- Wie entsteht Inflation und was bewirkt sie? - wasil, 14.02.2001, 20:56
- Re: Wie entsteht Inflation und was bewirkt sie? - buckfish, 14.02.2001, 21:20
- Re: Wie entsteht Inflation und was bewirkt sie? - nereus, 14.02.2001, 21:56
- Re: Wie entsteht Inflation und was bewirkt sie? - black elk, 14.02.2001, 22:18
- Re: Wie entsteht Inflation und was bewirkt sie? - dottore, 14.02.2001, 22:26
- Re: Wie entsteht Inflation und was bewirkt sie? Alles ziemlich einfach... - dottore, 14.02.2001, 22:23
- @nereus: Wie entsteht Inflation und was bewirkt sie? / Buch? - Sascha, 15.02.2001, 00:06
- Re: @nereus: Wie entsteht Inflation und was bewirkt sie? / Buch? - Jochen, 15.02.2001, 09:49
- Re: Wie entsteht Inflation und was bewirkt sie? - black elk, 14.02.2001, 22:18
- Re: Wie entsteht Inflation und was bewirkt sie? - nereus, 14.02.2001, 21:56
- Re: Wie entsteht Inflation und was bewirkt sie? - buckfish, 14.02.2001, 21:20
Re: Wie entsteht Inflation und was bewirkt sie?
Hallo Ihr zwei!
Damit auch ein anderer berühmter Geldtheoretiker mal zu Wort kommt, stelle ich mal einen Kurzbeitrag von Johann Phillip von Bethmann rein.
..Wie ich es sehe, werden in der Deflation alle diejenigen »überflüssigen« Teile des Wirtschaftskörpers abgebaut, beseitigt, vernichtet, die in der Inflation krankhaft gewuchert sind. Ohne Entfernung des inflationär gewucherten »toten Gewebes« ist die Inflation nicht ausgestanden oder ausgeheilt. Aber auch die Umkehrung gilt: Ohne vorausgegangene Inflation braucht es keine Deflation zu geben.
Bei den realen Folgen jeder Inflation, bei den gewucherten Teilen des Wirtschaftskörpers also, handelt es sich um:
1.»Zu viel« Geld bzw. Geldforderungen; entsprechend
2.»zu viel« Schulden;
3.»zu viel« Produktionskapazitäten;
4.»zu viel« unbezahlbar werdende Arbeitsplätze, also weiter wachsenden Rationalisierungsbedarf.
In allen Bereichen muß das »zu viel« vernichtet werden. Das geschieht in der Deflation. Sowohl Deflation als auch Inflation haben mit der Preisentwicklung und also auch mit der Entwicklung der relativen Kaufkraft des Geldes nur mittelbar zu tun. Die Preisniveausteigerungen in der Inflation sind nur das Fieber, das die Inflationskrankheit begleitet, das allerdings auch zur Wucherung der Aggregate beiträgt. Die eigentliche Krankheit, die Wucherung selbst, sind die Preissteigerungen nicht. Darum ist auch keine Inflation zu Ende und ausgestanden, wenn das Preisniveau sich stabilisiert hat, sondern erst dann, wenn das inflationär Gewucherte im deflationären Prozeß beseitigt ist. Der deflationäre Prozeß besteht somit aus:
1.Vernichtung der uneinbringlich gewordenen Geldforderungen, der »faulen« Schulden also, durch Gläubigerverzicht;
2.Abbau der unnütz gewordenen Produktionskapazitäten durch Betriebsschließungen und Unternehmenszusammenbrüche, damit zugleich
3.Vernichtung der unrentablen und damit unbezahlbar gewordenen Arbeitsplätze.
Die Deflation ist also, ökonomisch gesehen, die Wirtschaftskrise mit übermäßig vielen Insolvenzen, mit Arbeitslosigkeit und mit verbreitetem Vermögensverfall, auch Depression genannt.
Weil die Deflation die zwangsläufige Folge jeder Inflation ist, gilt auch der Satz: »Je länger und schwerer die Inflation war, desto schwerer, desto schmerzhafter wird die Deflation.« Außerdem: Die Inflation ist politisch viel leichter zu beherrschen - übrigens auch zu »bekämpfen« - als die Deflation.
Eine deflationäre Krise nach langen Jahren der Inflation ist ein großes Unglück. Die Deflation trifft zwar auch alle miteinander - wie alle großen ökonomischen Katastrophen -, sie schlägt aber viel härter zu und mit viel größerer Ungerechtigkeit.
Die Hilflosigkeit der Politik angesichts einer deflationären Wirtschaftskrise beruht auch darauf, daß die Deflation noch weniger verstanden wird als die Inflation, daß die Politiker sie nie rechtzeitig erkennen und daß darum die Politik auf die Deflation nie vorbereitet ist. So ist es leider auch heute.
So weit der Freiherr.
Daher kann man auch nicht zwischen guter Inflation (Lohnsteigerungen) und schlechter Inflation (höhere Energiepreise, höhere Steuern) unterscheiden.
Geldentwertung ist immer negativ und Betrug.
Der Inflationist der aber scheinbar die harmloseste Rolle in dieser Veranstaltung spielt, die wir Wirtschaft nennen, ist aber und da sind sich auch mal alle einig (Monetaristen, Keynesianer und natürlich die Debitisten), ist, na Ihr ahnt es schon, der Staat.
Es ist mal wieder der viel gescholtene Staat. Wer auch sonst?
Aber hier wird er zu Recht in die Zange genommen.
mfG
nereus
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: