- Oldystunde mit alter Geschichte - Oldy, 18.03.2001, 02:59
Oldystunde mit alter Geschichte
Der Oldy wird wirklich schon alt, denn jetzt will er euch eine Geschichte aus seiner Jugend erzählen:
Er hat viel Gemeinsames mit dem Dottore, denn er war auch einmal Wirtschaftsredakteur einer großen Zeitung. 16 Seiten Großformat! Ich glaube das war sogar größer als Dottore`s Zeitung. Der Name der Zeitung war: „Paneuropäische Nachrichten“, wobei ich für Nachrichten nicht mehr garantieren kann. (Das Gedächnis läßt in meinem Alter eben auch schon nach) Es könnte auch einfach: „Paneuropäische Zeitung“ gewesen sein. Ich hatte den Herausgeber und seinen Chefredakteur bei einer politischen Versammlung der „Paneuropäischen Union“ kennengelernt, als gerade die erste Ausgabe dieser Zeitung im Druck war.
Es muss etwa 1950 gewesen sein. Ich war also gerade 22 Jahre alt und kämpfte schon damals für ein vereintes Europa. (Das wird der Reinhard nicht glauben wollen, denn er weiß, wie sehr ich gegen den „goldgedeckten Euro“ aufgetreten bin).
Jedenfalls hatte der Chefredakteur K.R.dort eine Rede gehalten und ich machte ihn als Debattenredner (ja, damals konnte ich noch öffentlich reden und jetzt nicht mehr:-(, wie alle in Ochsenfurt bemerkt haben) zur Schnecke, weil er keinerlei Vorstellungen über die wirtschaftlichen Ziele so einer Union hatte.
Kurzum, das Resultat war das, daß die beiden mich dann zur Seite nahmen und mir die Wirtschaftsredaktion anboten. Ohne Vertrag und zur Probe. Ich nahm trotzdem an und war somit verantwortlich für eine der 16 Seiten. Geschrieben hat die dann nach meinen handschriftlichen Manuskripten der einzige andere Mitarbeiter der Zeitung, der Chefredakteur, samt den anderen 15 Seiten. Das war zwar allerhand Arbeit für ihn, aber es war ja eine Wochenzeitung und er war recht flott mit der Schreibmaschine und da war ja auch der Fortsetzungsroman, der schon als Manuskript da war.
Ich erinnere mich nicht mehr an die Auflagenzahl aber ich war mit meinem Verdienst bei der Zeitung sonst zufrieden und hätte schon weiter gemacht, obwohl ich den Verdienst in der Form kassieren mußte, daß ich mich mit einem Pack Zeitungen an eine Strassenecke stellen mußte und sie verkaufen. Dem Chefredakteur half seine Frau dabei, denn er hatte ja nicht so viel Zeit wie ich mit meiner einzigen Seite.
Wir gingen mit unseren Zeitungen auch zu politischen Versammlungen, um sie dort zu verkaufen und ich erinnere mich noch daran, daß mir bei einer kommunistischen Versammlung, wo ich natürlich auch als Debattenredner mitmachte, weil ich ja auch meine Zeitungen verkaufen wollte, ein Angebot gemacht wurde. Ich sollte mit ihnen zusammen arbeiten und sie würden meine Zeitungen vertreiben. Anscheinend
wäre ihnen das als Weg zu einem kommunistischen Europa erschienen.
Um es gleich vorweg zu nehmen. Es wurde nichts daraus. Wer weiß, vielleicht hätten wir sonst jetzt ein kommunistisches Europa.:-).
Bei einer nationalen Versammlung hingegen wurde ich ausgepfiffen und mußte wegen des Gegröhles das Podium verlassen während eine Schlägerei im Publikum ausbrach. Dabei bin ich doch durchaus national eingestellt, aber die wollten anscheinend wirklich nichts mit einer paneuropäischen Union zu tun haben.
Dann entschloss sich aber der Herausgeber und Geldgeber, daß die Zeitung sich nicht lohne und stellte sie ein und so erlebte die „große“ Zeitung nicht einmal ihre fünfte Auflage und diese kurze aber interessante Episode in meinem Leben war vorbei.
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: