschen ausspielen lassen. Profitieren wird Russland ohne grösseren Aufwand. Es geht auch nicht mehr um die Bekämpfung eines weltumspannenden Kommunismus, weil sich heute 2 kapitalistische Marktwirtschaften gegenüberstehen, die es kaum zuwege bringen, das Böse im Auge des Feindes zu dramatisieren, ohne mit den eigenen Augen in ein PR-Desaster im"Feindesland" zu stolpern.
> Polen ist deswegen für schwere Strafen als tabu erklärt worden.
Schwere Strafen sind sowieso tabu, für jeden, es reicht, Polen als Lachnummer der EU hinzustellen und zuzusehen, wie es sich via eigene Presse selbst disqualifiziert. Beispiel Merkel und ihre 2 polnischen Säuglinge. Für Russland ein leichtes Spiel, mehr brauchts nicht, das zahlen die aus der Portokasse.
> Und so gesehen komme ich zu dem Schluss, das deine hier genannten kleinen Ereignisse, die auf Werten wie Zuverlässigkeit, wie Motivation, wie Rache abheben, das ist der Baum dicht vor dem Bild, aber weinige Schritte weiter weg, der Wald, ist dieses permanente Reizen von Russland, seine Führung von einem Ende des Landes zu dem anderen zu hetzen, über alle Baustellen hinweg, die repariert werden müssen, Handlungen von Russland geradezu erwarten, die man so richtig moralisch als Baseballschläger gegen Russland verwerten kann, das ist als Zermürbung und als Plan, das Russland sich im Ernstfall sogar zu militärischen Handlungen hinreißen lässt durchaus so gewollt, wird sogar mit versteckter Genugtuung als Sieg der eignen Initiative gewertet.
Zu dieser Schlussbemerkung Folgendes. Eine Erklärung zur Rache, die wird politisch nicht wie echte Rache gespielt, sondern realpolitisch gezielt dann eingesetzt, wenn man sich davon maximale Wirkung erwartet. Jeder Politiker, jeder Staat, hat ein Konto für Gegebenes wie Genommenes (nehmen und geben). In diesem Gefüge wird geschachert und nochmal geschachert und wenn jemand das Gefühl hat, er sei übervorteilt worden, dann wird er beim nächsten Mal aus taktischen Erwägungen heraus sein Veto einlegen, nicht aus Rachegelüsten. Sagen wird man dem Unterlegenen allerdings Folgendes, dem Sinn nach: Es interessiert uns zwar einen Sch.... was hier verhandelt wird, tangiert uns überhaupt nicht, aber beim letzten Mal wo es wichtig für uns war habt ihr uns verarscht, jetzt müsst ihr eben mit unserem Veto leben, es sei denn, ihr macht ein Angebot, das uns besänftigen könnte, aber dieses Mal mit einer Garantie, dass ihr Euch daran haltet, ansonsten können wir Euch nicht helfen, weil unsere Leute zu Hause es nicht verstehen würden (mit diesem rationalen Argument ist die Rache offziell komplett durchgefallen, wiewohl von gegnerischen BILD-landschaften weiterhin so dargestellt).
Das mit dem Wald, ich zähle nicht mehr mit aber ich gebe Dir gerne ein weiteres Mal Recht und da sind wir uns im grossen Bild eigentlich einig, oder? Russland wird gereizt!
Um den Details die Ehre zu gegen, Du bist der Meinung, EUSrael sei im Vormarsch, und ich sage, der flotte Dreier befindet sich auf europäischen Boden bereits in der Konsolidierungsphase, in Asien sogar auf dem Rückzug. Der Westen hatte sein Zeitalter seit den Anfängen der Entdeckungsphase bis in die Blütezeit des Kolonialismus und heute hinein, als nächstes kommt wieder ein asiatisches Zeitalter, dem sich Russland ressourcenpolitisch geschickt anpasst, während der Westen direkt Russland und indirekt China angreift und sich damit selbst schwächt. Stupid White Man wird sich daran verschlucken. Wie Du siehst, ich habe den Wald durchaus im Blick.
Grüsse
kosh

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