- Dottore! Ich war blind und kann nun sehen! - Kirsch, 02.02.2001, 00:47
- groesster Kettenbrief der Welt *gg* Klasse!! (owT) - Harry, 02.02.2001, 10:00
- Debitismus für (K)inder erklärt... - Kirsch, 02.02.2001, 10:06
- Re: Debitismus für (K)inder erklärt... - JüKü, 02.02.2001, 10:14
- Re: Debitismus für (K)inder erklärt... - dottore, 02.02.2001, 10:39
- Re: Debitismus für (K)inder erklärt... - JüKü, 02.02.2001, 10:14
- Re: Dottore! Ich war blind und kann nun sehen! Ja, auf ein Mal ist alles klar... - dottore, 02.02.2001, 10:27
- & als Unterrichtsfilm zu diesem Thema empfehle ich"Queimada" (Marlon Brando): - Hardy, 02.02.2001, 11:02
- Re: & als Unterrichtsfilm zu diesem Thema empfehle ich"Queimada" (Marlon Brando): - dottore, 02.02.2001, 12:10
- & als Unterrichtsfilm zu diesem Thema empfehle ich"Queimada" (Marlon Brando): - Hardy, 02.02.2001, 11:02
Re: Dottore! Ich war blind und kann nun sehen! Ja, auf ein Mal ist alles klar...
>Warum sagen Sie nicht einfach, daß es ein so grosser Welt - Kettenbrief
>ist, daß man ihn fast nicht sehen kann?
Sehr gut ausgedrückt. Genau das!
>Sie haben Recht! Ist das hier Damaskus?
Vorsicht, dunkle Brille tragen, sonst Erblindungsgefahr...
>Sie sind in der Bibliothek verewigt mit der Aussage: Debitismus kann nicht
>widerlegt werden.
Konnte die HSG St. Gallen nicht widerlegen. Das ist aber nicht der Punkt, sondern, da der Debitismus die herkömmlich gelehrte Wirtschaftswissenschaft, basierend auf dem Tauschtheorem, widerlegt muss diese als obsolet gelten. Nach dem Popper-Kriterium gilt jetzt der Debitismus, bis er wiederum widerlegt wird.
>Damit implizieren Sie, daß er nicht bewiesen werden kann.
Er nicht. Aber er widerlegt die - siehe oben - derzeitige VWL und da diese Widerlegung in sich widerspruchsfrei abläuft, erklärt sie die Wirtschaft zumindest schon Mal besser als die ale VWL. Die alte VWL setzt voraus, was sie beweisen will, nämlich dass gewirtschaftet wird. Sie erklärt aber nicht, warum gewirtschaftet wird (wg. permanenter Angst vor privater oder unternehmerischer Überschuldung, das ist die Idee vom Liquiditätsdruck, die Heinsohn & Steiger als erste entdeckt hatten in ihrem berühmten Aufsatz über Sicherheit und Unsicherheit in Sozialismus und Kapitalismus von Wat Tyler bis Lech Walesa; Grundthese: Der Kapitalismus marschiert, weil alle unter Druck stehen, der Sozialismus bleibt zurück, weil dieser Druck fehlt. Tyler führte die leibeigenen Bauern in die Freiheit, sie wurden zu Lohnarbeitern; Druck: Sie mussten arbeiten. Die Grundherren mussten sie jetzt via Lohnzahlung beschäftigen; deren Druck: Sonst hätte keiner die Felder bestellt und geerntet. Walesa machte aus den Quasi-Leibeigenen des sozialistischen Systems freie Lohnarbeiter, die via Solidarnosz Marktpreise für ihre Löhne durchsetzen konnten).
>Kann er doch, nämlich experimentell. Habe ich ironischerweise vor einem Monat
>in anderem Zusammenhang gemacht. Ich hielt es für einen Sonderfall und habe
>nicht darüber nachgedacht. Wir werden uns den Nobelpreis teilen. Wenn noch
>jemand da ist, der ihn ausgeben kann.... Nochmal Danke für Ihre Geduld.
Herzlich gern. Das Experiment würde mich interessieren. Wir haben ja gerade die blitzsaubere Brinkmann-Pleite. Warum geht ein Unternehmen pleite? Weil es seinen Verpflichtungen nicht termingerecht nachkommen kann. Und woran denkt ein Unternehmer also Tag und Nacht? Dass er nicht in die gleiche Situation wie Brinkmann kommt. Das macht frisch und munter und treibt den Kapitalismus voran.
Der e n t s c h e i d e n d e Punkt aber bleibt: Die laufende Produktion schafft nie die Nachfrage, sie auch zu den angebotenen (!) Preisen (die Zinsen und Gewinnaufschlag enthalten) vom Markt zu nehmen. Dieses von J.B. Say entwickelte Theorem, dass sich das Angebot immer seine eigene Nachfrage schaffe und das die Grundlage aller"Gleichgewichtsmodelle" der heutigen VWL bildet, ist falsch.
Eine Wirtschaft kann immer nur in Richtung auf ein Gleichgewicht marschieren, es aber nie erreichen, weil sie dazu eine permanente Nettoneuverschuldung benötigt, um die geforderen Zinsen und Gewinn auch realisieren zu können. Diese Zusatzverschuldung setzt aber die"Nachschuldner" ihrerseits wieder unter Druck, zeitlich noch spätere Schuldner zu suchen. Und so weiter, und so weiter...
Treten die Nachschuldner (zeitlich späteren) nicht auf, geht die ganze Kette der vorangegangenen Schuldner unter. Es gibt also weder Gleichgewicht noch Stillstand. Nie ist"Ruhe im Bau". De ganze Input-Output-Analyse und ähnliche Scherze sind komplett für die Katz.
Die Nummer hat übrigens Karl Marx im III. Band des"Kapital" als erster entdeckt mit der berühmten Frage nach der"Realisierung" des Mehrwerts (sinngemäß): Wie kann die ganze Kapitalistenklasse ständig nur 500 Pfund in die Zirkulation abgeben, aber 600 Pfund zurück erwarten? (Die 100 eben als Mehrwert).
Ihm kam die entscheidende Lösung (durch Verschuldung innerhalb der Zirkulation in Höhe von 100 Pfund!) leider nicht in den Kopf - für mich war es damals mein Damaskus: alle Nachfrage und heute auch alles Geld basieren auf vorangegangenen Schuldkontrakten und da diese"zinsbewehrt" sind, muss in Höhe der geforderten Zinsen (Mehrwerte, Gewinne) eben permanent zusätzliche Verschuldung in die Welt.
Wers ein Mal begriffen hat, dem wird schlagartig alles klar (es ist freilich schwierig, sich diese neue Sicht des Wirtschaftens so anzueignen, dass man es drauf hat wie man früher die herkömmlichen Sicht der Dinge mit Tauschen, Gleichgewicht usw. drauf hatte. Ich weiß das bestens, denn ich habe selbst jahrelang klassische Ã-konomie studiert, sogar Promotion bei Nobelpreisträger Milton Friedman, war Uni-Assistent und Repetitor und gab alles so wieder wie es die alte VWL lehrt).
Viel Vergnügen in der Neuen Welt der klaren Sicht!
Gruß
d.
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