- Oldystunde - jetzt wird`s ernst! - Oldy, 11.03.2001, 01:14
Oldystunde - jetzt wird`s ernst!
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Zuerst die Antwort auf die Frage wegen meines Logos mit
den dreifachen Kreuz im Halbmond. Das war ein Traum, den
ich hatte und da ich wußte was dieses Kreuz darstellt,
nämlich das alchimistische Zeichen für aqua regia
(Königswasser und damals die einzig bekannte Substanz, welche
Gold auflösen kann) und da dies einmal von Freiwirten
verwendet worden war, verwendete ich es eben auch.
Später fand ich dann heraus, daß anscheinend Mitar Tarabich
auch so einen Traum gehabt hat.
Der folgende Beitrag lag genau so wie der, den ich
gestern postete, wie so manche andere in den Eingeweiden
meines Computers herum. Jetzt hoffe ich, daß die Zeit
dafür auf diesem Forum reif für ihn geworden ist und ihn
wenigstens einige verstehen werden. Der Oldy heißt ja Hans
und ist wirklich ein Schlamphans. Deshalb bringt er vielleicht
oft manches zu bald, wo er die Grundlagen noch nicht
ausreichend erklärt hat, aber ihr könnt ja fragen.
Wie Zinswirtschaft funktioniert!
Irgendwie scheint es niemand richtig zu wissen, wie es eigentlich passiert, daß manchmal ein Staat 50% Zinsen anbietet und trotzdem gibt ihm niemand Geld und daß auf der anderen Seite eine Nationalbank Geld nahezu zum 0% Tarif anbietet und niemand will sich eines ausleihen. ( Derzeit in Japan) Warum ist das so?
Um das zu verstehen, muß man zuerst erkennen, das der „Zins“ sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammensetzt. Da ist zuerst einmal der sogenannte Urzins, der sich aus der Überlegenheit des Geldes gegenüber den Waren ergibt. Diese Überlegenheit sind die geringeren Lagerkosten und (mit Ausnahme von Inflation) der Unterschied in der Verderblichkeit.
Dann ist da die Risikoprämie, welche verlangt werden kann, weil ja nicht 100% sicher ist, daß ein Schuldner seinen Verpflichtungen nachkommen kann. Drittens ist da die Hausse oder Inflationsprämie, die jeder Verleiher einrechnen muß, wenn die Währung eines Landes nicht stabil ist.. Das ist oft der allergrößte Teil, der eben sogar bis 50% gehen kann in einem Land mit sehr hoher erwarteter Inflation.
Zusätzlich dazu wird von vielen Ã-konomen auch noch als Grund für den Zins eine sogenannte Liquiditätspräferenz angenommen. Das ist aber nicht ein Bestandteil des Zinses, sondern eine gedachte Ursache desselben.
Die unterschiedlichen nominellen Zinshöhen haben im wesentlichen ihr Ursache in den verschiedenen Inflationserwartungen. Der reale Zins hat aber nur zwei Bestandteile. Die Risikoprämie, welche im wesentlichen von der Bonität des Schuldners abhängig ist und den Grund oder Urzins.
Um einer Verwirrung vorzubeugen. Wir sprechen hier von Kredit oder Darlehenszinsen für Geld und nicht über sogenannte Sachkapitalszinsen oder Bodenzins (die sogenannte Grundrente) und auch nicht über den Teilzins, welchen die Banken für zeitweiligen Konsumverzicht den Sparern zahlen. In diese Sparte gehört auch die sogenannte Gegenwartspräferenz als Ursache des Zinses. Die gilt auch nur im Konsumbereich.
Das wird nämlich auch in der Wirtschaftswissenschaft oft kunterbunt miteinander vermischt.
Nun kommen wir zum Kernpunkt der Sache. Wer nimmt einen Kredit und ist willig und fähig die verlangten Zinsen zu zahlen? Mit Ausnahme von Leuten, welche für eine Gegenwartpräferenz für einen Konsum Zinsen in Kauf nehmen und sich das später dafür absparen müssen nur Leute welche es in Sachen investieren, von denen sie eine höhere Verzinsung erwarten. Wann gibt es aber solche Sachen?
Nur dann, wenn ein genügender Mangel an ihnen herrscht!
Wie jeder Preis ist auch der Preis, den jemand für die leihweise Überlassung von Sachkapital zahlt der Ausdruck eines Mangels. Ein Gut, an dem kein Mangel herrscht kann keinen Preis erzielen und je größer der Mangel an einem lebenswichtigem Gut, desto höher der Preis. Ich will für so eine banale Aussage gar keine Beispiele bringen. Die kann sich bei einigem Nachdenken jeder selber ausmalen.
Warum herrscht aber nun ein Mangel an Sachkapital, wo doch Generationen von Menschen gearbeitet haben und unermüdlich weiter arbeiten, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt, es zu erzeugen? Warum stockt die Erzeugung von Sachkapital immer dann, wenn der Preis für die leihweise Überlassung, der Zins, eine gewisse Untergrenze erreicht?
Warum gibt es nie 0% Zins? Manches Sachkapital kann zwar tatsächlich keinen Zinsertrag mehr haben und manche Fabriken, die ja Sachkapital sind, müssen ihre Tore schließen, weil sie sich, wie man so schön sagt, nicht mehr rentieren. Aber was passiert dann? Einfach! Es wird in solche oder ähnliche Fabriken einfach nicht mehr investiert. Das Geld geht in Investitionsstreik und die Wirtschaft kommt zum Erliegen.
So einfach ist die Sache. Geld stellt sich einfach nicht mehr zur Verfügung, wenn der Zins unter eine gewisse Marke durch Sachkapitalfülle sinkt. Unser Geld verewigt damit den Mangel an Sachkapital und damit den Mangel an Gütern auf dieser Welt.
Das mag eigenartig erscheinen wenn man die Fülle von Gütern sieht, die gerade in Krisenzeiten die Auslagen der Geschäfte füllen und die Lager des Großhandels und die der Erzeuger. Was ist da los?
Einfach! Die Leute, welche diese Sachen brauchen würden und haben möchten, haben kein Geld dafür und das ist ein Dauerzustand, weil sie um einen Teil ihres Einkommens, welches sie durch den Verkauf dieser Güter hätten bekommen sollen, geprellt worden sind. Sie können also die Güter der anderen gar nicht im vollen Umfang kaufen. Es bleibt immer ein Rest auf dem Markt, weil die Leute, welche sie geprellt haben ja diese Güter gar nicht kaufen wollen, sondern ihr Geld nur wieder
zinsbringend anlegen wollen und wenn sie das nicht können, weil es eben manchmal keine profitablen Anlagen mehr gibt, dann streiken sie einfach.
So ist es auf dieser Welt seit der Erfindung des Geldes und wenn man sich die Ausreden anhören muß, welche die Nutznießer dieses Systems und seine bezahlten Verteidiger sich einfallen lassen, und man hat erkannt, was da gespielt wird, muß einem übel werden.
Aber es ist wohl besser, man sagt nichts, denn anscheinend wollen die Menschen betrogen werden und die Betrogenen greifen dann nicht den Betrüger an, sondern den, der ihnen sagt, daß sie betrogen werden. Es ist nahezu gefährlich jemand zu zeigen was er für ein Narr gewesen ist, denn es scheint, daß er ein Narr bleiben möchte und wer ihn dabei stört, soll sich besser vor der Heimtücke des Narren hüten.
Der Narr wird immer sagen: „Ich habe keine Schulden, daher zahle ich keine Zinsen. Im Gegenteil. Ich habe ein wenig Geld auf der Bank und dafür bekomme ich Zinsen.“
Oder er wird sagen: „ Ich habe zwar kein Geld und muß auch Zinsen zahlen für die Schulden welche ich auf meinem Haus noch habe, aber es ist doch klar, daß niemand sparen würde, wenn es keine Zinsen gäbe und dann hätte ich mir das Geld für mein Haus nicht leihen können.“
Der ganz schlaue Narr aber wird sagen: „ Bald habe ich mein Haus abbezahlt. Dann arbeite ich noch ein paar Jahre, lege mein Geld auf die Bank und dann lebe ich von den Zinsen.“
Wenn du ihm dann sagst, daß er mehr Zinsen, als er glaubt, in den Preisen aller Dinge, welche er für sein Leben braucht, als er je an Zinsen bekommen wird, dann glaubt er das einfach nicht. Womöglich hat er auch schon so viel Geld, daß er von den Zinsen leben kann und er glaubt, daß du ihm nur neidisch wärest. Wenn du ihm dann vorrechnest, was er an Zinsen und Steuern (ein guter Teil der Steuern dient auch dem Zinsendienst) im Laufe seines Lebens bezahlt hat, um jetzt einen Teil davon zurück zu bekommen, dann rührt ihn das auch nicht mehr.
Manchmal kann man froh sein, wenn die Narren einem auslachen und nicht erst nehmen oder als einseitigen Heilsapostel ansehen. Das ist wie die sichere Position des Hofnarren. Andererseits könnte man vielleicht ans Kreuz geschlagen werden, wie jener der die Tische der Geldwechsler umwarf..
