- An Oldy & andere Streithähne hier: Endgültige Betrachtungen über den Debitismus. - Harald, 28.02.2001, 11:08
- Re: prima Beitrag - und dazu: wie sichert man sich am besten ab? - Baldur der Ketzer, 28.02.2001, 12:28
- Baldur: Wie sichere ich mit am besten? Kulturelle Unterschiede. - Harald, 28.02.2001, 15:08
- Re: Baldur: Wie sichere ich mit am besten? Kulturelle Unterschiede. - Baldur der Ketzer, 28.02.2001, 15:35
- Baldur: Wie sichere ich mit am besten? Kulturelle Unterschiede. - Harald, 28.02.2001, 15:08
- Re: KLasse Harald -@Nereus - R.Deutsch, 28.02.2001, 12:52
- Re: prima Beitrag - und dazu: wie sichert man sich am besten ab? - Baldur der Ketzer, 28.02.2001, 12:28
An Oldy & andere Streithähne hier: Endgültige Betrachtungen über den Debitismus.
Eigentlich finde ich es schade, dass Oldy vor 2 Tagen sich in der Wortwahl vergriffen hat und statt sachliche Argumente vorzutragen, persönliche Angriffe auf einen Diskussionsteilnehmer gefeuert hat. Das ist um so bedauerlicher, weil ich Oldy nun schon seit Jahren kenne, und viel von ihm gelernt habe, das muß auch gesagt werden. Nach meiner Lebenserfahrung
(immerhin bald 61 Lenze, nie Schulden gehabt im Leben, als Ingenieur einen Haufen Geld verdient, und zwar nicht an der Börse, finanziell absolut sorgenfreies Leben, in 20 Ländern auf vier verschiedenen Kontinenten gelebt, geliebt und gearbeitet)
maße ich mir keinesfalls den großen Volkswirtschafdtlichen Durchblich an, aber immerhin gesundes Augenmaß. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich inzwischen JüKüs EW-Forum als Starterseite auf meinem PC eingerichtet habe. Nicht, dass ich immer mit JüKü in allem einverstanden wäre, aber das Forum ist mit das sachlichste was ich kenne. Deshalb, Oldy, auch ein Oldy könnte mal die Luft anhalten und die Argumente der anderen verdauen.
[/b]Die ganze Diskussion hier um Schulden, Freigeld und Antriebskräfte des Kapitalismus ist akademisch entartet ;-))),[/b]
wie ich meine, man versucht menschliche Gefühle zu versachlichen, zu [/b]vernaturwissenschaftlichen[/b]. Nebbich. Wir sollten viel mehr Augenmerk auf psychologische Motivationen richten, wenn wir die volkswirtschaftlichen Antriebskräfte verstehen wollen. Das ist übrigens nichts neues, ich wiederhole es nur.
Nach meiner Meinung kann man die Frage reduzieren auf:
Warum sparen Menschen, warum konsumieren sie weniger als sie Werte schaffen“? Punkt.
Also die Frage nach der tieferen Ursache der freiwilligen Kapitalbildung. Wer darauf eine Antwort weiß, der versteht wirtschaftliche Zusammenhänge, finde ich jedenfalls.
Meinem Großvater, Arbeiter bei der Reichsbahn, hat man einen legendären Geiz nachgesagt „der frißt noch seine eigene Scheiße“, derb aber so war das nun mal im Arbeitermilieu. Meine Mutter, Schuhverkäuferin, war nicht viel anders. Und ich selbst, na ja, die ersten 15 Berufjahre nicht viel auf die hohe Kante gekriegt, aber danach....
Zwangssparen im vorindustriellen Zeitalter ist veraltet und ineffizient und gehört nicht mehr in unsere Zeit. Modernere Formen des Zwangssparens, Inflation etwa, Abgaben zu staatlichen Altersversorgungssystemen oder Systeme mit Lebensmittelmarken und Bezugsscheinen, sind auch nicht viel besser, sie sind genau so ineffizient. Derartige moderne Zwangssparsysteme sind immer nur während eng begrenzten Zeiträumen leistungsfähig, während Kriegen und äußeren Bedrohungen etwa, und natürlich in totalitären Systemen. Dauerhaft gesehen dürften Zwangssparsysteme deutlich den freiwilligen Kapitalbildungssystemen unterlegen sein.
Ich vermute, daß Menschen - freiwillig - aus zwei unterschiedlichen psychologischen Motivationen heraus Kapital bilden. Die einen sparen in der Hoffnung auf Zinserwartungen, die anderen aus Angst.
Im schlimmsten Fall verenden die einen in den Krallen von Demagogen, und die anderen zappeln mit 25%-Rendite-Träumen in den Fängen der Bankiers und Lebensversicherer. Jedoch soll niemand verhöhnt werden, denn wir brauchen das Kapital sowohl von den Angstsparern wie von den Zinsträumern.
Die Zinsträumer
In der Volkswirtschaftslehre wird gerne das Konsumverzichts-Beispiel vom Fischer ohne Boot nur mit Harpune auf der einsamen Insel vorgebracht. Dieser Fischer ist ein Zinsträumer. Er wird sich innerhalb einer Woche ein Boot bauen, während dieser Zeit kann er nicht fischen, er hungert deshalb. Später aber landet er doppelt ertragreiche Fänge an, hat doppeltes Einkommen, seine Träume haben sich erfüllt. Diese Verhaltensweise ist typisch für jüngere Menschen.
Deshalb: Der Zinsträumer sucht Belohnung für seinen Konsumverzicht. Je höher seine Zinsträume sind, desto mehr Risiko ist er bereit einzugehen.
Der Angstsparer
Mit zunehmendem Alter wird man risikoscheuer und ist eher geneigt, auf Zinsen zu verzichten. Aus Angst vor Fährnissen und Gebresten des Lebens verzichten Menschen dann, wesentliche Teile ihres Einkommens zu konsumieren. Vormals fürchtete man Mißernten, Krankheit und Gebrechlichkeit im Alter, heute Arbeitslosigkeit und Ausgrenzung. Man ist deshalb auch bereit, auf Zinsen zu verzichten und eine Sicherheitsprämie zu zahlen (Inflation).
Deshalb: Der Angstsparer verzichtet auf Belohnung (Zins), er wird jedem Demagogen Glauben schenken, der ihm Sicherheit verspricht.
Und dann gibt es drittens noch die
[/b]biologische Kühnheit[/b]
die aber nach meiner Lebenserfahrung nicht bei jedem Menschen anzutreffen ist, vielleicht Gottseidank, wenn sie alle wären wie ich ;-))). Unser Freund Baldur hat das wie folgt beschrieben:
>>Erfinder sind oft getrieben, ihr Ding laufen zu sehen; finanzielle Erwägungen stehen im Hintergrund, zumindest in der entscheidenden Entstehungsphase<<
Arnold Gehlen, ein deutscher Philosoph, nannte dieses Phänomen den
[/b]Menschlichen Antriebsüberschuß[/b]
Zitat:
>>Der Mensch steht unter einem pausenlosen Druck von Antriebskräften, die weit über das hinausgehen, was zur Befriedigung unmittelbarer Bedürfnisse aufgewendet werden muß. Es überrascht, daß die hervorragenden Leistungen menschlicher Kultur und Zivilisation nicht in Zusammenhang stehen mit dem Fortpflanzungstrieb. Im Gegenteil, gerade unter diesem Gesichtspunkt ist der Antriebsüberschuß stark irrational und konsumiert bisweilen sich selbst, denn die biologische Kühnheit, mit der schöpferische Menschen die Kultur vorwärts treiben, das Ikarusschicksal zahlloser, namenloser Erfinder beweisen, daß der Elan vital in einer dynamischen Weise unstabil ist, und die Erhaltung der Art vielleicht nur eine Nebenprodukt.<<
Klrärende Worte? Alle einverstanden? Oder doch?
Salü vom Harald
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