- Mann, geht mir das KlimagesĂĽlze auf den Zeiger! Ist eine neue Religion geboren? - Taktiker, 08.07.2007, 01:14
- Eloquent wie immer.... - wheely, 08.07.2007, 02:15
- Kleine TV - Ergänzung dazu, von Willi Wacker, die alleinerziehende Mutter - prinz_eisenherz, 08.07.2007, 08:45
- Re: Kleine TV - Ergänzung dazu, von Willi Wacker, die alleinerziehende Mutter - GutWettertrader, 08.07.2007, 09:20
- Re: Kleine TV - Ergänzung dazu, von Willi Wacker, die alleinerziehende Mutter - GutWettertrader, 08.07.2007, 09:40
- Sich persönlich dem Hype zu entziehen, reicht also - Taktiker, 08.07.2007, 10:02
- wer lesen kann ist klar im Vorteil.... - wheely, 08.07.2007, 11:46
- Re: Du Sadist! - Tassie Devil, 08.07.2007, 13:48
- Re: Sich persönlich dem Hype zu entziehen, reicht also - sensortimecom, 08.07.2007, 12:48
- wer lesen kann ist klar im Vorteil.... - wheely, 08.07.2007, 11:46
- Re: Kleine TV - Ergänzung dazu, zum Kilimanjaro: Sublimation des Schnees - MI, 08.07.2007, 10:17
- Re: Kleine TV - Ergänzung dazu, zum Kilimanjaro: Sublimation des Schnees - GutWettertrader, 08.07.2007, 11:14
- Re: Kleine TV - Ergänzung dazu, zum Kilimanjaro: Sublimation des Schnees - sensortimecom, 08.07.2007, 12:40
- Re: Kleine TV - Ergänzung dazu, zum Kilimanjaro: Sublimation des Schnees - GutWettertrader, 09.07.2007, 11:51
- Auf 95% der Erdoberfläche ist es seit 1960 wärmer geworden. - sensortimecom, 09.07.2007, 17:17
- Re: Auf 95% der Erdoberfläche ist es seit 1960 wärmer geworden/Und warum? (o.Text) - JüKü, 09.07.2007, 19:19
- Daten ignorieren - heisst schummeln - 416 ppm CO2 - 1857 - GutWettertrader, 09.07.2007, 20:11
- Re: Daten ignorieren - heisst schummeln - 416 ppm CO2 - 1857 - GutWettertrader, 09.07.2007, 20:17
- Auf 95% der Erdoberfläche ist es seit 1960 wärmer geworden. - sensortimecom, 09.07.2007, 17:17
- Re: Kleine TV - Ergänzung dazu, zum Kilimanjaro: Sublimation des Schnees - GutWettertrader, 09.07.2007, 11:51
- Re: Kleine TV - Ergänzung dazu, zum Kilimanjaro: Sublimation des Schnees - sensortimecom, 08.07.2007, 12:40
- Re: Kleine TV - Ergänzung dazu, zum Kilimanjaro: Sublimation des Schnees - GutWettertrader, 08.07.2007, 11:14
- Sich persönlich dem Hype zu entziehen, reicht also - Taktiker, 08.07.2007, 10:02
- Re: Kleine TV - Ergänzung dazu, von Willi Wacker, die alleinerziehende Mutter - GutWettertrader, 08.07.2007, 09:40
- Re: Kleine TV - Ergänzung dazu, von Willi Wacker, die alleinerziehende Mutter - GutWettertrader, 08.07.2007, 09:20
- Klima weltweit - hoerby, 08.07.2007, 11:48
- Re: Klima weltweit - GutWettertrader, 08.07.2007, 11:55
- Klima weltweit - Rita, 08.07.2007, 20:59
- Re: Klima weltweit - aprilzi, 08.07.2007, 21:05
- Re: Der Sinn der Boerse - Holmes, 08.07.2007, 22:53
- Re: Der Sinn der Boerse - aprilzi, 08.07.2007, 23:26
