- Herkunft des Geldes bei Issing... doch Nobelpreis für dottore? - weissgarnix, 03.10.2007, 17:40
- Re: Herkunft des Geldes bei Issing... doch Nobelpreis für dottore? - aprilzi, 03.10.2007, 19:27
- Re: Herkunft des Geldes bei Issing... doch Nobelpreis für dottore? - weissgarnix, 03.10.2007, 21:16
- Für"Demokratie = Militärdiktatur im Wartestand"? - bernor, 03.10.2007, 22:27
- Re: Rang + Schmuck? Finde Tauschtheorie besser... - mT - McShorty, 03.10.2007, 20:29
- Re: Rang + Schmuck? Finde Tauschtheorie besser... - mT - dottore, 04.10.2007, 14:20
- Über die Schwierigkeiten, ein Buch zu schreiben - Zandow, 03.10.2007, 22:09
- Re: Herkunft des Geldes bei Issing... doch Nobelpreis für dottore? - aprilzi, 03.10.2007, 19:27
Über die Schwierigkeiten, ein Buch zu schreiben
-->Hi weissgarnix,
erstmal meine große Verbeugung vor Deinen postings hier im Forum. Bin begeisterter Mittleser.
>"(1) Historisch gesehen dürfte der Ursprung des Geldes in der Verwendung als
> Rangzeichen und Schmuck sowie für sakrale Zwecke zu suchen sein. Als
> widerlegt kann damit die lange vorherrschende
> Konventionstheorie des Geldes angesehen werden, nach der die Menschen
> aus Gründen der Zweckmäßigkeit, d.h. zur Erleichterung des
> Wirtschaftsverkehrs ein allgemeines Tauschmittel"vereinbart" haben."
Mit den Rangzeichen und dem Schmuck ist die Sache nicht so einfach.
Beispiel:
2004 oder 2005 (bin jetzt zu faul, um nachzusehen) konnten wir in Speyer die bisher bekannten Goldhüte in einer Ausstellung bewundern. Diese Ausstellung zeigte auch einige der Bronzespiralen, die als Schmuck interpretiert werden. Gleichzeitig zu sehen waren jedoch bronzene normierte (!) Gewichte (60,65 Gramm und 7,45 Gramm, vorderasiatisches Maß!).
Meine Interpretation:
Bronze war Abgabengut. Die Sprialen zeigten Reichtum (heute:"Mein Haus, mein Auto, mein Boot".... Ferrari, Weltreise usw.); und damit schmückte man sich. Von diesen Spiralen wurde die Abgabenmenge abgebrochen und mit den Gewichten aufgewogen.
>Mensch dottore,
>die Tauschtheorie ist tot! Bescheinigt vom europäischen Ober-Geldguru. Wie lange werden sie jetzt wohl noch brauchen, um auf die Abgaben zu kommen und schlußendlich auf deine Machttheorie???
Ansätze gibt es bereits.
Doch:
Wer mag schon einen Wissenschaftler bezahlten (ob staatlich oder privat), der nur Negatives zu berichten hat? (Heinsohn als Ausnahme bestätigt die Regel!)
> Beeil dich mal also ein bisschen mit deinem Buch, und lass schon mal die Maße
> für den Frack nehmen... wie ist dein Schwedisch?
Dottore kann ein Buch innert einer Woche schreiben. Als lebendiges Lexikon hat er damit sicherlich kein Problem. Nachteil bei dottore allerdings: Sein etwas schnodriger Stil stößt in Fachkreisen nicht auf Anerkennung. Dottore müßte seine Betrachtungen (eine Theoriebildung lehnt er ja selbst ab; leider!) in ein wissenschaftliches Werk gießen.
Dieses Werk müßte mit den Axiomen der Nationaloekonomie beginnen. Diese sind z.B.: Wertlehre, Geldlehre, Tauschtheorie, Knappheit, unendliche Bedürfnisse, Seßhaftigkeit, Kapitaltheorie usw.
Nur zur Wertlehre erschlägt mich die Literatur. Alleine zur Geldlehre gibt es zwischen 1880 und 1920 über 2.000 (!) Publikationen in deutscher (!) Sprache (bin selbst immer noch am Sammeln). (Mein Lieblingsantiquar bot mir neulich eine EA Schliemann an; schade, schade schade: für den Freundschaftspreis von 800 Euro nehme ich stattdessen doch lieber oekonomische Literatur)
So, ein wissenschaftliches Werk zu dottores Sicht würde locker 1.500 bis 2.000 Seiten umfassen.
Denn:
Dottores Sicht ist eine HISTORISCHE!!!!!
Schau' Dir mal den Untergang der Historischen Schule um 1920/1930 an. Dann kannst Du ermessen, vor welchen Problemen dottore mit einem Gesamtwerk stehen würde.
Und:
Einige Axiome sind historisch nicht herleitbar!!!!!
Hier hilft nur die Theorie (also die Interpretation) weiter!
Und ist somit angreifbar (ja, ja, ich kenne das Popper-Kriterium).
Versuch' Dich mal an der Wertlehre (ich mache dies seit Jahren). Dann wirst Du auch die Probleme erkennen. Den Methodenstreit gab's nicht umsonst (Schmoller vs. Menger; mit teils in Zeitschriften persönlich ausgetragenen sehr heftigen Beleidigungen).
Sosehr ich dottore Anerkennung wünsche, so weiß ich aber auch, welche gigantische Leistung hinter wissenschaftlicher Anerkennung (Anerkennung, nicht Erkenntnis!) steht. Bücher wie"Kapitalismus" oder"Krisenschaukel" sind zwar fachlich revolutionär, werden aber nie Eingang in die wissenschaftliche Diskussion finden. Das bedauere ich sehr.
Schau Dir mal die Rezensionen des Knapp (1905) an: Bis ca. 1925 kam da kein Oekonom d'ran vorbei. Danach Ruhe bis ca. 1990 (wenige Zitate in papers). Nur: Der Knapp hatte eine ganz anderen Stil, als dottore ihn pflegt.
Oder:
Nimm Dir mal den Heinsohn/Steiger ("Eigentum, Zins und Geld" und Nachfolgendes) zur Hand. Ein selbst für Laien gut lesbares Buch. Aus methodologischer Sicht ein Spitzenwerk. Ist es im Wissenschaftsbetrieb zur Kenntnis genommen worden? Nein. Und Heinsohn und Steiger sind anerkannte Profs.
Wie müßte denn nun ein Werk von dottore aussehen, damit es den Weg nach Schweden findet. Selbst für dottore (über eine unendliche Bibliothek und zielgenaue Sammlungen verfügend) schätze ich den zeitlichen Aufwand für ein solides wissenschaftliches Werk auf mindestens fünf Jahre.
Wenn ich dottore irgend etwas wünsche, dann ist es die Kraft zu einem solchen Werk.
Herzliche Grüße, <font color=#008000>Zandow</font>

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