- Netter Beitrag zur"Neuen Ã-konomie" Ein Hochgenuß! - BossCube, 21.03.2001, 19:42
- Es fällt schwer, dies eine Satire zu nennen, B.C.! oT - Talleyrand, 21.03.2001, 22:40
Es fällt schwer, dies eine Satire zu nennen, B.C.! oT
>Und besten Dank an meinen Kumpel Tobias, der mir das zugeschickt hat. (aus Zyn.de)
>
>Hallo allerseits,
>hier etwas zur allgemeinen Erheiterung - vielen Dank an die Jungs von
>zyn.de
>Viele Grüße
>Tobias
>--------------------------------------------------------------
>Was Sie noch nie über Internet-Firmen wissen wollten
>Die New Economy - endlich entschlüsselt: Teil 1
> von Zara
>Das Internet boomt. E-Commerce boomt. Das Internet ist super. Startups
>sind toll. Die New Economy ist ganz was anderes. Das Internet boomt. Ich
>schreibe das deswegen so deutlich, weil Sie sicher noch nie einen
>Artikel zum Thema Internet gelesen haben, der diese Sätze enthalten
>hätte.
>Wenn Sie auf www.zyn.de herumgurken, dann glauben Sie sicher, Sie wären
>ein toller Bursche, voll im Saft, hell im Hirn, mitten im Leben und vor
>allem: Modern, zeitgemäß und an der Spitze der Entwicklung. Pustekuchen,
>denn an der Spitze befinden sich ganz andere: Die Jungz und Mädelz der
>New Economy.
>In Kürze: Das sind Menschen, die Unternehmen gründen und im Internet die
>dicke Kohle abzocken, so wie gewisse, geldgeile ZYN!-Autoren auf ihren
>SF-Portälchen, oder, noch penetranter, gleich ungeniert dort. (Ja,
>ruhig mal hinsurfen!)
>New Economy - was ist das?
>Kenner unterscheiden zwischen 'New Economy' und Old Economy bzw. 'Brick
>and Mortar'-Firmen. Letztere heißen keineswegs so, weil sie Ziegel und
>Mörtel herstellen, aber keiner weiss, warum sie so heißen.
>Die New-Economy-Firmen dagegen stellen dagegen gar nichts mehr her.
>Dafür haben Sie 'ne Webadresse. Die endet meistens mit.com. Daher nennt
>man diese Firmen auch 'dotcoms'.
>Sie sehen sofort: ZYN! ist 'Old Wconomy', denn wir sind nur Punkt-de-e.
>Auch die.ru und.fr und.it und die seltsamen.co.uk sind keine
>dotcoms, ja, können keine dotcoms sein. Denn dotcoms brauchen.com,
>sonst wären es ja keine dotcoms. Sagen die Pressefuzzis.
>Macht nix: Bei Strato und 1&1 gibt's.com-Domänen für
>Einsneunundneunzig, und schon ist man ein dotcom. Jaja, so einfach ist
>das. Bzw., wie beim Faselblättchen Net Investor, ein 'Dot.com', also ein
>'Dotdotcom',
>was ungeheuer clever ist.
>Wie entsteht ein New-Economy-Unternehmen?
>Es gibt zwei Versionen, eine für die Ã-ffentlichkeit (die PR-Version),
>und eine wirkliche.
>So ist es wirklich: Vier ehemalige Unternehmensberater haben keinen Bock
>mehr, den Dreck anderer
>Manager wegzuräumen. Oder wurden wegen Mittelmäßigkeit gefeuert
>(,alternativ wegen Unregelmäßigkeiten). Wenn sie in den USA leben,
>kaufen sie ein Trendbuch und gründen ein Unternehmen, das einen der
>herbeigeschriebenen Trends verwurstet. Wenn sie in Deutschland leben,
>gucken sie sich an, was in Amerika Erfolg hatte, und machen das dann
>nach. Vorher holen sie sich noch eine Frau ins Boot, weil das gut in die
>PR-Story passt.
>Die PR-Version geht so: Fünf Freunde und Freundinnen zwischen 14 und 24
>haben eine tolle Idee. Neben Schule und Klavierunterricht stellen sie
>eine Website auf die Beine, die ganz toll ist. Millionen von Besuchern
>strömen auf die Site, und plötzlich sind die Fünf alle Millionäre. Ihre
>Mami haben sie trotzdem noch lieb, und auch ihre Schulfreunde sagen dem
>Reporter: 'Ja, sie haben sich nicht verändert, sie sind immer noch die
>gleichen, netten Kerle.' Die Frau wird übersehen, auch von Sabine
>Christiansen, kommt aber in Gala zu Wort.
