- Kann Russland sein Gas- und Oelkran zudrehen? - aprilzi, 03.07.2007, 09:07
- Gegenfrage: Warum sollte Russland zudrehen? (o.Text) - kosh, 03.07.2007, 09:48
- Re: Gegenfrage: Warum sollte Russland zudrehen? (o.Text) - aprilzi, 03.07.2007, 10:38
- Re: Gegenfrage: Warum sollte Russland zudrehen? (o.Text) - GutWettertrader, 03.07.2007, 11:07
- Re: Gegenfrage: Warum sollte Russland zudrehen? - kosh, 03.07.2007, 13:09
- Re: Gegenfrage's Fazit: Die Russkis auf Kurs! - certina, 03.07.2007, 14:38
- Es kann auch ganz, ganz 'anders' sein - MausS, 03.07.2007, 17:11
- Wenn es soviel Ă-l gĂ€be, dann wĂŒrde Norwegen nicht in 1000 Tiefe - Heller, 04.07.2007, 07:35
- Abiotischer Quark.... - Sorrento, 04.07.2007, 09:34
- Da staune ich aber - MausS, 04.07.2007, 14:34
- Da staunt der Laie, gell! - Sorrento, 04.07.2007, 14:58
- Nachtrag: Service des Hauses - Sorrento, 04.07.2007, 15:22
- Besten Dank Euch! (o.Text) - MausS, 07.07.2007, 01:36
- Nachtrag: Service des Hauses - Sorrento, 04.07.2007, 15:22
- Da staunt der Laie, gell! - Sorrento, 04.07.2007, 14:58
- Da staune ich aber - MausS, 04.07.2007, 14:34
- Re: Gegenfrage: Warum sollte Russland zudrehen? (o.Text) - aprilzi, 03.07.2007, 10:38
- na hoffentlich ist dann wenigstens dafĂŒr gesorgt*,daĂ sich die Welt weiter dreht - certina, 03.07.2007, 11:30
- Re: Kann Russland sein Gas- und Oelkran zudrehen? - aprilzi, 06.07.2007, 20:59
- Gegenfrage: Warum sollte Russland zudrehen? (o.Text) - kosh, 03.07.2007, 09:48
Re: Gegenfrage: Warum sollte Russland zudrehen?
-->Hallo aprilzi
Ich vermute, Du beziehst Dich auch auf diesen Thread http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/383492.htm?
Mein Ansatzpunkt startet jeweils in den offiziellen Verlautbarungen der Systempresse. Mit etwas Fleiss, wenn man's nicht besser kann, finden sich dort verstreut ĂŒber mehrere BeitrĂ€ge und Tage / Wochen / Monate, ja manchmal sogar Jahre alle relevanten Informationen, um eine halbwegs konsistente Hypothese aufzustellen.
@dottore in http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/383539.htm
> Die heavy hitters sind China (mit HK & MAC) ca. 1,4 Bio, Japan mit 911 Mrd, Russland mit 406, Taiwan mit 265 und SĂŒdkorea mit 250. Indien könnte demnĂ€chst auflaufen (212). Bei diesen liegen die Reserven in den ZBs, China hat aber - wie bekannt - bereits begonnen, einen Staatsfonds aufzubauen (von der ZB âabzuspaltenâ), die Rede ist von 250 bis 400 Mrd USD.
Du gehst mit Deiner Frage direkt auf den Ă-lhahn ein. Eine Frage dazwischen: Welchen Hahn sollten China oder Japan als heaviest hitters zudrehen? Beide Staaten exportieren alles andere als Ă-l und Gas, haben aber dennoch die grössten staatlichen Dollarreserven. WĂŒrden sie ihre WarenhĂ€hne zudrehen, damit sie nicht noch mehr wertlose Zettel angedreht kriegen, brĂ€uchten sie auch weniger Ă-l und Gas zur Herstellung der Waren, wodurch die Ă-llieferanten gar nicht selbst auf die Idee zu kommen brĂ€uchten. Eine ziemlich absurde Situation, sind wir doch alle voneinander abhĂ€ngig, d.h. jeder, der den ersten Schritt macht, macht sich automatisch zum Buhmann des Planeten.
@chiron z.B. stellte in http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/383512.htm den Link http://www.n-tv.de/818371.html zur Debatte, wo es heisst:
-"Wir beobachten sehr aufmerksam, wie sich staatlich kontrollierte Kapitalgesellschaften aus Russland, China und dem Nahen Osten an Unternehmen beteiligen oder diese kaufen", sagte Thomas Mirow, StaatssekretÀr im Bundesfinanzministerium, dem"Handelsblatt".
Noch sei die Situation nicht so kritisch, dass man sich konkrete Abwehrmechanismen ĂŒberlegen mĂŒsse, aber die Bedeutung dieser staatlichen Fonds dĂŒrfe nicht unterschĂ€tzt werden, sagte er.
Nun ist es ja nicht so, dass Verlautbarungen wie diese ungelesen an auslĂ€ndischen Beobachtern vorbeifliessen. Interessant daran ist z.B. die Einstellung zur Investition an sich. Was Einheimischen dringend empfohlen wird, weil Kapital nicht tot rumliegen soll, davon wird AuslĂ€ndern abgeraten. Eine eigenartige Vorstellung von globalem Kapitalismus, aber ein recht gĂ€ngiger, in den letzten Jahren immer transparenter vorgetragener Affront fĂŒr alle Neuen im Club. NatĂŒrlich wird man versuchen Gegenmassnahmen aufzubauen, aber Kapital ist beweglich, fĂŒr 10 Einheiten in Deutschland gibt's 1000 Einheiten in Afrika, mit seinen blamablen Globalisierungsdefinitionen zwingt der Westen förmlich zu alternativen Anlagen.
Unverkennbar stellt sich also auch die deutsche Seite prĂ€ventiv auf Abwehr ein, wo doch rein marktwirtschaftlich betrachtet ĂŒberhaupt kein Angriff stattgefunden hat. Die haben grĂŒne Zettel erhalten und wollen nun auch was dafĂŒr kaufen, Geld ist schliesslich nur Mittel zur Zahlung. Aber Deutschland (ist halt jetzt das Bsp. im Artikel) verhĂ€lt sich so, als ob es seinen Angestellten Lohn fĂŒr Arbeit ausstellt, ihnen aber den Zugang zu SupermĂ€rkten verwehrt.
Was hat Russland eigentlich in den letzten Jahren unternommen um in den Verdacht eines Lieferstopps zu geraten. Nichts eigentlich, denn unter Jelzin leckten die meisten erstmal nur Wunden, danach kam Putin und der hat auch mehr oder weniger nur zugeschaut, was man ihm ĂŒbrigens heute zum Vorwurf macht:
aus http://de.rian.ru/world/20070702/68151601.html
- Der Sicherheitsberater vom frĂŒheren US-PrĂ€sident Jimmy Carter, Zbigniew Brzezinski,....
"Die Russen haben den Krieg im Irak ausgenutzt und haben heute viel mehr Einfluss", erklÀrte der namhafte Politiker am Sonntag im TV- Sender CNN."Sie wissen, dass wir sie brauchen."
Darin stecken 2 wichtige Aussagen. ZunĂ€chst die letzte, "sie wissen, dass wir sie brauchen.". Das schliesst den Kreis zur Frage mit dem Ă-lhahn, und wĂ€re Brzezinski ehrlich, hĂ€tte er formuliert:"Wir wissen, dass wir uns gegenseitig brauchen." Also mĂŒssen Russland und die USA sich gegenseitig beliefern, sonst schaufeln sich beide ihr eigenes Grab. Dummerweise hat Russland jetzt aber einen NachfrageĂŒberhang in Form von 406 Mia USD, denen kein entsprechendes Angebot aus den USA gegenĂŒber steht. Wie Du selbst sagst, soll nicht in den USA gekauft werden dĂŒrfen. Nicht ohne Ironie kann ich den Spiess umdrehen und behaupten: Die USA haben den Warenhahn ihrerseits bereits zugedreht. WĂŒrde Russland zudrehen, wĂ€re das nur die Folge eines einseitigen US-Kapitalismus und noch einseitiger wĂ€re es zu behaupten, Russland habe damit angefangen.
Man kann natĂŒrlich auch soweit gehen und sagen, die Russen wussten ja, dass sie in USD bezahlt werden wĂŒrden, also waren sie mit der Ware Dollar einverstanden, aber eben, der Dollar ist keine Ware, sondern Mittel zur Zahlung, respektive zur Ware. Wegen dieser unterschiedlichen Auffassung bemĂŒhen sich seit geraumer Zeit einige Staaten davon loszukommen, in USD ausbezahlt zu werden, damit sie von den USA gar nicht erst im Dilemma gefangen werden. Wie man es dreht und wendet, der Zielhafen ist mehr oder weniger bekannt, nur soll er nicht angelaufen werden dĂŒrfen.
Die andere Aussage, dass Putin den Krieg im Irak ausgenutzt hat, ist ebenfalls nur die halbe Wahrheit. ZunĂ€chst hatte Putin wohl kaum eine andere Wahl, als passiv zu bleiben, wĂ€re er aktiv geworden und hĂ€tte mitgebombt, hĂ€tte Russland seine bescheidenen Erfolge sofort wieder auf's Spiel gesetzt. Andererseits wussten die USA durchaus, dass ein passives Russland in dem Spiel nur gewinnen konnte, so wie der Iran nur gewinnen konnte, respektive hĂ€tten es wissen mĂŒssen, denn wenn ich diese Prognose zuwege brachte, dann hĂ€tten die USA erst recht drauf kommen mĂŒssen. Taten sie wahrscheinlich auch, es interessierte sie aber nicht oder entscheidende KrĂ€fte innerhalb der USA meinten, aus dem Alleingang einen Vorteil ziehen zu können.
Noch einer mit auf dem Weg:
aus http://www.verdi.de/ver.di_von_a_bis_z/international/krieg_und_frieden/archiv/kein_krieg_gegen_den_irak/friedenspolitische_konferenz/hermann_scheer
- Die andere Linie, und damit das andere Amerika, wurde vor allem von Jimmy Carter reprÀsentiert, der von 1977 bis 1981 PrÀsident war.
Eingeleitet wurde sie aber bereits von seinem VorgĂ€nger Richard Nixon, der 1974 ambitionierte Forschungs- und Entwicklungsprogramme fĂŒr Erneuerbare Energien startete. 1975 lag der erste Plan der Federal Agency zur Initiierung der Massenproduktion von Solarzellen vor. Der"Council on Environment Quality", ein"Executive-Office" Carters, legte 1978 den Plan vor, bis zum Jahr 2000 bereits 23 Prozent der gesamten Energieversorgung der USA mit Sonnenenergie zu decken. Ein"Energy Independent Act" wurde verabschiedet.
Das amerikanische Forschungsprogramm fĂŒr Erneuerbare Energien ĂŒbertraf alle anderen Regierungen um LĂ€ngen."Solar America" hieĂ das Motto, zahlreiche Grassroots-Initiativen entstanden. Das"Energy and Defense"-Projekt Carters legte 1980 das Konzept unter der Ăberschrift"Dispersed, Decentralized and Renewable Energy Sources: Alternatives to National Vulnerability and War" vor, das bis zum Jahr 2050 die volle Umstellung der amerikanischen Energieversorgung auf Erneuerbare Energien empfahl und durchrechnete - und die MĂ€r widerlegte, dass die Kosten dafĂŒr zu hoch seien.
Doch mit der Abwahl Carters durch Ronald Reagan war diese Strategie beendet. Reagan, dessen Wahlkampf von den US-Ă-lkonzernen finanziert worden war, zertrĂŒmmerte es systematisch.
Das ist kein Beitrag zur CO2-Debatte, sondern einer zur unabhĂ€ngigen Energieversorgung. Die USA haben demnach schon in den 70er Jahren Prognosen fĂŒr den Schlamassel aufgestellt, in den sie sich danach freiwillig reingeritten haben. Sie haben sogar Lösungen dagegen erarbeitet und eingeleitet."Es interessierte sie aber nicht oder entscheidende KrĂ€fte innerhalb der USA meinten"... etc. etc.
Fazit: In den letzten Jahren hatte Russland so gut wie nichts zu tun und trotzdem gewonnen, aber immer geliefert. Wie es so schön heisst, streiten sich 2, freut sich der Dritte. In dem Fall könnte man sogar sagen, streitet jemand mit sich selbst, freut sich der andere.
Kommt dazu, dass sich im Grossen und Ganzen fĂŒr Russland auch in der nĂ€chsten Zukunft keine Eile auftut. Russland braucht nur zu warten, bis die von @dottore beschriebenen Ungleichgewichte sich in der Praxis zu entfalten beginnen. Wenn es weiter zuverlĂ€ssig liefert, wird die AbhĂ€ngigkeit des Westens grösser und die Macht Russlands ebenfalls. Und darum geht es doch letztlich: Macht.
Die Amis auf Kurs
und GrĂŒsse
kosh

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