- Japan will Börse mit Privatfond stützen - Konjunkturnotpaket - Pancho, 09.03.2001, 14:50
Japan will Börse mit Privatfond stützen - Konjunkturnotpaket
TOKIO (dpa-AFX)- Japans Regierungspolitiker wollen die schwache
Aktienbörse mit Steuererleichterungen und einem Privatfond ankurbeln.
Ein am Freitag bekanntgegebenes Konzept für ein Konjunkturnotpaket
sieht außerdem Hilfen zur schnelleren Bereinigung der massiven
Problemkredite der Banken vor. Zudem wird die Zentralbank angehalten,
ihre Geldpolitik zu lockern und"Preisstabilitätsziele" festzulegen.
Mit Hilfe des Privatsektors soll eine Institution geschaffen
werden, die Aktien aus Überkreuzbeteiligungen absorbiert, hieß es.
Damit soll der Druck auf die Aktienbörse durch Auflösungen solcher
Beteiligungen gemindert werden. Mittels Steuersenkungen soll zudem
das Aktiensparen in Japan gefördert werden. Zu diesem Zweck soll der
Steuersatz auf Kapitalgewinne aus Aktiengeschäften von 26 auf 20
Prozent gesenkt werden. Medienberichten zufolge sollen außerdem
Maßnahmen zur Belebung des Immobilienmarkts ergriffen werden.
ZWEIFEL AN LANGFRISTIGER ERHOLUNG
Experten bezweifelten jedoch, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen
zu einer langfristigen Erholung führen werden. Der Gouverneur der
japanischen Zentralbank, Masaru Hayami, bezeichnete das Festsetzen
eines Inflationsziels nach einem Bericht der Agentur Jiji Press
angesichts der momentanen Preisbewegungen als nicht realisierbar. Am
Devisenmarkt hatte die nach Börsenschluss erfolgte Bekanntgabe des
Plans keine Auswirkungen. Die Börse schloss in Erwartung des Plans
leichter. Der Nikkeiindex gab 0,2 Prozent auf 12 627,90 Punkte nach.
Die drei Koalitionsparteien wollten die Vorschläge
Ministerpräsident Yoshiro Mori unterbreiten und ihn auffordern, für
deren Umsetzung zu sorgen. Unterdessen sorgten die japanischen Medien
mit ständig neuen Meldungen über den angeblich unmittelbar
bevorstehenden Rücktritt des angeschlagenen Premiers für Verwirrung,
die stets von der Regierung prompt dementiert wurden. Den jüngsten
Meldungen nach wird Mori nun angeblich an diesem Samstag seinen
Rücktritt ankündigen, was dieser jedoch selbst sofort zurückwies.
EIN UNPOPULÄRER PREMIER UND EINE DROHENDE REZESSION
Der politische Wirbel um den extrem unpopulären Premier erfolgt zu
einer Zeit, da die zweitgrößte Industrienation der Welt erneut in
eine Rezession zu gleiten droht. Auch Finanzminister Kiichi Miyazawa
sorgte für Stirnrunzeln: Nachdem er am Donnerstag noch in
überraschend scharfer Form erklärt hatte, Japans Staatsfinanzen
stünden"kurz vor der Katastrophe", entschuldigte sich Miyazawa am
Tag darauf gleich wiederholt für seine"unangemesse" Wortwahl. Er
habe lediglich ausdrücken wollen, was er schon vorher gesagt habe.
Die finanzielle Verfassung des Staates erfordere zügiges Handeln.
Miyazawa hatte mit seinen Äußerungen am Vortag bewirkt, dass der
Yen zum Dollar auf ein 20-Monatstief von 120,43 Yen sackte. Am
Freitag sorgten Japans Regierungspolitiker dann weiter für Verwirrung
am Devisenmarkt:"Grundsätzlich ist es falsch, eine Schwächung seiner
Landeswährung zu begrüßen", sagte Wirtschaftsminister Aso und warnte
vor verstärkten Aktienverkäufen durch ausländische Investoren in
Folge einer Abschwächung des Yen. Industrieminister Takeo Hiranuma
hingegen ließ sich mit den Worten zitieren, der Yen habe sich auf ein
"tolerables" Niveau abgeschwächt. Ein schwacher Yen werde sich
günstig auf die Exporte und damit die schwache Wirtschaft auswirken.
Nach einer am Freitag veröffentlichten Umfrage der führenden
japanischen Wirtschaftszeitung"Nihon Keizai Shimbun" glauben viele
Devisenhändler, dass die japanische Währung vor Ende Juni noch bis
auf ein Tief von 125 Yen zum Dollar absacken könnte. Im Monat darauf
finden Oberhauswahlen statt. Auch das noch immer ungelöste Problem
der massiven faulen Kredite im japanischen Bankensektor, Japans
Kardinalproblem, werde den Yen weiter nach unten drücken, hieß es./DP/aa/
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