- Oldystunde - diesmal ohne Muse - Oldy, 15.03.2001, 08:20
- Re: Oldystunde - Muse wird immer seltener, leider. - Talleyrand, 15.03.2001, 09:06
- Hallo Oldy - BossCube, 15.03.2001, 09:32
Hallo Oldy
>Warum wundert ihr euch alle so?
>Wir wissen doch alle, daß einmal die Blase platzen wird. Beim Nasdaq von 5200 auf unter 2000 kann man das wohl schon sagen. Die Börsenkurse können nur mit neu in den Markt kommenden Geld steigen, das ist doch klar.
>Woher das Geld kommt, ist die zweite Frage. PPT oder Leute, die sich Geld dafür borgen, wenn die Zinsen niedriger werden? Werden die es im ausreichenden Maß tun? In Japan anscheinend nicht mehr.
>Selbst wenn jemand Geld für 0% Zinsen bekommen hat und es vor einem Jahr in den Nasdaq investiert hat, was helfen ihm die niedrigen Zinsen da?
>Ich glaube nicht, daß in der jetzigen Situation selbst massive Zinssenkungen noch nützen werden.. Niemand kann es riskieren sich Geld auszuleihen und es in der Börse investieren. Ich sage ausdrücklich investieren. Zocken kann man natürlich mit geliehenem Geld und wenn man Glück hat, kann das auch sogar gut gehen.
>Die Zocker in ihrer Allgemeinheit sorgen aber nur für Fluktion des Marktes und es sind die Anleger, welche ein stetiges Steigen der Kurse möglich machen solange sie anlegen.
>Warum sollten sie aber ihr Geld in Aktien anlegen, wenn deren Kurs fällt? Wegen der Tantiemen? Ja, anno dazumal war das vielleicht einmal so, aber jetzt? Damals gab es auch nur wenige Aktionäre und die hielten ihre Aktien fest und vererbten sie nach ihren Tod und die hatte ihre Aktien auch nicht mit Kredit gekauft und mußten deshalb auch nicht verkaufen, wenn die Kurse einmal fielen.
>Jetzt ist das aber anders und darum wird auch versucht mit allen Mitteln und selbst auf Kosten des Geldwertes ein Sinken der Kurse zu verhindern. Das hat aber auch Grenzen. Greeny kann nicht uferlos Geld
>und Kredit produzieren, um die Kurse immer wieder zu stützen, weil sonst das Geld weniger wert wird.
> Solange das langsam und fast unbemerkbar gemacht wird, wie bisher und der Dollar 50 Jahre brauchte bis er 9/10 seiner Kaufkraft verloren hatte, merkt es kaum jemand, aber die nötigen Summen werden immer größer und wären im Falle eines Dowsturzes um etwa 20% nicht mehr ohne massive Inflationsgefahr beschaffbar. Es ist zu befürchten, daß es trotzdem gemacht werden wird. Der andere Weg, Deflation, ist nämlich auch nicht mehr so leicht zu gehen, wenn er auch die Unterstützung der Geldguthabenbesitzer finden würde. Die sind aber eine verschwindende Minderheit all den Schuldnern, einschließlich der Staaten, gegenüber, die dann alle Pleite gingen. Die Gläubiger müssen also sehr leise treten, sonst werden tatsächlich die Schulden einmal abgebucht.
>Es ist also tatsächlich noch nicht sicher, was passieren wird. Weiter wie bisher und dann doch einmal das Lostreten einer Inflation, oder Börsenkrach und Deflation. Beides ist möglich und beides kann und wird allen Lenkungsversuchen entgleiten, wie schon so oft in der Geschichte.
>Dazu übrigens eine kleine Bemerkung. Das mit der Hyperinflation und dem wertlos werden alles Geldes samt den auf dieses Geld lautenden Schulden und Guthaben kann auch das Gesellgeld nicht mehr verhindern, genau so wenig, wie es einen Börsenkrach verhindern kann. Dazu sind die vorhergehenden Exzesse an Geldvermehrung und Spekulationsblase schon zu weit gegangen. Eine sanfte Landung kann es da nicht mehr geben.
