- Was ist Moral? - 2good4you soll nicht zahlen!! - R.Deutsch, 24.02.2001, 12:15
- Re: Was ist Moral? - 2good4you soll nicht zahlen!! - wasil, 24.02.2001, 12:40
- Re: Wasil - Baldur der Ketzer, 24.02.2001, 13:06
- Geld verdirbt den Charakter!!......... - Taffer, 24.02.2001, 13:05
- Moral verdirbt den Charakter!!! (owT) - Dschariskazi, 24.02.2001, 16:07
- KEIN Geld verdirbt noch viel MEHR den Charakter!! - Tassie Devil, 25.02.2001, 03:38
- @R.Deutsch: Hat mich nicht beeindruckt... mkT - ThomasW, 24.02.2001, 13:06
- Ergänzung - ThomasW, 24.02.2001, 13:16
- Re: Was ist Moral? - 2good4you soll nicht zahlen!! - wasil, 24.02.2001, 12:40
Was ist Moral? - 2good4you soll nicht zahlen!!
Wir bewegen uns hier auf sehr schwierigem moralischen (besser morastischen) Gelände. Das kommt moralisch der Geschichte vom falschen Geldstück von Baudelaire, die ich am Beginn meines Buches erzähle recht nahe. Muss man einen Taschendieb darauf aufmerksam machen, dass er ein Geldstück verloren hat??
Es ist keine Frage, dass das Bankensystem gezielt das Publikum"bedubbt", nach dem Motto, die Klugen leben von den Dummen und die Dummen von ihrer Arbeit. Fiat money wurde vom Bankensystem über Jahrhunderte gezielt entwickelt um, wie Alan Greenspan sagt, das Publikum"heimtückisch zu enteignen"
Ein wichtiger Teil dieses Planes ist es (wiederum Originalton Greenspan) Gold und Silber in den Köpfen der Menschen wertlos zu machen, indem man die Preise mit einem äußerst raffinierten (manche sagen betrügerischen) Verfahren künstlich drückt. Genau dieses Komplott des Bankensystems wird am 15. März in Boston vor Gericht verhandelt (wenn der Richter nicht vorher gekauft wird).
Die Frage ist also, muß man sich einem solchen System gegenüber moralisch verhalten, soll man einen Wolf, der einem nach dem Leben trachtet, streicheln? Viele hier im Forum spüren dieses Zwiespalt. Ich will mal zwei Geschichten erzählen, die ich selbst erlebt habe.
Ich habe auf einem Parkplatz mein Portemonnaie verloren mit 400 Mark und allen Ausweisen und Kreditkarten. Nach drei Tagen rief die Polizei an, dass mein Portemonnaie abgeliefert wurde, komplett mit Inhalt. Es stellte sich heraus, jemand hatte es vom Boden auf einen Pfosten gelegt, dort muß es die ganze Nacht im Regen gelegen haben und ein Anderer hat es dann zur Polizei getragen. Ich habe dem Finder einen Brief geschrieben (nach längerem Überlegen mit 200 Mark Finderlohn - statt der 400 die er ja eigentlich"verdient" hätte) mit etwa folgendem Inhalt: daß mich sein Beispiel sehr beeindruckt habe und es mich sicher veranlasst, in einem ähnlichen Fall nach diesem Beispiel zu handeln und dass ich überhaupt glaube, dass menschliche Moral sich aus solchen kleinen vorbildlichen Mosaiksteinchen aufbaut, eine Art do ut des, eines fairen Ausgleichs, Kant eben, nachdem Gott uns als moralische Instanz abhanden gekommen ist. Er hat mir dann noch einen Hermann Hesse geschickt - es war ein Rechtsreferendar.
Und nun die andere Geschichte. Ich habe vor 12 Jahren einmal für einen Freund bei einer Bank für 30.000 Mark gebürgt. Anfang 1988 habe ich die Bürgschaft zum Ende 1988 gekündigt und der Freund hat die 30.000 bei der Bank zurückgezahlt. Ich habe über 10 Jahre von der Bank nichts gehört und jetzt klagt sie auf 30.000 plus Zinsen. Die Bank hatte die Bürgschaft einfach auf andere Darlehen übertragen, ohne mich je davon zu informieren. In den Formularen für Höchstbetragsbürgschaften stand früher die Klausel:"zur Sicherung aller bestehenden und künftigen Forderungen". Man kam aus einer solchen Bürgschaft praktisch nicht mehr raus, weil die Bank die Bürgschaft für neue Forderungen immer wieder neu aufleben lassen konnte, ohne den Bürgen zu informieren und die Kündigung nicht akzeptieren mußte. Mit diesem legalistischen Trick haben die Banken insbesondere zahlreiche Ehefrauen reingelegt und in den Ruin getrieben, die für ihre Männer gebürgt hatten. Der BGH hat jetzt entschieden, dass solche Formularklauseln, mit denen die Banken ahnungslose Kunden überraschen, unwirksam sind. Mal sehen, ob ich rauskomme. Der Standpunkt der Banken war - wenn das Publikum zu blöd ist unsere kleingedruckten Formularklauseln zu verstehen, muß es bluten. Wir haben ja alles klar und deutlich gesagt. Auf diesen Standpunkt stellt sich ja jetzt auch die Deutsche Bank im Holzmannprozess. Man habe im Prospekt ja überdeutlich gesagt, dass das Leben voller Risiken stecke und man könne ja von ihr nicht erwarten auch noch darauf hinzuweisen, dass für 1,6 Milliarden falsche Bewertungen vorgenommen wurden.
Unser Geldsystem ist ein riesiges Betrugssystem und das verdirbt die Moral der ganzen Gesellschaft. Die Banken (nicht der kleine Bankangestellte) wissen das ganz genau und das Problem wird unter dem Stichwort"moral hazard" auch verschämt dikutiert. Aber zurück zum Problem von 2good 4you.
Es gibt zahlreiche Argumente, - ich will sie mal Bankenargumente nennen, auf die Du Dich berufen kannst. Wenn Du z.B. Silber kauftst, sagt die Bank ich bin Verkäufer, macht 400 Mark für den Barren. Wenn Du Dich umdrehst und sagst, ich hab mirs anders überlegt, sagt die Bank O.K. ich bin Käufer, es gibt nur 250 Mark für den Barren. Mit dem gleichen Recht kannst Du natürlich auch sagen, ich war Käufer, ich hab halt nur zu diesem Preis genommen. Du hast ja klar gesagt, was Du wolltest, auf das spezielle Problem mußtest Du nicht hinweisen, nach der Logik der Deutschen Bank.
Im Internet bieten jetzt viele Münzsammler Silber unter Preis an, weil die Banken ja immer wieder sagen, daß Gold und Silber wertlos ist. Bei e-bay mußt Du das Zeug übrigens auch hergeben, wenn einer nur 1/10 des normalen Preises geboten hat. Es gibt nicht so etwas wie einen objektiven Wert. Der Wert einer Sache ist das was die Menschen vereinbaren. Die Bank wollte Dir nur demonstrieren, wie wertlos Silber ist und das der Preis eigentlich schon viel tiefer stehen müßte. Wahrscheinlich ist die Bank froh, dass sie Dich übers Ohr gehauen hat, und für das Zeug, von dem sie ja weiß dass es nichts wert ist, überhaupt noch etwas von Dir bekommen hat. Toll nicht wahr, wie man denselben Sachverhalt ganz unterschiedlich sehen kann.
Also in diesem speziellen Fall, denke ich, ist klammheimliche Freude angesagt (wie bei der Deutschen Bank, wenn sie den Prozess gegen Gaevert gewinnt, oder der Bank, wenn sie gegen mich gewinnt)
Gruß
R.Deutsch
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