- Jede Saga, die ein Ende hat, muß auch einen Anfang haben... (Bawag II) - weissgarnix, 01.08.2007, 14:31
- Re: sehr amüsant, danke - hast du zufällig - Ghandi, 01.08.2007, 15:40
- Re: ROOOOOOOOOFL (Bawag II) - Tassie Devil, 02.08.2007, 03:26
- Re: ROOOOOOOOOFL (Bawag II) - bravo- - certina, 02.08.2007, 12:32
- Re: ROOOOOOOOOFL (Bawag II) - Schuettelfroeste - Tassie Devil, 03.08.2007, 04:02
- Re: ROOOOOOOOOFL (Bawag II) - bravo- - certina, 02.08.2007, 12:32
Jede Saga, die ein Ende hat, muß auch einen Anfang haben... (Bawag II)
-->auf vielfachen Wunsch: hier die neuesten Possen aus der rot-weiß-roten Carry-Trader-Szene:
Zu Beginn des elften Verhandlungstags im Bawag-Prozess legte Herbert Eichenseder [der Anwalt], der Verteidiger von Wolfgang Flöttl [der vermeintlich böse Bube], eine Rechnung vor, wonach Helmut Elsner [der ex-Boss der Bank] am 6. Oktober 1998 von einem Manager Flöttls in einer Limousine am New Yorker Flughafen abgeholt wurde, nachdem der damalige Bawag-Generaldirektor in einer Privatmaschine Flöttls von Washington nach New York geflogen war.
Damit wollte der Anwalt beweisen, dass der Bank-Boss von Flöttl sehr wohl bereits frühzeitig von den Verlusten informiert wurde.
Elsner schloss allerdings neuerlich aus, von Flöttl bereits Anfang Oktober von den riesigen Verlusten gehört zu haben. Es habe"überhaupt keinen dringenden Anlass" gegeben, nach New York zu fliegen, so Elsner. Er habe Flöttls Privatmaschine nach New York"möglicherweise" deshalb in Anspruch genommen,"weil sie eh zurück nach New York musste".
Naja, Nicht-Insider können das natürlich nicht wissen: solche Sachen passieren einem in Wien andauernd, da fährt man zufällig am Flughafen vorbei, sieht da einfach so eine Gulfstream V in der Gegend rumstehen, und eine fröhliche Stewardess ruft von weitem zu:"Sie, Herr Generaldirektor, guat dass vorbeikumma, geh fliangs doch mit mit uns noch Nu Jork, des gfreiat uns jo so. Und a Flascherl Schampus hätt ma jo do a noa, dös keantatt ma jo bei der Gelegenheit gemeinsoam drinkn."
Und weil man als Generaldirektor einer Großbank ja bekanntlich eh kaum was zu tun hat, kommt man zum Schluß:"Nojo, warum denn eigentlich net, do fliag i holt schnö amoi mit in des Nu Jork."
Der Totalverlust war für Elsner"wie ein Donnerschlag", gab er zu Protokoll, als es um die kurzfristig anberaumte Vorstandssitzung in einem Zimmer der Bayerischen Landesbank in München ging, wo Elsner erstmals den gesamten Bawag-Vorstand in die aus den Flöttl'schen Spekulationsgeschäften resultierenden Verluste einweihte.
Soso, bei einer österreichischen Vorstandssitzung in München kam die Kacke also zum Dampfen... hätten man ahnen können, oder? Lehrt nicht bereits die Geschichte des frühen 20. Jahrhunderts, dass, wenn Ã-sterreicher in München große Konferenzen abhalten, da nur Scheisse rauskommen kann?
Aber weiter... nach diesem Treffen gab's nochmal ne Sitzung in der Privatwohnung des Bawag-Bosses (eines sehr gediegenen Penthouses auf dem Dach der Bank, in unmittelbarer Nachbarschaft zum noch viel gediegeneren Penthouse des Gewerkschaftsbundvorsitzenden). Nur waren bei diesem Treffen nicht alle Vorstände anwesend.
Christian Büttner, ebenfalls im Vorstand,"war verschollen", so Elsner. Büttner konnte telefonisch nicht erreicht werden, da er am Semmering wandern war, um sich offensichtlich von den Offenbarungen vom 23. zu erholen.
Der liebe Christian, tja, der wußte bereits bescheid. Zog es daher vor, gar nicht erst zu der Sitzung zu erscheinen, sondern stattdessen auf einem der"Wiener Hausberge" zu entspannen. Obwohl: den Semmering, den kenn ich, da gibt's ein paar wirklich steile und tiefe Schluchten... der wird doch nicht mit dem Gedanken gespielt haben, da mal seinen Vorbildern aus WallStreet 1929 nachzueifern, nur diesmal ganz ohne Bürotürme und Passanten...?
Aber noch ein zweiter Vorstand glänzte durch Absenz:
Hubert Kreuch war im Unterschied zum übrigen Vorstand gar nicht in Elsners Wohnung gebeten worden."Ich vernehme den Termin erst jetzt", stellte Kreuch im Großen Schwurgerichtssaal klar.