- Re: Der Sinn der Boerse - Holmes, 09.07.2007, 07:31
- Re: Der Sinn der Boerse - certina, 09.07.2007, 12:53
- Re: Der Sinn der Boerse - aprilzi, 09.07.2007, 14:45
- Re: Der Sinn der Boerse - weissgarnix, 09.07.2007, 18:27
- Re: Der Sinn der Boerse - aprilzi, 09.07.2007, 21:19
- Der Sinn der Boerse - Ecki1, 09.07.2007, 22:31
- Re: OT: WLAN/CLAN Adventures - Tassie Devil, 10.07.2007, 05:34
- Re: OT: WLAN/CLAN Adventures - weissgarnix, 10.07.2007, 11:17
- Re: OT: WLAN/CLAN Adventures - Tassie Devil, 10.07.2007, 14:34
- Re: OT: WLAN/CLAN Adventures - weissgarnix, 10.07.2007, 15:53
- Re: Das Netz - kleine Kostprobe - Tassie Devil, 11.07.2007, 13:38
- nur kurz..Re: Das Netz - kleine Kostprobe - weissgarnix, 12.07.2007, 10:31
- Re: nur kurz..Re: Schlussfolgerungen - Tassie Devil, 12.07.2007, 20:48
- Puzzleteile - richie, 12.07.2007, 21:01
- Re: Puzzleteile - Tassie Devil, 14.07.2007, 19:10
- Re: nur kurz..Re: Schlussfolgerungen - weissgarnix, 13.07.2007, 10:30
- Re: Ein grosses Problem im Londoner Eastend - Tassie Devil, 14.07.2007, 08:23
- Puzzleteile - richie, 12.07.2007, 21:01
- Re: nur kurz..Re: Schlussfolgerungen - Tassie Devil, 12.07.2007, 20:48
- nur kurz..Re: Das Netz - kleine Kostprobe - weissgarnix, 12.07.2007, 10:31
- Re: Das Netz - kleine Kostprobe - Tassie Devil, 11.07.2007, 13:38
- Re: OT: WLAN/CLAN Adventures - weissgarnix, 10.07.2007, 15:53
- Re: OT: WLAN/CLAN Adventures - Tassie Devil, 10.07.2007, 14:34
- Re: OT: WLAN/CLAN Adventures - weissgarnix, 10.07.2007, 11:17
- Re: Der Sinn der Boerse - aprilzi, 09.07.2007, 21:19
- Re: Der Sinn der Boerse - weissgarnix, 09.07.2007, 18:27
- Re: Der Sinn der Boerse - aprilzi, 09.07.2007, 14:45
- Re: Der Sinn der Boerse - aprilzi, 08.07.2007, 23:26
- Re: Der Sinn der Boerse - Holmes, 08.07.2007, 22:53
- Re: @Rita - Boardmaster, 08.07.2007, 22:25
- Re: Klima weltweit - GutWettertrader, 09.07.2007, 11:38
- Re: Klima weltweit - aprilzi, 08.07.2007, 21:05
- Klima weltweit - Rita, 08.07.2007, 20:59
- Re: Klima weltweit - sensortimecom, 08.07.2007, 12:58
- Re: Klima weltweit - GutWettertrader, 08.07.2007, 11:55
- Re: Mann, geht mir das KlimagesĂĽlze auf den Zeiger! Kritik"Life Earth-Konzerte" - certina, 09.07.2007, 13:01
Re: Das Netz - kleine Kostprobe
-->>>Apropos Haavara und anderes aus dieser Ecke, ich bin erst kuerzlich dazu gekommen, nachfolgende schon seit laengerem in meinem Archiv schlummernde Lektuere querzulesen:
>>Korn, David - Das Netz, Israels Lobby in Deutschland.pdf
>>Ein recht interessantes eBook, ich kann es durchaus empfehlen.
>>>
>
>Kenne ich zwar nicht, aber ansonsten habe ich zu Haavara mittlerweile so ziemlich alles gelesen, was es gibt (die Ingrid mal ausgenommen). Inklusive diverser israelischer Aufsätze.
