- Oldystunde - was nun? - Oldy, 12.03.2001, 01:21
Oldystunde - was nun?
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Löscht jetzt schnell die Lichter,
denn der neue Fürst der Dichter
schleicht sich hier herum
und es wäre doch zu dumm,
wenn er einen Platz hier fände
denn seine Dichtkunst füllt ja Bände
und was bliebe dann, oh Gott
noch von unsren lieben Elliott?
In die Sammlung gleich verbannen,
denn er schleicht sich nicht von dannen.
Da währet ewig dann sein Wort
und er ist aus diesem Forum fort.
Jeder kann dort auf die Worte schauen
und sich daran erbauen,
während hier auf dieser List`
alles wieder ernsthaft ist..
Und um gleich ernsthaft weiter zu machen, bringe ich hier einen Beitrag, der vielleicht die verschiedenen Positionen, welche hier in Bezug auf das Geld vertreten werden etwas näher erklären kann. Niemand macht sich nämlich wirklich viel Gedanken darüber, obwohl jeder täglich mit Geld zu tun hat. Geld ist aber eine unbedingte Notwendigkeit in einer Marktwirtschaft und wer es nicht versteht, muss die Konsequenzen tragen, oder wie der Oldy, einen Weg finden, wo er sogar ohne Geld überleben könnte.
Verschiedene Geldbegriffe.
Zuerst als Einleitung eine kurze Aussage: Ein Geldvermögen verdoppelt sich in 20 Jahren, wenn es 3.6 % Zinsen einbringt und die Zinsen auch immer mitlaufen gelassen werden. (Zinseszins).
Selbst die stabileren Währungen dieser Welt haben in demselben Zeitraum aber die Hälfte ihrer Kaufkraft eingebüßt. Was für einen Sinn hat da der Zins für den Geldbesitzer? Warum kämpfen sie für ihn statt für eine kaufkraftstabile Währung?
Wir haben hier auf diesem Forum im wesentlichen drei Geldbegriffe. Einen vierten, der Geld als überflüssigen schnöden Mammon ansieht, wollen wir hier nicht untersuchen. Es ist ja kein Geldbegriff.
Den drei anderen Begriffen wollen wir Namen geben, damit wir es ein bißchen klarer sehen können. Einer heißt Dottore und er ist im Wesentlichen ein vom Debitismus geprägter Begriff. Der zweite heißt Deutsch und er ist vom sogenannten Warengeld (Edelmetallgeld) geprägt. Den dritten wollen wir Oldy nennen.:-)
Der ist pragmatisch und ohne grundlegende Theorie und sagt ganz einfach: Geld ist ein allgemein anerkanntes Tauschmittel, dessen Tauschwert jeder leicht an den Preisauszeichnungen in den Geschäften erkennen kann. Ob es einen Eigenwert als Ware hat, ist bedeutungslos für seine Funktion als Tausch und Zahlungsmittel.. Einzig und allein seine relative Knappheit gibt ihm den Tauschwert. Wie es entstanden ist, kümmert ihn auch nicht. Es ist jedenfalls da.
Es hat aber eine entscheidende Funktionsschwäche, weil es gleichzeitig Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmittel sein soll.
Zurück zu Dottore.. Dieser Begriff ist ein reines Schuld-Kreditverkältnis und nur das wird als Geld anerkannt. Dazu muß allerdings die Existenz einer anderen „Geldmenge“ abgeleugnet werden und man bewegt sich von dann an im luftleeren, „wertfreien“ Raum und niemand weiß woraus sich der Wert der da verbuchten Währungseinheit ergibt. Es gibt nur mehr „Geldsummen“, deren Kaufkraft nicht ein Ergebnis von Angebot und Nachfrage auf einem Markt ist, sondern eine Übereinkommen zwischen einem Schuldner und einem Gläubiger. Wenn es da nicht ein allgemein anerkanntes Medium Geld gäbe an dem sich beide anlehnen könnten, wäre die Sinnlosigkeit so eines Geldbegriffes offenkundig. Es ist wie ein Geist ohne Körper. Schemenhaft, nicht anzufassen. Nicht existent in der Realität.
Nun zu unserer Deutschwährung. Die ist an sich näher einem realen Geldbegriff, aber sie erkennt nicht, daß Geld nicht davon abhängig ist, ob er aus einem Stoff gemacht ist, der auch Ware sein könnte, weil Geld als Tauschmittel (und das ist, was es sein sollte) nicht um seiner selbst eingetauscht wird, sondern um es später, weil es eben allgemein anerkannt ist, für beliebige Waren einzutauschen. Dabei ist sein eigener Warencharakter bedeutungslos.
Ware ist etwas, was nach einmaligen Gastspiel auf dem Markt daraus verschwindet. Geld ist etwas, was mit wechsenden Besitzern auf dem Markt bleibt. (Außer es wird gehortet.)
Der einzige Sinn, der da noch gegeben ist, ist der, daß die notwendige relative Knappheit des Tauschmittels Geld durch die Knappheit der andererseits recht nutzlosen Edelmetalle gewährleistet wird. Das Fatale an den Edelmetallen war nur das, daß immer, wenn die Wirtschaft florierte und die Leute wohlhabender wurden, das Edelmetall, anstelle vermehrt zu werden zusehends vom Markt verschwand.. Da schmückte der anscheinend gar nicht so weise Salomon sogar einen Baum mitGold und entzog es damit seiner Funktion als Tauschmittel. Schuldgeld konnte das nur kurzfristig ausgleichen, weil dann immer die Verlockung gegeben ist, diese als Ersatz für Gold oder Silber gedachten Papiere, weit über die vorhandene ursprüngliche Gold(geld)menge auszuweiten und damit die relative Tauschmittelmenge zu verändern. Diese Papiere sind „zusätzliche“ Tauschmittel und das heißt Inflation!
Vermeidet man das aber, wird durch Edelmetallgeld automatisch durch Verschwinden des Geldes eine Deflation eingeleitet. Wir haben das oft genug in der Geschichte erlebt. Mit geringerer Geldmenge müssen die Preise im Allgemeinen sinken und was passiert, wenn Preise sinken sollte doch jedem einleuchten. Kein Kaufmann kann bei sinkenden Preisen Geld in sein Warenlager investieren, wenn er nicht Pleite gehen will. Damit stockt der Absatz der Erzeuger. Sie müssen Arbeitkräfte entlassen. Die haben nun kein Geld mehr beim Kaufmann etwas zu kaufen und dessen Absatz von Waren wird noch geringer und er kauft gar nichts mehr nach und so treibt ein Keil den anderen in eine schwere Depression.. Alles weil das Edelmetallgeld automatisch vom Markt verschwindet. Es wird wohl gern angenommen, aber sehr ungern wieder ausgegeben.
Damit habe ich die drei Geldbegriffe einigermassen dargestellt und ihr müßt euch entscheiden, welchen ihr bevorzugt.
Ich persönlich bin mit keinem der drei glücklich. Den Oldybegriff muß ich zwar in Kauf nehmen, weil er der Realität entspricht aber froh werde ich mit ihm auch nicht. Mit dem Dottorebegriff kann ich gar nichts anfangen, weil er ja irreal ist und beim Deutschbegriff habe ich Bedenken. Er war Jahrtausende lang der Geldbegriff schlechthin und seine üblen Auswirkungen in der Geschichte lassen sich klar nachweisen.
Ich glaube, wir sollten einen vierten Geldbegriff suchen.
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