- An Albrecht wg. Vorwärtsverkäufen. - BossCube, 04.02.2001, 00:39
- Re: An Albrecht wg. Vorwärtsverkäufen. - Albrecht, 04.02.2001, 13:45
Re: An Albrecht wg. Vorwärtsverkäufen.
Hallo Jan und alle zusammen,
weiter unten habe ich meine Frage aus dem WO Goldminenboard kopiert, damit alle
anderen Deine Antwort im Zusammenhang lesen können.
Hier der Text:
"Frage an Goldhotline.
Es ist immer wieder zu lesen, daß die Minen mit hohem Anteil an Vorwärtsverkäufen
bei einem steigenden Goldpreis pleite gehen würden.
Mir leuchtet dieses Argument nicht ganz ein.
Wenn eine Mine mit z.B. 220 US$ Gold fördert und Vorwärtsverkäufe bei z.B. 300 US$
getätigt hat, wieso soll sie dann bei einem Goldpreisanstieg auf z.B. 400 US$ pleite
gehen? Sie ist doch nur verpflichtet ihre jährliche Fördermenge bzw. die Menge, die
auf Termin verkauft wurde zum festgelegten Preis zu verkaufen.
Wo liegt hier das Risiko pleite zu gehen? Ich unterstelle mal, daß keine große Inflation
herrscht, die natürlich die Kosten der Goldgewinnung in die Höhe treiben würde.
Der einzige gravierende Nachteil liegt doch darin, daß der Gewinn nicht steigt.
Aber solange die Förderkosten kleiner sind als der Preis der Vorwärtsverkäufe, besteht doch
kein Risiko pleite zu gehen.
Oder übersehe ich hier etwas?
Mein Goldminenportfolio besteht natürlich fast nur aus Minen ohne große Vorwärtsverkäufe
( Durban Deep, Harmony, Western Areas, Avgold etc. ).
Für eine Antwort im voraus vielen Dank.
Gruß
aneises2
von silvervision 02.02.01 22:51:50 2833388
Wenn feste Lieferverpflichtungen durch Produktion gedeckt sind
profitiert dieser Produzent (und seine Aktionäre) lediglich
nicht vom steigendem Goldpreis
Wenn feste Lieferverpflichtungen nicht durch die Produktion gedeckt
sind, dann muß er sich bei steigendem Goldpreis am Markt eindecken.
Falls z.B. 500.000 Unzen auf Termin für 300 US$ verkauft sind,
diese nicht aus der aktuellen Produktion bedient werden können
und der Goldpreis steigt explosiv auf 600US$
so entsteht zunächst ein Buchverlust von 150 Mio US$
Nach dem Prinzip Hoffnung könnte der Produzent nun hoffen, das der Goldpreis
bis zum Lieferzeitpunkt wieder unter seinen damaligen Verkaufspreis fällt.
Dann kann er sich am Markt günstig eindecken und
macht damit sogar noch ein Geschäft.
Wenn das aber nicht eintritt, hat er halt ein 150 Mio $ Problem.
Und ab da ist er seinen Banken auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
An ein (aus Sicht solcher Produzenten) Horrorszenario von 2000 US$/Unze darf
ein solcher Shortie gar nicht denken. Dann ist sein Problem nämlich auf
850 Mio US$ angewachsen.
Das wäre je nach Größenordnung eines Produzenten
meines Erachtens dann schon ziemlich nahe an der Pleite.
Je nach dem, welche Termine hinter den Verpflichtungen stehen,
kann sowas dann ziemlich schnell eintreten.
War das nicht bei Ashanti so? Die haben jedenfalls bewiesen, dass man
bei „richtiger" Geschäftsführung bei vergleichsweise harmlosen
Goldpreisanstiegen(80 US$) auch ganz schnell (fast) Pleite gehen kann.
Das leidige an der ganzen Geschichte ist, dass sich die wenigsten in
Sachen Hedgebook in die Karten schauen lassen.
Inwieweit Delta so ein Pleitekandidat ist, kann ich nicht beurteilen.
Ich rechne im günstigsten Fall damit, daß Delta und ähnliche Kandidaten bei steigendem Goldpreis
schlicht links liegen bleiben. Die frustrierten Anleger, die jahrelang (oder gar
jahrzehntelang) auf die Goldhausse gehofft haben, werden das ziemlich schnell merken
und ihren Liebling wie eine heiße Kartoffel fallen lassen und mit fliegenden Fahnen
zu den Winner-Minen überlaufen, was deren Kursanstieg dann weiter begünstigt.
(Ob das allerdings noch so viele „Hardliner" sind, die gebannt wie ein Kaninchen auf
die Schlange starren und unverzagt eine Goldhausse herbeisehnen - und dann frustriert
ihre Lieblinge verkaufen, weil sie vom Anstieg - aus welchem Grund auch immer - nicht
profitieren. Wer weiss das schon)
Die letzten Hardliner werden wohl im Frühjahr abgeschüttelt, wenn der Goldpreis zum
letzten Mal für lange Zeit noch mal etwas in die Knie geht.
Vielleicht begreift ja auch der eine oder andere der Shorties bei ca. 230US$ pro Unze, dass die letzte
Gelegenheit zum Eindecken gekommen ist.
(Übrigens, was sind bei dem langen Leidensweg des Goldes schon die letzten 10% Kursrückgang? Die,
bei denen die berühmt berüchtigten Milchmädchen aussteigen! Laßt euch also von dem letzten kalten
Windstoss nicht ins Boxhorn jagen)
Ich für meinen Teil werde dann massiv einsteigen.
Meine Favoriten zum Kauf im April/Mai sind:
Gold Fields, Harmony, Durban
Coeur d’Alene, First Silver Reserve, Hecla
Climax und vielleicht noch der eine oder andere australische Explorer.
Gruß
Silvervision
von TFischer 02.02.01 23:07:10 2833471
Wenn es nur um die Vorwärtsverkäufe ginge und die Minen nicht mehr auf Termin vorwärtsverkaufen würden, wie sie auch
termingerecht produzieren könnten, wäre die Sache kein Problem. Nun haben aber die Banken ein ganzes Szenario von
Termingeschäftspraktiken mit entsprechend notwendigen Sicherheiten erfunden, das weit über die einfachen Vorwärtsverkäufe
hinausgeht und gegebenfalls die Minen zu s o f o r t i g e n Nachschüssen bei den Sicherheiten zwingt. Und diese Nachschüsse in
$ sind dann das Problem. Dann werden aus Buchverlusten plötzlich reelle Schulden, die sofort zu bedienen sind. Ashanti lässt da
grüssen. Oder anders rum gesagt, wie komme ich als Bank möglichst schnell an das Gold der Minen und entledige mich elegant
der Aktionäre.
TFischer
von aneises2 02.02.01 23:07:22 2833472
Hallo Silvervision,
bei meiner Betrachtung habe ich den Minen natürlich seriöse
Vorwärtsverkäufe unterstellt, d.h. Vorwärtsverkäufe in der
Größenordnung, der unter konservativen Schätzung zu erwartenden
Produktion.
Wenn natürlich mehr auf Termin verkauft wird als gefördert wird,
dann tritt natürlich dieses Schieflage ein.
Kann mir aber kaum vorstellen, daß verantwortungsvoll handelnde
Geschäftsleute so ein Risiko eingehen. Es sei denn sie werden
"fachmännisch beraten" von interessierten Investmenthäusern. ;-)
Gruß
aneises2"
Textende
FAZIT: Nicht nur bei Daimler sitzen Leute vom Kaliber SCHREMPP, sondern auch in den Goldminenvorstandsetagen.
Übrigens kennt ihr schon den Komparativ und Superlativ von"unfähig"?
Der Fall Daimler-Benz hat es uns gelehrt:
unfähig - breuerer - am schremppesten ;-)
Fragt sich nur wer über wen lacht, wir über die, oder die über uns, wenn sie am
Monatsende ihren Kontoauszug sehen.
Gruß
Albrecht
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