- EZB lässt Leitzinsen für Euro-Zone unverändert (!) (owT) - PuppetMaster, 15.03.2001, 14:19
- vorauskommentar dazu - PuppetMaster, 15.03.2001, 14:29
vorauskommentar dazu
Der Stolperstein"EZB"
Man kann es drehen und wenden wie man will: Es deutet Einiges darauf
hin, dass die EZB einen weiteren Fehler begehen wird.
Blenden wir kurz zurĂĽck. Es ist etwas mehr als eine Woche her, seit der Vorsitzende der
EZB sich vor einem Ausschuss des Europäischen Parlaments in Bezug auf die
Konjunktur in der Eurozone zuversichtlich gegeben. Drei Jahre robusten Wachstums
sollen den Europäern ins Haus stehen. Weiter scheint auch in der EZB die Vorstellung
zu herrschen, dass man von den aus den USA und Japan heranbrandenden Wellen in
Sicherheit sei. Zu diesem Thema haben wir unlängst einen Kommentar abgegeben.
Worum es hier nun geht, ist die Frage danach, ob die EZB nicht irrt.
Vorgestern sind die Daten fĂĽr die deutschen Konsumentenpreise fĂĽr den Monat
Februar veröffentlicht worden. Mit +2.7% gegenüber dem Vorjahr sind die Zahlen über
den Erwartungen gelegen. Nun, die Zahl an und fĂĽr sich ist ja nicht so spannend.
Interessanter ist vielmehr die Reaktion der Märkte, v.a. des Euros. Dieser ist ist rasch
unter starken Druck geraten. Die Argumentation, welche diesen Rutsch begleitet hatte,
war, dass die hohen Inflationszahlen eine Zinssenkung der EZB hinauszögere. Das
wiederum sagt uns doch, dass die Geldpolitik als zu restriktiv empfunden wird. Zwar
sieht aufgrund der Verzögerung der Zinssenkung durch die EZB die Zinsdifferenz zum
USD für den Euro besser aus, jedoch beginnen die Märkte zu antizipieren, dass die
"hohen" Zinsen das Wachstum der Eurozone unterminieren, so dass kĂĽnftig das
Wachstumsdifferential zu den USA sich verringern wird. Eine Konsequenz daraus
könnte dann sein, dass die EZB später die Zinsen um so nachhaltiger wird senken
mĂĽssen. Ist diese Argumentation an den Haaren herbeigezogen?
Mitnichten! Es häufen sich die Anzeichen, dass es mit der Konjunktur in der Eurozone
nicht zum Besten bestellt ist. Die 3i Group Plc. hat vorgestern eine Erhebung des
Geschäftsklimas auf dem europäischen Kontinent veröffentlicht. Dabei wird November
2000 mit März 2001 verglichen. Das fatale Ergebnis: ein Absturz von 58 auf 10! Beinahe
noch spannender der Vergleich der Performance den Euro Stoxx 50 mit anderen
wichtigen Börsenindizes vom 1. Januar 2001 bis 13.3.01:
Index
Performance
Euro Stoxx 50
-12.33%
S&P 500
-9.29%
Dow Jones Industrial
-4.60%
Nikkei 225
-14.26%
Natürlich ist der NASDAQ hier nicht erwähnt. Aber das ist kein Mangel, denn die in ihm
(noch) vertretenen Tech"High Flyer" repräsentieren nicht das Rückgrat der
US-Wirtschaft.
Wenn man sich nun diese Performance zu GemĂĽte fĂĽhrt, dann ist das Ergebnis
ernüchternd: die Performance des europäischen Leitindex liegt hinter jener der USA
zurück und nur knapp vor jener Japans. Mit dem gestrigen Tag haben die Europäer
Japan möglicherweise schon eingeholt. Diese Bild der Performance der Aktienmärkte
steht in einem krassen Missverhältnis zu der sicht, die man allgemein von Europa hat.
Man holt gegenĂĽber den USA auf und im Vergleich zu Japan ist ohnehin alles viel viel
besser. Nun will ich gar nicht sagen, dass die Eurozone gleich Japan ist. Aber dafĂĽr,
dass man in Japan vom Kollaps der Staatsfinanzen und Deflation redet, hält sich der
Nikkei relativ zum Stoxx 50 nicht allzu schlecht.
Dieser Stoxx legt nun aber nahe, dass es in Europa zu Problemen kommt. Welche? Wir
kennen sie aus den USA und Japan: Platzen von Illusionen und damit verbunden ein
kräftiger Kater. Somit gewinnt die Schwäche des Euros an Plausibilität. Noch sieht er
nicht allzu negativ aus. Aber wenn er nur noch wenig fällt, dann muss befürchtet
werden, dass effektiv massive Verleiderverkäufe einsetzen, denn er hätte dann zum
wiederholten Male all jene enttäuscht, die auf ihn setzen.
Fällt der Euro, dann dann wird der Druck auf den deutschen Bund steigen und, noch
viel schlimmer, die EZB könnte in ihrer seltsam anmutenden"Elfenbeinturm-Logik" gar
zum Schluss kommen, dass ein schwacher Euro zu importierte Inflation fĂĽhre, weshalb
man die Zinsen nicht senken könne. Um Missverständnisse abzuwehren: ich bin
persönlich nicht der Auffassung, dass billiges Geld die Situation auf Dauer rettet, aber
zur Zeit ist es der Glaube der Märkte und entsprechend sind die Folgen auf diese.
Wenn sich solche RĂĽckkoppelungen zwischen Euro, Marktlogik und der Sturheit der
EZB anbahnen, dann werden die USA Europa wieder locker ĂĽberholen. Ja langfristig
kann dann nicht einmal ausgeschlossen werden, dass die weit abgeschlagenen
Japaner wieder kräftig Terrain gewinnen.
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