- Die Finanzmärkte und der Herdentrieb - Laui, 23.09.2007, 10:41
Die Finanzmärkte und der Herdentrieb
-->Die Krise auf den Finanzmärkten treibt im Moment eigentümliche Blüten."Vorsicht","Vertrauen" und auch"Geduld" sind mittlerweile oft gehörte Vokabeln.
Die"neue" Risikowahrnehmung führt auch dazu, dass man zurzeit wieder auf Finanztheoretiker schaut, die während der Hochkonjunktur neoliberaler Markttheorien"out" waren.
Von Schumpeter zu Keynes
Der 1996 verstorbene Schumpeter-Schüler Hyman P. Minsky, den man flapsig als Vertreter des"Wall-Street-Keynesianismus" bezeichnet, steht mittlerweile allerorten hoch im Kurs. Minsky teilte nicht den Optimismus von Milton Friedman, dass sich Geld auf lange Sicht zur Realwirtschaft neutral verhalte.
Für Minsky sind Finanzmärkte grundsätzlich instabil und nicht zur oft beschworenen"Selbstheilung" in der Lage, eine Ansicht, die er in seinem Werk"Stabilizing an Unstable Economy" festgehalten hat. Mittlerweile ist dieses Buch aus Mitte der 80er Jahre vergriffen. Die Nachfrage danach ist aber so hoch, dass es selbst im Amazon-secondhand-System im Moment nicht unter 770 Dollar zu bekommen ist.
Das Problem beginnt in guten Zeiten
Für Minsky beginnt das Problem der Finanzmärkte in den scheinbar stabilen Phasen. Manager und Banken haben auf den Finanzmärkten Erfolg. Und Erfolg führt laut Minsky dazu, dass man bereit ist, größere Risiken einzugehen.
Die Gier nach immer höheren Erträgen führt dazu, Risikoerwägungen in den Hintergrund zu stellen. Die Papierwerte schwellen an und entfernen sich zunehmend von den realen Werten.
Die"Ponzi-Schuldner"
Schulden werden gemacht, und zwar nicht nur von Teilnehmern, die in der Lage sind, Kredite zurückzuzahlen, sondern auch von Teilnehmern, die gerade noch die Zinsen zahlen können. Und schließlich sind laut Minsky da noch die"Ponzi-Schuldner" (benannt nach dem italienischstämmigen US-Betrüger Charles Ponzi), die nicht einmal in der Lage sind, die Zinsen zu zahlen, sondern die alleine auf die Wertsteigerung jener Güter setzen, für die sie die Schulden gemacht haben.
Da die Marktteilnehmer wie eine Herde funktionieren, glauben recht viele an das Anhalten von Boomphasen. Bestes Beispiel dafür: die Dot.com-Blase.
Wenn die Notbremse gezogen wird
Irgendwann kommt es, möglicherweise durch ein nebensächliches Moment, zur Krise und dem Platzen der Blase. Die fragilsten Schuldner sind nicht mehr in der Lage, ihre Verpflichtungen zu halten, die ersten Kreditgeber ziehen die Notbremse und lösen auf dem Markt einen Dominoeffekt aus.
Der"Minsky-Meltdown" kommt zum Tragen: Vorsichtige Kreditgeber, die nicht mehr weitere Kredite vergeben wollen, reißen nicht nur die schwachen, sondern auch bisher solide Finanzhäuser in die Krise. Finanzhäuser, die keine weiteren Kredite mehr bekommen, trennen sich von soliden Investments und drücken deren Kurse wieder in den Keller. Das Herdenverhalten der Teilnehmer tut ein Übriges dazu, den Dominoeffekt bei solchen Krisen zu verstärken.
Minsky postulierte schließlich das, was die Notenbanken im Moment machen: Sie greifen in den Finanzkreislauf ein.
Es kann alles sehr schnell gehen
Man könne sich jahrelang an die Grenzen des Marktes"herantasten", so Minsky, doch, so seine Warnung:"Die Umbewertung akzeptabler Schuldenstrukturen kann sehr plötzlich und sehr schnell stattfinden."
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