>Wirft eine Menge zusätzlicher Fragen zum Holocaust auf, passt irgendwie nicht so richtig ins traditionelle Bild über die Nazis. Regt auf jeden Fall zum Denken an. Hätte ich eine Zeitmaschine, ich würde wohl den Spätsommer 1941 als eines der ersten Reiseziele eingeben, um mal vor Ort zu sehen, was da genau abgegangen ist...
Eine kleine Kostprobe daraus, beginnend auf Seite 35:
Das Haavara-Abkommen
Einschränkungslos konnte gerade Moses allerdings wohl kaum mit Ernst von
einem „deutschjüdischen Kriegszustand” schon ab 1933 sprechen.
Immerhin traten Hitler-Regierung und zionistische Führer bald nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Verhandlungen über den Abschluss eines Transferabkommens ein. Es sollte die Umsiedlung (hebräisch: Haavara)
von Juden aus Deutschland nach Palästina bewerkstelligen. Und einer der Chefs des Haavara-Netzwerkes in Palästina (Director of the Trust and Transfer Office Haavara Ltd., Tel Aviv) war niemand anderer als — Dr. Siegfried Moses.
Als Verhandlungsführer auf zionistischer Seite bei den Haavara-Gesprächen mit NS-Deutschland trat ab Frühjahr 1933 der (bald darauf einer Mordverschwörung anderer jüdischer Kräfte zum Opfer gefallene) Dr. Chaim Victor Arlosoroff
auf. Als Kind mit der Familie aus der Ukraine nach Deutschland gekommen, 1924 nach Palästina weitergewandert, hatte er ab 1926 als Vertreter der palästinensischen Juden beim Völkerbund in Genf gewirkt. Er gehörte der Führung
des Weltzionismus an und amtierte ab 1932 als Leiter der Politischen Abteilung der Jewish Agency, was einem Regierungschef der palästinensischen Judenheit entsprach. Treffend bezeichnet das „Neue Lexikon des Judentums” die Jewish Agency als »faktische Regierung des Jischuw«, also der jüdischen Einwanderergemeinschaft Palästinas.
Bereits am 7. August 1933 war es soweit. Nach einem von beiden Seiten als erfolgreich eingeschätzten Auftaktvertrag schon vom Mai des Jahres zwischen dem Reichswirtschaftsministerium und der Hanotea Ltd., der auf Initiative
von Sam Cohen, dem Chef dieser jüdischen Südfrüchtegesellschaft in Palästina,
zustande gekommen war, schloss das Deutsche Reich in Berlin mit Abgesandten der jüdischzionistischen Führung aus Palästina das „Haavara-Abkommen” über den Transfer von Juden. (1936 trat die Jewish Agency als Ganzes, auch mit den nichtzionistischen Bewegungen unter ihrem Dach, nach stürmischer interner Diskussion als Partner ein.) Die Einzelheiten des komplizierten Kontrakts wurden per Runderlass Nr.54/33 des Reichswirtschaftsministeriums
vom 28. August 1933 allen zuständigen deut-
Seite 36
schen Institutionen bekannt gegeben (RM = Reichsmark, LP = Palästina-Pfund; entsprach dem Pound Sterling; Tempelgesellschaft: Deutsche protestantische Christengemeinde in Palästina): »Um die Abwanderung deutscher Juden nach Palästina weiterhin durch Zuteilung der erforderlichen Beträge ohne übermäßige Inanspruchnahme der Devisenbestände der Reichsbank zu fördern und gleichzeitig die deutsche Ausfuhr nach Palästina zu steigern, ist mit den beteiligten jüdischen Stellen ein Abkommen auf folgender Grundlage abgeschlossen worden: Auswanderern, denen die Auswanderungsberatungsstelle bestätigt, dass über den als Einreisegeld erforderlichen Mindestbetrag von LP 1000,- hinaus weitere
Beträge zur Gründung einer Existenz in Palästina erforderlich und angemessen sind, kann im Rahmen dieses Gutachtens für den RM 15 000,- übersteigenden Betrag die Genehmigung zur Einzahlung auf ein bei der Reichsbank eingerichtetes Sonderkonto 1 der Bank der Tempelgesellschaft zugunsten einer in Palästina zu errichtenden jüdischen Treuhandgesellschaft (bzw. bis zur Einrichtung dieser Treuhandgesellschaft zugunsten der Anglo-Palestine Bank) erteilt werden.
