- Fuer Nereus - Oldy, 11.03.2001, 20:56
- Re: Fuer Nereus - Robert und Oldy - nereus, 12.03.2001, 08:13
Fuer Nereus
Re: Robert ist lesenswert! -
aber nicht immer
verständlich!
[ Systemfehler-forum ]
Geschrieben von Robert Mittelstaedt am 11. März 2001 16:32:19:
Als Antwort auf: Re: Inflation vs. Liquiditätsgebühr geschrieben von Hans aus
Canada am 11. März 2001 06:26:32:
Verständlichkeit ist relativ: der eine versteht, der andere nicht.
Verständlichkeit liegt nicht nur am Autor ;o) - aber das ist eh klar.
Ich hab trotzdem keine Lust, mich im EW-Forum einzuschreiben, deshalb
poste ich meine Antwort für nereus hier.
Die Arbeitgeber werden natürlich versuchen diese Kostenerhöhung wieder
reinzuholen.
Sie erhöhen einfach die Preise für Waren und Dienstleistungen.
Also wir haben jetzt höhere Löhne/Gehälter und höhere Preise für
Waren/Dienstleistungen.
Frage 1: Ist das jetzt ein inflationärer Prozeß oder nicht?
Höhere Löhne führen nicht automatisch zu höheren Preisen. Ulrich Beck weist
in seinem Buch"Was ist Globalisierung?" (Frankfurt/M. 1997, Suhrkamp, S
112) darauf hin, dass in den letzten 20 Jahren die Arbeitsproduktivität in
Deutschland um 100% gestiegen ist, in den USA im gleichen Zeitraum nur um
25%. ["Wie schaffen das die Deutschen nur?" fragte jüngst ein amerikanischer
Kollege."Sie arbeiten am wenigsten und produzieren am meisten."]
Wenn die Geldmengenerhöhung dem realen Wirtschaftswachstum entspricht,
gibt es keine Inflation. Dass die Inflationsrate in den USA höher ist als in
Deutschland, mag auch an dem Faktor Arbeitsproduktivität liegen. Der
geldsystemimmanente Zwang zur Ausweitung der Geldmenge (dottore hat auf
diesen Mechanismus immer mal wieder hingewiesen) kann also durch
entsprechendes Wirtschaftswachstum zum Teil aufgefangen werden.
Mit Bargeld wird der tagtägliche Kleinkram bezahlt. Aber die großen"Sachen"
wickelt man immer mehr bargeldlos ab.
Das ist genau der Punkt. Kleinvieh macht auch Mist. Die Kalkulation z.B. eines
neuen Hauses ergibt sich aus der Addition aller anfallenden Detailkosten: was
kostet ein Ziegelstein, ein Meter Wasserrohr, ein Lichtschalter, eine
Arbeitsstunde eines Maurers etc.? Diese Detailkosten werden mit der
benötigten Menge multipliziert und dann die verschiedenen Posten addiert.
Per Überweisung werden grosse Summen bezahlt. In der gesamten
Volkswirtschaft übertrifft diese Summe bei weitem den Betrag, der durch
Geldübergabe weitergegeben wird. Andersherum: die Anzahl der
Transaktionen, die per Bargeld getätigt werden, übertrifft bei weitem die
Anzahl der Transaktionen per bargeldloser Überweisung. Es ist die umlaufende
Geldmenge, die in Relation zum Waren- und Dienstleistungsstrom einen
Wertmasstab herausbildet. Die Werte, die auf Girokonten oder längerfristigen
Konten verbucht werden, sind vom Wertmasstab des (Bar-)Geldes abhängig.
Buchungssysteme können keinen Wertmasstab bilden, weil es im
Buchungssystem keine Geldmenge, sondern nur Geldsummen gibt. Aber auch
grössere Werte setzen sich aus Kleinkram zusammen.
Der Unterschied zwischen (Bar-)Geld und verbuchten Werten muss ganz klar
verstanden werden. Wenn die Tauschobjekte ohne Geld direkt verbucht
werden, wie in Tauschringen oder Barter-Clubs, dann fallen in der Regel weder
Zinsen an, noch wäre eine Gesellsche Umlaufgebühr sinnvoll, weil die
Tauschobjekte auf der selben Stufe stehen. Der Eigentümer einer
Kirschplantage, der einen Teil seiner Ernte im Frühsommer gegen Trauben
eintauschen will, die im Herbst geerntet werden, nutzt den Barter-Club, um
den Zeitpunkt für den Tausch abwarten zu können, aber weshalb sollte er für
die Zeit, da er sein Kirschguthaben auf dem Barter-Konto stehen hat, Zinsen
erhalten, d.h. mehr Trauben? Macht keinen Sinn. Da es jedoch in einem
Buchungssystem keinen Wertmasstab gibt, orientieren sich Tauschringe und
Barter-Clubs in der Regel an den Wertmasstäben des bestehenden
Geldsystems (z.B. WIR-Bank in der Schweiz). Erst mit (Bar-)Geld, das
scheinbar wie Ware getauscht werden kann, kommt der Zins ins Spiel, weil
das Geld den Tauschobjekten grundsätzlich überlegen ist. Aber Geld ist kein
Tauschobjekt, sondern lediglich ein glaubwürdiges Dokument über einen
standardisierten Wert - ein Tauschmedium (auch Geld aus Edelmetall ist nur
das!).
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