- Grandmaster Russell talks... - dottore, 14.06.2000, 11:55
Grandmaster Russell talks...
Richard Russell, hier schon mal kurz vorgestellt (76, vier Bypässe; Großvater erschoß sich beim 1907er Crash, Onkel verlor alles 1929) ist der Altmeister der berühmten Dow-Theory (DJI und DJT müssen parallel laufen plus kleine Extras).
Sein Lehrer Bob Rhea konnte einen der besten mkt calls of all times verbuchen: Das Post-Crash-Low am 8. Juli 1932.
Jetzt gibt Russell in"Barrons's" seine Sicht der Dinge preis: Seit 12. Mai 1999 sind wir in der Baisse ("the bear is in the box"). Dann bringt er eine endlose Latte von ATHs, die das bestätigen (einige hier schon im Board zitert).
Was zeichnet nun die erste Phase der Baisse aus?
(Antworten sinngemäß) Starke Marktfluktuationen, die Wirtschaft ist noch okay. Wichtiger Hinweis: Jeder Punkt rauf oder runter in einer Dow-Aktie (!) bewegt den Index selbst um 5,48 Punkte. Marktmanipulationen deshalb leicht durchzuführen.
Unterschied zu früheren First phases?
Zum ersten Mal ist eine Generation zugangen, die überhaupt noch nie was anderes erlebt hat als ständig steigende Kurse.
Was kommt dann?
Der Bär, der wirklich keine Eile hat (warum sollte er auch) holt sich eine Beute (Aktie) nach der anderen. Normalerweise müßte es jetzt starke breaks geben mit großen Volumen, aber das ist noch nicht der Fall.
Was machen die Leute falsch, wenn sie den Bär nicht sehen?
Typisch menschlich. Wenn Märkte langweilig sind, kann sich keiner vorstellen, dass sie plötzlich explodieren. Wenn sie raufgehen, kann sich keiner vorstellen, dass auch mal wieder runterkommen.
Die weiteren Stufen der Baisse?
Zweite: Die business conditions werden schlechter; Aktien gehen runter, um die schlechten Geschäftserwartungen zu eskomptieren. Plötzlich sehen alle, dass es doch einen Zusammenhang zwischen profits und Kursen gibt. Nervosität, die langsam in miese Stimmung umschlägt. Dritte: Die längste Phase. Die Leute merken, dass wirklich was nicht mehr stimmt. Die"give up"-Phase.
Aktuell?
Vom ATH 11.722,98 zum (ersten) Low von 9.796,03 gibt es nach dem Dow-Prinzip ein 50-Prozent retracement: halfway point bei 10.759,50. Um diese Marke herum schwankt es z.Zt. Und wenn das Low geknackt ist, beginnt die lange Phase nach unten.
Vorwurf an die Finanzanalysten etc.?
In der Finanzindustrie gehen Billionen von Dollar um, aber"they haven't really studied bull and bear cycles. They're amateurs."
Wohin geht's, wenn 9.796 geknackt sind?
Nach der längsten Hausse werden wir wahrscheinlich die schlimmste Baisse aller Zeiten erleben."5000 years of human nature indicate that this market will end in the cellar."
Keine Stabilität auf hohem Niveau?
Nein, weil die Stimmung kippt, die Gullis quellen über, Skandale werden publik, Korruption, aus Phantasien werden Alpträume, aus Wünschen wird Horror. Wie der Bull Market über eine Wand aus Sorgen klettern muss, spaziert der Bear Market über eine Leiter von geplatzten Optimismen in die Tiefe.
Was fällt als letztes?
Dow-Werte, die werden am längsten gehalten und gelten als liquideste. Selbst ganz unten, wenn du schon kaum noch Geldkurse kriegst, kannst du Dow-Werte immer noch losschlagen.
Soweit Mr. Russell. Nichts für ungut.
d.
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