>Das einzige, was Gesellgeld tun kann, ist die darauf folgende Deflationskrise verkürzen und damit auch den unweigerlich auf eine längere Deflation folgenden Krieg verhindern, Ist es erst einmal irgendwo eingeführt kann damit aber auch eine Inflation verhindert werden und eine feste Kaufkraft des Geldes ( und damit aller auf Geld lautender Verträge) garantiert werden.
> Ob es dazu kommen wird, ist die Frage, wenn man die vehemente Feindseligkeit beobachtet, die der Idee des Gesellgeldes überall entgegen schlägt. Es kann also ohne weiteres auch das wieder passieren, was vor dem letzten Krieg passiert ist. Selbsthilfeversuche werden wieder verboten werden und die Leute werden Demagogen aller Schattierungen wieder nachlaufen und die Deflationskrise wird wieder durch einen Krieg beendet.
>Diese Gefahr ist sehr real und es kennt sie niemand besser als der Oldy. Niemand! Und ich kann euch auch sagen warum.. Ich bin in Verbindung mit allen Bestrebungen, die sich mit Gesellgeld beschäftigen und obwohl ich weiß, wie schnell sich richtig konzipiertes Gesell-Geld ausbreiten kann, wenn eine Deflation Freiräume dafür schafft, weiß ich auch wie gering die Anzahl von richtigen Ansätzen ist.
>Es wird auch von keinem Staat der Welt eingeführt werden, denn selbst wenn sie den Karren restlos in den Dreck fahren, werden sie nur wieder mit den alten Methoden weiter machen. Sie werden eher wieder eine Edelmetallwährung einführen wollen und damit die Deflation verewigen als Gesellgeld und die Vertreter dieser Währungen werden genau so wie während der Weltwirtschaftskrise alle Gesellgeldexperimente verbieten lassen, ja, und dann werdet ihr oder eure Kinder wieder brav in Kriegen kämpfen dürfen. Wahrscheinlich in weltweiten Bürgerkriegen.
>Und was wird der Oldy dann tun? Er wird in seinem Tal sitzen und hoffen, daß das Internet noch lange funktioniert und daß seine Kinder noch die letzten Flugzeuge aus Europa hierher erwischen und es wird ihm leid tun, daß er nicht mehr nach Europa kann. Einige seiner Freunde aus aller Welt werden vielleicht kommen und ihm helfen, hier Gesellgeld einzuführen und das wird er auch tun. Einer hat sich praktisch schon angemeldet, aber er will zuerst noch versuchen, dort zu wirken, wo er jetzt ist, weil er die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat.
>Er wird mich aber bald besuchen.
>Ich werde auch so lange wie möglich weiter machen und wahrscheinlich noch in Juni zu einigen Tagungen nach Europa fliegen aber ich werde mir deshalb kein Bein brechen. Wenn die Welt mich braucht, um gerettet zu werden, ist sowieso schon alles zu spät.
Gestern hatte ich auch eine depressive Phase, als ich mir vorstellte, wie es in einigen Jahren aussehen kann. Oldy, mir graut davor. Mit dem Freigeld und dem Gold wirst Du auch recht haben. Sicher wäre es besser, wenn man ehrliches (!!) Geld ohne Edelmetall hätte. Aber Du kennst die Politiker und weißt, daß die Leute immer wieder beschissen und regelmäßig enteignet werden. Da es nur aller paar Jahrzehnte passiert, verblassen die Erinnerungen zu schnell. Es führt kein Weg am Edelmetall vorbei und die Geschichte zeigt doch, daß die Wirtschaft darunter nicht leiden muß. Im ganzen 19. Jh. lief es doch hervorragend.
Ach Oldy, ich beneide Dich um Dein Reich im Walde. Ich bin aber heimatverbunden und werde hier nicht weggehen. Irgendwie müssen wir hier mit allem fertigwerden und ich hoffe immer noch, daß wir alles"einigermaßen" in den Griff bekommen. Soll passieren was will, hauptsache kein Krieg. Leider wurden schlimme Finanzkrisen immer durch Kriege"gelöst".
Gruß in die Wälder!
Jan
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