- Muncze wyrdt genennet geczeichnennt Goldtt, adir Sylber - @dottore - Hardy, 12.02.2001, 11:47
- Re: Muncze wyrdt genennet geczeichnennt Goldtt, adir Sylber - @dottore - Auweia - dottore, 12.02.2001, 13:11
- Kopernikus!? (owT) - Luschi, 12.02.2001, 13:12
- Re: Kopernikus!? (owT) Siehe Smith, Newton, Proudhon usw.... - dottore, 12.02.2001, 13:27
- Re: Kopernikus!? (owT) Siehe Smith, Newton, Proudhon usw.... - Luschi, 12.02.2001, 13:40
- @luschi & dottore: es war eine weiche Nuss. Volltreffer für beide! - Hardy, 12.02.2001, 15:52
- Re: Kopernikus! Leider kein Druck, vielleicht holen wir das nach... - dottore, 12.02.2001, 16:48
- Versuchs mal nicht über Münzgeschichte, sondern über Kirchengeschichte. - Hardy, 12.02.2001, 17:06
- Vielleicht findet sich was in diesem Buch, wenn sich das Buch überhaupt findet: - Hardy, 12.02.2001, 17:23
- Re: Vielleicht findet sich was in diesem Buch, wenn sich das Buch überhaupt findet: - dottore, 12.02.2001, 20:45
- Re: Vielleicht findet sich was in diesem Buch, wenn sich das Buch überhaupt findet: - Dimi, 12.02.2001, 21:40
- Re: Vielleicht findet sich was in diesem Buch, wenn sich das Buch überhaupt findet: - dottore, 12.02.2001, 22:53
- Re: Vielleicht findet sich was in diesem Buch, wenn sich das Buch überhaupt findet: - Dimi, 12.02.2001, 23:16
- Re: Vielleicht findet sich was in diesem Buch, wenn sich das Buch überhaupt findet: - dottore, 12.02.2001, 23:27
- Re: Vielleicht findet sich was in diesem Buch, wenn sich das Buch überhaupt findet: - Dimi, 13.02.2001, 00:02
- Re: Vielleicht findet sich was in diesem Buch, wenn sich das Buch überhaupt findet: - dottore, 12.02.2001, 23:27
- Re: Vielleicht findet sich was in diesem Buch, wenn sich das Buch überhaupt findet: - Dimi, 12.02.2001, 23:16
- Re: Vielleicht findet sich was in diesem Buch, wenn sich das Buch überhaupt findet: - dottore, 12.02.2001, 22:53
- Vielleicht findet sich was in diesem Buch, wenn sich das Buch überhaupt findet: - Hardy, 12.02.2001, 17:23
- Versuchs mal nicht über Münzgeschichte, sondern über Kirchengeschichte. - Hardy, 12.02.2001, 17:06
- Re: Kopernikus!? (owT) Siehe Smith, Newton, Proudhon usw.... - Luschi, 12.02.2001, 13:40
- Re: Kopernikus!? (owT) Siehe Smith, Newton, Proudhon usw.... - dottore, 12.02.2001, 13:27
Muncze wyrdt genennet geczeichnennt Goldtt, adir Sylber - @dottore
Der sächsische Münzstreit war kein singuläres Ereignis, sondern offenbar bestand in dieser Zeit auch in anderen Ländern das Problem der Münzverschlechterung - also ein Problem des ganzen europäischen Wirtschaftsraumes. Der sächsische Münzstreit (1530) war also nicht der erste.
Aus einer Denkschrift, die 1517 erstmals verfasst, 1519 veröffentlicht und 1522 und 1527 überarbeitet und aktualisiert wurde (die Zitate stammen aus der Biographie des Verfassers der Denkschrift):
Ein unleidlicher Irrtum würde entstehen, wo der Landesherr oder die Regierer der Lande oder die Gemeinden einen Gewinn suchen aus der Münzung, als nämlich wenn sie der vrigen und gangbaren Münze eine neue Münze zugeben, die im Gran oder im Schrot unvollkommen ist und doch in der Achtung mit der vorigen verglichen wird. Denn solcher betrügt nicht allein die Untertanen, sondern auch sich selbst, während er sich eines vorübergehenden Nutzens erfreut, der doch nur geringe ist und gar klein, nicht anders denn ein karger Ackersmann, der bösen Samen aussät, damit er an dem guten spare, da wirds des schlechten wiederum mehr, als er ausgesät hat. Dies verwüstet den Wert der Münze, gleichwie Unkraut das Getreide, wenn dasselbe überhandnimmt.
....
An so tiefen Schäden leidet die preußische Münze und dadurch das ganze Land. Die Goldschmiede allein haben Nutzen von diesem Verfall des Landes. Denn sie lesen die alten Münzen aus, scheiden aus denselben das Silber und nehmen wiederum in anderer Münze mehr Silber vom unverständigen Volke.
Der Autor fordert sodann, daß nur eine Münzstelle angesetzt werde, woselbst die Münze nicht im Namen einer einzelnen Stadt, sondern mit dem Gepräge des ganzen Landes geschlagen werde. Auch solle man keine neue Münze prägen dürfen, wenn nicht das Land und alle Städte es gemeinsam beschlossen hätten. Und man solle es zum Gesetz machen, daß man aus einem Pfund feinen Silbers nicht mehr als zwanzig Mark schlagen dürfe.
Anlass waren Überlegungen für eine Münzvereinheitlichung in Polen, damals Lehnsherr des Deutschen Ordens und verschiedener Städte in Preußen.
Die Denkschrift, erstmals auf einer Versammlung der preußischen Stände in Graudenz diskutiert, fand kein Gehör, weil die Beteiligten nicht auf ihre Münzfreiheit (und damit die Möglichkeit, sich über Münzverschlechterung zu finanzieren) verzichten wollten und auch keine Einigung über den Ort der Münze getroffen werden konnte. Der Zeitpunkt war denkbar ungünstig: Krieg zwischen Polen und dem Deutschen Orden (der deshalb auch den Graudenzer Landtag nicht beschickte), der Bauernkrieg im Samland.
Ein zweiter Anlauf erfolgte nach dem Krakauer Frieden 1525. Zunächst sagten der Herzog von Preußen (ehemals der Ordenshochmeister, der zur Reformation übertrat, den Orden säkularisierte und die Ordenslande in ein weltliches Herzogtum umwandelte) sowie die Städte Thorn, Danzig und Elbing zu, nicht mehr selbst zu münzen. Als es aber ernst wurde und König Sigismund von Polen für Preußen eine neue, einheitliche Münze mit dem Wappen von Polen auf der einen und dem Wappen von Preußen auf der anderen Seite, von gleichem Wert wie die polnische Münze und auch in Litauen und Polen gültig, dekretierte, machten Preußen und die Städte einen Rückzieher.
In dieser Situation wurde die Denkschrift 1527 aktualisiert:
Unter den unzähligen Übeln, welche den Verfall ganzer Staaten herbeiführen, sind wohl vier als die vornämlichsten anzusehen: innere Zwietracht, große Sterblichkeit, Unfruchtbarkeit des Bodens und Verschlechterung der Münze. Die drei ersteren liegen so klar zutage, daß sie schwerlich jemand in Abrede stellen wird. Das vierte Übel jedoch, welches von der Münze ausgeht, wird nur von wenigen beachtet und nur von solchen, welche ernster nachdenken, weil die Staaten allerdings nicht gleich bei dem ersten Anlauf, sondern ganz allmählich und gleichsam auf unsichtbare Weise dem Untergange anheimfallen.
Dann beschreibt der Autor den Wertverfall seit dem ersten Anlauf zur Münzvereinheitlichung: damals hätten vierundzwanzig Mark knapp ein Pfund Silber enthalten, jetzt müsse man dafür schon dreißig Mark einschmelzen.
Wenn hier nicht bald Abhilfe geschaffen wird, dann wird Preußen bald nur Münzen besitzen, die nichts denn Kupfer enthalten. Dann wird jeder Handel mit dem Auslande aufhören. Denn welcher fremde Kaufmann wird seine Waren für Kupfermünzen verkaufen?
...
Dadurch entsteht nun notwendig eine Teuerung aller Lebensbedürfnisse. Alles steigt und fällt mit dem Werte des Geldes; die Preise der Dinge werden nicht durch Erz und Kupfer, sondern durch Gold und Silber bestimmt.
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...lehrt dies die Erfahrung: Diejenigen Länder blühen, welche gutes Geld haben; sie gehen unter, wenn das Geld schlecht wird. So blühte auch Preußen einstmals, als die Mark für zwei ungarische Gulden gekauft wurde.... Jetzt aber, da die Münzen täglich schlechter werden, sinkt unser Vaterland und ist dem Untergang schon ganz nahe."
Der Autor schloß mit der Forderung nach Münzeinheit in Polen und Preußen (alleine das polnische Wappen), alleinige Kontrolle des polnischen Königs über die Münze und den Einzug aller alten Münzen.
Den Namen des Verfassers dieser Denkschrift hat jeder von uns schon gehört - aber er dürfte den wenigsten als Währungsexperte bekannt sein.
Hardy
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