- Finanzsektor hat zu wenig Eigenmittel - chiron, 30.08.2007, 11:24
Finanzsektor hat zu wenig Eigenmittel
-->Der vermutlich bekannteste Schweizer Professor für Finanzmarkttheorie Heinz Zimmermann findet die Liquiditätsspritzen der Zentralbanken beunruhigend. Von kurzfristigen Aktienengagements rät er ab.
Ist es ein Fehler, dass die Zentralbanken Geld ins System pumpen?
Zimmermann: Kurzfristig ist es wahrscheinlich das Richtige. Denn in einer Finanzkrise ist es tatsächlich wichtig, dass die Zentralbanken Liquidität bereitstellen, damit das Zahlungssystem weiter funktioniert. Aber man überschätzt das Leistungsvermögen der Zentralbanken, wenn man erwartet, dass sie das Vertrauen oder die Bonität der Geschäftsbanken sichern können. Und vor allem müssten längerfristig unter dem Aspekt der Stabilität des Finanzsektors primär die Eigenmittel einfach deutlich höher sein. Und zwar nicht nur jene der Banken, sondern auch der Versicherungen, der Pensionskassen und Hedge-Fonds. Wir haben im gesamÂten Finanzsektor ein Problem der Eigenmittelausstattung.
Welche Folgen hat dieser Mangel an Eigenkapital?
Zimmermann: Die fehlenden Eigenmittel bergen die Gefahr von Ansteckungseffekten. Nicht wegen der Fremdfinanzierung an und für sich, sondern aus der Verbindung von Fremdfinanzierung, Bonitätsrisiken und der Komplexität moderner Finanzprodukte. Dazu kommt, dass viele dieser Risiken nicht liquide auf dem Kapitalmarkt gehandelt werden können. Während bei der US-Hypothekarkrise zumindest die zugrunde liegenden Risiken oder die verbrieften Produkte noch verhältnismässig einfach zu verstehen sind, ist die Situation etwa im Markt der Kreditderivate sehr viel komplizierter. Ich habe den Eindruck, dass das Finanzsystem im Bereich Kreditderivate wesentlich anfälliger ist als heute im Zusammenhang mit den minderwertigen Hypotheken.
<ul> ~ http://www.zeitenwende.ch/page/index.cfm?SelNavID=350&NewsInstanceID=1&NewsID=7695&StartRow=1</ul>

gesamter Thread: