- H.D. Schulz sieht S&P bei 800 P.! - No_Fear, 20.02.2001, 19:16
- klingt eigentlich relativ optimistisch - Uluwatu, 20.02.2001, 19:47
- Re: Jaja und wenn man positiv gestimmt ist, wechselt man zu - Georg, 21.02.2001, 01:36
H.D. Schulz sieht S&P bei 800 P.!
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wo sind nur die Bullen geblieben??????
Dr. Hans-Dieter Schulz, www.boerse.de
Drastische Korrektur der Gewinnerwartungen deutet auf Rezession in USA
Der Mensch ist von Natur aus optimistisch. Er weigert sich zunächst, an das Schlechte zu glauben. Der nunmehr 18 Jahre währende Bullenmarkt hat die Menschen dazu verleitet, sehr optimistisch zu denken, was Aktien betrifft. Diese Denkweise wurde noch einmal tüchtig angeheizt durch den scharfen Anstieg der Aktienkurse seit 1995. Wie im Chart zu erkennen ist, hat sich der Index der 500 größten amerikanischen Unternehmen seit 1995 mehr als verdreifacht. Die Aktieneuphorie erlebte eine -wahrscheinlich finale- Überspitzung um den sogenannten Jahrtausendwechsel herum: Hier verdoppelte sich der Techno-Index Nasdaq innerhalb eines halben Jahres. Nun ist die Blase geplatzt und die letzte Verdoppelung im Nasdaq immerhin bereits rückgängig gemacht. Die Frage tut sich auf, ob es an der Zeit ist, daß auch die Verdreifachung, die seit 1995 im S&P 500 stattgefunden hat, korrigiert wird. Hierfür spricht der Bruch des fünf-jährigen steilen Aufwärtstrends. Wie im Chart ersichtlich, ist jetzt Raum für eine Korrektur um 40% bis auf derzeit 800 Punkte.
Die unterste Kurve zeigt, in welcherm Maße die Analysten ihre eigenen 12-Monats-Gewinnerwartungen für die S&P 500-Unternehmen revidieren. Sie zeigt also, inwieweit die Realität den Erwartungen davongelaufen ist. Im Verlaufe des Jahres 1994 beispielsweise übertrafen die Ergebnisse der Unternehmen stets die Erwartungen der Analysten. Die Börse honorierte dies jedoch erst, als Anfang 1995 der langfristige Aufwärtstrend getestet wurde. Man erkennt hier schön das Zusammenspiel von Psychologie -vertreten durch das Verhalten* der Analysten-, Charttechnik -wegen des Tests des Trends- und fundamentaler Realität. Letztere wird durch die mittlere Kurve verkörpert. Man sieht hier das Wachstum des US-Bruttoinlandsprodukt auf Quartalsbasis. Von 1991 bis Ende 1994 war das BIP annualisiert um durchschnittlich 4% gewachsen. Diese florierende Wirtschaft wurde schließlich ab 1995 in steigenden Aktienkursen wiedergespiegelt (Pfeile 1 bis 3).
Doch was passiert, wenn die Wirtschaft nicht läuft, wie aktuell?
Die letzte Rezession fand in den USA 1990/91 statt, als am persischen Golf die Bomben fielen. Hier stellte sich die Kausalität der Ereignisse wie folgt dar: Zuerst lief die Wirtschaft nicht mehr so gut. Gleichzeitig mußten die Gewinnerwartungen nach unten revidiert werden. Dies geschah auf einem Niveau von 1% bis1,5%. Zu Beginn der unmittelbar folgenden Rezession kollabierten die Aktienkurse und erst danach mußten sich die Analysten sehr stark -also zwischen 1,5& und 3,25%- zurücknehmen (Pfeile A bis C). Zeitgleich mit dem Ende der Rezession erreichten die Gewinnkorrekturen ihr Maximum und die Börse schoß in die Höhe.
Aktuell sind die Gewinnrevisionen innerhalb von nur sechs Monaten auf 2,8% angeschwollen. Die aktuellen Daten des US-Wirtschaftswachstums werden erst in einigen Monaten zur Verfügung stehen, deshalb muß man hier mutmaßen. Das abgeschwächte BIP zeigt mit weniger als 0,5% das schwächste Quartalswachstum seit 1995. Wegen der Datenverzögeung können wir nicht wissen, ob nicht vielleicht bereits jetzt das R-Wort seine Wirkung entfaltet.
Wegen der einleitend angesprochenen menschlichen Affektion zum Optimismus und weil die Mehrzahl der Börsianer nichts anderes kennt als steigende Gewinne und steigende Kurse, ist zu befürchten, daß sich die Gewinnrevisionen noch fortsetzen werden. Nur wenige der mehr als 12000 überwachten Analysten sind länger als 18 Jahre berufstätig. Da sich die Selbsttäuschung auf historisch hohem Niveau befindet -wie eingangs dargelegt- und da der Mesch Ent-täuschungen nur ungerne akzeptieren mag, ist davon auszugehen, daß die Gewinnrevisionen noch etliche Quartale gen Süden weisen.
Wenn man sich die Zeit um 1990 im Chart noch einmal anschaut, so erkennt man, daß sich die Gewinnrevisionen im Verlaufe der Rezession prozentual verdoppelten. Auf heute gemünzt bedeutet dies, daß wir schon bald durchschnittliche Revisionen von 5% sehen könnten. Wie sensibel die amerikanischen Börsen auf solche Nachrichten reagieren zeigt die gegenwärtige Korrektur im Nasdaq-Index. Es ist anzunehmen, daß der breite S&P 500 aus dem gleichem Grunde nachzieht, also ebenfalls korrigiert. 1990/91 war der S&P 500 förmlich in die Rezession hineingefallen. Ob die amerikanischen Börsen auf einen Krach zusteuern ist nicht abzusehen. Der Boden dafür ist insbesondere jetzt, am wahrscheinlichen Beginn einer Rezession, da, wie der Vergleich mit 1990/91 zeigt. Jedenfalls sprechen sowohl der Trendbruch im S&P 500 als auch die hohe Korrektur bei den Gewinnerwartungen für weiter schwache bis sehr schwache US-Börsen(s. Pfeile A bis C,?).
Da der Mensch zu Übertreibungen neigt, werden auch die Analysten ihre Gewinnrevisionen nach unten hin übertreiben. In der Rezession 1990/91 war das Maximum der Übertreibung ein Kaufsignal (s. vertikaler Balken im Chart). Leider sind solche Maxima erst ex post erkennbar.
*Korrektur der durchschnittlich erwarteten Gewinnprognosen für sämtliche Unternehmen im S&P 500-Index. Mehr als 12000 überwachte Analysten. Quelle: First Call
Dr. H.-D. Schulz/Felix Pieplow
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