- Lexikon: Verlust ist nicht gleich Verlust ; doch vielen vergeht die Lust.... - Emerald, 19.08.2007, 09:51
Lexikon: Verlust ist nicht gleich Verlust ; doch vielen vergeht die Lust....
-->Die Zentralbanken haben den Crash vorerst verhindert.
Das dürfte die Lust der Bankiers am Risiko noch erhöhen. Sie wissen: Wenn es schiefgeht, zahlen die andern.
Keiner blickt mehr durch. Was Wunder: Die Banken haben sämtliche Spuren verwischt. Beispiel Hypotheken: Sie waren einst simple, aber wenig lukrative Bankkredite. Heute verkaufen die Banken ihre Hypoguthaben an Fonds, die sie in Unterfonds mit unterschiedlichem Risiko bündeln, diese von Rating-Agenturen begutachten lassen und als Fondsanteile auf den Markt werfen. Dort werden sie von Hedgefonds und Fonds von Hedgefonds gekauft, die sich das nötige Geld bei Banken ausleihen. Ende des Kreislaufs. So kam es, dass wegen fauler Hypothekarkredite in den USA zwei Banken in Deutschland - die IKR und die SachsenLB - mit Milliardenbeträgen gestützt werden müssen.
Beispiel Aktien: Sie werden nur noch selten von Anlegern direkt gekauft, sondern in immer neue Fonds und Beteiligungsgesellschaften verpackt. Diese treiben mit den von ihnen verwalteten Aktien einen schwungvollen Handel und werfen darüber hinaus auch noch ihre eigenen Anteilscheine auf den Markt.
Vor allem aber kann man auf den Kursverlauf dieser Wertschriften und Wertschriftenpakete Wetten abschliessen. Die Banken werden so zu Wettbüros, in denen Insider, darunter wiederum die Banken, mit kleinem Einsatz grosse Gewinne machen, oder das Risiko eines Aktiencrashs an «die Märkte» auslagern können. Ende 2006 belief sich der Wert der Optionen-Wetten auf sagenhafte 500 000 Milliarden US-Dollar.
Das ist der Jagdgrund, in dem die Banken Beute machen. Ihre Gewinne und die Saläre ihrer Manager steigen allmählich ins Unermessliche: Die UBS etwa hat im ersten Halbjahr ihren Gewinn um 33 Prozent auf 8,9 Milliarden Franken gesteigert. Im Asset Management (Fondsverwaltung) liegt der Personalaufwand inzwischen deutlich über 800 000 Franken pro Kopf und Jahr!
Das Problem dabei ist, dass Bankmanager umso mehr verdienen, je mehr Risiken sie ihrer Bank aufbürden. Geht die Sache schief, zahlt die Bank und die Verantwortlichen werden dennoch reich (siehe Kasten).
Jahrelang ging alles gut, doch jetzt schlägt das Pendel zurück. Gerade weil jedes Risiko mit Optionen mehrfach abgesichert ist, wird immer unklarer, wer bei einem Verlust letztendlich geradestehen muss.
Inzwischen ist die Verunsicherung so gross, dass selbst die Banken zögern, sich - wie bisher üblich - mit Krediten gegenseitig über kurzfristige Liquiditätsengpässe hinwegzuhelfen.
Um einen Zusammenbruch des Zahlungssystems mit unabsehbaren Folgen für die Realwirtschaft zu vermeiden, haben die Zentralbanken den Geschäftsbanken mit massiven Liquiditätsspritzen geholfen. Vor allem die
Europäische Zentralbank (EZB) etwa «spendierte» an einem Tag 95 Milliarden Euro.
Wie das «Wall Street Journal» meldet, musste die EZB eingreifen, um eine Krise auf dem Markt für so genannte «Commercial Papers» abzuwenden.
Was ist das nun wieder? So wie die Hypotheken, wandeln die Banken auch ihre kurzfristigen Unternehmenskredite in Wertpapiere um - eben Commercial Papers - und verkaufen sie weiter. Das ist für sie lukrativer. Doch was, wenn plötzlich an einem einzigen Tag 35 Milliarden Euro Commercial Papers fällig werden und keine Käufer da sind?
Dann wischen die Notenbanken auch diesen Scherbenhaufen auf.
Quelle: CH-Sonntags-Ausgabe vom 19.8.2007

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