- Keine Panik - bei den Direktbanken - JüKü, 15.03.2001, 17:07
Keine Panik - bei den Direktbanken
"Die massiven Kursrückgänge an den internationalen Aktienmärkten haben bislang offenbar keine negativen Auswirkungen auf das Geschäft der deutschen Direktbanken. Das Wertpapier-Ordervolumen der Kunden sei nicht signifikant zurückgegangen, hieß es am Donnerstag von mehreren Banken. Panikverkäufe gebe es weder von institutionellen, noch von privaten Anlegern. Kauf- und Verkaufsorders hielten sich sogar weiter in etwa die Waage. Das insgesamt schwache Marktumfeld könne jedoch im Jahr 2001 das Neukundenwachstum der Direktbanken und das Orderaufkommen insgesamt etwas bremsen.
"Unsere Kunden sind zum großen Teil Profis, mit einer hohen Anzahl von Aufträgen im Jahr. Diese Gruppe handelt auch in einem negativen Marktumfeld", sagte der Vorstandschef von Deutschlands größter Direktbank comdirect, Bernt Weber, bei der Präsenation der Geschäftszahlen seiner Bank. Zwar werde sich die Situation an den Aktienbörsen möglicherweise bremsend auf die Zahl der Neukunden und die Gesamtzahl der Wertpapieraufträge auswirken."Wir haben keine Angst, dass die Kunden ihre Aufträge einstellen."
Im dritten und vierten Quartal des Jahres 2000, die von teilweise erheblichen Kursrückgängen an den Börsen geprägt gewesen seien, habe comdirect höhere Umsätze verzeichnet, als im Gesamtjahr 1999, sagte Weber weiter. Mit ihren Wertpapierumsätzen sei die Bank mehr als zufrieden. Die Zahl der Kundenaufträge (Trades) gab der Vorstandschef für das erste Halbjahr 2000 gab Weber mit knapp 5,4 Millionen an. Im zweiten Halbjahr hätten sie im schwachen Börsenumfeld bei 4,9 Millionen gelegen.
Angesichts der besonders deutlichen Kursverluste am Neuen Markt rechnet Weber jedoch mit einer Verlagerung der Kundenorders:"Das Geschäft geht vom Neuen Markt weg in die Dax-Werte. Etliche Mittel werden auch in Fonds statt in Einzelwerte investiert." Bezogen auf das gesamte Depot- und Einlagevolumen der comdirect habe sich der Anteil der Fonds zum Stichtag 31. Dezember 2000 auf rund 14 Prozent erhöht, verglichen mit sechs Prozent zum Stichtag des Vorjahres.
Auch bei Nürnberger Direktbank Consors wird die Situation gelassen eingeschätzt."Wir haben in den letzten Wochen keine hektischen Reaktionen bei den Anlegern gespürt", sagte Sprecherin Stephanie Schleidt."Es gab keine Panikverkäufe". Eine stärkere Nachfrage nach Fonds und Fondssparpläne sei schon seit einiger Zeit zu beobachten. Dies liege unter anderem auch an den verstärkten Aktivitäten der Anleger hinsichtlich der privaten Altersvorsorge.
Auch im in der zweiten Jahreshälfte schwachen Börsenjahr 2000 habe es über die Quartale hinweg stabile Kundenorders bei Consors gegeben, sagte die Sprecherin weiter. Im vierten Quartal hätten die Aufträge bei rund drei Millionen gelegen.
Beim zur Deutschen Bank 24 gehörenden Brokerage 24 bewegt sich das Ordervolumen nach den Worten eines Sprechers ebenfalls weiter im"absolut üblichen Rahmen". Es seien keine Auffälligkeiten erkennbar, sagte Markus Block. Kauf- und Verkaufsaufträge seien weiter in etwa im Gleichgewicht. Trotz des schwierigen Börsenumfeldes würden die Anleger nicht abspringen. Block begründete dies vor allem damit, dass die Kunden von Brokerage 24 vor allem mittel- und langfristig orientierte Anleger seien."Wir sind keine Zockerbude", sagte der Sprecher. Eine Schwächeperiode wie die derzeit herrschende werde über kurz oder lang wieder hereingeholt.
Einen Rückgang der Kunden-Transaktionen durch die Aktienmarktschwäche beobachtet dagegen die mittlerweile zum italienischen Direktbroker Bipop gehörende Entrium Direct Bankers."Es ist klar ruhiger als vor einem Jahr. Es gibt weniger Transaktionen", sagte Sprecherin Carla Laqua."Die Leute werden vorsichtig, haben zum Teil verkauft, aber trauen sich noch nicht wieder einzusteigen". Auch Laqua beobachtet derweil einen Anlagetrend weg vom Neuen Markt.
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