- Schöne Kolumne von Wendehals Ed"the ready eddi" Yardeni - Ricoletto, 27.02.2001, 05:54
Schöne Kolumne von Wendehals Ed"the ready eddi" Yardeni
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Der Kolumnist von Capital ist einer der bekanntesten Wall-Street-Experten mit treffsicheren Prognosen. Der Chef-Ã-konom der Deutschen Bank in den USA kommentiert die Finanzmärkte exklusiv für Capital.
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Als einer der ersten Verfechter der New Economy und als ihr langjähriger Verteidiger kann ich nicht länger die Hände in den Schoß legen. Ich werde den Neinsagern nicht erlauben, die Idee der New Economy unwidersprochen anzugreifen. Die Barbaren vor den Toren versuchen zu beweisen, dass die New Economy ein Kartenhaus ist, keine solide Festung. Sie sei gemeinsam mit der Nasdaq in sich zusammengestürzt, sagen sie. Die New Economy gründe auf den wackligen Fundamenten von übermäßiger Spekulation und irrationalem Überschwang. Die Konterrevolutionäre behaupten, dass die Technologie- und Produktivitätsrevolutionen überschätzt wurden. Und als Strafe bekämen wir dafür nun eine anhaltende Phase wirtschaftlicher Stagnation.
Die Kritik ist mir nicht neu: In den frühen 90er Jahren sagte ich vorher, dass die Ressourcen, die durch das Ende des Kalten Krieges freigesetzt wurden, der Produktivität einen Jahrhundertsprung geben könnten. Viele meiner Kollegen hielten das für blanke Illusion. Schließlich war die Produktivität in den USA von 1974 bis 1995 durchschnittlich nur um magere 1,5 Prozent pro Jahr gestiegen. Und der technische Fortschritt änderte daran nur wenig.
1987 tat Robert Solow, Nobelpreisträger in Wirtschaftswissenschaften, den berühmten Ausspruch:"Man sieht das Computerzeitalter allenthalben, nur nicht in der Produktivitätsstatistik." Ã-konomen nannten diese trübe Erfolgsbilanz der neuen Technik prompt Produktivitätsparadoxon. Daraus wurde aber sehr schnell das Produktivitätswunder, als in der zweiten Hälfte der 90er Jahre die Wachstumsrate auf durchschnittlich 2,9 Prozent im Jahr hochschnellte. Ich dachte damals, der lange Kampf wäre nun ausgestanden. Schließlich verkündete niemand Geringeres als der US-Notenbankpräsident Alan Greenspan, dass er in den nächsten zehn Jahren mit Budgetüberschüssen von rund 5,6 Billionen Dollar rechnet, basierend auf der Annahme eines durchschnittlichen Produktivitätswachstums von 2,5 Prozent. Und Greenspan bekräftigte seine seit längerem vertretene Meinung, es bestehe die deutliche Möglichkeit,"dass die gegenwärtige Innovationswelle noch viel Potenzial für die Entwicklung und Verbreitung der neuen Technologien in sich birgt".
Die Skeptiker bleiben halsstarrig: Sie sprechen von einem Produktivitätsmythos. Professor Robert Gordon von der Northwestern University kritisiert, das gesamte so genannte Wunder reduziere sich nur auf den Technologiesektor. Mit anderen Worten: Computer hätten zwar der Computerindustrie Zuwächse eingebracht, sonst jedoch keine nennenswerten Auswirkungen auf die anderen Bereiche der Wirtschaft gehabt.
Ob er Recht hat oder nicht - das lässt sich einfach messen. Denn am Ende des Tages kommt es auf das Geld an, das wir nach Hause tragen. Das ist der Grund, warum die Produktivität so wichtig ist. Sie ist die Quelle unseres Lebensstandards. Sie bestimmt unsere Kaufkraft, unsere realen Einkommen - die ihrerseits bestimmen, wie viel wir kaufen können. Tatsache ist, dass in den letzten fünf Jahren die realen Löhne und Gehälter pro Arbeitnehmer mit der höchsten Rate seit den 60ern auf ein Rekordniveau stiegen. Zuvor stagnierten sie von Mitte der 70er bis Mitte der 90er. Das ist der Beweis, dass es wirklich einen Jahrhundertsprung in der Produktivität gab und er umfassender war, als die Zweifler behaupten. Der Wohlstand der 90er Jahre beschränkte sich nicht auf ein paar High-Tech-Freaks mit Aktienoptionen, während dem Rest von uns die Butter auf dem Brot fehlte.
Und ganz klar zeigt sich auch, wie viele Unternehmen Technologie nutzen, um ihre Produktivität zu erhöhen. Federal Express, Wal-Mart und Citigroup könnten heute ohne die Informationstechnologien, die ihr Management erst in die Lage versetzen, so riesige Weltunternehmen so erfolgreich zu führen, nicht einmal existieren. British Telecom will durch Waren- und Servicebestellung via Internet die durchschnittlichen Bearbeitungskosten von Transaktionen um 90 Prozent und die Kosten von Waren und Dienstleistungen um elf Prozent reduzieren. International Paper Co. und Motorola wollen Pappkartons mit Mikrochips ausstatten - ein großer Schritt auf dem Weg, lästige und schwer lesbare Barcodes zu beseitigen und schließlich die gesamte Zuliefererkette online zu vernetzen.
Ein anderes Argument der New-Economy-Kritiker zielt auf die generelle Bedeutung des Technologiesektors. Nach einer Studie der National Academy of Engineering belegt das Internet nur Platz 13 in der Liste der größten Ingenieurleistungen des 20. Jahrhunderts, nach der Elektrifizierung (Platz 1) und der Raumklimatisierung (Platz 10). Aber das war damals. Heute ist heute. Es gibt allen Grund zu der Annahme, dass die größten Auswirkungen der Revolution in der Informationstechnologie noch vor uns liegen.
Ich stimme Notenbankpräsident Alan Greenspan zu: Das Beste könnte erst noch kommen.
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