Das Sonderkonto 1, für das zusammen mit dem weiter unten zu erwähnenden Sonderkonto II zunächst ein Gesamtbetrag von RM 3 Millionen vorgesehen ist, wird von der Tempelbank als Treuhandkonto für die genannte jüdische Treuhandgesellschaft geführt. Aus dem Konto werden deutsche Warenlieferungen
nach Palästina bezahlt. Den Auswanderern wird der Gegenwert ihrer Einzahlungen
nach Maßgabe der aus dem Absatz der deutschen Waren in Palästina zur
Verfügung stehenden Beträge durch die palästinensische Treuhandgesellschaft nach
der Reihenfolge und dem Verhältnis der Einzahlungen auf dem Sonderkonto 1 untereinander in Palästina-Pfunden ausgezahlt. Zur Beratung der deutschen Juden in den sich auf diese Form des Kapitaltransfers nach Palästina beziehenden Fragen ist eine „Palästina-Treuhandstelle zur Beratung deutscher Juden G.m.b.H.” mit dem Sitz in Berlin, Friedrichstraße 218, gegründet worden. Ich
ersuche, bei der Erteilung der Genehmigungen auf diese Stelle ausdrücklich hinzuweisen. Für die Bank der Tempelgesellschaft ist bei der Reichshauptbank ferner ein Sonderkonto II eingerichtet worden. Auf Antrag können die Devisenbewirtschaftungsstellen deutschen Staatsangehörigen jüdischen Volkstums, die zur Zeit noch nicht auswandern, sich aber gleichwohl schon jetzt eine
Heimstätte in Palästina schaffen wollen, die Genehmigung zur Einzahlung von Beträgen bis zu höchstens RM 50 000.- je Person auf diesem Konto (ebenfalls zugunsten einer in Palästina zu errichtenden jüdischen deutschen
Treuhandgesellschaft zugunsten der Anglo-Palestine Ltd.) erteilen.«
Der Pakt mit den Zionisten war die immerhin schon vierte Übereinkunft internationalen Ranges, die das NS-Regime seit der Machtübernahme nur gut ein halbes Jahr zuvor hatte treffen können. Sich dieses bewusst zu machen,
trägt vielleicht ein wenig zur Klärung der Frage bei, warum die Deutschen damals von Hitler nicht ahnten, was heute alle über ihn wissen
bzw. zu wissen glauben. Dem deutsch-jüdischen Haavara-Abkommen vorangegangen waren: Im Mai 1933 die Vereinbarung Hitlers mit Stalin, den Berliner Vertrag (von Stresemann abgeschlossenes deutsch-sowjetisches Abkommen über politische Konsultationen und wirtschaftliche Zusammenarbeit) demonstrativ außerplanmäßig um ein halbes Jahrzehnt zu verlängern.
Seite 37
Im Juli 1933 die Unterzeichnung des Viermächteabkommens zwischen Deutschland,
Frankreich, GroĂźbritannien und Italien. Ebenfalls im Juli 1933 das Reichskonkordat mit dem Heiligen Stuhl.
Hitler und der Zionismus
US-Historiker Francis R. Nicosia hat sich intensiv mit Vorgeschichte und Durchführung von Haavara beschäftigt (siehe seine Arbeiten „Weimar Germany and the Palestine Question”, in: „Yearbook of the Leo Baeck Institute”, No. 24, 1979 und „Ein nützlicher Feind. Zionismus im nationalsozialistischen Deutschland 1933-39”, in: „Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte”, Nr. 37, 1989). In seinem 1989 in deutscher Übersetzung erschienenen, hauptsächlich Haavara gewidmeten Werk „Hitler und der Zionismus. Das Dritte Reich und die Palästinafrage” schreibt er, das Abkommen des nationalsozialistischen Deutschlands mit den Zionisten habe im November 1933 zu funktionieren begonnen. Weiter: »Das Hitler-Regime hat bis in die ersten Jahre des Zweiten Weltkrieges über den deutschen
Zionismus aktiv die Auswanderung der Juden aus Deutschland gefördert.«
Es sei 1937 sogar Anweisung aus Berlin an die NSDAP-A0, die nationalsozialistische Auslandsorganisation, erteilt worden, Judenfeindschaft
in Nahost einzudämmen, berichtet Nicosia. Die antijüdische Stimmung unter den palästinensischen Arabern dürfe auf keinen Fall angeheizt werden, hieß es da, weil »das Aufhetzen der Araber gegen die jüdischen Einwanderer für das Reich letzten Endes schädlich ist und Unruhen die Einwanderungstätigkeit der Juden schwer beeinträchtigen würden«. Weiter stand in der Berliner Anordnung an die
NSDAP-A0: »Die jüdische Auswanderung aus dem Gebiet des Deutschen Reiches ist so dringend, dass bei diesem Vorgang eine klare Zielstrebigkeit nicht außer Acht gelassen werden sollte.«
Francis Nicosia fasst seine Erkenntnisse wie folgt zusammen: »Die fast einstimmige Unterstützung der zionistischen Auswanderung nach Palästina
war in der deutschen Regierung und der NSDAP in den Jahren zwischen 1933 und
1937 die Regel. Die verantwortlichen Stellen im Auswärtigen Amt, einschließlich des deutschen Generalkonsulates in Jerusalem, der Orient-Abteilung, von Referat D und der Handelspolitischen Abteilung unterstützten und ermutigten die zionistischen Bemühungen. Das Innenministerium als verantwortliche Behörde für die Durchführung der Auswanderungspolitik förderte eine geordnete Auswanderung aus Deutschland, während das Wirtschaftsministerium und die Reichsbank für das Haavara-Abkommen sowie die wirtschaftliche Seite der jüdischen Masseneinwanderung nach Palästina verantwortlich waren. Die zuständigen Stellen innerhalb der SS ließen den deutschen Zionisten gegenüber den verschiedenen nicht- oder antizionistischen, liberalen und anpassungswilligen jüdischen Vereinigungen eine bevorzugte Behandlung zuteil werden. Zionistische Umschulungslager erfuhren ermutigenden Zuspruch. Jüdischen Offiziellen sowie Lehrern aus Palästina und anderswoher wurden für gewöhnlich von den deutschen Behörden Einreisebewilligungen erteilt, um die Bemühungen der deutschen Zionisten zu erleichtern. Im Deutschen Reich sei „ein umfangreiches System von Umschulungslagern” errichtet worden, die unter zionistischer Leitung gestanden
und NS-staatliche Unterstützung genossen hätten. Der Jewish Agency sei es erlaubt worden, »Lehrkräfte aus Palästina nach Deutschland zu schicken, um bei der Vorbereitung der
Seite 38
Palästina zu helfen«. Das Deutsche Reich wurde mit einem ganzen Netz von Trainingsstätten überzogen, in denen zionistische Ausbilder Juden auf das künftige Leben in ihrem Gelobten Land vorbereiteten. Solche Ausbildungszentren gab es, Stand August 1936, von Nord nach Süd gesehen in:
Lobitten, Kreis Königsberg
Flensburg
Altona
Hamburg
Stettin
Berlin
Hannover
Caputh
Magdeburg
Neuendorf
Gut Winkel
Schniebinchen
Bomsdorf, Kreis Bitterfeld
Leipzig
Breslau
Grusen/Frankenberg
Konstadt
Dresden
Klein Silsterwitz
Köln
Preiskretsch
Guttentag
Charlottental
Bonn
Beuthen
Hindenburg
Meiningen
Gleiwitz
Ratibor
Frankfurt/Main
Bamberg
NĂĽrnberg
Mannheim
Regensburg
Lehrensteinfeld
Stuttgart
Augsburg
MĂĽnchen
Fischach
Gut Winkelhof.
