- Mittelalter-Literatur - dottore, 01.03.2001, 07:43
- Re: Mittelalter-Literatur - Josef K., 01.03.2001, 08:55
- Re: Mittelalter-Literatur - dottore, 01.03.2001, 12:19
- Re: Mittelalter-Literatur - Josef K., 01.03.2001, 13:08
- Re: Karl der Fiktive - dottore, 01.03.2001, 13:59
- H/S zu Karl dem GroĂźen - mond73, 02.03.2001, 00:29
- Re: Karl der Fiktive - dottore, 01.03.2001, 13:59
- Re: Mittelalter-Literatur - Josef K., 01.03.2001, 13:08
- Re: Mittelalter-Literatur - dottore, 01.03.2001, 12:19
- Nanu, Herr"Carolus magnus falsusque" Illig ist wieder zitierfähig? owT - Metatron, 01.03.2001, 11:00
- Pirenne ist fĂĽr den schnellen Ăśberblick auch sehr gut. - BossCube, 01.03.2001, 11:17
- Re: Mittelalter-Literatur - Josef K., 01.03.2001, 08:55
Re: Karl der Fiktive
>Danke, Dottore, hochinteressant!!!
>Was ist Ihrer Ansichr nach mit Kalli, dem Grossen?
>Hat es ihn gegeben?
Nein natĂĽrlich nicht. Warum hat man ihn dann erfunden?
Kurz: Es gab Klöster (quasi Genossenschaften junger Männer, die dann älter wurden und Nachwuchs brauchten usw.). Die Klöster wurden in"Freiland"-Zonen angelegt, deshalb findet man sie bis heute in unzugänglichen oder kruden Gegenden. Dort war zunächst Wald (= keine Eigentümer). Den haben sie gerodet und ihre Felder angelegt. Und sehr fleißig und so wurdens immer mehr.
Und dann kamen die"Feudalherren" und sagten: Das Land gehört aber mir. Womit hätten die armen Mönchen beweisen können, dass das Land ihnen gehört? Ein Bauer kanns beweisen, weil er selbst mit seiner Familie auf seinem bisschen Land hockt. Dem nimmt man's so schnell nicht weg. Aber einem Kloster Land, das weit entfernt lag (schau Dir Mal die Karte der Klösterbesitzungen an - Fulda von der Nordsee bis nach Lothringen usw.)...
Im Kloster gibts keinen Erbgang, da keine Kinder, also musste es s e l b s t als Rechtsperson in Erscheinung treten (juristiche Person). Jetzt fehlt noch die Urkunde, die beweist, das diesem Kloster (nicht einem Mönch oder Abt) dieses Land gehört.
Grundbücher gabs nicht. Also mussten die Mönche Schenkungen erfinden. Alle klösterlichen Besitzungen beruhen komischerwiese immer auf Schenkungen. Von wem am besten? Von einem, der alle Könige, Grafen und Herzöge toppt - also einem Kaiser.
Dessen Geschlecht musste natürlich ausgestorben sein (Karolinger - alle fiktiv), damit keiner sagen kann: Habe i c h doch geerbt. Und damit der Kaiser auch das Recht zur Schenkung hatte, musste er das Land erobert haben (deshalb saß Kalli auch sein Leben lang im Sattel - ca. 40.000 km weit geritten, so viele Kriege...). Dann gehörte es ihm (jus occupandi). Und dann konnte er es verschenken.
Daher die Schenkungsurkunden alle gefälscht, viele Fälschungen inzwischen von den Historikern selbst enttarnt und zugegeben. Aber man sagt wohl besser: Erfunden. Denn das Land hatten sich ja die Mönchen aus ehemaligem Nicht- oder Voreigentum angeeignet.
Und als Schenkungsgrund musste natürlich die Religion her (fromm, ewiges Leben, Auferstehung, Seelenheil usw.) - daher Kalli immer schreiben ließ"In nomine dei...". Und fromm war er, dass man's nicht aushält, obwohl er ein Schlächter war (die armen Sachsen usw.).
Deshalb ist Karl der Große eine komplette Fälschung und damit er glaubhaft wurde, musste natürlich alles hinterher gestrickt werden ("Vita Caroli Magnis" usw.). Die ganze Geschichte von damals ist also ein Konstrukt. Und da von klugen Mönchen, fast fehlerlos eingefädelt. Und wer die Absicht kennt, kapiert's sofort.
>GrĂĽsse freundlich!
Ich auch.
d.
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<HR>
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