Tatsache ist jedenfalls, daß alle Güter dieser Welt sich verzinsen müssen, auch das sogenannte Eigenkapital. Bei einem Zinssatz von 7.2% dauert es genau 10 Jahre bis sich ein Vermögen durch Zins und Zinseszins verdoppelt und das heißt auch, daß in diesen zehn Jahren das gesamte Vermögen dieser Welt den Zinsbeziehern von den Zinszahlern einmal übergeben werden muß.
Bei 3.6% Zinssatz dauert es 20 Jahre. Das ist an sich fürchterlich genug, aber die Menschheit hat es seit der Erfindung des Geldes überlebt, daß sie diese Schmarotzer mitschleppen mußte und der Zins wurde zu einer Selbstverständlichkeit.
Warum es immer Marktverhältnisse gibt, welche es einem Vermögenden erlauben
.Zins zu verlangen und zu bekommen, wurde nie untersucht. Es wäre ja gegen das Interesse der Besitzenden gewesen und die finanzierten und finanzieren die Lehranstalten. Als ein Außenseiter das vor Anfang des vorigen Jahrhunderts tat wurde er ausgelacht oder totgeschwiegen. Als er gar noch eine Lösung fand, wie man den Zins überwinden könne, war natürlich für die Zinsbezieher größte Vorsicht geboten, aber bisher war es jedenfalls Geschäft wie immer für sie und auch die schrecklichste Auswirkung der Zinswirtschaft, der Krieg, wurde sogar auf einen neuen Höhepunkt mit zwei Weltkriegen getrieben.
Warum führt aber die Zinswirtschaft überhaupt unweigerlich zum Krieg? Das ist gar nicht so schwer zu verstehen. In Friedenszeiten arbeiten die Menschen und bauen Fabriken und Häuser und allerlei sonstiges Sachkapital in Hülle und Fülle. Als Folge sinkt der Zins der mit diesem Sachkapital erwirtschaftet werden kann immer weiter. Ab einem gewissen Punkt zwischen 2 bis 3%, der sogenannten Rentabilitätsgrenze lohnt es sich für das Geldkapital nicht mehr dort zu investieren. Da die Zinsen aber entweder im Handel oder der Produktion verdient werden müssen, gibt es auf einmal keinen Weg mehr Zinsen zu verdienen. Also streikt das Geld, weil seine Besitzer aus Erfahrung wissen, daß es dann mehr wert wird. Was sie also nicht mehr an Zinsen bekommen, bekommen sie in der Wertsteigerung ihres Geldvermögens.
Das hat aber sehr peinvolle Auswirkungen. Wenn die Preise im Allgemeinen fallen, stockt die Wirtschaft und eine Deflationskrise bricht an, welche dann nur durch einen Krieg überwunden werden kann. Grundursache jedes Krieges ist somit die Weigerung des Geldes unter einem gewissen Zinssatz noch in die Investition zu gehen. Das hört man allerdings nicht auf den Schulen. Da könnte man ja, Gott verhüte, Mittel und Wege suchen, wie man das Geld zwingen könne auch bei niedrigeren Zins noch in die Investition zu gehen. Oder noch schlimmer. Man braucht ja gar nicht mehr danach suchen, Der Weg wurde schon vor über 100 Jahren gefunden.
Inzwischen heben sich Staat und Kapital aber glänzend arrangiert. Es ist so weit gekommen, daß zum Beispiel zwei Handwerker, welche gegenseitig eine Arbeitsstunde austauschen wollen und das normalerweise eins zu eins tun würden, dann, wenn sie sich gegenseitig eine Rechnung ausstellen und alle anteiligen Kosten und Zinsen und Steuern anrechnen müssen jeder was ihm von acht Arbeitsstunden real übrig bleibt für eine Arbeitsstunde des Kollegen bezahlen muß. Das ist natürlich weit über einer tolerierbaren Grenze und in vielen, besonders südlichen Ländern, wird darum auch nur mehr das Notwendigste offiziell gearbeitet. Dadurch hat der Staat natürlich weniger Einnahmen, verschuldet sich daher noch mehr und der Zinsendienst, sehr oft noch an ausländische Gläubiger frißt immer mehr der Steuereinnahmen bis zum Staatsbankrott.
Die ganze Sache ist so ungeheuerlich, daß es einem schwer fällt es zu glauben und die wenigen, welche es erkannt haben, wagen es kaum, es zu sagen, weil sie dann als Narren und Phantasten hingestellt werden. Das ist die einfachste Methode für die Nutznießer des Systems, mit ihnen fertig zu werden. Es ist vielleicht auch gut, daß es so ist, würde nämlich jemand den Nutznießern wirklich gefährlich werden, würden manche von ihnen auch vor schlimmeren Methoden nicht halt machen
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