- Oldystunde, mal umgedreht. Drei Fragen. - Harald, 08.03.2001, 13:54
Oldystunde, mal umgedreht. Drei Fragen.
Salü Oldy,
ist wohl an der Zeit, dass man Dir mal ein paar Fragen stellt, warum es bisher noch nicht zu Gesell-Geld kommen konnte, trotz deiner unermüdlichen Bemühungen.
Also erstens mal:
Es gibt in der Welt ca. 50 verschiedene Hammer-Gestaltungen. In jeder Gegend ein paar andere. Allen gemeinsam ist nur, dass
a. man damit einen Nagel in die Wand schlagen will und kann
b. der Hammer einen leichten Stiel hat und einen schweren Kopf.
Das wars denn schon an Gemeinsamkeiten. Der Rest sind kulturelle Unterschiede, eigentlich vollkommen belanglos für den Verwendungszweck. Beim Geld ist das genau so. Ob Kaurimuschi (pardon JüKü, ist mir mal wieder so rausgerutscht) oder Eisenstäbchen, Goldmünzen oder Silbertalente, Tontäfelchen, Scheck oder Wechsel, Heller oder Batzen, Euro oder Mark, aus Metall oder Papier, als Elektron auf einer Festplatte oder als Gesellgeld: Immer nur wollte man das eine, nämlich den Nagel in die Wand klopfen, will sagen, vom leidigen Tauschhandel wegkommen.
Der Wörgl-Hammer hat nun einmal vor fast 100 Jahren funktioniert, zugegeben.
Aber woher schöpfst du die fast schon religiöse Inbrunst, hier Tag für Tag uns zu erzählen, mit dem Wörgl-Hammer ließen sich alle Nägel dieser Welt in alle Wände treiben, Oldy???
Zwotens,
In allen Kulturen zu aller Zeit haben immer die Listigen versucht, auf Kosten der Einfältigen zu leben. Ich wiederhole nach meinem Wissenstand IMMER. Wobei nach Carl von Clausewitz die List eigentlich ein Betrug sei, allerdings dergestalt, dass der Listige den Einfältigen „die Irrthümer des Verstandes selbst begehen läßt“.
Das ist wohl zutiefst menschlich und eine der vielen angeborenen Überlegensstrategien unserer Spezies.
Warum sollte das nach der Einführung von Gesellgeld anders werden, Oldy???
Drittens, die Kardinalfrage:
Nehmen wir mal den Fall an, es gelänge alle Wirtschaftswissenschaftler und Finanzfachleute in einem industrialisierten Staat (oder Währungszone) von deinen Argumenten zu überzeugen, und auch, dass diese die publizistischen Mittel hätten, die Politiker zur tieferen Gesell-Geld-Erkenntnis zu bewegen. Nun weiß doch heute schon ein jeder, auch alle Politiker bis zum letzten Hinterbänkler und zur vorletzten Quotenfrau ;-)) dass Inflation etwas unmoralisches ist, dass Falschgeld Betrug ist, dass Geldentwertung immer ein Instrument des Machterhalts gewesen ist, dass deshalbHaushaltsdisziplin eine Tugend ist.
Warum sollten sich nun Politiker diese neuen Erkenntnisse über Gesellgeld zu eigen machen, warum nur Hans???
Ob meiner Fragen
nicht verzagen!
Kannst Dir ja Zeit lassen mit der Antwort, alter Kämpe, bis ich die erste Fortsetzung meiner Tagödie gepostet habe.
Herzlichst
Harald
Nachschrift:
Max Weber hat einmal gesagt, um politischen Erfolg zu erzielen, müsse man vor allem Geduld und Geschick besitzen, dicke Bretter bohren zu können.
Abgewandelt auf deinen Fall möchte ich mal annehmen, dass um in Europa oder sonstwo Wörgl-Geld einführen zu können, man mit sehr dicken Hämmern sehr dünne Nägel in sehr harte Wände schlagen können muß. Also nicht verzagen, Oldy.
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