Das Haavara-Abkommen beruhte nach Einschätzung des israelischen Publizisten Tom Segev („Die siebte Million. Der Holocaust und Israels Politik der Erinnerung", Reinbek 1995) »auf den einander ergänzenden Interessen der deutschen Regierung und der zionistischen Bewegung; die Nazis wollten die Juden aus Deutschland hinausdrängen, die Zionisten wollten sie gerne in Palästina haben.«
Das Bülow- und das Lösener-Dokument
Nicosia weist auf ein Rundschreiben von Vicco von Bülow-Schwante hin, dem Leiter des für Palästina zuständigen Referates D im Berliner Auswärtigen Amt (nach dem Krieg war er einer der wichtigsten Wirtschaftsmanager Bundesdeutschlands), das am 28. Februar 1934 an die deutschen Auslandsvertretungen ging und in dem es hieß: »Es gibt einen Teil der Juden, der die Möglichkeit einer Anpassung an das Gastvolk ablehnt und daher die Auswanderung und Sammlung der weltweit verstreuten Juden in einer eigenen politischen Gemeinschaft fördert. Diese Gruppe, und es handelt sich hier um die Zionisten, kommt den Zielen der deutschen Judenpolitik am nächsten. Die
Auswanderung der deutschen Juden wird von nun an von der nationalsozialistischen
Regierung nachhaltig gefördert. Insbesondere wird ein gewisser Betrag für den Geldtransfer für die Juden zur Verfügung gestellt, die bereit sind auszuwandern. Aus diesem Grunde arbeiten offizielle deutsche Regierungsstellen
vorbehaltlos mit jĂĽdischen Orga-
Seite 39
nisationen, vor allem in der Förderung der Auswanderung nach Palästina, zusammen.« Am 23. November 1935 hieß es im „Reichsverwaltungsblatt”, Berlin, aus der Feder von Dr. Bernhard Lösener, dem Abteilungsleiter des Judenreferats
im Innenministerium (der auch die „Nürnberger Rassengesetze” formuliert hatte,
nach Kriegsende bemerkenswerterweise in die Dienste des jĂĽdischzionistischen
„Joint Distribution Committee” treten konnte und seine Beamtenkarriere als Regierungsdirektor in der Kölner Oberfinanzdirektion beschloss): »Wenn die Juden schon ihren eigenen Staat hätten, in dem die Mehrheit ihres Volkes
lebt, dann könnte die jüdische Frage, auch für die Juden selbst, heute als völlig gelöst angesehen werden. Die Zionisten haben den geringsten Widerstand gegen die den Nürnberger Gesetzen zugrunde liegenden Überlegungen geleistet, weil sie sofort erkannten, dass diese Gesetze auch die einzige richtige Lösung für das jüdische Volk selbst bedeuten. Denn jedes Volk muss seinen eigenen
Staat als äußere Ausdrucksform seiner besonderen Einheit als Volk haben.«
Selbst Rabbiner Stephen S. Wise, Oberhaupt des Judentums in Amerika, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Förderer des Zionismus, der schon unmittelbar nach der Machtübernahme der NS-Antisemiten schärfste Kampfansagen in Richtung Berlin losgelassen hatte und Adolf Hitler hasste wie die Pest, kam zur Ansicht,
dass die strenge Scheidung von Deutsch und Judentum durch die Nationalsozialisten im Kern etwas Richtiges habe. So wurde Wise am 13. Juni 1938 von der „New York Herald Tribune” wie folgt zitiert: »Hitler was right in one thing. He calls the Jewish people a race and we are a race.«
Aufbruchstimmung unter Zionisten
Zur Abwicklung des Transferabkommens (Bewältigung der Devisenprobleme usw.) war in Berlin die Palästina-Treuhandstelle („Paltreu") geschaffen worden, wobei die Treuhandkonten der Haavara in Deutschland bei den jüdischen Privatbanken
M. M. Warburg, Hamburg, und A.E. Wassermann, Berlin, lagen. Paltreu unterhielt enge Beziehungen zur deutschen Regierung, insbesondere zum Auswärtigen Amt und zum Wirtschaftsministerium, sowie zur deutschen Industrie. Paltreu-Chef war bis zu seiner Emigration 1939 der jüdische Finanzexperte
Kurt Hirschfeld. Als sein Vize wirkte Ernst Marcus, der ebenfalls 1939 den Weg nach Palästina antrat. Während die NS-Diktatur deutsche Dissidenten und nichtzionistische Juden unterdrückte, erfreuten sich logischerweise zionistische Initiativen in den ersten Hitler-Jahren anderer Behandlung.
Der israelische Autor Segev nennt u.a. folgendes Beispiel: »Mit Erlaubnis der Nazis konnte der Betar-Jugendbund seine Tätigkeit fortsetzen: Treffen,
Tagungen, Sommerlager, Wanderungen, Sportveranstaltungen, Segeln und Landwirtschaftskurse. Die Mitglieder durften ihre Uniformen samt braunem Hemd tragen und Flugblätter herausgeben, deren zionistische Texte zum Teil — dem Zeitgeist entsprechend — in nationalistischem, profaschistischem Ton gehalten wurden... Sie ähnelten nationalistischen bis nationalsozialistischen deutschen Jugendschriften. Die zionistische Jugendbewegung habe sogar „unter dem Schutz der Gestapo” gestanden.«
Der israelische Publizist schildert folgende Begebenheit: »Als einmal eine Gruppe von SS-Männern ein Sommerlager des Betar überfiel, beschwerte
sich der FĂĽhrer des Jugendbundes
Seite 40
bei der Gestapo, und ein paar Tage später ließ die Geheimpolizei verlauten, die beteiligten SS-Männer seien bestraft worden. Die Gestapo erkundigte sich beim Betar, was ihm als Entschädigung angemessen erscheine.«
Im Buch „Jüdischer Alltag in Deutschland 1933-1945” (Düsseldorf 1993) des „Netz"-Aktivisten Günter Bernd Ginzel heißt es zur Erläuterung eines Bildes, das den berühmten jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber als Redner
auf einer zionistischen Kundgebung in NSDeutschland zugunsten der Auswanderung
nach Palästina zeigt: »Die Vorbereitung auf eine Auswanderung und das Warten auf eine Einwanderungserlaubnis für Palästina dauerten oft Jahre. Dennoch: In der zionistischen Jugendbewegung Deutschlands herrschte Aufbruchstimmung.«
In einer Rezension der aufschlussreichen Studie „,Nächstes Jahr im Kibbutz' — Die jüdisch-chaluzische Jugendbewegung in Deutschland zwischen 1933 und 1943” von Eliyahu Kutti Salinger schrieben die „Israel Nachrichten” am 6. August 1999:
»So entstanden in Deutschland fünf chaluzische ugendbünde: „Habonim”, „Haschomer
Hazair”, „Werkleute”, „Maccabi Hazair” und der „Bachall” (Bund religiöser Chaluzim). Sie wollten die Jugendlichen zur jüdischen Kultur zurückführen und auf eine Alija nach Israel vorbereiten... 1937 gaben die fünf chaluzischen Bünde eine Gesamtzahl von 17 650 Mitgliedern an; dies war ungefähr ein Fünftel der jüdischen Schuljugend... Die Jugendalija war als offizielle Institution
(„Die jüdische Jugendhilfe e. V.") rechtlich anerkannt.«
usw. usf...
Noch ein kurzes Schmankerl ab Seite 45:
Bis zum „letzten Gespräch”, April 1945
Dr. Nahum Goldmann, Prof. Chaim Weizmanns Nachfolger als FĂĽhrer der zionistischen Weltbewegung, verteidigte in seinem Memoirenwerk
„Staatsmann ohne Staat” (Köln/Berlin 1970) das Haavara-Abkommen mit Hitler wie
folgt: »Dadurch gelang es achtzigtausend deutschen Juden, nach Palästina auszuwandern; sie haben dort sehr bedeutsame Leistungen vollbracht und gehörten zu den schöpferischsten Elementen beim Aufbau des Landes.«
Wenn es nach der NS-Führung gegangen wäre, hätte die jüdische Auswandererzahl noch um ein Mehrfaches höher gelegen. Es war vor allem
London, das den jĂĽdischen Exodus nach Pa-
Seite 46
lästina, britisches Herrschaftsgebiet, mit allen Schikanen drosselte.
Als Haavara-Generalmanager bis in die Kriegszeit hinein wirkte der bereits erwähnte jüdische Jurist Dr. Werner Feilchenfeld. Der 1895 in Berlin geborene Arztsohn hatte bis 1933 als Syndikus der Berliner Industrie- und Handelskammer
gearbeitet. Ende 1934 verlegte er sein Tätigkeitsfeld nach Palästina. Nach dem Zweiten Weltkrieg schuf er in den USA den „Service for Israel” („Care"-Pakete für den jüdischen Staat). Seit 1951 in Amerika lebend, war er — nun Spezialist für die Durchsetzung von Wiedergutmachungsansprüchen gegen die Deutschen
— am Knüpfen des „Netzes” beteiligt. 1985 verschied er in Hollywood.
Im erwähnten Buch des Leo-Baeck-Instituts über den „Haavara — Transfer” erfährt man von Feilchenfelds Bemühungen nach 1933, in Verhandlungen mit den Regierungen etlicher Staaten — etwa der polnischen, ungarischen und der tschechoslowakischen — Regelungen nach Art des Abkommens zwischen den Zionisten
und Deutschland zu erreichen. Es gelang entweder gar nicht oder nur partiell. Immerhin aber haben, so weiß Edwin Black, »wenigstens sechs europäische Länder das Transfer-Abkommen nachgeahmt«. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kam
Haavara peu ä peu, ab 1942/43 gänzlich zum Erliegen. Versuche, neue Fäden für ein „Beziehungsgeflecht” zwischen Nationalsozialismus und Zionismus zu knüpfen, blieben erfolglos: Auf das Paktangebot des militanten Zionistenführers
Avraham Stern (dessen Bewegung auch der nachmalige israelische Ministerpräsident
Schamir angehörte), das Anfang 1941 via Franz von Papen, einst Kanzler und Vizekanzler und nunmehr deutscher Botschafter in Ankara, nach Berlin übermittelt worden war, ging Hitler nicht ein. Stern wollte mit Hilfe der Achsenmächte Englands Herrschaft in Palästina brechen, um dort den ersehnten Judenstaat gründen zu können. Und die von Hitler im Krieg gebilligten Offerten
des ReichsfĂĽhrers SS an den Westen (Freigabe von Juden gegen ein Arrangement in
Richtung auf Sonderfrieden) stieĂźen bei der FĂĽhrung der zionistischen Internationale und in Washington ĂĽberwiegend, bei den Briten total auf Ablehnung.
Erstaunlicherweise aber scheint der Faden nie gänzlich gerissen zu sein. So berichtet der israelische Jad-Vaschem-Historiker Prof. Yehuda Bauer in seinem Werk „Freikauf von Juden?” von einem letzten Treffen unbekannten exakten
Beratungsgegenstandes zwischen Himmler und einem Vertreter des Jüdischen Weltkongresses, Norbert Masur aus Schweden. Vermutlich ging es um Chancen zum Sonderfrieden in letzter Minute. Diese „ganz unglaubliche Begegnung” (Bauer) hat Ende April 1945, also unmittelbar vor NS-Toresschluss, stattgefunden.

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