>Wo haben die ihr Geld her? Früher ging das so: Man ging zu einer Bank
>und sagte: Ich habe hier eine Idee und brauche dafür Geld. Sofern die
>Forderung unter 5 Millionen Mark lag oder etwas vernünftiges enthielt
>(1-Liter-Auto, biologisch nachwachsende Solarzellen mit 99%
>Wirkungsgrad, Kalte Kernfusion), lachte die Bank die künftigen
>Unternehmer aus. Lag sie drüber, sagte die Bank: Machen sie einen
>Businessplan, der Hand und Fuß hat. Studieren sie was. Füllen sie diesen
>Antrag aus. Und diesen. Diesen auch. Und da... jedenfalls hatte man viel
>zu tun, ehe man ein Unternehmen gründen durften. Dann kriegte man 10
>Millionen und konnte loslegen. (Ausnahme: Bauunternehmer kriegten immer
>Geld.) Allerdings gingen sie dann pleite, weil die NSA in Bad Eibling
>die HiTech-Baupläne längst an die US-Industrie verpfiffen hatte.
>Heute geht das so: Ein junger Mensch, bisher Arbeitsverweigerer und
>Zivildienstleistender, ist völlig berauscht von den
>Alles-Gutfind-Artikeln in den Jubelblättern Focus, Bizz und Tomorrow,
>stellt sich auf die Strasse
>und sagt:"Hallo! Huhu! Ich hab mal jemanden getroffen, der in einer
>Bücherei ein HTML-2.0-Buch stehen sah!"
>Und sofort klappen reihenweise die Gully-Deckel zur Seite, mindestens 20
>Geldgeber springen heraus und überhäufen den Unternehmer mit Gold.
>"Haben Sie einen Business-Plan?" fragt der Geldgeber gelegentlich den
>Unternehmer."Was ist das?" fragen die zurück und schieben nach:"Aber
>egal: Wir haben dafür einen
>First-Mover-Advantage!". Der Geldgeber nickt, denn es klingt gut.
>Außerdem wirken die fünf jung und dynamisch."Ja, das reicht."
>Wie kommen die zu ihrem Namen?
>Natürlich brauchen die Fünf einen Namen. Das ist schwer. (siehe den
>wertvollen Beitrag guzzi-guzii.dot-com)
>Was passiert dann? Okay, die fünf smarten Start-Ups haben nun 15
>Millionen in der Tasche. Wie geben sie es aus? Kern ihres Angebots ist
>eine Technik, die sonst keiner hat: Sonst könnte das einmalige Angebot,
>nennen wie es eine Auktion, eine Suchmaschine, ein Portal, eine
>Jobvermittlung, ein Schnäppchenratgeber,
>eine Community oder eine Meinungsplattform, ein B2B- oder ein
>B2C-Marktplatz und ähnlich dürftigen Ausfluss ja jeder nachmachen. Da
>sollte man schon eine Million reinstecken. Gute Idee, dafür haben sie
>sich jeweils 'ne halbe Millionen Gehalt verdient. Noch zwei Millionen
>für zwanzig Angestellte, PCs, Notebooks, Videokonferenzsysteme, schicke
>Möbel und italienische Designerlampen sowie Jojobaöl-getränktes
>Klopapier (rosa, nicht unähnlich der Financial Times).
>Bleiben zehn Millionen. Die investieren sie ins Marketing: Corporate
>Identity, Werbung, Banner, bunte Seiten im Spiegel, ach ne, lieber in
>der Wirtschaftswoche, plus Werbespots im Fernsehen, natürlich mit
>Sport-Stars, Fernsehstars, Pornostars und so weiter. Wichtig dabei: Neue
>Worte schaffen. Zum Beispiel: E-Business? - Gähn. Kommt von IBM, ist
>gleich uralt. Da könnte mal ja gleich ne Garage fotographieren und
>behaupten, man wär ein kleines Startup voll mit innovativen Mädelsz und
>Kerlchen, etwa so wie Hewlett-Packard, das Drucker-Amt. M-Business? -
>Nö, aber wie wäre es mit Z-Business! - Portal? - Ach nein, hmm, denn wir
>haben ja ein Portal für mobile User... beamt nicht weg... also lieber
>ein Mortal! (Sieht aber blöd aus, das Wort, deswegen wird in der CI
>verankert, das ganze müsse künftig m.0RT_AL heißen.)
>Und immer schön im Trend:
>'m.0RT_AL setzt auf Linux, SAP und WAP',
>'m.0RT_AL erstellt eine Internet-Todesliste',
>'m.0RT_AL fordert Steuererleichterungen für m.0RT_AL',
>'Bei m.0RT_AL sind alle Mitarbeiter gleich, auch die Chefs',
>'m.0RT_AL stellt Inder ein',
>'m.0RT_AL animiert Mitarbeiter, Kinder zu kriegen' (ja!, dann würde in
>Startups endlich mal was gemacht,
>was Hand und Fuß hätte!)... etc. pepe.
>Doch die Site ist ein Flop. Schuld sind, das ergibt eine schnelle
>Beratung in der Kneipe um die Ecke,
>Werbeagentur, Webdesign-Agentur, Webtechnik-Agentur, PR-Agentur und -
>natürlich - die aktuelle Regierung. Die dynamischen Fünf jammern ein
>bisschen im Fernsehen herum, feuern die Agenturen, die sie dort
>reinbrachten und heuern ersatzweise noch teurere an. Ihren Geldgeber
>faseln sie mit Second-Mover- und Delayed-Market-Penetration-Advantage
>voll und schwätzen ihm noch mal 15 Millionen ab.
>Prima: Gibt erst mal ne fette Gehalterhöhung und ein paar neue
>Firmenwägen - die alten müsste man sonst
>ja mal waschen. Und eine neue Corporate Identity sowie ne Runde Pizza
>für die Mitarbeiter mit den warmen Worten:"Hey, wir haben hier alle
>einen guten Job gemacht!"
>Initial Public Offering an der Börse
>Die Site floppt weiter. Die dynamischen Fünf schließen die sonst immer
>offenen Türen ihrer echt lockeren New-Economy-Büros und beschließen:
>'Einfach ignorieren! Wenn wir den Konkurs nicht sehen, dann sieht der
>Konkurs uns auch nicht. Basteln wir lieber an unserem Börsengang!'
>Für den betriebwirtschaftlichen Kram, die Suche nach Vorständen, die
>Bankberater und die Werbung für den
>Börsengang verpulvern sie die verbliebenen 10 Millionen. Die besten
>Leute haben inzwischen schon gekündigt, aber der Ausschuss, der noch da
>ist, bleibt um so treuer, denn sie geiern bereits nach den Stock
>Options, also cool bleiben: Die würden auch auf den Strich gehen, um die
>Firma zu retten. Und an die Presse geht eine provokante Meldung, dass
>Deutschland mehr Inder braucht und die aktuelle Regierung all die jungen
>Unternehmen schikaniert - das bringt weitere Presse-Clippings in den
>Nörgelblättern.
>Dann ist es soweit: Der Börsengang naht. Die fünf Unternehmer labern
>ihrem Venture-Kapitalisten etwas von Late-Mover-Advantage vor und
>pressen ihm eine Pre-IPO-Geldspritze ab. Zu diesem Zeitpunkt sollte das
>Net-Quintett zumindest verfängliche Videos von ihm und dieser teuren
>Domina haben, sonst gibt es keinen Pfennig. Aber die fünf haben ja
>vorgesorgt und entsprechendes arrangiert, insofern klappt alles. Der
>Börsenkurs steigt, per Familiy-and-Friends-Option hat vorher jeder noch
>seine Mutti satt mit Aktien versorgt.
>Die Site floppt weiter. Die dynamischen Fünf bleiben aber cool, denn sie
>haben den Masterplan: Erst mal die Agenturen für Marketing, Media,
>Screen-Design, Technik und PR feuern. Dann den teuersten
>Unternehmensberater engagieren, aber nicht auf ihn hören (bringt
>Presse-Clippings). Schließelich eine zweite Management-Ebene einziehen,
>sich gegenseitig versichernd: 'Kann ja nicht angehen, dass die
>T-Shirt-Bubis von der Basis einem ständig ins Büro latschten.'
>Nun noch ein paar Werbefeldzüge aus dem Ärmel schütteln: In allen
>Hauptstädten Prostituierte engagieren, die das Logo der Firma auf der
>Stirn tragen - hmm, nicht zielgruppenaffin genug.Gemietete Ernst-August-
>Imitatoren pinkeln in den Innenstädten gegen die Wände, und wenn sie den
>Hosenschlitzt zumachen und weitergehen, sieht man den Werbeslogan? - Hm,
>nicht aufsehenerregend genug, obwohl schon der Prozess mit dem Prinzen
>für Rummel sorgen...
>Wie ist das: Mehrere Concordes mit Werbebannern crashen napalmbeladen in
>Big-Brother-Haus, der
>Robinson-Insel und den anderen Reality-Soap-Quatsch - hey, klingt cool:
>was kostet das? Egal, bringt
>Aufmerksamkeit. Ist gleich Presse-Clippings.
>Und dann heißt es durchhalten und das Pressegeschwätz über Todeslisten,
>Burn-Rates und andere
>Nichtigkeiten ignorieren. Etwa 11 Monate.
>Kurz vor der ersten Jahresbilanz rufen dann alle bei Mutti an:
>Verkaufen! Dann schmeißen sie den Job hin, und ab geht's nach Rio,
>schnell schnell, ehe die Staatsanwaltschaft wegen Insidergeschäften an
>die Tür klopft!
>--------------------------------------------------------------------
>....und wenn sie nicht gestorben sind so leben sie noch heute
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: