- Die Mär von fallenden Zinsen und steigenden Kursen (Artikel, einer geht noch;-)) - Sascha, 22.02.2001, 12:50
Die Mär von fallenden Zinsen und steigenden Kursen (Artikel, einer geht noch;-))
Die Mär von fallenden Zinsen und steigenden Kursen
Börse
21. Feb. 2001
Groß war der Jubel am dritten Januar unter den Börsianern als Alan Greenspan plötzlich den Geldhahn aufdrehte und die Zinsleitsätze lockerte. <font color="#FF0000">Denn im Kopf eines jeden Händlers ist verankert: „Zinsen fallen, Kurse steigen“. </font>Diese Korrelation belegen auch zahlreiche Studien, die von den Bullen zum Jahresbeginn wieder aus der Schublade gekramt wurden.
So untersuchte Bear Stearns die Kursentwicklung des S&P 500-Index in den vergangenen sieben Zinszyklen seit 1974. <font color="#FF0000">Drei Monaten nach der ersten Leitzinssenkung waren die Aktien durchschnittlich um 11,2 Prozent gestiegen, weitere drei Monate später um 16,9 Prozent und nach einem Jahr um 21,3 Prozent. </font>Nur einmal, im Jahr 1981, lag der S&P 500 nach sechs Monaten noch unter seinem Stand vor der Zinssenkung. Knapp zwei Monate nach dem ersten Zinsschritt der Federal Reserve Bank ist von der Euphorie wenig geblieben. Zwar stürmte die Nasdaq voller Tatendrang nach vorne und hatte schnell wieder 26 Prozent zugelegt, aber die Gewinne hat der Technologieindex auch schon wieder abgegeben und notiert auf dem Niveau vom zweiten Januar. Woran liegt es aber, dass die wissenschaftlich belegten Zusammenhänge diesmal nicht greifen?
Spekulative Blasen blockieren
<font color="#FF0000">„Normalerweise haben wir eine Korrelation zwischen fallenden Zinsen und steigenden Aktienkurse, aber wir haben keine normale Situation“</font>, meint Peter Luxton. Der Analyst von Standard & Poor's (S&P) verweist auf die jüngsten Gewinnwarnungen von Cisco Systems und Nortel Networks. <font color="#FF0000">Im Zuge der Technologiehausse haben sich spekulative Blasen aufgebaut, </font>die zu übertriebenen Bewertungsniveaus führten. Diese hat der Aktienmarkt zwar bereits <font color="#FF0000">zum Teil </font>korrigiert, aber <font color="#FF0000">dieser schmerzhafte Prozess ist nach Ansicht von Luxton noch nicht vorbei. Denn jede Gewinnwarnung zeige erneut, dass die von der Börse angesetzten Vorschusslorbeeren für die „Wunderunternehmen“ der späten neunziger Jahre noch immer zu hoch sind. </font>Daher stimulieren die neuen Zinsen auch keineswegs die Aktienkurse, sondern verhindern vielmehr schlimmere Einbrüche.
„Niedrigere Zinsen schaffen ein besseres Umfeld für die Aktien, aber die Börsen werden sich nicht erholen, solange die übertriebenen Bewertungen nicht abgebaut sind“, fügt Luxton hinzu. Die geringeren Leitsätze erhellen jedoch die mittelfristigen Aussichten für die Wirtschaft. Aber noch sei die Wirtschaft nicht aus der Talsohle heraus. <font color="#FF0000">Die jüngsten Konjunkturdaten hätten noch einmal verdeutlicht, dass die amerikanische Abschwächung wesentlich größer ist, als viele zunächst angenommen haben.</font>
Rentenmarkt ist optimistischer
Interessant sei auch, dass die wirtschaftliche Lage am Aktienmarkt und Rentenmarkt unterschiedlich beurteilt werde. Während die Bond-Märkte lediglich einen kleinen Einknick mit einer baldigen Erholung antizipierten, preise der Aktienmarkt ein wesentlich schlimmeres Szenario ein, erklärt der S&P-Analyst. Dies zeigt auch, dass die Missstände an der Nasdaq nicht alleine aus einer Rezessionsangst resultieren, sondern auch auf die hohen Bewertungen der Aktien zurück zu führen sind.
Nach Ansicht von Bernd Meyer, Stratege bei der Deutschen Bank, ist es auch noch zu früh, um steigende Kurse aus der Zinssenkungen zu sehen. In Amerika brauchen die Aktienmärkte drei bis sechs Monate, um die positiven Impulse aufzunehmen. <font color="#FF0000">Aber derzeit gebe es noch zu viel Unsicherheit an den Märkten um die Frage, ob die Medizin Zinssenkung auch diesmal der Wirtschaft auf die Sprünge helfe. </font>Daher rechnet er mit einer volatilen Seitwärtsbewegung in den kommenden Wochen. Die niedrigeren Leitzinsen helfen derzeit lediglich, dass die Märkte einen Boden finden und nicht mehr neue Tiefstkurse markieren.
Für den deutschen Markt hat die Deutsche Bank die Reaktionen des Dax auf Zinssenkungen der Deutschen Bundesbank und der Europäischen Zentralbank untersucht. Meyer kommt dabei zu dem Ergebnis, dass die Liquiditätsspritze in der Vergangenheit erst nach 60 bis 120 Handelstagen die Blue Chips beflügelt hat. Meyer geht davon aus, dass die Europäische Zentralbank bis Ende März zum ersten Mal die Zinsschraube lockert, so dass der Dax sich erst im zweiten Halbjahr wieder deutlicher erholen kann.
Quelle: http://www.faz.net
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