Was machte nämlich der gute Hubert stattdessen, während sich die übrigen Vorstände die Köpfe zerrauften? Man ahnt es bereits...
Kreuch versuchte ebenfalls, diese Entwicklung beim Wandern zu verarbeiten. Während sich Elsner, Zwettler, Nakowitz und Schwarzecker über die weiteren Strategien unterhielten, suchte Kreuch am Wochenende vor der Sitzung am 26. Oktober Ablenkung in der Natur.
Ist das nicht phantastisch? Menschelt's da nicht auch bei Euch? 500 Mio beim Teufel, und was macht der gestandene Ã-sie-Banker? McKinsey anrufen, seinen Anwalt konsultieren, checken, was das Ticket nach Rio kostet, den Gram mit Alkohol runterspülen oder gar eine line Koks durch die Nase ziehn, damit nicht alles gar so düster aussieht? - Nein, liebe Freunde: der Austro-Banker zieht sich Zen-gemäß in die stillen Weiten des österreichischen Hinterlandes zurück und sammelt dort seine Kräfte für den nächsten, den allesentscheidenden Schlag...
Und wie sah dieser aus? - Uns schwant bereits Übles, oder?..
Der Bankvorstand beschloss in dieser Sitzung, Flöttl weitere 250 Mio. Dollar zum Ankauf einer Yen-Option zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Währungsspekulation wollte der Vorstand den eingetretenen Verlust kompensieren.
BINGO!!!... Mein lieber Scholli, so sind sie, die Ã-sies: nicht kleckern, klotzen! 500 Mio über die Wupper? -"Geh, scheiss drauf, wia hom jo no gnua göd, do host hoilt noammoi zwahundatfuffzg Mülle."
Nur ein Vorstand stimmte dagegen, nachdem er am Tag zuvor am Semmering lange in das gähnende Nichts seines sich drohend abzeichnenden Schicksals schauen durfte:
Lediglich Vorstandsdirektor Christian Büttner stimmte dagegen, er wollte nur das von Flöttl angebotene Vermögen verwerten, diesem aber kein weiteres Geld mehr geben.
An dieser Stelle muss man eines wissen: die Ã-sies haben einige der größten Geisteswissenschaftler und Künstler hervorgebracht, die je auf diesem Planeten gewandelt sind. Aber mit dem Rechnen und der Buchhaltung haben sie es leider nicht so ganz, eine Schwäche, die in den Genen des guten Christian manifest sein dürfte:
Er [Anm: Flöttl] sei bereit, sein Vermögen der Bawag zu übertragen. Dafür übernahm die Bawag 154 Mio. Dollar Kredit bei Sotheby's, mit denen die Flöttlschen Kunstwerke belastet waren.
Aha, Kunstwerke kann man da also als"Sicherheiten" übernehmen, aber gleichzeitig auch einen Kredit über 154 Mio... wie bitte? - Da kommt doch bei mir gleich der Gedanke auf:"was wenn die Kunstwerke keine 154 Mio wert sind, dann hätte da die Bank ja keineswegs eine"Sicherheit", sondern im Gegenteil, schon wieder Geld verloren!"
Seht ihr das auch so?
- Dann seid ihr vielleicht ein paar Weicheier, Dünnbrettbohrer, Warmduscher, Rattensattler... habt aber keineswegs die Schneid von österreichischen Großbankern, weil die sagen sich in so einer Situation nur:
"Selbst wenn der erwartete Erfolg der Option nicht eintritt, stehen unserer Finanzierung noch immer die Aktiva gegenüber, die dann in Ruhe verwertet werden können"
Alles klar? Also selbst wenn die zusätzlichen 250 Millionen nicht reichen sollten, um die bereits verlorenen 500 Millionen wieder wettzumachen, dann bleiben uns immer noch die Kunstwerke, die verhökern wir, zahlen die darauf lastenden 154 Mio Kredit zurück und der Rest deckt unsere Verluste...
So denken rot-weiss-rote Banker, die noch einen Funken Ehrgeiz haben!
Und außerdem:
Elsner habe auf die"unabsehbaren politischen Folgen", auch für die Eigentümer, hingewiesen, und vor dem"Imageschaden für die Bank" gewarnt, falls die Verluste öffentlich bekannt würden.
Oba bittschän, wos san den 800 Müllionen scho gegen des verlorene Imädsch? Voan der Boank und vor oillm deam Gewerkschoftsbund? A Lappaliäää, hauptsoch, des hot kane politische Fuign net, verstehst?!
Übrigens hatte der Mann recht: trotz dieses Debakels schaffte es die SPÃ-, zu deren tragenden Säulen der Ã-GB, der Bawag-Eigentümer, zählt, bei den wenig später stattfindenden Parlamentswahlen stärkste Partei zu werden...
Tu felix Austria, specula et vaga! *)
*) Du Glückliches Ã-sterreich, spekuliere und wandere!
(Alle Zitate in Kursiv (c) derStandard)

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